Broken Hearted. Cara Lay

Broken Hearted - Cara Lay


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den Tätern furchtbare Vergeltung angedroht, sodass Brenda sich tagelang nicht aus dem Haus getraut hatte. Aber Matt hatte ihr nichts nachweisen können und die Tat war bis heute ungesühnt geblieben.

      Sie erreichten die Stelle, an der sie ihr Picknick abhalten wollten, und Brenda ließ den Rucksack von den Schultern gleiten.

      »Vielleicht sollte ich die Gelegenheit für eine späte Strafe ergreifen«, ertönte in diesem Moment Matts Stimme nah an ihrem Ohr. Sie war so in der Vergangenheit gefangen gewesen, dass sie nicht mitbekommen hatte, wie er sich von hinten angeschlichen hatte. Ehe sie sichs versah, hatte er sie hochgehoben und sich wie ein Handtuch über die Schulter geworfen.

      Sie quiekte und zappelte mit den Beinen, doch er hielt sie eisern fest. Er war kräftig und bändigte sie mit Leichtigkeit. Hilflos musste sie erdulden, dass er unter dem Gelächter der anderen mit ihr zum Ufer stapfte.

      »Das wagst du nicht«, kreischte sie. »Das Wasser ist noch eiskalt!« Viel wärmer würde es auch im Hochsommer nicht werden, aber dann wäre die Lufttemperatur wenigstens höher.

      »Dann gestehe und bettle um Gnade«, erwiderte Matt mit düsterer Stimme.

      Er zog sie nach vorne, sodass er sie vor seinem Körper auf seinen Armen trug und grinste sie an. »Nun?« Er hob die Augenbrauen. Das Blau seiner Iriden funkelte mit dem des Sees um die Wette. Seine Lippen waren auf einmal nah. Viel zu nah. Sie verzogen sich zu einem diabolischen Grinsen. »Höre ich ein Geständnis?«

      »Niemals! Es wäre ohnehin alles längst verjährt.« Mit einer energischen Bewegung wand sie sich herunter. Ihre Landung erzeugte ein platschendes Geräusch. Sie hatte nicht gemerkt, dass Matt sie direkt an den Rand des Sees getragen hatte. Vor Schreck wollte sie an Land springen, verlor das Gleichgewicht und fand sich plötzlich in kräftigen Armen wieder.

      »Vorsicht.« Matt hielt sie fest umschlossen. »Sonst gehst du wirklich noch baden.« Klang seine Stimme etwas rauer als gewöhnlich?

      »Davon träumst du nur.« Brenda drehte sich aus der Umarmung und eilte zurück zu der kleinen Wandergruppe, die das Schauspiel amüsiert verfolgt hatten. Das Wasser dort am Rand war kaum zwei Finger hoch gewesen und ihre Wanderschuhe überdies wasserdicht. Angst vor einem unfreiwilligen Fußbad war also nicht der Grund für ihre Flucht. Etwas anderes trieb sie von der Stelle weg, wo Matt noch stand und ihr hinterher sah. Etwas, über das sie in Ruhe nachdenken musste. Was um alles in der Welt hatte sie da gefühlt, als sein Gesicht ihrem so nah gewesen war?

      Die anderen hatten inzwischen die mitgebrachten Decken ausgelegt. Brenda kümmerte sich um Noels Geburtstagskuchen. Damit sie ihn transportieren konnte, hatte sie den Kuchen auf verschiedene Kunststoffboxen verteilen müssen, nun kniete sie sich auf eine Decke und richtete die Stücke sorgfältig auf einer Glasplatte an.

      Auch die übrigen Gäste öffneten nach und nach ihre Rucksäcke und breiteten die mitgebrachten Köstlichkeiten in der Mitte aus. Vor ihnen türmten sich auf Platten und in bunten Schüsseln Sandwiches, Salate und diverses Fingerfood. Hinzu kamen Flaschen mit Wasser und Wein. Ein Geburtstagspicknick mit all seinen Lieben war Noels Wunsch gewesen. Jetzt saß er strahlend inmitten von Familie und Freunden, die sich um ihn herum auf farbenfrohen Decken scharten. Auf den Platz vor Noel stellte Brenda nun den Kuchen ab.

      Begleitet von einem eher herzlich als gut intonierten Ständchen blies Noel lachend die Kerzen aus. Er wirkte rundum glücklich, ebenso wie seine Gäste. Auch Matt scherzte mit allen. Mit allen außer mit Brenda. Sie bemerkte seine Seitenblicke, aber die Ungezwungenheit ihr gegenüber fehlte. Traurig wandte sie sich ab. Etwas hatte sich zwischen ihnen verändert.

      Während des Essens berichteten Noel, Cadie und Matt abwechselnd von den weiteren Plänen für das Hotel. Brenda wurde immer stiller. Zum ersten Mal erfuhr sie von Matts Überlegungen, die Berghütte, in der sie im Winter gearbeitet hatte, für Wanderer attraktiver zu machen. Sie hätte schreien mögen. Damit würde die Konkurrenz für das ›Inn‹ noch größer.

      Mit Begeisterung stellte Matt anschließend seine Ideen vor, wie man auch Mountainbiker und Kletterer nach Plansprings ziehen könnte, um den Sommertourismus zu beleben. Alle hingen an seinen Lippen und prophezeiten dem Resort eine glorreiche Zukunft. Brenda fühlte sich ausgeschlossen wie nie zuvor.

      10

      Matt

      Da saß er inmitten seiner Freunde und wurde von allen Seiten für den Erfolg des Resorts gelobt und beglückwünscht. Und doch nagte das Gefühl des Scheiterns an ihm. Nicht beruflich, das Hotel hätte finanziell kaum besser aufgestellt sein können. Aber wenn er in das Gesicht der Person am Rand der Decke sah, wusste er, dass er als Freund versagt hatte. Brenda verschloss sich mit jeder Minute mehr, er konnte förmlich sehen, wie sie sich zurückzog. Er hatte am Wasser versucht, sie aus der Reserve zu locken, doch das Gegenteil erreicht. Seit der Szene am Ufer war sie noch in sich gekehrter. Ihm war nicht entgangen, wie sie regelrecht vor ihm geflohen war und er fühlte sich ihr gegenüber seitdem ungewohnt befangen, weil er nicht wusste, womit er sie so verschreckt hatte.

      Schweigend lauschte sie den Gesprächen und wirkte, als kostete es sie allergrößte Mühe, überhaupt zu bleiben. Selbst als alle in höchsten Tönen ihren Kuchen lobten, erschien nur die Winzigkeit eines Lächelns auf ihrem Gesicht, das bereits erlosch, bevor es ihre Augen erreichte. Dabei war der Kuchen jede Anerkennung wert, die ihm und der Bäckerin zuteilwurde. Blueberry Lemon Poke Cake hatte Brenda diesen Schichtkuchen genannt, und dann selbst kein Stück davon gegessen, obwohl diese Köstlichkeit weich und fruchtig aromatisch auf der Zunge zerfiel. Sie sollte wirklich mehr solcher Leckereien im ›Inn‹ anbieten, dann wäre Gästemangel kein Problem mehr, dachte er nicht zum ersten Mal.

      Brenda blieb einsilbig. Sie rang sich gerade einmal ein Lächeln ab, wenn sie direkt angesprochen wurde. Später am Tag murmelte sie etwas von Kopfschmerzen, als Noel seine Geburtstagsgäste nach der Wanderung noch auf einen Drink in die Bar einlud. Sie war verschwunden, ehe jemand sie aufhalten konnte, und Cadie und Matt wechselten einen besorgten Blick.

      »Ich finde heraus, was sie hat«, versprach Matt und nahm sich vor, sich Brenda bei der nächstmöglichen Gelegenheit vorzuknöpfen.

      Das stellte sich allerdings als unerwartet schwierig heraus, denn er bekam Brenda in der folgenden Woche nicht zu Gesicht. Sie hätte keine Zeit, erklärte sie ihm kurz angebunden am Telefon. Selbst im ›Inn‹ traf er sie nicht an.

      »Ist nicht da«, teilte Hank ihm wortkarg mit und sein Tonfall hatte bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem seiner Nichte, mit dem sie Matt seit Tagen abwimmelte. Langsam wurde er sauer und hätte er es nicht Cadie versprochen, hätte er womöglich aufgegeben.

      »Vielleicht solltest du versuchen, etwas aus ihr herauszubekommen«, schlug er Cadie vor. Sie saßen in seinem Büro und er hatte ihr gerade von seinem vergeblichen Besuch im ›Inn‹ erzählt.

      »Das habe ich längst getan und kapituliert«, erklärte Cadie bedrückt. »Sie lässt mich einfach auflaufen. Wenn jemand an sie herankommt, bist du es.« Bei diesen Worten lächelte sie auf eine seltsame Art.

      In diesem Augenblick klingelte das Telefon, und er kam nicht mehr dazu, Cadie zu fragen, was sie damit meinte. Überhaupt hatte er zu viel zu tun, um sich den Kopf über die Launen der diversen Frauen in seinem Umfeld zu zerbrechen. Mit Sandra hatte er offenbar einen weiteren Problemfall vor sich. Die Telefonate mit ihr fielen kurz und kühl aus. Irgendwann rückte sie damit heraus, dass sie sich in Plansprings langweilte und ihn nur noch in Denver treffen wollte. Zähneknirschend gab Matt nach und lud sie für Samstag in eines der beliebtesten Restaurants Denvers ein. Er gab sein Bestes, dabei den Knoten im Magen zu ignorieren, der ihm sagte, dass sich mit Sandras Entscheidung ihre Beziehung dem Ende entgegen neigte.

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