Interstellare Bräute® Programm Sammelband. Grace Goodwin

Interstellare Bräute® Programm Sammelband - Grace Goodwin


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rieche ich Blut?” Er schnüffelte erneut, seine Augenbrauen zogen sich zusammen und jeder Anflug von einem Flirt war verschwunden.

      Ich zuckte die Achseln. Sicher, ich hatte geduscht und eine frische Uniform übergezogen, aber niemand aus meinem Team war zur Krankenstation gegangen, um unsere Kratzer und blauen Flecken versorgen zu lassen. Wie immer waren wir zurückgekommen, hatten den Schmutz des Todes abgewaschen und waren schnurstracks zur Bar marschiert. Wir waren es gewohnt Leute zu verlieren, aber Henrys Verlust schmerzte mehr als üblich. Er war ein wahrhaftiger Joker, jener Komiker und Spaßvogel, der mit allem davonkam und den Alltag auf dieser abgelegenen Station fast schon heiter machte. Alle Erdlinge auf der Station waren über seinen Tod informiert worden. Und das bedeutete, dass sie hier runterkommen und ihren Kummer ersäufen würden. In ein paar Stunden würde es hier rappelvoll werden.

      Vielleicht sollte ich mir noch ein zweites Glas Whiskey gönnen. Das lautstarke Gesinge und Angestoße würde sich über Stunden in die Länge ziehen. Ich seufzte und rieb meine Schläfen. Ich spürte bereit den aufziehenden Kopfschmerz.

      Sexy Alien kniff die Augen zusammen, als er meine Hand sah—also die, die er nicht gerade festhielt—und den dunkelgrünen Verband. “Du bist verletzt.”

      Er wechselte zu meiner ramponierten Hand und in seinem Griff kam ich mir ganz klein vor. Seine Berührung war persönlich, intim und ich fühlte mich irgendwie besonders. Ich war hin und weg. Und ich musste feststellen, dass ich buchstäblich danach gierte. Er nahm sich die Freiheit und hielt meine Hand in seiner; als ob ich ihm gehörte. Dann wickelte er den straffen Verband ab.

      “Das ist nichts. Wirklich.” Meine Handfläche hatte einen kleinen Schnitt, von einem zerfetzten Metalltrümmer. Ich hatte auf Mission schon Schlimmeres davongetragen. Sehr viel Schlimmeres.

      Er drehte meine Handfläche nach oben, legte sie in seine und seine Finger strichen sanft über die Schnittwunde. Sie hatte zu bluten aufgehört, bevor ich zurück zur Zenith transportiert war. Ein Kratzer. Ich begrüßte den stechenden Schmerz. Manchmal war es das einzige Mittel, um sicher zu sein, dass ich noch lebte. Ich hatte mir nach dem Rücktransport ein paar extra Minuten Zeit genommen und sichergestellt, dass Henrys Leichnam in die Leichenhalle gebracht wurde und war dann zu meinem Team gestoßen.

      Über Schmackos Schulter hinweg sah ich unseren zweiten Offizier, Rovo, und er beobachtete mich. Er war mit den anderen da, aber der Blick, den er uns zuwarf, brachte mich erstmal ins Stocken. Sein besorgter Blick—was mich betraf ein ganz normaler Ausdruck für Rovo—wanderte von mir auf den Rücken meines Begleiters. Dem Schmacko musste aufgefallen sein, dass ich abgelenkt war und er blickte seinerseits Richtung Rovo. Eine halbe Sekunde lang stierten sie sich an, eine Art Kräftemessen unter Alphamännern von dem ich sowieso nichts verstand. Aber ich machte mir keine Sorgen. Ich war sicher. Mein gesamtes Team war hier, sie saßen an der Wand aufgereiht und behielten mich im Auge, während sie sich ausquatschten und so diesen beschissenen, trostlosen Planeten von dem wir eben gekommen waren, vergaßen.

      Wir kämpften um tote Planeten. Es erschien lächerlich, ergab aber Sinn. Niemand wollte einen Hive-Stützpunkt in diesem Sonnensystem. Verdammt, nicht einmal in dieser Galaxie. Folglich stritten die Koalitionstruppen um ein Stück Dreck. Um strategische Positionen. Um die Hive fernzuhalten.

      Weltraum oder Erde, gewisse Sachen waren nicht im Geringsten anders. Nicht, wenn es um Gut und Böse ging. Krieg.

      Er drehte sich wieder um, Rovo hatte er wohl schon vergessen. Er hielt immer noch meine Hand. Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet, als ich mich auf der Suche nach einem Drink zur Bar begeben hatte. Eigentlich sollte ich jetzt bei meinen Teamkollegen am anderen Ende des Raumes sitzen, aber nein. Seit er in meinen persönlichen Bereich eingedrungen war, hatte ich mich nicht vom Fleck gerührt. Ich wollte es nicht. Selbst seine kitschige Bemerkung hatte mich nicht vertrieben.

      Dieser Typ? Heilige Scheiße. Ich wollte alles tun, was er von mir verlangte. Was immer er sagte. Jetzt sofort.

      Warum? Weil ich keine Zweifel hatte, dass er gut war. Sehr, sehr gut. Und hier draußen im Sektor 437, auch bekannt als der äußerste Quadrant im Nirgendwo, war meine Vagina vor mangelnder Zuwendung so ausgetrocknet wie die Trionische Wüstenlandschaft. Ein bisschen männliche Aufmerksamkeit würde mir guttun.

      Insbesondere von jemandem, der so aussah wie er. Der mich anglotzte, als wolle er mich an Ort und Stelle verschlingen. Oder über die Schulter werfen und auf der nächstgelegenen horizontalen Fläche flachlegen—vielleicht würde er es auch einfach in der Vertikalen durchziehen. Eine Wand würde für eine schnelle Nummer reichen. Heiß, feste und derbe. Gefährlich? Vielleicht.

      Aber genau danach sehnte ich mich. Etwas Waghalsiges. Etwas, das mich zittern und keuchen ließ vor Verlangen, vor Bedürftigkeit. Ich wollte jetzt nicht rational bleiben.

      Ich wollte spüren.

      2

       Harper

      Seine Berührungen waren wie eine Droge, das Kribbeln nur allzu vertraut. Adrenalinjunkie? Hatte ich nie abgestritten. Aber in den letzten zwei Jahren holte ich mir meinen Schuss normalerweise auf den Rettungs- und Versorgungsmissionen der interstellaren Koalition. Mehr als zweihundertfünfzig Planeten, alle mit Zivilisationen. Ozeanen. Stürmen. Unfällen. Auf der Erde war ich eine Rettungsschwester in der Notaufnahme. Von Schusswunden bis Enthauptungen hatte ich alles gesehen. Als die Aliens auftauchten und nach Kriegern und Bräuten für die Koalition verlangten, weil die Erde von diesem Moment an auch dazugehörte, hatte ich mich freiwillig gemeldet. Aber nicht als Braut. Nie im Leben. Ich war keine Zuchtstute für einen Alien. Und ich würde auch keine Waffe in die Hand nehmen. Ich war keine Soldatin; ich war Heilerin. Ich wollte ein Abenteuer leben, und zwar ohne dominante Partner oder erbarmungslose Gefechte. Ich wollte endlich sehen, was da draußen war, im Weltall, auf anderen Welten. Beam mich rauf, Scotty.

      Also meldete ich mich freiwillig, sagte ihnen, was ich wollte und dann fand ich mich in dieser bizarren, außerirdischen Version einer medizinischen Erstversorgungseinheit wieder. Der Krieg gegen die Hive war endlos. Wortwörtlich gemeint. Diese Alienrassen standen seit Jahrhunderten im Krieg gegen sie. Aber das bedeutete nicht, dass es keine Notfälle gab. Oder Naturkatastrophen. Überraschungsangriffe. Nach jeder Kampfhandlung in diesem Sektor transportierten wir in die Gefechtszone, um die Verwundeten zu sortieren und ihnen zu helfen, die Nachwirkungen des Geschehens zu überleben.

      Oder vor den Hive zu flüchten.

      Wie auch immer. Es war riskant, aber ich hatte eine wichtige Aufgabe. Mein Einsatz war von Bedeutung und ich musste niemanden dafür erschießen. Mein Team bestand aus Menschen von der Erde und wir folgten den ebenfalls menschlichen Kampfeinheiten durch das Koalitionsgebiet, wie Cheerleader, die einer Footballmannschaft hinterher reisten. Sie kämpften und danach kamen wir zum Einsatz. Wie Blutegel hefteten wir an den Fersen der Kampfgruppe Karter. Sobald die Kommandanten weiterzogen, blieben wir lange genug, um das Chaos zu beseitigen. Vorausgesetzt, die Koalition hatte gewonnen. Wenn nicht, dann gab es auch nichts mehr zu retten.

      Die Hive ließen keine Rohstoffe zurück und für sie waren meine irdischen Brüder und Schwestern, wie alle Koalitionskämpfer da draußen nur ein Stück Fleisch, das es zu verarbeiten galt.

      Die meisten Leute in meiner medizinischen Erstversorgungseinheit—der MedRec—kümmerten sich so gut es ging um unsersgleichen. Natürlich, ein Prillonischer Arzt oder eine Atlanische Rettungsschwester würde einem verwundeten Menschen zur Hilfe kommen, aber auf eine gewisse Art war es den blutverschmierten Kriegern hier draußen im Weltall wichtig, vertraute Gesichter zu sehen. Nämlich, wenn sie im Sterben lagen und mit jedem mühsamen Atemzug die Heimat stärker vermissten und vollkommen verängstigt dem Tod ins Auge blickten; hier, am anderen Ende der Galaxie.

      Ich lebte jetzt hier, die MedRec Zenith und der Rest meines Teams waren mein Zuhause. Ich hatte mehr Planeten und Alienrassen gesehen, als die meisten hier in dieser Bar. Und doch, einen wie ihn hatte ich noch nie getroffen.

      Mein


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