Blutläufer 2: Aufstand der Sklaven. Stefan Burban
ich das hier halbwegs richtig verstehe, dann ist die Energiebewaffnung offline«, informierte sie ihren Befehlshaber mit abwesend klingender Stimme. »Aber wir haben vier abschussbereite Torpedos in den Rohren und eine voll funktionsfähige achtschüssige Raketenbatterie.«
»Na das ist doch was«, honorierte er. »Sind die Ashrak in Reichweite?«
Isabella lächelte kalt. »Ja«, erwiderte die Soldatin. »Sind sie.«
»Dann jag ihnen eine Salve rein.«
»Mit Vergnügen.«
Isabella hackte auf einige der Tasten ein. Das Wrack erzitterte, als die Abschussrohre ihre tödliche Last freigaben.
Die Geschosse überbrückten die Entfernung zum Feindschiff in Rekordzeit. Die Torpedos schlugen in den Backbordrumpf ein und zertrümmerten die Panzerung. Das Schiff verlor zusehends Atmosphäre.
Gareth wollte innerlich jubeln. Das sah ganz eindeutig nach einem kritischen Treffer aus. Die Fluglage des Ashrakkreuzers wurde leicht unregelmäßig und er legte sich schwer auf die Seite. Gareths Miene versteinerte. Die Besatzung bekam ihre Probleme verblüffend schnell in den Griff und der Bug des feindlichen Schiffes richtete sich auf Gareths erbeuteten Sekarizerstörer aus. Er hörte Isabella neben sich schwer schlucken.
Das Feindschiff stieß eine Wolke aus Fernlenkgeschossen aus.
»Bereit machen für Aufprall!«, war alles, was Gareth noch hervorbrachte, bevor der feindliche Angriff über sein Schiff hereinbrach. Gareth, Isabella sowie vier ihrer Kameraden schafften es noch, die Rüstung zu schließen und zu versiegeln, bevor ein großes Stück der Deckenverkleidung aufbrach und die Kommandobrücke zum Vakuum hin öffnete. Drei Blutläufer wurden hilflos strampelnd ins All gerissen. Gareth hielt sich krampfhaft an Isabellas Sitz fest. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Sog auszusitzen, als die Luft auf der Brücke explosionsartig entwich.
Die Lichter an der taktischen Station verloschen auf einen Schlag. Isabella sah sich zu ihm um. Ihr geschlossener Helm machte es unmöglich, die Gefühlslage der Soldatin abzuschätzen. Die Tonlage bei ihren nächsten Worten vermittelte jedoch eine eher fatalistische Einstellung. »Das war’s. Wir können jetzt höchstens noch mit Steinen werfen.«
Gareth hob den Blick. Der Ashrakangriffskreuzer befand sich genau gegenüber. Trotz der Entfernung, war das Schiff ausnehmend gut zu erkennen.
Gareth runzelte die Stirn. Worauf wartete der feindliche Kommandant? Er musste lediglich ein letztes Mal feuern, um dem angeschlagenen Zerstörer den Gnadenstoß zu versetzen. War es möglich, dass der Torpedoangriff größeren Schaden beim Feindschiff angerichtet hatte als ursprünglich erwartet?
Der Angriffskreuzer glitt näher, allerdings mit weit niedrigerer Geschwindigkeit, als dem Kampfschiff normalerweise möglich gewesen wäre. Hinter Gareth glitt die Tür auf und Michael sowie weitere Blutläuferrebellen strömten auf die Brücke. Die beiden ungleichen Männer wechselten einen kurzen Blick. Michael schüttelte den Kopf. »Da unten ist nichts mehr zu machen. Die Technik ist komplett zerstört. Ich habe zwei Leute verloren.«
»Ich drei«, erwiderte Gareth und richtete sein Augenmerk erneut auf das Feindschiff.
»Worauf wartet das Arschloch?«, wollte Michael wissen. »Er sollte es endlich hinter sich bringen.«
Gareth zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Aber solange er nicht feuert, leben wir noch. Das ist auch was wert.«
Isabella stand an der Sensorstation, die den Angriff wie durch ein Wunder überstanden hatte. »Ich glaube, er nähert sich auf Raketenentfernung an.« Sie sah auf. »Vielleicht sind die Kontrollen für Energiewaffen und Torpedos beschädigt.«
»Dann haben wir … wie lange?«, verlangte Gareth zu wissen.
»Weniger als vier Minuten«, kommentierte die Frau.
Gareth sah sich vielsagend unter seinen Mitstreitern um. »Irgendwelche Vorschläge?«
Natürlich hatte niemand in dieser Hinsicht etwas zu bieten. In einem havarierten, kampfunfähigen und praktisch in Stücke geschossenen Schiff ließ sich nur schwer etwas ausrichten. Gareth seufzte. »Hätte ich auch nicht erwartet.«
Mit einem Mal überzogen mehrere Explosionen die oberen Deckaufbauten des Angriffskreuzers. Waffenstellungen sowie eine Sensorphalanx wurden glatt abgerissen.
Ris’rils Schwere Korvette sowie der Sturmkreuzer tauchten auf und flankierten das Feindschiff. Sie pumpten aus allen verfügbaren Waffen Energie in das angeschlagene Kampfschiff. Dessen Besatzung wurde allmählich klar, dass hier kein Sieg zu erringen war. Der Angriffskreuzer gab Vollschub, um aus dieser Misere zu entkommen. Dabei ließ er die Fahrzeugtransporter mit den Ingenieuren zurück und setzte sie quasi der Gnade der Rebellen aus.
Ris’ril aber entstammte den Samirad, einer kriegerischen Spezies. Diese waren nicht dafür bekannt leicht aufzugeben. Und hier bahnte sich ein Sieg an, den die blauhäutige Kämpferin sich nicht durch die Lappen gehen lassen wollte.
Die Schwere Korvette drehte bei, eskortiert von dem Sturmkreuzer. Beide Schiffe beharkten den Antrieb des Ashrakkreuzers, bis dieser flackernd seinen Dienst einstellte. Der Kampf war an und für sich vorbei, die Besatzung des Angriffskreuzers wusste es nur noch nicht. Sie waren manövrierfähig, kämpften aber im Rahmen ihrer Möglichkeit weiter. Gareth hatte nicht die Absicht, ihnen eine Aufforderung zur Kapitulation zu senden, und die Ashrak im Gegenzug wussten genau, dass sie vonseiten der Blutläufer nicht mit Nachsicht rechnen durften. Also schossen sie mit allen infrage kommenden Waffen. Aber die viel manövrierfähigere Korvette tanzte einfach um das angeschlagene Schiff herum und brachte mehrere gute Treffer an.
Der Sturmkreuzer positionierte sich genau hinter dem Ashrak und damit in einem toten Winkel für dessen Bewaffnung. Die Energiegeschütze flammten mehrmals auf und das Kriegsschiff schnitt den Angriffskreuzer in Stücke, bis er letztendlich detonierte und zu einem weiteren Wrack in diesem Schiffsfriedhof wurde.
Gareth atmete erleichtert auf. In seinen Ohren knackte es und Ris’rils besorgte Stimme drang über die geöffnete Frequenz. »Wir sollten ganz schnell verschwinden. Wenn sich der Kreuzer nicht zurückmeldet, dann kommen weitere. Mit denen dürften wir es deutlich schwerer haben.«
»Geh längsseits und docke an einer der Luftschleusen an. Du musst uns abholen. Unser Zerstörer ist erledigt. Der fliegt nirgends mehr hin.«
»Verstanden«, erwiderte die Samirad. »Was ist mit den Fahrzeugtransportern?«, fragte die Kriegerin nach kurzem Zögern. »Sollen wir die auch erledigen?«
Gareth dachte ernsthaft über den Vorschlag nach. Dem Feind einen letzten Schlag vor ihrem Rückzug zu verpassen, war überaus verführerisch. Doch er schüttelte den Kopf. »Da sind ohnehin nur Kexaxa drin. Deren Verlust würde dem Imperium nichts bedeuten.«
»Wie kommst du darauf?«, fragte Ris’ril. »Vielleicht sind es Ashrak.«
Gareth machte eine verkniffene Miene. »Wohl kaum. Wären es Ashrak, hätte die Besatzung des Kreuzers sie nicht derart bedenkenlos geopfert.«
2
Die Schwere Korvette glitt langsam und behäbig in den gewaltigen Hangar und dockte an einer der freien Buchten an. Ihr folgte der erbeutete Sturmkreuzer. Dessen Besatzung steuerte einen weiteren freien Platz an. Die Dockklammern umfassten die beiden Schiffe und fixierten sie an ihrem Standort. Eine röhrenartige Rampe wurde ausgefahren und die Besatzungen beider Schiffe verließen ihre Beute, während sich Kexaxa daranmachten, die Schäden zu begutachten und nötige Reparaturen vorzubereiten.
Gareth deaktivierte seine Rüstung mit einem kurzen Schlag auf den entsprechenden Schalter. Die durch Nanotechnologie verbundenen Plättchen zogen sich eins ums andere zurück, bis er nur noch in seinem Kampfoverall dastand. Er streckte sich und genoss das Gefühl, als die einzelnen Rückenwirbel nacheinander knackten. Erst als der letzte wieder an seinen Platz rückte, fühlte er sich richtig entspannt.
Sein Blick glitt über die Andockbuchten. Mehr als ein Dutzend Schiffe unterschiedlicher Klassen war hier untergebracht. Allesamt Beutegut,