Butler Parker Staffel 13 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 13 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Er entdeckte einen Kahn, in dem ein Urlauber saß. Es handelte sich um einen etwa fünfundvierzigjährigen Mann, der ein wenig provinziell wirkte. Er war groß, hager und trug eine altmodische Brille. Sein Anzug stammte mit letzter Sicherheit von der Stange, war viel zu knapp und sah total zerknittert aus.

      Ein besonders geschickter Sportler war der Mann gerade nicht. Er kam mit den Ruderblättern nicht zurecht, peitschte das Wasser und kollidierte derart ungeschickt mit dem Hausboot, daß man schon fast wieder von Geschicklichkeit sprechen konnte.

      »Darf ich mir erlauben, Ihnen meine bescheidene Hilfe anzubieten?« fragte Josuah Parker höflich.

      »Ich... ich komme mit dem Boot nicht zurecht«, entschuldigte sich der Wassersportler. »Es ist wohl doch etwas zu schwer.«

      Während der Mann noch redete, stieß er mit dem Kahn noch mal nachdrücklich gegen die Bordwand des Hausbootes, verlor das Gleichgewicht und landete im aufspritzenden Wasser des kleinen, träge fließenden Flüßchens.

      Parker bot dem Taucher den Bambusgriff seines Universal-Regenschirms als Rettungsanker. Sein Hilfsangebot wurde liebend gern angenommen.

      *

      »John Bartlett«, stellte der Mann sich vor. Er nahm seine altmodische Brille von der Nase und putzte sie umständlich. Er nickte dankbar, als Butler Parker ihm ein Handtuch reichte.

      »Sie genießen normalerweise die Schönheiten dieser Landschaft?« erkundigte sich Parker.

      »Ich bin Schriftsteller«, sagte John Bartlett. »Das heißt, um genau zu sein, ich schreibe noch an meinem ersten Roman.«

      »Ein durchaus löbliches Unterfangen«,, meinte der Butler. »Welchem Thema haben Sie sich verschrieben, wenn man diese Frage stellen darf?«

      »Ich arbeite an einem Sachbuch über die großen Entdeckungen innerhalb der Naturwissenschaften.«

      »Ein ungemein komplexes Thema, wenn ich so sagen darf, Mister Bartlett.«

      »Inzwischen lebe ich von den Zinsen eines kleinen Vermögens«, erzählte der nasse Wassersportler weiter. »Meine verstorbene Tante hinterließ mir überraschenderweise Wertpapiere.«

      »Eine vorausschauende Tante«, fand Josuah Parker. »Darf man erfahren, Mister Bartlett, wie weit Sie inzwischen mit Ihrem Sachbuch gekommen sind?«

      »Ich befinde mich noch im Stadium der Vorstudien.«

      »Gehört dazu auch meine bescheidene Wenigkeit?«

      »Wie... wie darf ich das verstehen?«

      »Ihr Unglücksfall und der Sturz ins Wasser waren recht gut«, erwiderte der Butler gemessen. »Die letzte schauspielerische Feinheit vermißte ich allerdings. Sie sollten, wenn ich mir diesen Rat erlauben darf, noch ein wenig üben.«

      John Bartlett sah den Butler für ein paar Sekunden prüfend an. Dann grinste der hagere Mann plötzlich.

      »Sie haben mich durchschaut, nicht wahr?« fragte er.

      »Sie wollten Kontakt aufnehmen«, meinte Parker. »Ich darf annehmen, daß Sie dafür bestimmte Gründe ins Feld führen können.«

      »Ich bin Privatdetektiv«, behauptete John Bartlett jetzt. Seine Stimme klang fester. »Mein Büro ist in Leeds. Ich bin da einer tollen Sache auf der Spur.«

      »Sie scheinen großes Vertrauen zu meiner bescheidenen Wenigkeit zu haben, Mister Bartlett.«

      »Ich weiß inzwischen, daß Sie tatsächlich ein echter Butler sind. Sie stehen in Diensten der Lady Agatha Simpson.«

      »Das entspricht den Tatsachen.«

      »Ein sehr guter Name.« John Bartlett nickte. »Auch Sie, Mister Parker, sind nicht gerade unbekannt. Ich habe mich bei Kollegen in London erkundigt.«

      »Sie sind, wie Sie sich ausdrückten, einer tollen Sache auf der Spur?«

      »Richtig«, wiederholte John Bartlett. »Es geht um Hochprozentiges, unter uns gesagt.«

      »Was kann man sich darunter vorstellen?« erkundigte sich Josuah Parker gespielt ahnungslos.

      »Trinkbares«, kam die Antwort. »Vor allen Dingen Whisky. Sie wissen vielleicht, wie teuer er hier auf der Insel ist. Falls man ihn ins Land schmuggelt, kann man ein Vermögen machen.«

      »Das leuchtet mir in der Tat ein, Mister Bartlett«, entgegnete der Butler. »Die Küste ist ja nahe, wenn ich nicht sehr irre.«

      »Nicht wahr?« John Bartlett nickte. »Ich darf hoffen, daß Sie mein Inkognito wahren werden?«

      »Sie dürfen dessen versichert sein«, gab Parker zurück.

      »Sie sind zufällig nicht auch hinter diesen Alkoholschmugglern her?« fühlte Mr. Bartlett jetzt weiter vor.

      »Keineswegs«, versicherte Josuah Parker würdevoll. »Wie Sie sehen, gebe ich mich dem sprichwörtlich süßen Nichtstun hin.«

      »Vielleicht eine Kriegslist oder Tarnung, Mister Parker?« John Bartlett zwinkerte dem Butler vertraulich zu.

      »Weder Kriegslist noch Tarnung«, antwortete Parker.

      »Entschuldigen Sie, Mister Parker, aber ich habe Sie dort drüben auf der Farm gesehen.«

      »Reizende Leute«, meinte Parker. »Leider verfügen Sie nicht über Frischmilch. Können Sie mir vielleicht eine gute Adresse geben, Mister Bartlett?«

      »Waren Sie nicht auch in der Scheune, Mister Parker?« John Bartlett schien darauf zu pfeifen, daß seine Neugier deutlich wurde.

      »Richtig«, bestätigte Parker. »Als Stadtmensch interessiert man sich immer für landwirtschaftliche Dinge.«

      »Und was haben Sie in der Scheune gefunden, Mister Parker?«

      »Zwei Lieferwagen«, sagte Butler Parker gespielt arglos. »Sie interessieren sich für die jungen Urlauber auf der Farm?«

      »Ganz sicher nicht«, behauptete John Bartlett. »Ich bin hinter echten Profis her.«

      »Die das Schmuggelboot von der Küste aus flußaufwärts ins Land schaffen?«

      »Richtig, Mister Parker. Ich nehme an, daß der Whisky auf Hausbooten und Kabinenkreuzern transportiert wird.«

      »Solch eine Möglichkeit bietet sich in der Tat an«, fand Josuah Parker. »Nehmen die zuständigen Behörden denn keine Kontrollen vor?«

      »Nur Stichproben, Mister Parker. Die Broads sind eine bevorzugte Ferienregion. Man möchte den Tourismus nicht unnötig stören.«

      »Gestatten Sie mir eine Frage?«

      »Nur zu, Mister Parker.« John Bartlett nickte aufmunternd.

      »Sie sind Privatdetektiv, Mister Bartlett. Für wen arbeiten Sie eigentlich? Wahrscheinlich doch nicht für den Zoll oder für die Polizei, wie ich vermute?«

      »Natürlich nicht, Mister Parker, natürlich nicht.« John Bartlett schmunzelte.« Ich arbeite für den Verband schottischer Whiskyhersteller. Sie wollen sich verständlicherweise den Inlandmarkt nicht verderben lassen.«

      »Das leuchtet mir zutiefst ein, Mister Bartlett.« Parker schluckte diese Aussage, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.

      »Wir werden uns also nicht ins Gehege kommen, Mister Parker?« fragte John Bartlett.

      »Sie dürfen versichert sein, Mister Bartlett, daß ich nur als Privatmann und Urlauber in den Broads bin«, erwiderte Josuah Parker. »Schmuggel dieser Art interessiert mich nicht.«

      »Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen, Mister Parker.«

      »Darf man erfahren, warum es zu dieser Fallbewegung kommt, Mister Bartlett?«

      »Ich möchte mit Ihnen nicht in Konkurrenz treten, Mister Parker. Ich glaube, Sie sind mir um Längen voraus, wenn es um die Aufdeckung von Verbrechen geht. Wie gesagt, ich habe mich bei Freunden in London erkundigt. Ihr Ruf


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