Bikepacking. Justin Lichter

Bikepacking - Justin Lichter


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desto schöner werden diese Erinnerungen.

      FAHRE WEITER

      Weniger Gepäck bedeutet leichteres Reisen, was dich schließlich auch weiter fahren lässt. Das kannst du ganz nach persönlicher Vorliebe ausnutzen: längere Tagesetappen fahren, oder mehr Zeit außerhalb des Sattels (Sightseeing, Strand …) verbringen, oder abgelegene Regionen besuchen, die du mit einem vollgepackten Reiserad nicht erreichen würdest.

      Man kann sich vielleicht selbst schwer vorstellen, täglich 250 und mehr Offroad-Kilometer abzureißen, wie es die Bikepacking-Spezialisten auf der Tour Divide regelmäßig tun. Aber es zeigt, was mit wenig Gepäck möglich wird und ist eine Quelle der Inspiration. Ein ultraleichtes Übernachtungs-Kit kann 20, 50 oder sogar 100 zusätzliche Kilometer möglich machen.

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      Verborgene Tunnel an der Grenze zu Afghanistan.

       Ultraleicht kann auch zu leicht sein

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      Auf den rauen Bergstrecken Nepals sind 27,5- und 29 Zoll-Räder mit dicken Reifen die beste Wahl.

      Man kann an den erstaunlichsten Stellen Gewicht sparen, soweit es um dich und dein Fahrrad geht, aber vorher sollte man sich den Untergrund anschauen, den man unter die Räder nehmen will. Natürlich ist es verlockend, rotierende Massen zu verringern. Aber mit dem Radumfang und den Reifendurchmessern zu geizen, kann knochenschindende Folgen haben. Raues Terrain erfordert Traktion, Kontrolle, Standfestigkeit und auch Komfort, vor allem, wenn du mit Gepäck unterwegs bist. An den Vorteilen größerer Rad- und Reifendurchmesser im Gelände sollte man nicht sparen.

      Mit mehr Möglichkeiten bei den Reisedistanzen bleibt dir nur die Aufgabe, dich zwischen mehr Strecke, mehr Ruhe und mehr Abwechslung vom Rad zu entscheiden.

      Noch eine wichtige Ergänzung: Wer rauere oder abgelegene Regionen der Erde bereist, wird schnell bemerken, dass übersichtliches, leichtes Gepäck auch dann von großem Vorteil ist, wenn man nicht im Sattel sitzt. Das Rad einen Trampelpfad bergauf schieben, einen Radtransport mit Bus oder Eisenbahn durchführen, eine Exit-Strategie finden, wenn Plan A und B nicht erfolgreich waren – das alles geht mit knappem Gepäck und kleinen Packtaschen wesentlich leichter von der Hand. So etwas hast du vielleicht gar nicht im Plan, aber es kommt einfach vor, wenn du die ausgetretenen Pfade verlässt. Und genau in diesen Momenten, gar nicht so sehr im Sattel, begreifst du die handfesten Vorteile deines reduzierten Gepäcks.

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      Beim Besteigen eines Fernzuges …

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      Rad und Gepäck auf das Dach des Reisebusses laden …

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      Schieben oberhalb 5.000 Meter.

      Ob du dein Bike kurbelst, schiebst, trägst oder verlädst: Weniger Gewicht bedeutet weniger Schweiß, weniger Sorge und eine Menge mehr Möglichkeiten. Vom Spaß ganz zu schweigen.

       2.

      BIKEPACKING-TOUREN PLANEN

      Das Planen deines ersten oder eines nächsten Trips mit Übernachtung unter den Sternen kann (und sollte) genauso viel Spaß machen wie die Tour selbst. Mit einer ersten Idee fängt es an, gefolgt von einem intensiven Blick in die Landkarte, sei sie nun aus Papier oder digital. Ob du einer schon bekannten Route folgen oder unbekanntes Gelände durchqueren willst, du sammelst alle möglichen Infos und heizt die Vorfreude dabei immer weiter an. Schließlich kramst du die notwendige Ausrüstung heraus und beginnst zu packen.

      Overnighter lassen sich ziemlich spontan arrangieren, wenn du etwas vorbereitet bist. Hier ist die Planung kein behinderndes Element. Aber wenn du länger mit wenig Gepäck unterwegs sein willst, macht die Planung den entscheidenden Unterschied. Erst wenn du einigermaßen weißt, was dich erwartet, kannst du die ganzen »Was mache ich aber, wenn …«-Fragen eliminieren, die so viele Leute vom Losfahren abhalten. Ein bisschen Wissen über die Route, das vorherrschende Wetter und eventuelle Reisekumpels ist die Voraussetzung für ein gelungenes Ultraleicht-Abenteuer.

      Eine gute Planung ermöglicht es dir, mit dem richtigen Bike an den Start zu gehen und dabei die passenden Klamotten und die richtige Ausrüstung mitzuführen – und nicht mehr.

      Die abenteuerlichsten und schönsten Passagen eines Trips entstehen meist zufällig und stehen vorher nicht auf dem Plan, dennoch ist eine Grundvorstellung von der Route der Rahmen, der dir die Auswahl dessen erlaubt, was du mitnehmen willst und was nicht. Ein Campingkocher kann in Zentralasien eine Notwendigkeit sein. In Südostasien, wo in jedem noch so kleinen Dorf frisch zubereitetes Essen günstig zu bekommen ist, kann man ihn getrost weglassen.

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      Du weißt nie, welche Übernachtungsmöglichkeiten sich unterwegs ergeben.

      Glücklicherweise gibt es unendliche Möglichkeiten der Reiseinspiration und Routenplanung. Neben den eigenen Favoriten (vom Gespräch mit Gleichgesinnten über den Chat in Reiseportalen zu lokalen Tourismus-Infos oder dem Lieblingsblog) lohnen auch die Klassiker wie Google Maps, Strava, Map my Ride, Adventure Cycling Association, bikeovernights.com, bikepacking.net und so weiter immer einen Blick.

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      In der Trockenzeit lässt es sich zwischen den Reisfeldern Vietnams ausgezeichnet radeln.

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      In den Bergen ist jeder Kilometer hart erarbeitet – auch bei gutem Wetter.

      Wenn du deine Route zusammenstellst, schau dir das Terrain genau an und unterschätze niemals seine Steigungen. In den fruchtbaren Ebenen Südostasiens sind 100 km kein Problem, da kannst du den Nachmittag schon am Strand verbringen; 50 km offroad in den Rocky Mountains oder den Alpen sind dagegen ein ganz anderer Schnack.

      Wenn die Route einmal steht, ist es Zeit, sich um das Gefährt zu kümmern, auch wenn sogar der schmallippigste und siegesgierigste aller Radfahrer, Lance Armstrong, zugeben würde: »Es liegt nicht am Rad.« Klar, ein großer Vorteil des Tourens mit leichtem Gepäck ist die Möglichkeit, mit einem leichteren Rad mit vielen Gängen unterwegs zu sein. Aber wir sind Fans der Devise: Nimm, was du hast. Wenn du diverse Räder in der Garage stehen hast, unter denen du wählen kannst, ist das prima.

      Aber wenn nicht, sollte dich das niemals von einem Radabenteuer abhalten. Viele der schönsten Radexpeditionen beginnen mit genau dem Rad, das in deinem Schuppen steht, und der Ausrüstung, die eben noch auf deinem Dachboden vor sich hin verstaubt ist. Fast jedes Fahrradmodell taugt für ein Radabenteuer, wenn du es in Fahrt halten kannst.

       Weniger Gepäck, leichteres Bike

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      So lassen sich sogar die abgelegenen Regionen Zentralasiens bereisen. Ein Paar russische Stiefel für die häufigen Schneefeld- und Flussquerungen kamen noch dazu.

      Mit kompaktem Gepäck sind auch Langstreckentouren nicht mehr auf speziell ausgerüstete Reiseräder beschränkt. Zentralasien ist nicht unbedingt der Ort, an dem man ein vollgefedertes Carbon Cross-Country-World-Cup-Rad erwarten würde, aber mit minimalem


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