Seewölfe - Piraten der Weltmeere 680. Sean Beaufort

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 680 - Sean Beaufort


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      „Und wenn du vor Wut umfällst, bei allen Göttern, deine Tochter Sayida und ich, wir lieben uns. Seit fünf Jahren. Du weißt es, deine arme Frau weiß es, die halbe Stadt weiß es. Sie wird den anderen nicht lieben und er sie auch nicht, ihr reichen Geldsäcke.“

      Sie schwitzten in der Hitze der Nacht. Die Luft war unbeweglich und voller Staub. Im Haus rührte sich nichts. Wahrscheinlich wartete jeder darauf, daß der Kaufmann den Soldaten der Stadtwache hinauswerfen würde. Zum letzten Mal. Nur Sayida war anderer Meinung. Sie klammerte sich an die Sprossen des Fensters und lauschte jedem Wort.

      „Wen du liebst, ist mir so gleichgültig wie das Wetter von morgen“, keifte der Kaufmann.

      „Ich hole sie mir, und wir fliehen irgendwohin“, sagte der Soldat. Er beherrschte sich noch immer und schrie nicht, wie es der Kaufmann tat. Unversöhnlich standen sie sich gegenüber.

      „Eher bringe ich meine eigene Tochter um“, sagte Kumaragupta. Seine Stimme war schrill, aber schwach.

      „Vorher laufe ich mit ihr weg. Ich liebe sie. Ich werde ihr ein guter Mann sein.“

      Der Kaufmann rammte dem Soldaten den Griff der Peitsche gegen die Schulter.

      „Morgen werde ich sie verheiraten. Dann kannst du um andere Häuser schleichen.“

      „Dann hole ich sie mir im Morgengrauen“, sagte Bahadur. „Sie wird mich heiraten und sonst niemanden.“

      Er stieß den Kaufmann zurück, drehte sich um und eilte auf die Straße hinaus. Der Hund hörte zu knurren auf, und Kumaragupta ließ die Arme sinken. Der hartnäckige Liebhaber war verschwunden, wenigstens für den Augenblick. Als der Kaufmann zur Treppe zurückging, packte ihn eine plötzliche Schwäche. Er setzte sich auf die zweite Stufe und wischte den Schweiß aus dem Gesicht.

      „Was soll ich nur tun?“ jammerte er im Selbstgespräch. Der Hund, die Schatten, die Körbe und Kisten im Hof drehten sich vor seinen Augen. Er wußte, daß sich Sayida und Bahadur seit ihren Kindertagen kannten. Aber er wußte auch, daß ihm der reiche und mächtige Karawanenbesitzer Grama Jahangir eine riesige Mitgift zahlen würde, denn seine Tochter war eine junge Frau von ausgesuchter Schönheit. Und der Zusammenschluß der beiden Familien würde beide, Händler und Karawanenbesitzer, noch reicher werden lassen.

      Kumaragupta glaubte nicht, daß der Soldat aufgeben würde.

      „Und niemand hilft mir“, stöhnte er.

      Die heiße Nacht lagerte wie ein nasses Leichentuch über Tiruvanaantapuram. Die Leute schnappten alle über, und wenn wieder der Regen über die Stadt rauschte, dann verkrochen sie sich in ihre wirren Träume und benahmen sich wie eine Horde verrückter Affen.

      Und der Verrückteste von allen war und blieb der junge Soldat. Wenn er tatsächlich die Braut eines anderen raubte, würde ihn die Blutrache treffen und, wenn er nicht spurlos verschwand, durch das ganze Land verfolgen.

      Und wo trieben sich Thapa und Uday herum? Der Kaufmann stemmte sich stöhnend in die Höhe und stapfte schweratmend die Treppenstufen hinauf, bis er vor seinem Tisch seufzend auf den gepolsterten Hocker fiel.

      In den Zimmern der Frauen war es ruhig geworden. Der Kaufmann griff nach einem Krug, schenkte sich einen silbernen Becher voll Reiswein und trank ihn in drei Schlucken leer.

      Bahadur Charan würde zurückkehren. Vielleicht sogar mit ein paar seiner bewaffneten Genossen, die ihm halfen, die Braut zu stehlen.

      Grama Jahangir, der zukünftige Bräutigam, bald sein Schwiegersohn, würde helfen müssen.

      Nachdem der Kaufmann ein dutzendmal nach seinen Dienern gerufen und sich in immer größere Wut hineingesteigert hatte, verließ er sein Zimmer, riß eine Fackel aus dem Ständer, zündete sie an der Öllampe im Hof an und ging, so schnell er konnte, fluchend durch die Gassen der Stadt. Grama würde ihn auslachen. Sein Haß auf Bahadur wuchs mit jedem Schritt.

      Die Stadt zog sich vom Meer entlang einiger Straßen zweitausend Sehritte weit ins Land hinein. Dreihundert Häuser, Lagerhallen und Tempel, Paläste und die Wohnhäuser der fremden Händler und Kapitäne, meist hinter hohen weißen Lehmmauern, standen abseits der Straßen oder zwischen Nebengassen und schmiegten sich dem Verlauf der niedrigen Hügel an.

      Die Küste sprang annähernd dreieckig zurück, und an einigen Stellen hatten die Fremden dicke Baumstämme ins Meer versenkt und dahinter Steine und Erdreich aufschütten lassen. Dort standen auch die Ladebäume mit ihren Blöcken und den vielen Tauwerkrollen.

      Einige strohbedeckte, langgezogene Schuppen versteckten sich hinter den Palisaden. Die größten und saftigsten Bäume gab es in den Gärten der weißhäutigen Fremden, und auch ihre Schiffe waren größer als jede Dhau, die hier anlegte.

      Reisende Händler hatten die Nachrichten vom schwarzen Tod gebracht, der an anderen Ufern die Bewohner ganzer Siedlungen dahingerafft hatte.

      Bisher war die Stadt von dieser Seuche verschont geblieben. Jeder fürchtete sie, und die Stadtwachen kontrollierten die Bauern aus der Umgebung, die ihre Waren zu den Märkten brachten. In diesen letzten Tagen und Nächten geisterten Gerüchte durch die Stadt. Überall versammelten sich Gruppen, die miteinander flüsterten und sich ängstlich duckten, wenn Soldaten vorbeigingen.

      Rechter Hand, vom Hafenplatz unter den gewaltigen Bäumen aus gesehen, wo die Bucht begann, ließen die fremden Händler einen mächtigen Turm bauen. Er war erst zu einem Drittel fertig. Viele Steinquader bildeten das Fundament, das tief im Lehm und auf gewachsenem Fels stand. Darüber zogen sich dicke Mauern aus gebrannten Ziegeln hin.

      Eine breite Straße, auf der sich während der Bauzeit viele Menschen und Gespanne hin und her schleppten, verlief entlang des Wassers, nur von einer Mauer mit kantigen Aussparungen vom Wasser getrennt. Wenn die Sturmwellen hoch gingen, spritzte das Wasser auf die gepflasterten Plattformen dahinter.

      Mehr als dreihundert Familien mit ihren Dienern hatte man vor kurzer Zeit gezählt. Die Stadtältesten und der Stadthalter der Mogulherrscher hatten ihre Häuser auf der Kuppe des Hügels und an dessen Hängen, so daß sie aus den Fenstern jedes Schiff sehen konnten, das sich von See her näherte.

      Die Stadt war nicht reich und nicht arm, eine Siedlung, die durch den Handel – alle Arten von Handel – in ein paar Jahren reich sein würde – wenn nicht der Schwarze Tod eingeschleppt wurde.

      Die Gerüchte sagten, daß es nur die Schiffe der Fremden wären, auf denen die Pestkranken segelten. Sie brachten das Unheil. So war es immer gewesen, seit man zurückdenken konnte.

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