Faust. Der Tragödie erster Teil. Johann Wolfgang von Goethe

Faust. Der Tragödie erster Teil - Johann Wolfgang von Goethe


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. Geschwind! ich seh sie unten kommen.

      faust . Fort! fort! Ich kehre nimmermehr!

      mephistopheles . Hier ist ein Kästchen, leidlich schwer;

      Ich habs woanders hergenommen.

      Stellts hier nur immer in den Schrein!

      Ich schwör Euch, ihr vergehn die Sinnen:

      Ich tat Euch Sächelchen hinein,

      Um eine andre zu gewinnen!

      Zwar Kind ist Kind, und Spiel ist Spiel.

      faust . Ich weiss nicht: soll ich?

      mephistopheles . Fragt Ihr viel?

      Meint Ihr vielleicht den Schatz zu wahren?

      Dann rat ich Eurer Lüsternheit,

      Die liebe, schöne Tageszeit

      Und mir die weitre Müh zu sparen.

      Ich hoff nicht, dass Ihr geizig seid!

      Ich kratz den Kopf, reib an den Händen,

       Er stellt das Kästchen in den Schrein und drückt das Schloβss wieder zu

      – Nur fort! geschwind! –

      Um Euch das süsse, junge Kind

      Nach Herzens Wunsch und Will zu wenden,

      Und Ihr seht drein,

      Als solltet Ihr in den Hörsaal hinein,

      Als stünden grau-leibhaftig vor Euch da

      Physik und Metaphysika!

      Nur fort! Ab.

      margarete mit einer Lampe

      Es ist so schwül, so dumpfig hie,

       Sie macht das Fenster auf

      Und ist doch eben so warm nicht drauss.

      Es wird mir so, ich weiss nicht wie –

      Ich wollt, die Mutter käm nach Haus!

      Mir läuft ein Schauer übern ganzen Leib –

      Bin doch ein töricht-furchtsam Weib!

       Sie fängt an zu singen, indem sie sich auszieht

      Es war ein König in Thule,

      Gar treu bis an das Grab,

      Dem sterbend seine Buhle

      Einen goldnen Becher gab.

      Es ging ihm nichts darüber,

      Er leert ihn jeden Schmaus;

      Die Augen gingen ihm über,

      So oft er trank daraus.

      Und als er kam zu sterben,

      Zählt er seine Städt im Reich,

      Gönnt alles seinem Erben,

      Den Becher nicht zugleich.

      Er sass beim Königsmahle,

      Die Ritter um ihn her,

      Auf hohem Vätersaale,

      Dort auf dem Schloss am Meer.

      Dort stand der alte Zecher,

      Trank letzte Lebensglut,

      Und warf den heiligen Becher

      Hinunter in die Flut.

      Er sah ihn stürzen, trinken,

      Und sinken tief ins Meer,

      Die Augen täten ihm sinken,

      Trank nie einen Tropfen mehr.

       Sie eröffnet den Schrein, ihre Kleider einzuräumen, und erblickt das Schmuckkästchen

      Wie kommt das schöne Kästchen hier herein?

      Ich schloss doch ganz gewiss den Schrein.

      Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne sein?

      Vielleicht brachts jemand als ein Pfand,

      Und meine Mutter lieh darauf.

      Da hängt ein Schlüsselchen am Band:

      Ich denke wohl, ich mach es auf!

      Was ist das? Gott im Himmel! Schau,

      So was hab ich mein Tage nicht gesehn!

      Ein Schmuck! Mit dem könnt eine Edelfrau

      Am höchsten Feiertage gehn.

      Wie sollte mir die Kette stehn?

      Wem mag die Herrlichkeit gehören?

       Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel

      Wenn nur die Ohrring meine wären!

      Man sieht doch gleich ganz anders drein.

      Was hilft Euch Schönheit, junges Blut?

      Das ist wohl alles schön und gut,

      Allein man lässts auch alles sein;

      Man lobt Euch halb mit Erbarmen.

      Nach Golde drängt,

      Am Golde hängt

      Doch alles! Ach, wir Armen!

      Spaziergang

      Faust in Gedanken auf und ab gehend. Zu ihm Mephistopheles

      mephistopheles . Bei aller verschmähten Liebe! Beim höllischen

      Elemente!

      Ich wollt, ich wüsste was Ärgers, dass ichs fluchen könnte!

      faust . Was hast? was kneipt dich denn so sehr?

      So kein Gesicht sah ich in meinem Leben!

      mephistopheles . Ich möcht mich gleich dem Teufel übergeben,

      Wenn ich nur selbst kein Teufel wär!

      faust . Hat sich dir was im Kopf verschoben?

      Dich kleidets, wie ein Rasender zu toben!

      mephistopheles . Denkt nur: den Schmuck, für Gretchen angeschafft,

      Den hat ein Pfaff hinweggerafft! –

      Die Mutter kriegt das Ding zu schauen,

      Gleich fängts ihr heimlich an zu grauen:

      Die Frau hat gar einen feinen Geruch,

      Schnuffelt immer im Gebetbuch

      Und riechts einem jeden Möbel an,

      Ob das Ding heilig ist oder profan

      Und an dem Schmuck da spürt sies klar,

      Dass dabei nicht viel Segen war.

      „Mein Kind“, rief sie, „ungerechtes Gut

      Befängt die Seele, zehrt auf das Blut.

      Wollens der Mutter Gottes weihen,

      Wird uns mit Himmelsmanna erfreuen!“

      Margretlein zog ein schiefes Maul;

      Ist halt, dacht sie, ein geschenkter Gaul,

      Und wahrlich! gottlos ist nicht der,

      Der ihn so fein gebracht hierher.

      Die Mutter liess einen Pfaffen kommen;

      Der hatte kaum den Spass vernommen,

      Liess sich den Anblick wohl behagen.

      Er sprach: „So ist man recht gesinnt!

      Wer überwindet, der gewinnt.

      Die Kirche


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