Die Nacht ohne Morgen - Krimi. Paul Rosenhayn

Die Nacht ohne Morgen - Krimi - Paul Rosenhayn


Скачать книгу
Wagen holte in einer neuen Kurve aus, und glitt dann südlich durch den gemauerten Torbogen eines Eisenbahnviadukts hindurch.

      Die Strasse, die ihn aufnahm, war bedeutend schmaler. Rechts und links sausten Schrebergärten vorüber. Die Gegend wurde ärmlicher; die roten Mauern einer Fabrik leuchteten in der Ferne auf, kamen näher, sausten mit einem fast fühlbaren Ruck an dem Wagen vorüber und verschwanden hinter ihm. Es war, als ob sich das Fahrzeug in diese wette Landschaft gierig hineinfrässe, sie verschlänge, um in rasendem Lauf immer neues Land in sich aufzunehmen.

      Joe Jenkins blickte unruhig zum Fenster hinaus und wollte auf den Ball drücken. In diesem Augenblick fragte die Dame:

      „Sie sagten, es handle sich um einen Mord. Ist es indiskret, wenn ich Sie bitte, mir Näheres über diese Angelegenheit mitzuteilen?“

      „Ich weiss leider selbst nichts Näheres“, sagte er mit zerstreutem Blick auf die Fragerin. „Ich bin sozusagen auf einer Rekognoszierungsfahrt. Aber ich glaube zu sehen, dass dieser Chauffeur uns einen Weg fährt, der weder nach der Tigergasse noch nach dem Schlesischen Bahnhof führt.“

      „Ich möchte Sie fast bitten, mich nach der Tigergasse mitzunehmen“, gab die Dame zur Antwort.

      Der Wagen sauste durch eine von breiten Linden umsäumte Allee. Dann kam eine lange Pappelstrasse, das Gleis der Strassenbahn tauchte auf, klappernd kreuzte das Auto die Schienen, und wieder erblickte man eine endlose, weissschimmernde Landstrasse.

      „Zum Teufel!“

      Der Detektiv sprang auf und drückte auf den Gummiball, und indem er das Mundstück des Sprachrohrs in die Hand nahm, schrie er:

      „Wohin fahren Sie mich denn?“

      Der Chauffeur sah sich um, fasste nach dem Griff seiner Maschine, das Tempo des Wagens verringerte sich, und während das Fahrzeug in ein leises Gleiten überging, sprang der Amerikaner heraus.

      „Zum Teufel! Wie kommen Sie dazu, mich nach dem Tempelhofer Feld zu fahren?“

      Der Wagen hielt. Der Chauffeur sah den Amerikaner an.

      „Das ist schon richtig, mein Herr“, sagte er lächelnd.

      „Was ist richtig!“

      „Das mit dem Tempelhofer Feld.“

      „Sie sollten mich doch nach der Tigergasse fahren.“

      Der Chauffeur schüttelte den Kopf.

      „Die Dame hat mir doch dreihundert Mark dafür gegeben.“

      „Wofür?“

      „Nun, dafür, dass ich Sie nach dem Tempelhofer Feld bringen sollte.“

      Der Detektiv warf einen halben Blick auf die Dame zurück, die den linken Wagenschlag geöffnet hatte und neugierig dem Gespräch zu lauschen schien.

      Was reden Sie da? Die Dame hätte Ihnen. . . die Dame hat doch während der ganzen Fahrt kein Wort mit Ihnen gesprochen.“

      „Das nicht. Aber vorher. Vorher hat sie es mir gesagt.“

      „Was hat sie gesagt?“

      „Sie hat mir gesagt, dass Sie kommen würden. Und dass ich Sie nach dem Tempelhofer Feld fahren sollte.“

      „Unsinn, die Dame konnte doch gar nicht wissen, dass ich kommen würde.“

      „O doch, sie wusste es. Sie hat mir sogar Ihren Namen gesagt.“

      Der Detektiv lächelte.

      „Da bin ich doch neugierig. Wie heisse ich denn?“

      Der Wagenführer sah ihn verschmitzt an, dann sagte er ruhig:

      „Sie sind Mr. Joe Jenkins.“

      Von der entgegengesetzten Seite kam in diesem Augenblick ein ratterndes Geräusch, das sich surrend verstärkte und nun in mässigem Tempo an dem Wagen vorüberkam: ein zweites Auto.

      Eben wollte sich Joe Jenkins der Dame zuwenden, als diese, fast mit einem einzigen Satz, in das andere Auto, das von der entgegengesetzten Richtung gekommen war, hineinsprang. In dem Augenblick, als der Schlag hinter ihr zufiel, kam ein knirschender Laut, und fast wie mit einem Sprung flog der andere Wagen vorüber. Vorwärts, der Stadt zu.

      Joe Jenkins blickte ihm resigniert nach. Der Chauffeur war abgesprungen und stand mit weit aufgerissenen Augen neben ihm.

      „Nummer 129478“, sagte er. „Wenn Sie sich die Nummer notieren wollen, vielleicht dass Sie auf diesem Wege einen Anhalt. . .“

      „Das ist nicht nötig“, replizierte der Amerikaner trocken. „Den Wagen kenne ich schon so. Es ist nämlich mein eigener.“

      „Ihr eigener“, wiederholte der Chauffeur verblüfft. „Ihr Auto, Herr?“

      Der Detektiv nickte.

      „Was bedeutet das?“

      „Das mag der Teufel wissen!“

      „Da wird uns nichts anderes übrig bleiben, als so schnell wie möglich hinterherzufahren.“

      „Das wird nicht so einfach sein“, sagte Joe Jenkins verdriesslich.

      „Warum nicht?“

      Der Amerikaner wies auf das linke Hinterrad.

      „Sie hat uns einen kleinen Streich gespielt.“

      Der Chauffeur folgte mit den Augen der angedeuteten Richtung und stiess einen Wutschrei aus.

      In dem Pneumatik des Hinterrades steckte, bis zur Hälfte in den Gummi versenkt, ein Messer.

      „Wie lange wird es dauern, bis wir das repariert haben?“

      Der Chauffeur kratzte sich den Kopf.

      „Ich habe keinen Reservereifen hier. Mindestens eine halbe Stunde.“

      „Well“, sagte Joe Jenkins, zog sich das Jackett aus und krempelte die Ärmel hoch. „Also her mit der ,Daumenkraft‘ und dem Reparaturkasten.“

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCBAlDBwDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwDwGiii gApKWigBKKMUYoABS0UUAFFFFABS9qSl7UAN70tGKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKMUtA CUUYoxQAUUYooAUdaXNNozQIWigdKKBiUopMUYo
Скачать книгу