Delicious 1 - Taste me | Erotischer Roman. Alice White

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weiß nicht, was ich sagen soll«, meinte er mit Hilfe suchendem Blick in meine Richtung. Ich wusste es auch nicht.

      »Netter Abend vielleicht?«, scherzte ich.

      »Soll ich dich nach Hause fahren?«, fragte er. Ich wollte gerade Nein sagen, als ich in seinen Augen sah, dass er noch Redebedarf hatte. Der arme Kerl. Heiner war eigentlich ganz süß. Auf eine etwas unbeholfene Art. Sein gekräuseltes Haar schmeichelte seinem schmalen Gesicht. Wobei seine Frisur ihn deutlich älter aussehen ließ, als er vermutlich war. Er war schon fast attraktiv, hatte allerdings einen grauenhaften Modegeschmack. Ausbaubar. Ich überlegte kurz, ob ich ihn mit nach Hause nehmen sollte. Entschied dann aber, es sein zu lassen. Er wirkte auf mich nicht, wie ein One-Night-Stand-Typ. Eher wie der Liebe-auf-den-ersten-Blick-Kerl und solche wurde man nach dem Sex nur schwer wieder los.

      Wir fuhren durch die dunklen Straßen und schwiegen uns erst mal nur an. Als wir an einer roten Ampel hielten, schnallte Heiner sich plötzlich ab, um mich dann im Sturm zu küssen. Unkoordiniert grabschte er nach meinen Brüsten. Ich stieß ihn von mir weg.

      »Sag mal, spinnst du? Was sollte das denn?«

      Heiner starrte mich erschrocken an, als hätte ich gerade Bambis Mutter erschossen. Bevor er etwas sagen konnte, sah er die grüne Ampel und fuhr weiter.

      »Mal ehrlich, Heiner.«

      »Entschuldige«, stammelte er. »Ich dachte nur ...«

      »Du dachtest, was? Oh, weil ich dir kurz dein bestes Stück getätschelt habe, darfst du gleich über mich herfallen, oder was?« Er öffnete den Mund, aber nichts kam heraus. »Eigentlich stehst du doch auf Carina. Wieso hast du dich überhaupt auf diesen Abend eingelassen?« Er schaute beschämt weg.

      »Ich kann Carina einfach nichts abschlagen. Und ja, ich mag sie, ich dachte nur, ach, ich weiß auch nicht, was ich gedacht habe. Tut mir leid.« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Zum Glück waren wir fast da.

      »Da vorne kannst du anhalten«, meinte ich. Er parkte das Auto und drehte sich hektisch zu mir um. Im ersten Moment dachte ich, er wollte einen zweiten Angriff starten, aber er hielt inne und schaute mich traurig an. Ein kleines Häuflein Elend.

      »Kann ich dich anrufen?«, fragte er schon beinah verzweifelt.

      »Ich wüsste nicht, warum. Heiner, du scheinst ein netter Kerl zu sein. Aber ich hab wirklich kein Interesse an dir. Danke fürs Fahren.« Er wollte vermutlich noch etwas sagen, aber ich stieg aus dem Wagen und wünschte ihm alles Gute. Ich beobachtete, wie er um die Ecke bog, und ging dann nach oben.

      ***

      »Guten Morgen, Alex. Und? Wie war dein Wochenende? Ist dir jemand Interessantes über den Weg gelaufen? Wenn nicht, könnte ich dir da jemanden empfehlen.« Hendrik griente mich keck an, während ich mir noch die Schürze richtig festband und meine Bluse glattstrich.

      Im Gegensatz zu vielen anderen Uniformen, die ich schon hatte tragen müssen, war unsere doch recht ansehnlich. Weit entfernt davon, bieder oder altbacken genannt zu werden, aber doch beweglich genug, um darin arbeiten zu können. Abgesehen von den weißen Blusen, die für meinen Geschmack grundsätzlich mit zu viel Stärke behandelt wurden. Ich mochte unsere Arbeitskleidung. Eine schlichte weiße Bluse sowie eine hellgrüne Krawatte, auch für die Damen, ein knielanger schwarzer Rock und eine gleichfarbige Schürze mit grün aufgesticktem Restaurantnamen. Für meinen Geschmack könnte der Rock zwar etwas kürzer sein, aber ich fühlte mich wohl. Und auch die Herren machten eine außerordentlich gute Figur. Grundsätzlich fand ich, dass die Männer immer ein Stück weit besser ausstaffiert waren als die Frauen. Ach, ich stehe einfach auf Männer in Uniform.

      Hendrik hob erwartungsvoll die Augenbrauen.

      »Oh, mir ist tatsächlich was vor die Flinte gelaufen.« Ich musste ihm ja nicht sagen, wie mein Abend mit Heiner tatsächlich gelaufen war.

      Ich griff an ihm vorbei zu den Handtüchern und streifte dabei seinen Unterarm. Es kribbelte. Sogar ziemlich heftig. Ich hielt die Luft an und spürte, wie sich die kleinen Härchen auf meinem Arm nahezu eins nach dem anderen aufstellten. Dass eine so leichte Berührung ausreichte, um bei mir einen Anflug von Verlangen auszulösen, lag wohl an der mehr als schmerzlichen Tatsache, dass ich bereits seit neununddreißig Tagen enthaltsam war. Nicht freiwillig. Mein Terminplan war schuld gewesen. Meine Libido lief seit Wochen auf Hochtouren. Neununddreißig Tage keinen Sex. Für mich war das viel. Nicht, dass ich es täglich brauchte. Vor allem, wenn ich keinen festen Sexpartner hatte. Aber wenigstens einmal die Woche musste sein. Hendrik starrte mich ungläubig an.

      »Mann, muss der gut gewesen sein, dass du jetzt noch vor Erregung erschauderst.« Ich löste mich räuspernd aus meiner Schockstarre und blickte tadelnd zu ihm. Er schaute mich vergnüglich an und polierte die Gläser, während ich in meinem Hirn nach meiner Schlagfertigkeit suchte. Ich fand sie an diesem Tag nicht wieder.

      ***

      Am nächsten Morgen auch nicht. Und auch nicht an dem darauf. Dann am dritten Tag kehrte meine Wortgewandtheit glücklicherweise zurück. Ich beschloss, mich von Hendrik nicht weiter aus dem Konzept bringen zu lassen, und konzentrierte mich auf die Arbeit.

      »Kai, übernimm für mich«, rief Marlon, als er gerade wutentbrannt aus dem Roten Festsaal kam. Ich stand an der Bar und machte die Bestellungen für die regulären Restaurantgäste fertig. Ganz ohne Bardienst ging es leider doch nicht. Hendrik war heute bei der Firmenfeier eingeteilt. Und da Kai und Collin genauso ungern hinter der Bar standen wie ich, hatten wir es einfach ausgeknobelt. Heute hatte ich den Kürzeren gezogen.

      »Was zum Teufel?«

      »Kein Wort«, fuhr er mich scharf an, als ich Marlon gerade nach dem Rotweinfleck auf seiner Brust fragen wollte. Er verschwand genauso schnell wie er gekommen war in der kleinen Seitentür, die zu den Umkleiden führte. Sören kam hinterhergehechtet.

      »Das hättest du sehen müssen, Alex.« Er zischte an mir vorbei, rein in die Abstellkammer. Sekunden später flog er wieder in den Festsaal, bewaffnet mit Handfeger und Schaufel. Sören war seit einem Jahr hier. Er war noch in der Ausbildung zum Restaurantfachmann und hatte daher ein deutlich höheres Pflichtgefühl gegenüber unserem Arbeitgeber als manch anderer. Er trug eine rote, viel zu große Hornbrille, wegen der er ständig aufgezogen wurde, und war von der Statur her eher klein. Nicht kleiner als ich, aber nah dran. Letzte Woche hatten wir seinen achtzehnten Geburtstag gefeiert und er hatte sogar für uns alle gebacken. Ein wirklich sympathischer Bursche. Definitiv angenehmer als Kai und Collin. Ein verschrobenes Duo, das sich schon seit der Schulzeit kannte und hier wirklich nichts anderes taten, als zu arbeiten. Höchst professionell und reserviert. Ich machte das Tablett für Collin fertig, der wie immer nichtssagend nickte, und folgte Marlon in den Flur.

      Ich schloss die Tür hinter mir und steuerte die Herrenumkleide an. Ich konnte ihn schon von Weitem fluchen hören. Die Kabinentür stand offen. Marlon beugte sich über das Waschbecken und versuchte, sein Hemd vom Rotwein zu befreien. Ich klopfte an den Türrahmen.

      »Alles ok?«, fragte ich ihn.

      »Geh wieder an die Arbeit«, meinte er schroff. Ich ließ mich davon nicht beeindrucken und trat zu ihm, nahm ihm sein Hemd aus der Hand und griff nach einem Handtuch, um es ihm zu reichen.

      »Gib her jetzt. Du machst ja alles noch schlimmer. So kriegst du das nie wieder raus.« Ich wrang das Hemd aus und legte es erst mal über den Stuhl. Erst jetzt bemerkte ich die Verletzung an Marlons Hand. Fast im selben Augenblick fiel mir auf, dass er gerade mit nacktem Oberkörper vor mir stand und sich seine Hose trocken rieb.

      »Lass mal sehen.« Ich nahm ungefragt seine Hand und besah die Wunde. Es war nicht schlimm. Ich griff nach den Papierhandtüchern und presste sie auf die Blessur. Behutsam versorgte ich den Schnitt in seiner Handfläche und schielte währenddessen immer wieder zu seinem Oberkörper.

      Marlon war von recht kräftiger Statur. Nicht dick, nur kräftig. Mit seinen knappen eins achtzig, war er gerade an der Grenze. Noch größer war für mich nichts. Sich für jeden Kuss auf eine Mauer stellen zu müssen, wäre lästig. Seine fast schwarzen Haare waren etwas länger. Ich glaubte sogar, dass sie einen Tick länger als meine


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