Die Gurus, die Stille und der Berg. Subhuti Anand Waight
früher landen werden.“
Eine gute Nachricht! Aber die schlechte Nachricht folgte auf dem Fuß. „Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass unsere Andockstation noch nicht bereit ist“, fügte er hinzu.
Es sollte noch schlimmer kommen. Das Touristen-PR-Video auf dem Bildschirm an der Rückenlehne meines Vordermanns zeigte Delhi als eine Stadt mit sauberer Luft unter einem hellen, sonnigen Himmel. Leider erzählte die graue Suppe vor den Fenstern unserer Maschine etwas anderes. Aufgrund der starken Luftverschmutzung bildet sich frühmorgens Nebel und so wurden wir in einen „weiter entfernten Teil“ des Flughafens umdirigiert. Man informierte uns, innerhalb von zehn bis fünfzehn Minuten könnten Busse da sein – oder auch nicht.
Der Flug nach Delhi verlief ereignislos.
„Das war's“, murmelte ich vor mich hin. Das war genau der Zeitpuffer, den ich gebraucht hätte, um nicht in Panik zu geraten. Doch dann kam plötzlich Bewegung in die Leute, das Flugzeug leerte sich, und prompt fand ich mich im Bus wieder. Wow, wie konnte das so schnell passieren? In Kopenhagen hatte es ewig gedauert, bis ein paar von den wohlgerundeten indischen Damen mittleren Alters mit ihren Saris an Bord des Flugzeugs schlurften. Nun stürzten sie los wie Greyhounds aus der Startbox beim Windhundrennen.
Der Bus setzte uns bei der Ankunft ab und ich raste zur Immigration (Einwanderungsbehörde). Die war in einer langen strahlend weißen Halle mit endlosen Schaltern, und gottlob war sie fast leer! Dummerweise war sie auch fast leer von Einwanderungsbeamten.
Ich sah das E-Visa-Schild – viele Schalter, aber nur einer war besetzt. Egal, irgendwie schaffte ich es, Zweiter in der Schlange zu sein. Das Paar vor mir brauchte ewig für die Abfertigung – sie mussten digitale Fingerabdrücke abgeben, indem sie ihre Finger und Daumen auf eine kleine, grün beleuchtete Schachtel legten. Als ich an der Reihe war, stempelte der Mann meinen Pass und winkte mich beiläufig durch.
„Kein Fingerabdruck?“, fragte ich überrascht, als meine Neugierde kurzzeitig über das Bedürfnis nach Eile triumphierte.
„Sie sind ein Senior Citizen“, sagte er mit einem Lächeln und machte eine scherzhafte Geste des Abnickens. Aha! Ältere, weiße Engländer sind offenbar kein internationales Sicherheitsrisiko.
Ich schnappte mir meinen Koffer vom Gepäckband, verließ das Terminal 3 und trat hinaus in den kalten, düsteren Nebel dieses trüben Delhi-Morgens, um ganz schnell wieder durch die Abflughalle hineinzugehen.
Wie befürchtet, war es ein Irrenhaus. Höfliche Warteschlangen sind kein natürlicher Teil der indischen Kultur. Das muss von den britischen Kolonialherren eingeführt worden sein. Es scheint zwar Schlangen zu geben, aber nur dem Namen nach. In Wirklichkeit geht es darum, wer sich am besten bis zum Schalter vordrängeln und am lautesten schreien kann.
Ich erspähte einen fähig aussehenden Beamten, der einen Sicherheitsausweis um den Hals hängen hatte. Er schien Zeit zu haben und konnte vielleicht ein zusätzliches Trinkgeld gut gebrauchen.
„Ich werde meinen Flug verpassen!“, flehte ich ihn an.
Er nickte, nahm meinen Trolley und geleitete mich bis zum äußersten Ende des Check-In-Bereichs der Air India, wo es ihm gelang, einen Schalter zu finden, an dem er mich einchecken ließ.
Großartig! Natürlich verdiente er eine Belohnung. Ich hatte aber keine Rupienscheine. Unvorsichtigerweise hatte ich sie in England gelassen, bevor ich nach Kopenhagen reiste. Alles, was ich hatte, waren Zehn-Pfund-Noten im Wert von je 800 Rupien. Das war natürlich viel zu viel für ein Trinkgeld, aber, hey, er hat mir das Leben gerettet! – Einen schönen Tag noch!
Als Nächstes zur Security – und zu meiner Bestürzung sah ich dort sehr lange Schlangen, streng geregelt durch Reihen von Absperrgurten, die im Zickzack die Menge eindämmten und sich endlos fortzusetzen schienen. Die engen Gänge waren mit Menschen vollgestopft, und das Herz rutschte mir in die Hose. Die Uhr tickte.
Ich nahm all meine schauspielerischen Fähigkeiten zusammen und spielte zum zweiten Mal innerhalb von zehn Minuten den hilflosen Touristen, näherte mich atemlos einer Polizistin und hielt ihr meine Bordkarte hin.
„Ich habe Angst, meinen Flug zu verpassen!“, rief ich aus. Sie schaute auf meine Einstiegszeit, zeigte sich unbeeindruckt.
„Das schaffen Sie schon“, sagte sie und nickte in Richtung Warteschlange.
Keine Überholspur bei dieser Lady. Als ich mich am Ende der Reihe anstellte, reflektierte ich einen Augenblick lang die Dummheit meines panischen Verhaltens. Ich hatte mich benommen, als ginge es um Leben und Tod, nur weil ich dieses Flugzeug erreichen wollte. Wie absurd!
Schließlich war ich doch nach Indien gekommen, um hier zu meditieren, meinen inneren Frieden zu finden und weltliche Anhaftungen loszulassen. Ich war auf dem Weg zum Ashram von Ramana Maharshi, einem Mystiker, der von weltlichen Angelegenheiten nicht angefochten war, das ging so weit, dass er sich nicht einmal die Mühe machte, eine Ameise von seiner Haut abzustreifen, selbst auf die Gefahr hin, gebissen zu werden.
Außerdem hatte ich mittlerweile herausgefunden, dass es noch zwei weitere Air-India-Flüge nach Chennai an diesem Nachmittag gab, sodass ich, selbst wenn ich diesen verpasste, spätestens am Abend in Tiruvannamalai sein würde.
Von dieser Stimme der Vernunft etwas besänftigt, holte ich mehrmals tief Luft und versuchte mich zu entspannen und mich meinem Schicksal zu überlassen.
Da sah ich meine beiden Reisebegleiterinnen aus Kopenhagen, die kurz vor den Röntgengeräten im Sicherheitsbereich standen. Sie hatten den schnellen Weg über den internen Transfer nehmen können. Ich zögerte einen Moment, aber dann, spirituelle Gelassenheit hin oder her, duckte ich mich unter einem halben Dutzend Absperrbändern durch, um zu ihnen zu gelangen. Ich wartete darauf, dass mich jemand deswegen anbrüllen würde. Aber nichts geschah. Es sieht so aus, als ob das Ignorieren von Warteschlangen hier mehr als anderswo toleriert wird. Jeder weiß, wie riskant es bei diesen Menschenmassen sein kann, eine Maschine in letzter Minute erwischen zu wollen. Während ich durch die Sicherheitskontrolle ging, verlor ich beinahe meine Bordkarte, als ich meine Habseligkeiten in kleine blaue Boxen stopfte, die auf dem Laufband von mir wegrollten. Als Nächstes fand ich mich mit erhobenen Armen auf einer kleinen Kiste stehend wieder, während ein Polizist mich am ganzen Körper mit einem Metalldetektor forsch abtastete. Wie oft musste ich mir denn noch mit diesem Ding über den Hintern streichen lassen? Endlich stempelte der gelangweilte Polizist meine Bordkarte ab und winkte mich durch.
Nun kam ich gut voran auf meinem langen Weg zu Gate 29A. Terminal 3 erschien mir allerdings so riesig wie ganz Delhi. Große Videobildschirme zeigten Bilder von entspannt lächelnden jungen Reisenden, die mich alle wissen ließen, wie effizient und modern dieser Terminal doch sei. Wie nett von ihnen.
Es war ein langer, langer Marsch, und als ich endlich ankam, stellte ich fest, dass das Gate noch nicht geöffnet war. Der Zeitplan für das Boarding hatte sich verzögert …
Zeit für eine Tasse Kaffee und den ersten Veg Puff meines diesjährigen Indienaufenthalts. Wie gewohnt bewirkte schon der erste Bissen in diese herzhafte Gemüsepastete, die man an jedem Flughafen in Indien bekommt, dass die Krümmel über meine Hose rieselten. Aber das war egal.
Ich hatte es geschafft!
Unser Taxi umfährt die Stadt Tiruvannamalai, vorbei an den Toren von Ramanas Ashram, steuert ein paar Kilometer in Richtung untergehender Sonne und setzt uns schließlich vor einem Gästehaus ab.
Mein erster Eindruck ist, dass ich Tiru nicht mag. Es ist zu geschäftig, zu laut, die Luft mit Abgasen zu verpestet. Aber ich weiß auch aus langer persönlicher Erfahrung als ewig wandernder Nomade, dass es mir auf den ersten Blick nirgends gefällt.
Aus unbekannten Gründen – die vielleicht auf irgendein früheres Leben zurückgehen, als ich mit Moses auf der Suche nach dem Gelobten Land in der Wüste umherirrte – ist mein erster Eindruck von einem Ort immer