Es geschah in Heiliger Nacht. Группа авторов
folgenden Festtagen spielt, kann ich nur empfehlen, dass man unter dem gleichen Gesichtspunkt jede von den Geschichten dieses Buches verwendet, die man nach der thematischen Aufteilung aussuchen kann.
Und weil man für jede Weihnachtsfeier auch Gedichte und Zitate braucht, durften sie in diesem Buch nicht fehlen.
Ich erlebte es selbst, dass in unserer Gemeinschaft der Tod am Heiligen Abend nicht Halt machte; so nahm ich auch Geschichten auf – wie die aus eigener Feder –, die man für die Christnachtfeier in einer solchen Situation braucht.
Aber auch zum Schmunzeln findet man Texte in dieser Sammlung.
Meinen besonderen Dank spreche ich allen Autoren und Verlagen aus, die bereit waren, ihren Anteil dazu beizutragen, dass diese Sammlung entstehen und erscheinen konnte.
Es ist mein Wunsch und meine Bitte, dass Gottes Segen den Gebrauch dieses Buches begleite!
Gerda Zottmaier
Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt,
nämlich dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf,
denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit,
da wir gläubig wurden.
Die Nacht ist vorgerückt,
der Tag aber nahe herbeigekommen.
So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis
und anlegen die Waffen des Lichts.
Römer 13,11-12
Weihnachtslied
Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.
Dem alle Engel dienen,
wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen
zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden,
verhüll’ nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden,
wenn er dem Kinde glaubt.
Die Nacht ist schon im Schwinden,
macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden,
das aller Zeiten Lauf
von Anfang an verkündet,
seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet,
den Gott selbst ausersah!
Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr.
Von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.
Jochen Klepper
Der Gang zur Christmette
In dem Jahr, in dem das geschehen ist, was ich jetzt erzählen will, hat es Schnee genug gegeben. In den Bergen ist er schon im November liegen geblieben, und in der Woche vor den Feiertagen ist er gefallen, lautlos, in dicken Flocken, fast ohne Aufhören.
Wir drei Brüder sind zeitig aufgebrochen, am 24. Dezember früh, und am Abend sind wir unverhofft rasch in Hintertaxenbach gewesen.
Das kleine Dorf, holzbraun, fast schwarz unter den riesigen Hauben von Schnee, hat sich am Berg hingeduckt, der in steilen, fast waldlosen Randstufen gegen Südwesten das Tal abschließt. Nur das Gasthaus ist stattlicher gewesen und aus Stein gebaut.
Der Wirt hat es sich nicht nehmen lassen, uns dreien ein Staatszimmer im ersten Stock einzuräumen. Er selber hat auf der Rückseite des Hauses gewohnt, behaglich warm, in zwei Stuben, aus deren einer uns der bunte Schimmer eines altmodisch und überreich geputzten Christbaumes begrüßt hat. Wir haben dann droben unsre noch immer feuchten Überkleider aufgehängt, die Rucksäcke ausgepackt und es uns so bequem wie möglich gemacht. Danach sind wir in die Gaststube zurück und haben gegessen und uns schließlich noch eine Weile über den Schnee unterhalten. Der Wirt, nur noch flüchtig am Tisch stehend, hat uns erzählt, wie Jahr um Jahr die Lawinen sich ihre Opfer holen, die kleinen Holzhäuser und Ställe überrennend, Fuhrleute mit Ross und Wagen in die Tobel reißend, wenn die Berge in Aufruhr kommen und die schweren Schlaglawinen niederbrechen und sich polternd bis in die Gassen des Dorfes wälzen.
Ein Wort hat das andre gegeben, wir haben auch noch allerhand Erlebnisse berichtet, von Schneebrettern und Eisbrüchen, lauter Dingen, die scheußlich zu erleben sind, aber gut zu erzählen, wenn man noch einmal davongekommen ist. Und zum Schluss haben wir den Wirt gefragt, ob er, seiner Erfahrung nach, auch jetzt, im Frühwinter, eine Lawine für möglich halte.
Der Wirt schüttelte den Kopf und sagte:
»Bis ins Dorf herein wird wohl keine kommen! Aber«, sagt er und rundet das Gespräch mit einem Scherz ab, »bei Weibern und andern Naturgewalten weiß man nie, was sie vorhaben.« Und, eine gute Nacht wünschend, fragt er, mehr beiläufig, ob die Herren vielleicht mit in die Christmette gehen möchten, nach Kaltenbrunn. Um halb elf Uhr würde aufgebrochen, denn eine Stunde Wegs müsste man bei dem Schnee schon rechnen.
Es ist jetzt erst auf neun Uhr gegangen, aber ich bin, wie das so oft kommt, auf einmal bleiern müde gewesen. Meine Brüder haben nach kurzem Zögern zugesagt, sie haben die anderthalb Stunden noch aufbleiben wollen, und wie ich mich nun angeschickt habe, hinaufzugehen und mich schlafen zu legen, haben sie mich einen Schwächling gescholten und einen faden Kerl, der keinen Sinn für Poesie hat. Aber ich habe trotzdem nein gesagt. Und meinen Schutzengel, sagt’ ich, will ich ihnen mitgeben, zum Schlafen brauch ich ihn nicht, und es ist dann einer mehr zum Hallelujasingen.
Vielleicht hätten meine Brüder gelacht und das lästerliche Wort wäre so ohne Wirkung geblieben, wie es im Grunde gemeint war. Doch der Wirt hat einen roten Kopf gekriegt, er hat ein feindseliges Gesicht gemacht und hat nachdrücklich gesagt, dass der Herr seinen Schutzengel so leichtsinnig in Urlaub schicke, möchte ihn am Ende gereuen. Halten zu Gnaden, sagt er, aber so was höre er ungern. Und ist ohne Gruß hinausgegangen. Nun ist die Stimmung verdorben gewesen, und wie ich jetzt, als Säckelmeister, unwirsch nach der Kellnerin rufe, um zu zahlen, erhebt keiner Einspruch. Sie lassen mich gehen, ohne Vorwurf, aber auch ohne Trost; und dass ich dem alten Mann innerlich Recht geben muss, dass ich selber nicht weiß, warum ich so dumm dahergeredet habe, ist bitter genug, um mir das Herz bis zum Rand zu füllen. Ich bin droben noch eine Weile in der