Seewölfe Paket 34. Fred McMason

Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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Versteck.“

      „Du hast mal wieder in die richtige Ecke verholt“, sagte Hugh Lefray. „Aber ewig und drei Tage können wir uns hier nicht verstecken. Das weiß mittlerweile jeder an Bord.“

      „Habe ich auch nicht vor.“

      Ruthland und sein Kumpan hielten große Becher voll Wein in den Händen. Eine gewisse Unruhe stand deutlich in ihren Gesichtern geschrieben, aber in diesem Winkel der größeren Bucht war das Schiff so gut wie unsichtbar. Die Bäume überragten die Mastspitzen.

      Als Ruthland diese Baumgruppe gesehen hatte, war sofort der Kurs geändert worden. Das Versteck war nur dreimal so groß wie der Rumpf der „Ghost“ lang.

      „Außerdem“, sagte Ruthland mit rauher Stimme, „verstecken wir uns nicht. Wir warten nur einen besonders günstigen Moment ab.“

      „Und dann?“ fragte Lefray lauernd.

      „Dann sehen wir weiter.“

      Sie lachten kurz, tranken einen Schluck und hatten nicht viel mehr zu tun, als auf das Essen zu warten. Die Geschütze waren geladen, genau wie die Culverinen auf der Seewolf-Schebecke, das war Ruthland und seiner Crew völlig klar. Gegen den Regen waren über den meisten Rohren Persenninge gespannt. Nur unter Deck und in der Kapitänskammer brannten kleine Lampen. Finsternis und rauschender Regen herrschten rund um das Schiff in der menschenleeren Ecke dieser verlassenen Gegend.

      „Hör mal“, sagte Lefray nach einer Weile. „Was hast du eigentlich vor, ich meine, willst du wieder zurück zum Padischah nach Surat?“

      „Unsinn!“ Ruthland fluchte. „Wir warten ab, wie sich die Lage morgen früh darstellt. Nach Surat können wir nicht zurück, das weißt du. Dort ist für uns nichts mehr zu holen. Auch für Killigrew nicht.“

      „Stimmt, Kapitän.“

      Lefray hielt den Kopf schief und hörte dem prasselnden Regen zu. Das Geräusch drang ungehindert durch die offene Tür der Kammer. Während des Regens blieb sogar der Dschungel hinter den Mangroven ruhig.

      Der Kapitän fuhr fort: „In den nächsten Tagen treffen wir wieder aufeinander, verlaß dich drauf. Dann schicke ich den Hund zu den Fischen. Klar?“

      „Völlig klar, Francis“, erwiderte Lefray und starrte Ruthland mit seinem toten Fischauge an.

      Nachdem sie Surat so schnell wie möglich verlassen hatten, waren sie den Tapti-Fluß hinuntergesegelt und hatten sich nach Norden verholen wollen. Der achterliche Wind verschaffte ihnen im Regen einen Vorsprung vor dem Verfolger. Wo der Seewolf suchte – oder ob er überhaupt noch nach der Karavelle Ausschau hielt –, wußte Kapitän Ruthland nicht. Zuletzt hatten sie die Schebecke gesehen, als sie aus der Mündung des Tapti gesegelt und ebenfalls auf Nordkurs gegangen war.

      „Der Kerl wird nicht lockerlassen, Francis“, sagte Lefray nach längerem Nachdenken. „Er hat gute Gründe für seine Wut.“

      Mit kaltem Grinsen zuckte Ruthland mit den Schultern und warf einen Blick auf die Sanduhr.

      „Vorläufig habe ich einen guten Grund, diesem Koch einen Tritt zu verpassen, dorthin, wo’s am meisten weh tut. Wo bleibt der Fraß?“ Die letzten Worte brüllte er. Der Essensgeruch war stärker geworden. Er packte den Krug und füllte die Becher erneut.

      David Lean lief, die Jacke über dem Kopf, in dem schmalen Streifen des gelblichen Lichts aus der Kammer den Niedergang hoch.

      „Gibt’s was, Kapitän?“ fragte er und fluchte, weil das Wasser in seine Stiefelschäfte lief. „Ich hab da was gehört …“

      Ruthland winkte ab.

      „Die Wache geht ihre Runden?“ fragte er. „Dein Pulver ist hoffentlich noch trocken? Und wo steckt der Koch mit unserem Essen? Wenn morgen früh der verfluchte Regen aufhört, gehen wir ankerauf.“

      „Wir warten darauf“, sagte der Stückmeister. „Wir geben’s dem Seewolf, wie?“

      Der Kapitän nickte. Seit sie in dieses Fahrwasser geraten waren, dachte er an die zahlreichen Buchten, die Untiefen und Sandbänke. Das Versteck war für seine „Ghost“ nicht ungefährlich – so wie für jedes andere Schiff dieser Art. Nur die flachgehenden Fischerboote manövrierten hier gefahrlos. Er tröstete sich damit, daß bei gutem Licht alles einfacher sein würde.

      „Ja“, sagte er und lehnte sich im knarrenden Decksstuhl zurück. „Wir bringen das zu einem guten Ende, was wir in Surat angefangen haben. Verlaß dich drauf. Und jetzt schick uns den langweiligen Küchenmeister.“

      „Aye, Sir.“

      Der Stückmeister stapfte aus der Kammer hinaus ins nasse Dunkel und enterte auf die Kuhl ab. Ein lauter Stimmenwechsel war zu hören. Kurze Zeit später schleppten zwei Mann im Schutz eines Fetzens Leinwand die Schalen und Schüsseln in die Kapitänskammer.

      Als Ruthland roch und sah, was der Koch zubereitet hatte, vergaß er vorübergehend seine schlechte Laune. Seine Worte waren undeutlich, weil er auf dem Fleisch herumkaute.

      „Mit dem Proviant haben wir keine Schwierigkeiten. Eigentlich wollte ich hier im Wald nach Früchten suchen lassen. Aber daraus wird wohl nichts bei dem ständigen Regen.“

      „Vergiß es. Wir haben genug in der Proviantlast.“ Lefray grinste in sich hinein. „Wenn wir mit unserem Vorhaben fertig sind, können wir noch nach Pilzen suchen.“

      Es war ohnehin eine blöde Idee, zwischen den Bäumen und Sträuchern herumzukriechen und nach Beeren und Früchten zu suchen. Aber immer redete der Alte davon. Er selbst ging bestenfalls ein Dutzend Schritte weit in den Wald, lehnte sich gegen den Baumstamm und brüllte Befehle in alle Richtungen. Hugh kannte das zur Genüge.

      „Ich übernehme die nächste Wache“, sagte er, als er satt war. „In der Nacht wird es wohl keinen Ärger geben.“

      „Was weiß ich! Schon gut.“

      Ruthlands Gesichtsausdruck ließ erkennen, daß er nachdachte. Er plante schon für den nächsten Morgen. Hugh Lefray war zufrieden darüber, denn bisher war ihnen fast alles geglückt, wenn es Ruthland genügend lange und gut vorbereitet hatte.

      Bis auf die Sache in Surat. Da war mehr fehlgeschlagen, als sie vorausgesehen hatten.

      Es regnete ununterbrochen bis drei Stunden nach Mitternacht.

      Die Blätter der Baumkronen schüttelten sich, der Wind rauschte und gurgelte rund um die „Ghost“ im Dschungel. In die winzige Bucht hinter dem Geländevorsprung drangen nur die Ausläufer von Wellen, die sich über den trockenfallenden Sandbänken und dem Wall aus Treibgut brachen.

      An den Baumstämmen rann das Wasser in breiten Rinnsalen hinunter. Die Wachen, die an Deck der Karavelle unter den Segeln und den ausgespannten Persenningen saßen und standen, hörten nichts anderes als die Geräusche des Monsunregens und des Windes.

      Die „Ghost“ gierte, und die Festmacher, die zum Land geführt und an Deck wieder an den Klampen belegt waren, scheuerten an den Uferbäumen. Die Crew schlief ruhig, ebenso der Kapitän, doch durch seine Träume spukten die Schebecke und der Seewolf.

      Die Menge des Wassers, das aus den schweren Wolken fiel, ließ von Stunde zu Stunde nach. Vereinzelt blinkten durch die Regenschleier undeutlich die Sterne. Schließlich tropfte Wasser nur noch von den Baumkronen. Pugh, der Schiffszimmermann, trat unter der triefenden Leinwand hervor und ging langsam am Steuerbordschanzkleid entlang.

      Coughlan rief ihn an. „Alles ruhig? Alles in Ordnung?“ fragte er und schob den Kopf unter den Planken des Achterdecks hervor.

      „Der verdammte Regen läßt nach“, erwiderte Pugh. „Endlich.“

      Die Kerle blieben unter den Wanten stehen und starrten nach oben. Die wenigen Sterne wurden deutlicher und heller, an anderen Stellen rissen die Wolkenbänke auseinander.

      „Der Alte will am Morgen ankerauf gehen?“

      „Ja. Hat er gesagt. Wir werfen beim ersten


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