Zwei und zwei. Tessa Hadley
wirkte sie größer, als sie in Wirklichkeit war, ihr Haar fiel herab wie bei einer Figur in einem melodramatischen Theaterstück oder einer Oper.
»Lydia, kannst du nicht schlafen?«, fragte Christine.
»Die Angst lässt mich nicht. Und ich habe kalte Füße.«
Christine sprang auf und kramte in der Kommode nach einem Paar Socken für ihre Freundin. »Schlüpf unter die Bettdecke«, sagte sie. »Wärm dich auf.«
Als Lydia sich ins Bett legte, waren ihre Bewegungen steif wie die einer alten Frau; sie schien tatsächlich zu zittern vor Kälte, trotz der warmen Nacht. Alex schwieg zunächst, drehte ihnen weiter den Rücken zu, obwohl er bestimmt wach war. »Ich habe Angst«, sagte Lydia. »Jane Ogden hat mir erzählt, dass Zachary schwarzes Blut erbrochen hat.«
»Warum musste sie dir das auch erzählen?«, antwortete Christine besänftigend. »Warum musstest du das wissen?«
»Hier fühle ich mich sicherer, zwischen euch beiden.«
Christine ertastete unter der Decke die eiskalten Füße ihrer Freundin. Behutsam zog sie ihr die Wollsocken über, dann legte sie sich wieder zu ihr ins Bett, schlang einen Arm um sie, die nun zwischen ihnen an Alex’ Rücken lag. Da drehte er sich um und umfasste sie ebenfalls. »Arme Lydia«, sagte er.
»Ach, Alex. Ich wünschte, ich wäre gestorben und er wäre noch hier.«
»Sei nicht albern. Du bist uns geblieben, das macht dich umso kostbarer für uns.«
Zuerst dachte Christine, Lydia würde nie einschlafen: Sie spürte das Rasen der Panik im Körper ihrer Freundin wie den regen Stoffwechsel eines Tiers. Sehr bald aber ging Lydias Atem anders, wurde flach, und sie begann unbewusst zu zucken. Nun war es Christine, die sinnlos wach lag. Ihr war heiß, Lydias fiebrige Träume schienen sie zu verbrennen. Christine hätte nicht sagen können, ob Alex gleichfalls wach lag. Sie erwartete beinahe, dass er aus dem Bett schlüpfen und nach unten gehen würde, um im Gästezimmer bequemer zu schlafen. Doch er rührte sich nicht.
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