Ihr mich auch. Pia Herzog
mir seinen Arm um die Schulter. „Mach dir nichts draus, Lu.“
Ich schüttelte ihn ab. Fast hätte ich geheult.
Nur weil er dabei war, riss ich mich zusammen.
Stattdessen rappelte ich mich auf, griff nach der geplatzten Plastiktüte, wickelte die Wäscheleine drum und stürmte aus dem Schuppen.
Draußen pfefferte ich die unzuverlässigen Utensilien in eine Mülltonne. Der Sandhügel konnte bleiben. Im Laufe der Zeit würde er sich platttreten. Ich hatte jedenfalls keine Lust, ihn wegzuräumen.
Jetzt gab es nur eine Sache, die ich tun wollte, die ich immer tat, wenn ich mit meinen Gedanken allein sein musste. Ich kletterte auf den Kastanienbaum. Obwohl meine Arme sich beschwerten, kletterte ich so hoch ich konnte und setzte mich oben in eine Astgabel. Zuerst zögerte Rhys, doch dann folgte er mir und hockte sich irgendwo gegenüber hin. Durch das dichte Blätterwerk konnte ich ihn kaum sehen, was ganz gut war. Wir schwiegen lange.
Mir kam etwas in den Sinn. Ein Zitat von Henry Ford, einem Amerikaner, der Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gelebt und eine Fabrik gegründet hatte, in der die ersten Autos am Fließband hergestellt wurden. Der Mann hatte einmal gesagt, es gäbe mehr Leute, die aufgaben, als solche, die scheiterten.
Gerade hatten wir, Rhys und ich, in der Sandsack-Sache aufgegeben und das ärgerte mich maßlos. Ich nahm mir vor, nie mehr so leicht zu kapitulieren. Nie mehr.
„Aber wo hört aufgeben auf?“, gab Rhys zu bedenken.
Manchmal ließ ich ihn meine Gedanken erraten. Das war das Privileg eines unsichtbaren Freundes. Dennoch runzelte ich die Stirn. Was meinte er?
„Naja, wo hört aufgeben auf und wo fängt scheitern an? Bei zehn Fehlversuchen? Bei hundert? Bei tausend?“
Hm. Berechtigte Frage: Wie oft musste man etwas versuchen, bis man definitiv gescheitert war?
Ich fand keine Antwort darauf und Rhys auch nicht. Außer der Erkenntnis, dass Lebensweisheiten, die auf den ersten Blick wirklich clever klangen, einer näheren Betrachtung nicht unbedingt standhielten.
Wir blieben so lange da oben, bis in den meisten Wohnzimmern die Fernseher angingen. Als Rhys und ich die Treppe ins Dachgeschoss hochtrampelten, war meine Mutter längst zu Hause. Ich fragte sie nicht, wie es heute mit Prinzessin Viola gelaufen war. Ihrem Gesicht konnte ich ansehen, dass sie mich sowieso nur anlügen würde. Das – plus meine noch immer schwelende Sandsack-Frustration – und ich beschloss, heute lieber ohne Abendbrot ins Bett zu gehen.
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