Emma schreibt. Armand Amapolas

Emma schreibt - Armand Amapolas


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Wahlkreis war, wie viele Sprechstunden ich dort abgehalten habe: da dürfte ich ziemlich sicher im Durchschnitt liegen, mindestens. Ich kenne jedenfalls eine Menge Abgeordnete, für die vor Ort im Wahlkreis praktisch alles ihr Assistent erledigt, außer im Wahlkampf natürlich. Und die dennoch immer wieder aufgestellt werden. Und gewählt.

      Wichtig ist, in welche Ausschüsse man kommt. Ich wollte unbedingt in den Verkehrsausschuss. Da wird nämlich richtig viel Geld bewegt. Bauen und Verkehr: da kann man Einfluss nehmen und was für seinen Wahlkreis tun. Die Schwarzen wissen das genau, wussten das schon immer. Sozis neigen immer dazu, sich für Sozialpolitik zu interessieren, oder Umweltschutz oder Familienpolitik. Alles ganz wichtig, aber die wirksamste Sozialpolitik ist die Bau- und Verkehrspolitik. Bleibt Wohnraum erschwinglich? Werden unsere Innenstädte zu Gettos für Reiche? Wird Mobilität zu einem Privileg? Das sind meine Themen gewesen.«

      »Das klingt doch gut. Wieso hat das Ihre Genossen vor Ort nicht beeindruckt?«

      »Erstens: es dauert, bis bei einem Bauprojekt Geld fließt. Es dauert lange. In einer Legislatur kannst du rödeln, wie du willst, da kommt noch kaum etwas in deinem Wahlkreis an. Und zweitens: ich habe ein paar Dinge durchschaut, dank meiner Tätigkeit im Ausschuss und dank den Recherchemöglichkeiten, die du als Abgeordneter hast. Ich fand plötzlich Antworten auf Fragen, die ich mir immer schon gestellt hatte.«

      »Nämlich?«

      Hanisch seufzte und holte tief Luft. »Warum im Vest, also im Kreis Recklinghausen, immer zwei ganz bestimmte Baufirmen beteiligt sind, wenn öffentliche Gelder ausgegeben werden. Warum das in meiner Partei und Fraktion niemanden aufregt, ja noch nicht einmal interessiert. Warum es in jeder Runde immer gleich ganz still wird, wenn man danach fragt, ob es keine anderen Bauunternehmen im Vest und drum herum gibt? Wo doch europaweit ausgeschrieben werden muss. Ist doch komisch. Aber offenbar findet das keiner komisch außer mir. Und dass die gute Manu May die Nichte des Inhabers einer dieser beiden Firmen ist: Schulterzucken. Interessiert niemanden. Auch nicht die sogenannte Opposition übrigens. Auch nicht die Presse, die in unserer Gegend ja, Pardon, ein Witz ist.«

      Emma zog ein beleidigtes Gesicht.

      »Ich will damit nichts gegen Sie sagen, um Gottes Willen nicht. Kriegen Sie das nicht in die falsche Kehle. Schon gar nicht gegen Paul Bärkamp. Das ist ein ernsthafter und ehrenhafter Journalist, so wie ich mir Journalisten vorstelle. Vorgestellt habe. Leider habe ich von diesem Kaliber nicht allzu viele kennengelernt, jedenfalls nicht bei uns in der Provinz. In Berlin oder Hamburg oder München mag das anders aussehen.«

      Emma fand, etwas für die Ehre ihres Berufstandes tun zu müssen. »Es räumen auch immer wieder Reporter von Regionalzeitungen Journalistenpreise ab, weil sie Affären aufgedeckt und Skandale enthüllt haben.«

      »Sicher. Immer mal wieder. Und Skandale: klar, dafür interessiert sich jeder. Wer hat mit wem? Dieses Zeug. Die wahren Skandale sind leider für Einsdreißignachrichten zu kompliziert. Da müsste man, um auf der sicheren Seite zu sein, wochenlang recherchieren. Hatten Sie die Zeit dazu, bei der Halterner Post?«

      Eine rhetorische Frage. Emma blieb stumm. Natürlich fehlte im Alltag einer Lokalreporterin die Zeit für gründliche, längere Recherchen, jedenfalls jetzt, im social-media-Zeitalter, wo jeden Tag neben Berichten für die Zeitung zwei, drei Postings im Netz von dir erwartet wurden.

      »Und Sie wissen doch so gut wie ich, liebe Frau Schneider, dass Skandale selten ans Licht kommen, nur weil fleißige und misstrauische Journalistinnen wie Sie beim unermüdlichen Schnüffeln und Buddeln darauf gestoßen sind. Sondern weil sie einen Tipp bekommen haben! Von Whistleblowern, wie das heute heißt. Durchstechereien nannte man das früher. Heute gibt’s ja im Internet Plattformen dafür. Da kann jeder seinen Eiter loswerden. Nur: für den provinziellen Recklinghäuser Eiter interessiert man sich da auch nicht wirklich.«

      »Okay. Verstanden. Der Punkt geht an Sie. Sie sind also der Whistleblower, und ich soll für Sie sein, was der Guardian für Edward Snowden ist.«

      Hanisch schmunzelte. »Snowden? Ha! So ungefähr. Aber ich schlage wirklich vor, Sie nehmen die Akten mit und studieren sie. Wenn die drei Tage nicht reichen, bleiben Sie länger. Besitzen Sie nicht ein Apartment auf der Insel? Paul Bärkamp hat, glaube ich, so was erwähnt. Jedenfalls sollten Sie die Akten an einem Ort deponieren, der nicht mit mir in Verbindung gebracht wird. Dass ich Ihr Zimmer im Victoria gebucht habe, ist leicht herauszufinden.«

      »Dass ich ein Apartment in Puerto besitze, allerdings auch. Jedenfalls sobald man Sie und mich in Verbindung gebracht hat.«

      »Mag sein. Aber Sie sind findig, Frau Schneider. Sie werden einen Ort finden, der sicher ist. Ich muss gar nicht wissen, wo das ist.«

      »Du meine Güte. Das klingt jetzt richtig konspirativ. Und gefährlich. Ich komme mir vor wie in einem Hollywoodfilm. Ist das nicht ein bisschen übertrieben?«

      »Ich verstehe Ihre Skepsis, Frau Schneider. Sie glauben, ich blase mich auf und übertreibe meine eigene Bedeutung. Oder Ihre. Ich finde, Sie sollten wirklich erst mal die Akten studieren. Und kopieren! Aber vor allem darin lesen. Dann reden wir weiter. Morgen oder übermorgen. Nehmen Sie sich Zeit!«

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