Seewölfe - Piraten der Weltmeere 696. Frank Moorfield

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 696 - Frank Moorfield


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      Don Antonio hatte sich bemerkenswert rasch von den Annehmlichkeiten seiner Feudalherrschaft gelöst und gelernt, seine Hände zu nützlicher Arbeit zu gebrauchen. Als Lagermeister und Furier gab es auf Great Abaco eine Menge für ihn zu tun. Und immer, wenn in „Old Donegals Rutsche“ Hochbetrieb herrschte, bereitete es ihm Spaß, beim Ausschenken und Bedienen zu helfen.

      „Die Zeit vergeht, Don Antonio. Und bevor man sich versieht, sind es schon einige Jährchen, die du bei uns bist“, fuhr der alte Ramsgate fort. „Ich habe dich immer bewundert, weil du dich so gut hier eingelebt hast, obwohl du doch aus einer ganz anderen Welt stammst.“

      Der Spanier nickte. „Ich habe mich nicht nur gut eingelebt, sondern fühle mich auch rundherum wohl hier. Und – du wirst es vielleicht nicht glauben, Señor Ramsgate – so ein richtig freier Mensch bin ich erst, seit ich auf Great Abaco lebe. Alles, was vorher war, erscheint mir so unwirklich wie das Spiel von Gauklern und Komödianten.“

      Ramsgate wiegte nachdenklich den Kopf.

      „Trotzdem stelle ich mir eine solche Umstellung nicht als einfache Sache vor“, sagte er. „So mancher würde den Absprung wahrscheinlich nie schaffen.“

      „Das mag schon sein“, entgegnete Don Antonio. „Am Ende ist das jedoch alles nur eine Sache der inneren Einstellung. Das Leben im Palast des Gouverneurs mag für manchen recht verlockend aussehen, aber irgendwann wird er die Einsicht gewinnen, daß ein Lotterleben in Saus und Braus und in der Gesellschaft von Intriganten, Schmeichlern und Abstaubern auf die Dauer auch keinen Spaß bereitet. Man muß dort eine Rolle spielen, hier aber kann man ein freier Mensch sein. Dort gibt es nur Scheinfreunde, hier aber findet man echte Freunde. Vielleicht verstehst du nun, warum ich der Vergangenheit nicht nachtrauere – auch nicht dem Palast in Havanna, in dem jetzt eine andere Marionette Madrids meinen Platz einnimmt.“

      „Hm“, äußerte Ramsgate, „man scheint also auch in einer so hohen Stellung erst aus Erfahrung klug zu werden – wie eigentlich überall im Leben.“

      „So ist es“, bestätigte Don Antonio.

      Wenige Augenblicke später tauchte die „Rutsche“ vor den beiden Männern auf. Das hölzerne Bauwerk schien auf den ersten Blick über der Wasserfläche der Cherokee-Bucht zu schweben. Tatsächlich wurde es jedoch von einigen kräftigen Pfählen getragen. Die Baumeister waren Hesekiel Ramsgate und der zur Seewölfe-Crew gehörende Schiffszimmermann Ferris Tucker gewesen.

      Die beiden hatten ihre Gründe für diese interessante Bauweise gehabt. Überfüllte Kneipen bei tropischer Hitze hatten sie bereits genug kennengelernt. Um jedoch einen solchen „Schwitzkasten“ von Anfang an zu vermeiden, hatte die gute Belüftung einen Hauptbestandteil ihres Planes gebildet.

      Die frische Brise, die beständig über das Wasser strich, kühlte die Kneipe von oben und unten, außerdem konnten zur Durchlüftung die Fenster geöffnet werden. Dadurch wurde der übliche Kneipendunst vermieden, die Gäste fühlten sich selbst bei großer Hitze wohl in der „Rutsche“.

      Während Don Antonio und Hesekiel Ramsgate zur Kneipe aufenterten, hörten sie Stimmengewirr.

      „Mir scheint, da ist bereits einiges los“, sagte Don Antonio.

      Das bestätigte sich. In den einfachen, aber gemütlich eingerichteten Gastraum waren zwar noch Plätze frei, aber das würde sich mit dem zunehmenden Abend rasch ändern.

      Mary O’Flynn, geborene Snugglemouse, die resolute Ehefrau Old Donegals, stand hinter dem Tresen, stemmte einen gewaltigen Krug und füllte eine Reihe von Bechern.

      „Schön, daß du kommst, Don Antonio!“ rief sie. „Das gilt natürlich auch für Sie, Mister Ramsgate.“

      „Und für mich?“ tönte plötzlich eine helle Kinderstimme durch den Schankraum. Edwin Shane, mit vier Jahren der jüngste O’Flynn-Sproß, war plötzlich hinter den beiden Männern in der Türöffnung aufgetaucht.

      Mary O’Flynn setzte den Krug hart auf den Tresen.

      „Wer hat dir erlaubt, hierher zu kommen, Bürschchen? Es wird Abend, und du hast mir versprochen, die Hühner und Tauben zu füttern und auf das Haus aufzupassen.“

      „Hab ich doch“, entgegnete der Knirps keck. „Die Hühner und Tauben sind satt. Und ich habe mit einem dicken Belegnagel auf das Haus aufgepaßt. Aber das ist langweilig, weil es hier keine Räuber und Diebe gibt.“

      „Gott sei Dank, mein Junge“, sagte der alte Ramsgate lachend. „Es ist herrlich, seine Behausung verlassen zu können, ohne die Türen verriegeln zu müssen.“

      „Ich wäre viel lieber mit dem Wikinger gesegelt“, verkündete Edwin Shane. „Auf dem Schwarzen Segler ist es nicht so langweilig.“

      „Das hätte gerade noch gefehlt.“ Mary seufzte. „Wie ich dich kenne, hättest du das Schiff inzwischen mindestens zum Kentern oder Sinken gebracht. Nein, mein Sohn, du verholst jetzt sofort wieder nach Hause. Damit das auch sichergestellt ist, werde ich dich begleiten. Danach gibt’s Abendessen, und dann geht’s ab in die Koje. Don Antonio wird mich hier solange vertreten.“

      Aus dem Mund des Jungen tönte ein enttäuschtes „Ooch“, als seine Mutter die Kneipe mit ihm verließ.

      Von jetzt ab schmiß Don Antonio den Laden, und das bereitete ihm sichtlich Spaß. „Old Donegals Rutsche“ schien ein lebhafter Abend bevorzustehen, obwohl sich etliche Stammgäste zur Zeit nicht auf Great Abaco befanden.

      Jerry Reeves zum Beispiel hatte mit seinen Mannen den Wachdienst übernommen und segelte den Wachtörn um die Insel. Er hatte damit Thorfin Njal, den Wikinger, abgelöst, der darauf bestanden hatte, zur Abwechslung mal eine der Versorgungsfahrten zu übernehmen.

      Zusammen mit Siri-Tong und dem größten Teil seiner Mannschaft war er mit dem Schwarzen Segler ausgelaufen, um auf Tortuga Wein, Bier und Rum für die „Rutsche“ einzukaufen, daneben natürlich auch Lebensmittel und andere Güter des täglichen Bedarfs.

      Aber die Abwesenheit einiger Mannschaften taten der guten Stimmung in der „Rutsche“ keinen Abbruch. Als die Sonne wie ein glutroter Ball hinter der Kimm versank, tönten bereits die ersten Seemannslieder durch die friedliche Cherokee-Bucht.

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