(Fitness)Training einfach erklärt. Peter Regli

(Fitness)Training einfach erklärt - Peter Regli


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vernachlässigt – natürlich nicht bei den weltbesten 100-Meter-Sprinterinnen und -Sprintern, sondern bei Tante Trudy und Onkel Fritz von nebenan. Schnelligkeit ist wichtig, um bei Bedarf schnell reagieren zu können. Logisch, oder? Nur sehe ich oft Kurse in Sturzprävention, bei denen minutenlang auf leicht instabilen Unterlagen irgendwelche koordinativen Aufgaben gelöst werden. Was soll das? Haben Sie jemals jemanden langsam stürzen sehen? Nein? Dann sind wir uns einig.

      Schnelligkeit spielt in der Sturzprävention, und damit bei einem großen Teil der Kundschaft in einem Fitnesscenter, eine entscheidende Rolle. Wollen wir Menschen auf Stürze im Alltag vorbereiten, gehört das Thema Schnelligkeit zwingend in ein entsprechendes Trainingsprogramm.

      Die koordinativen Impulse sind der Bereich der Bewegungssteuerung und -koordination, letztlich der Technik und der Bewegungsqualität. Die koordinativen Fähigkeiten (siehe Kapitel 5) zählen zu den neuronalen Aspekten. Dazu gehört ebenso die intermuskuläre Koordination, das Zusammenspiel aller an einer Bewegung beteiligten Muskeln.

      „Neuronale Aspekte“ – das klingt wahnsinnig kompliziert. Gemeint ist damit das Nervensystem (siehe Kapitel 8), das all unsere Bewegungen steuert und koordiniert. Hier bringe ich die koordinativen Impulse des sportlichen Tuns unter, die da sind:

       orientieren

       differenzieren

       äquilibrieren

       reagieren

       rhythmisieren

      Auf Basis einer differenzierten Orientierung ist die Gleichgewichtsfähigkeit die wichtigste aller koordinativen Fähigkeiten. Das Gleichgewicht resultiert aus dem differenzierten Orientieren im Raum. Im dabei entstehenden dynamischen Gleichgewicht ist es möglich, zu reagieren oder zu rhythmisieren. Was kompliziert klingt, lässt sich einfach erklären: Ohne Gleichgewicht lassen sich keine Bewegungsaufgaben ausführen. Das Gleichgewicht im Sport oder generell in der Bewegung kann nur ein dynamisches Gleichgewicht sein, sonst müssten wir ja in Stein gemeißelt dastehen. Das heißt, wir müssen zu jedem Zeitpunkt im Gleichgewicht sein. Schaffen wir das, ist es möglich, zu reagieren oder zu rhythmisieren. Kleiner Versuch: Probieren Sie einmal, aus einem Ungleichgewicht heraus schnell zu reagieren! Sie werden feststellen, dass das nicht funktioniert.

      Koordinative Impulse in Perfektion umgesetzt heißt: Raum, Zeit und Kraft in eine Einheit, in eine Präsentationsform zu bringen. Sich umfassend orientieren zu können, zielorientiert zu differenzieren, integrativ zu äquilibrieren, situativ zu reagieren und individuell-variabel zu rhythmisieren bringt uns der perfekten Bewegung nahe.

      Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass oft auch die Kopplungs- und Umstellungsfähigkeit zu den koordinativen Fähigkeiten gezählt werden.

      Taktisch richtiges Verhalten verlangt nach dem optimalen und rechtzeitigen antizipieren. Rechtzeitig antizipieren zu können hat den Vorteil, für die bevorstehende Situation bessere Alternativen als der Gegner bereitzuhalten und ihm dadurch zuvorzukommen. Dabei sind Aktionsmuster beteiligt, welche oft geübt werden. Dabei ist der Übergang zum Reflex fließend. Durch mentales Training lassen sich die Aktionsmuster erweitern, um so das Repertoire zu vervollständigen.

      Kluges Kalkulieren im sportlichen Kontext kann als das Suchen nach dem Pareto-Prinzip verstanden werden. Vilfredo Pareto zeigte auf, wie es mit 20 Prozent Einsatz möglich ist, 80 Prozent vom Erfolg einzufahren. Umgesetzt bedeutet dies in gewissen Situationen mit den Ressourcen ganz gezielt umzugehen. In Sportarten mit Turnierformen ein nicht zu unterschätzender Erfolgsbaustein.

      Wiederholen ohne das Gleiche zu tun ist die Kunst der Variation. Die Möglichkeiten zum Variieren sind grenzenlos. Diese Variation zur richtigen Zeit am richtigen Ort einzusetzen ist eine hohe Kompetenz, welche bewusst und zielführend im Training integriert werden soll.

      Eine tragende Rolle im taktischen Bereich spielt die Entscheidungskompetenz des Sportlers. Es gilt bei allen taktischen Entscheidungen stets die energetischen und koordinativen Impulse mit allen Folgeaspekten zu berücksichtigen. So ist es durchaus möglich, aus dieser Sicht auch einmal die zweitbeste Lösung zu wählen! Nur wer dank seiner optimalen koordinativen Voraussetzungen Zeit hat, die optimale Alternative zu wählen, wird letztlich ein erfolgreicher Taktiker sein.

      Taktik kann als die Kunst bezeichnet werden, zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein, was komplexe Fähigkeiten auf der Ebene der Selbstregulation verlangt.

      Entscheidend bei den psychischen Faktoren sind geistige Frische und emotionale Stabilität. Die psychischen Aspekte sind eine bedeutende Voraussetzung, um Leistung (siehe Kapitel 2) zu erbringen, egal auf welchem Niveau. Von Fall zu Fall treten dabei die drei wesentlichen Aspekte Leistungsbereitschaft, Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit in feinen Nuancen auf. Um in jeder Situation optimal handeln zu können, ist ein gutes Maß an Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen nötig, zusätzlich zu den drei schon erwähnten Aspekten.

      Auf der Trainingsfläche muss ein neues Verständnis für den alten Begriff „Kondition“ hin zur individuellen Handlungskompetenz entwickelt werden. Die vier wesentlichen Bereiche energetische Impulse, koordinative Impulse, technisch/taktische und psychische Aspekte müssen zu einer neuen Einheit zusammengefügt werden. Das vernetzte Denken muss im Fitnesscenter vermehrt Einzug halten.

      Alle wichtigen Kompetenzen sind zu trainieren, damit die individuelle Handlungskompetenz das wird, was sie sein soll: eine Alltagskompetenz, individuell ausgeprägt, damit umfassendes Handeln in Sport und Alltag möglich wird.

      Zum Schluss noch dies …

      Beim Sport, egal auf welchem Niveau, benötigen sie individuelle Handlungskompetenz. Je nach individuellem Ziel in unterschiedlichen Ausprägungen. Der Begriff der individuellen Handlungskompetenz soll sowohl im Breiten- als auch im Leistungssport den antiquierten Begriff der Kondition ersetzen.

      Die wichtigsten Punkte für die Praxis

       Individuelle Handlungskompetenz ist die modernere Auslegung des Begriffes der Kondition.

       Training heißt vernetztes Denken und Handeln.

       Individuelle Handlungskompetenz ist die Voraussetzung für harmonische Bewegungen in Raum und Zeit.

      5 Koordination als stete Suche

       nach dem Gleichgewicht

      Was Sie nachher mehr wissen

      In diesem Kapitel erfahren Sie, welche Rolle die koordinativen Fähigkeiten im Kanon mit der individuellen Handlungskompetenz

       spielen.

      Für die Regulation der Motorik, der harmonischen Bewegung, sind die koordinativen Fähigkeiten notwendig. Je nach Bewegung in unterschiedlicher Ausprägung. Die Koordination und die Kontrolle von Bewegungen oder der Haltung basieren auf einem ausgeklügelten Prozess im zentralen Nervensystem (siehe Kapitel 8) zur systematischen Steuerung der Muskelaktivität. Das Nerv-Muskel-System funktioniert mit Rückkopplungsschleifen, quasi zweigleisig. Auf dem einen Gleis erfolgen die Befehle an die Muskeln, eine bestimmte Bewegung auszuführen. Auf dem zweiten Gleis erfolgen permanente Rückmeldungen über Rezeptoren, welche dafür sorgen, dass die Muskelaktivität den inneren und äußeren Bedingungen angepasst wird. Die Grundlage für harmonische Bewegungen ist letztlich also ein feinkoordiniertes System von Informationen zwischen dem zentralen Nervensystem und der Muskulatur (siehe Kapitel 7), den Gelenken, Sehnen und Bändern.

      Definition


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