Traumdeutung. Yasmin Stenz
Bedeutung dahinter zu begreifen. Wer sich intensiv mit seinen eigenen Träumen auseinandersetzt, kann auf ganzer Linie davon profitieren. Traumdeutung kann so im wahrsten Sinne des Wortes zur Lebenshilfe werden. Dies wussten die Menschen schon vor Hunderten von Jahren. Wie sich die Tramdeutung über die Zeit und die geschichtlichen Epochen hinweg entwickelt hat, erfahren Sie jetzt.
Ein Blick in die Vergangenhet
Seit Anbeginn der Zeit waren die Menschen vom Träumen fasziniert. Schon früh haben sie damit begonnen, ihre Träume genauer zu analysieren und schließlich auch zu deuten. Besonders in der Antike haben sich zahlreiche Philosophen und Gelehrte mit dem Träumen auseinandergesetzt und darin die Antworten auf wichtige Fragen gesucht. Zwar wurde die Traumdeutung häufig als „Hokuspokus“ abgetan oder aber mit Aberglauben gleichgesetzt, dennoch blieb sie stets ein wichtiger Teil der Gesellschaft – an dieser Tatsache konnte weder die Ausbreitung des Christentums noch die des Islams etwas ändern.
Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass bereits in der Bibel das Träumen eine durchaus wichtige Rolle gespielt hat. Zahlreiche Erzählungen in der Bibel handeln von Träumen, in denen die Träumer wichtige Erscheinungen hatten. So zum Beispiel Josef, der in Genesis 37,5-9 verschiedene Träume hatte, die ihm später beim Pharao in Ägypten halfen die Träume des Pharaos zu deuten, vgl. Genesis 41,14-36. Auch hatte ein anderer Josef einen Traum: Und zwar verkündete ihm im Traum ein Engel Gottes, dass seine Frau Maria einen Sohn gebären wird, vgl. Matthäus 1,19-20. Durch diesen Traum übernahm Josef für Jesus die Vaterpflichten, anstatt Maria zu verlassen, wie er es eigentlich vorhatte. Träume wurden und werden auch noch heute im Christentum als ernstzunehmende Botschaften angesehen. Denn in den letzten Tagen spricht Gott laut der Weissagung des Propheten Joël Folgendes: „[...] eure jungen Männer werden Visionen haben und eure Alten werden Träume haben [...]“, vgl. hierzu Joël 3,1 und Apostelgeschichte 2,17.
Im Mittelalter und Spätmittelalter wurden sogar Traumbücher – auch Wahrsagebücher genannt – verkauft. Die Bücher wurden beispielsweise dazu genutzt, das Wetter vorherzusagen oder Krankheitsverläufe positiv zu beeinflussen. Hierzu wurden häufig völlig willkürlich irgendwelche Seiten aufgeschlagen – mit dem Traumdeuten, das wir heute kennen, hatte dies nur sehr wenig zu tun.
Während der Epoche der Aufklärung wurde das Deuten von Träumen erstmals in Frage gestellt und bezweifelt. Je intensiver sich jedoch auch Wissenschaftler und Philosophen mit dem Thema Traumdeutung auseinandergesetzt haben, desto mehr ist das Thema wieder in das Bewusstsein der Gesellschaft gerückt. Vor allem die psychologischen und neurologischen Erkenntnisse von Sigmund Freud oder Carl Gustav Jung haben die Traumdeutung nachhaltig geprägt. Bis heute haben deren theoretische Ansätze einen großen Einfluss auf die moderne Traumdeutung.
Die verschiedenen Traumarten
Dass Träume sehr unterschiedlich sein können, ist bekannt. Sie können fröhlich oder traurig sein, von Liebe und Lust, aber auch von Angst und Hass handeln. In der Traumforschung konnten mittlerweile verschiedene immer wiederkehrende Muster klassifiziert werden. Es haben sich zahlreiche Traumsymbole und Inhalte herausgebildet, die für bestimmte Deutungen stehen. Man kann Träume also sehr gut inhaltlich klassifizieren. Darüber hinaus bietet es sich jedoch auch an, Träume nach ihrer Erlebnisform zu unterteilen – Träume können nämlich nicht nur nachts während des Schlafens, sondern durchaus auch im Wachzustand auftreten, sog. Tagträumen.
Inhaltliche Klassifizierung von Träumen
Diese Art der Klassifikation bezieht sich einzig und allein auf den Inhalt Ihrer Träume. Die übergeordnete Unterscheidung, die hierbei getroffen wird, ist die zwischen „guten“ Träumen und Albträumen. Letztere sind dadurch definiert, dass Albträume Sie mit Ihren Ängsten auf verschiedenste Art und Weise konfrontieren. Die Bilder, die Ihr Gehirn während eines Albtraums produziert, sind meist höchst angsteinflößend und unheimlich. Sie können sogar so verstörend sein, dass sie dazu führen, mitten in der Nacht aus dem Schlaf hochzuschrecken.
Sehr weit verbreitet sind zudem erotische Träume, die oftmals verborgene Sehnsüchte widerspiegeln. Zwar handeln erotische Träume oftmals von sexuellen Inhalten – die Sehnsucht, die sich dahinter verbirgt, muss jedoch nicht zwingend sexueller Art sein. Wenn man also beispielsweise von Geschlechtsverkehr mit einem guten Freund oder dem Arbeitskollegen träumt, muss dies nicht zwingend ein Hinweis darauf sein, dass man mit dieser Person auch im realen Leben gerne intim werden würde. Ein Traum dieser Art kann auch ganz einfach die tiefe Verbundenheit, die Sie dieser Person gegenüber verspüren, ausdrücken.
Natürlich gibt es noch zahlreiche weitere Traumarten. Oftmals fließen auch mehrere Traumarten ineinander über, sodass es gar nicht möglich ist einen Traum einer einzigen Kategorie zuzuordnen. Eine weitere Unterscheidung, die man beispielsweise treffen kann, ist die Unterscheidung zwischen Träumen von Personen und Träumen von Tieren.
Des Weiteren sollte man sich immer auch die Frage stellen, welche Rolle man selbst in seinen Träumen einnimmt: Sind Sie eher aktiv oder doch mehr passiv? Führen Sie Handlungen selbst durch oder agieren Sie mehr als passiver Zuschauer? Träume, die voller Aktivität strotzen, können beispielsweise ein Hinweis auf großen Tatendrang sein und offenbaren, dass Sie etwas Bestimmtes unbedingt tun wollen. Erleben Sie Träume eher passiv, kann das darauf hindeuten, dass Sie sich momentan etwas hilflos fühlen – also beispielsweise eine Situation durchleben, in die Sie nicht eingreifen oder die nicht gelenkt werden kann. Möglicherweise liefert Ihnen ein solcher Traum auch Hinweise, die Ihnen dabei helfen können, etwas an Ihrer Situation zu ändern.
Kognitive Klassifizierung von Träumen
Neben der inhaltlichen Klassifizierung kann man Träume auch kognitiv klassifizieren. Hierbei kommt es auf die Art und Weise an, wie Sie selbst Ihre Träume erleben und wahrnehmen. Am weitesten verbreitet sind wohl die klassischen passiven Träume: Diejenigen, die man nicht steuern kann und während des Träumens als reale Begebenheit hinnimmt. Im Gegensatz zu dieser Art von Träumen stehen sogenannte luzide Träume. Diese Traumart bezeichnet Träume, in welchen sich der Träumende sehr wohl bewusst ist, dass er gerade träumt. Dieses Bewusstsein führt dazu, dass er seine Träume aktiv steuern kann und diese fast wie im Wachzustand wahrnimmt. Der Träumende hat die komplette Macht über die Handlung des Traums – auch wenn er sich währenddessen im Tiefschlaf befindet.
Eine weitere weitverbreitete Traumart sind Tagträume. Der wohl größte Unterschied zwischen Tagträumern und Nachtträumern: Tagträumer sind wach. Ähnlich wie luzide Träumer sind sie sich der Tatsache, dass sie gerade träumen, sehr bewusst. Von Psychologen wird das Tagträumen oftmals auch als Bewusstseinserweiterung bezeichnet, bei der der Betroffene seine gesamte Aufmerksamkeit von außen nach innen richtet.
Wissenschaftliche Klassifizierung von Träumen
Die wohl größte wissenschaftliche Unterscheidung zwischen Träumen ist die zwischen REM-Träumen und NREM-Träumen. Wie Sie bereits auf den vorhergegangenen Seiten erfahren haben, finden die meisten Träume während der REM-Phase statt. Sie sind durch schnelle Augenbewegungen unter den Lidern gekennzeichnet und treten häufig kurz vor dem Erwachen auf. An diese Art von Träumen können sich die meisten Menschen sehr gut erinnern. All diejenigen Träume, die nicht während der REM-Phase auftreten, werden der Non-REM-Phase zugeordnet. Diese Träume werden häufig von reinen Gedanken dominiert, ohne dass dabei bildliche Reize im Vordergrund stehen. An diese Art von Träumen können wir uns in der Regel auch nur sehr schlecht erinnern – der Hauptgrund, wieso Wissenschaftler bis vor kurzem davon ausgegangen sind, dass der Mensch lediglich in der REM-Phase träumen kann.
Zu den NREM-Träumen zählen auch die sogenannten Einschlafträume. Wie der Name bereits verrät, ereignen diese sich kurz vor dem Einschlafen – also in der Übergangsphase von Wach- zu Schlafzustand. Oftmals knüpfen diese Träume an die Gedanken an, die man kurz vor dem Einschlafen hatte. Am nächsten Morgen erinnert man sich an diese Träume jedoch meist nicht mehr.
Auch die sogenannten Pavor nocturnus-Träume (lateinisch für „nächtliche Angst“) zählen zu den NREM-Träumen. Verwechselt werden diese oftmals