Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band). Rosa Luxemburg

Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band) - Rosa Luxemburg


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es kostet, sondern weil er nicht bezahlt, was es kostet, weil er dem Arbeiter einen genügenden Entgelt für seine Arbeit nicht gewährt. Eine solche Industrie ist ein gesellschaftliches Übel, sie stößt diejenigen, welche arbeiten, in das äußerste Elend, während sie nur den gewöhnlichen Kapitalprofit dem Leiter zu gewähren vorgibt." (Bd. I, S. 71.)

      "Von denen, die sich in das Nationaleinkommen teilen, erwerben die einen jedes Jahr ein neues Recht auf dasselbe durch eine neue Arbeit, die anderen haben von alters her ein dauerndes Recht durch eine frühere Arbeit erworben, welche die jährliche Arbeit lohnender gemacht hat." (Bd. I, S.86.)

      "Nichts kann verhindern, daß jede neue Erfindung in der angewandten Mechanik nicht die arbeitende Bevölkerung vermindert. Dieser Gefahr ist sie stets ausgesetzt, und die bürgerliche Gesellschaft kennt kein Mittel dagegen." (Bd. II, S. 258.)

      "Ohne Zweifel wird eine Zeit kommen, in der unsere Enkel uns als nicht minder barbarisch ansehen werden, weil wir die arbeitenden Klassen ohne Garantie gelassen haben, wie sie und wir selbst die Nationen als barbarisch ansehen, die diese selben Klassen als Sklaven behandelt haben." (Bd. II, S. 337.)

      Die Quelle aller Übel sieht Sismondi nämlich in dem Mißverhältnis zwischen der kapitalistischen Produktion und der durch sie bedingten Einkommensverteilung, und hier greift er in das uns interessierende Problem der Akkumulation ein.

      Sismondi legt seiner Auffassung also eine Lehre vom Einkommen zugrunde. Was ist Einkommen und was Kapital? - dieser Unterscheidung wendet er die größte Aufmerksamkeit zu und nennt sie "die abstrakteste und schwierigste Frage der Volkswirtschaft". Das IV. Kapitel im Buch II ist dieser Frage gewidmet. Sismondi beginnt die Untersuchung wie üblich mit einer Robinsonade. Für den "Einzelmenschen" war die Unterscheidung zwischen Kapital und Einkommen "noch eine dunkle", erst in der Gesellschaft wurde sie "grundstürzend". Aber auch in der Gesellschaft wird diese Unterscheidung sehr schwierig, nämlich durch die uns bereits bekannte Fabel der bürgerlichen Ökonomie, wonach "das, was für den einen Kapital, für den anderen Einkommen wird" und umgekehrt. Sismondi übernimmt diesen Wirrwarr, den Smith angerichtet und Say zum Dogma und zum legitimen Rechtfertigungsgrund der Gedankenfaulheit und Oberflächlichkeit erhoben hatte, getreulich: "Die Natur des Kapitals und des Einkommens vermengen sich in unserem Geiste fortwährend; wir sehen das, was für den einen Einkommen ist, zum Kapital für den anderen werden und denselben Gegenstand, während er aus einer Hand in die andere geht, nach und nach die verschiedensten Bezeichnungen annehmen, während sein Wert, der sich von dem verzehrten Gegenstande ablöst, eine übersinnliche Menge scheint, welche der eine verausgabt und der andere austauscht, welche bei dem einen mit dem Gegenstand selbst untergeht und sich bei dem anderen wieder erneut und so lange andauert wie der Umlauf." Nach dieser vielversprechenden Einleitung stürzt er sich in das schwierige Problem und erklärt: Aller Reichtum ist das Produkt der Arbeit. Das Einkommen ist ein Teil des Reichtums, folglich muß es denselben Ursprung haben. Es sei indessen "üblich", drei Arten des Einkommens anzuerkennen, welche man Rente, Gewinn und Lohn nennt und die drei verschiedenen Quellen entstammen: "... der Erde, dem angesammelten Kapital und der Arbeit." Was den ersten Satz betrifft, so ist er natürlich schief; unter Reichtum versteht man im gesellschaftlichen Sinne die Summe nützlicher Gegenstände, Gebrauchswerte, diese sind aber nicht bloß Produkte der Arbeit, sondern auch der Natur, die dazu Stoff liefert und die menschliche Arbeit durch ihre Kräfte unterstützt. Das Einkommen hingegen bedeutet einen Wertbegriff, den Umfang der Verfügung des oder der einzelnen über einen Teil des Reichtums oder des gesellschaftlichen Gesamtprodukts. Da Sismondi das gesellschaftliche Einkommen für einen Teil des gesellschaftlichen Reichtums erklärt, könnte man annehmen, er verstehe unter Einkommen der Gesellschaft ihren tatsächlichen jährlichen Konsumtionsfonds. Der übrige nicht konsumierte Teil des Reichtums wäre alsdann das gesellschaftliche Kapital, und wir näherten uns so wenigstens in schwachen Umrissen der gesuchten Unterscheidung von Kapital und Einkommen au gesellschaftlicher Basis. Allein schon im nächsten Augenblick akzeptiert Sismondi die "übliche" Unterscheidung von drei Einkommensarten, deren eine nur aus dem "angesammelten Kapital" stammt, während bei den anderen neben das Kapital noch "die Erde" und "die Arbeit" treten. Der Kapitalbegriff verschwimmt dabei sofort wieder ins Nebelhafte. Doch folgen wir Sismondi weiter. Er bemüht sich, die drei Arten des Einkommens, die eine antagonistische Gesellschaftsbasis verraten, in ihrer Entstehung zu erklären. Ganz richtig nimmt er zum Ausgangspunkt eine gewisse Höhe der Produktivität der Arbeit: "Dank den Fortschritten des Gewerbefleißes und der Wissenschaft, welche dem Menschen alle Naturkräfte unterworfen haben, kann jeder Arbeiter jeden Tag mehr und mehr herstellen, als er zur Verzehrung bedarf." Nachdem er aber so richtig die Produktivität der Arbeit als die unumgängliche Voraussetzung und die geschichtliche Grundlage der Ausbeutung hervorgehoben hat, gibt er für die tatsächliche Entstehung der Ausbeutung eine typische Erklärung im Sinne der bürgerlichen Ökonomie: "Aber zu der gleichen Zeit, in der seine (des Arbeiters) Arbeit Reichtum schafft, würde der Reichtum, wenn er ihn genießen sollte, ihn wenig geschickt zur Arbeit machen; so bleibt der Reichtum fast nie in der Hand desjenigen, welcher seine Hände zu seinem Lebensunterhalt zu gebrauchen genötigt ist." Nachdem er so die Ausbeutung und den Klassengegensatz ganz in Übereinstimmung mit den Ricardianern und Malthusianern zum unentbehrlichen Stachel der Produktion gemacht hat, kommt er auf den wirklichen Grund der Ausbeutung: die Trennung der Arbeitskraft von den Produktionsmitteln..

      "Im allgemeinen hat der Arbeiter das Eigentum an dem Grund und Boden nicht festhalten können; der Boden hat indessen eine Produktivkraft, welche die menschliche Arbeit sich begnügt hat nach den Bedürfnissen des Menschen zu regeln. Derjenige, der den Boden besitzt, auf dem die Arbeit sich vollzieht, behält sich als Belohnung für die Vorteile, welche dieser Produktivkraft verdankt werden, einen Teil in den Früchten der Arbeit vor, an deren Erzeugung sein Grund und Boden mitgewirkt hat." Dies ist die Rente. Weiter:

      "Der Arbeiter hat in dem jetzigen Zustande der Zivilisation das Eigentum an einem genügenden Vorrat von Gegenständen der Verzehrung


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