Die Reden des Johannes Mandakuni. Группа авторов

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Obdach, unruhig schleppt er sich hin und her in gefahrvoller Hungersnot, er glüht vor Hitze, er zittert vor Kälte, sein Magen ist leer, sein Körper bloß, die Haare zerzaust, das Angesicht bleich und abgemagert, der ganze Körper ist hager und abgezehrt, er irrt und geht umher zitternd von Tür zu Tür, ermattet ruft er und stimmt zu innigem Mitleid bei seinen qualvollen Schmerzen. Er kennt unsere hartherzige Gesinnung und zeigt darum seine krüppelhaften Glieder in widerlicher Häßlichkeit, um unsere Hartherzigkeit in Mitleid umzustimmen. Er rafft sich auf und wird zudringlich, aber mit vieler Mühe findet er nur ein wenig Nahrung. Mit Furcht kommt er vor die Tore, tritt mit Furcht ein in die Höfe, mit Furcht geht er ins Haus, denn in jedem Haus fürchtet er sich vor dem Hund und entsetzt sich vor den Tieren, denn das Pferd schlägt aus mit dem Hufe, der Ochs stößt mit dem Horn, die Hunde verwunden und böse, mitleidslose Menschen beschimpfen und verfolgen ihn, schießen gleichsam mit Pfeilen (auf ihn), besonders dann, wenn er krüppelhaft, blind oder krank ist. Vor Hunger schwankt er daher und schleppt sich fort in diesen Schranken und geht und stößt auf herzlose Blicke gleich den Blicken (dem Gesichte) von Tieren; zuerst feinden sie ihn an, und dann, wenn sie (die Armen) etwas erreichen können, geschieht es unter vielem Schmähen, das heißt man, an die Armen und Dürftigen denken, wenn man das alles erwägt und mit freundlichen, mitleidsvollen und barmherzigen Worten die Armen tröstet, um sie seufzt und für sie Sorge trägt. Solchen verheißt der Prophet die Glückseligkeit, wenn sie mit solchem Mitleid und in solcher Barmherzigkeit die Armen aufnehmen; diese werden gerettet vor dem bösen Tage.

      10.

      Was aber wird der böse Tag für die Unbarmherzigen und Sünder bringen? Furchtbar ist der Tag des Gerichtes, wenn der Himmel erzittert und die Erde wankt, wenn die Sonne verfinstert wird, Mond und Sterne zugrunde gehen67, wenn die Schrecken einschlagen und das furchtbare Entsetzen überhandnimmt, wenn der Klang der Posaune anschwillt und die Sprache der Engel in Bestürzung versetzt, wenn die Kräfte und Mächte und Gewalten erschüttert werden, wenn der Engel Scharen sich über die Erde verbreiten, wenn die Throne stürzen, wenn wir Christus, den König, herabsteigen sehen, wenn vor dem furchtbaren Glanze des Königs Seraphim und Cherubim erbeben, wenn die Felsen sich spalten und die Gräber sich öffnen und die Menge der Entschlafenen sich erhebt und zahllose Lebende erneuert (erneut) werden, wenn die Chöre der Heiligen in Freude jubeln, die Scharen der Gerechten erstrahlen, wenn die ganze Welt versammelt dasteht, wenn das Feuer allgemein sich verbreitet und über das Weltall sich ausdehnt: dann führen sie die in Sünden gefesselten und von Ungerechtigkeit umstrickten Bösewichte herbei, dann werden sie die in dunkler Wolke Eingehüllten vor aller Welt sichtbar vor den Richterstuhl darstellen (als Rätsel?) zum Hohn68 und Spott in unerträglicher Schmach; vor dem furchtbaren Thron stellen sie sich auf, vor dem großen und furchtbaren Richter, dessen loderndes Feuer zündend69 und brennend emporlodert: (gleich) einem Feuerofen in Blitzesstrahlen und strömendem Feuerbach, wo (in dem) die verzehrende Glut70 höher aufsteigt und ein Feuerleib ins Innere hindurchbrennt, wo dunkle Gruben sind und der finstere Tartarus und die qualvolle Hölle, und giftiges Gewürm; diese drohen und sind bereitgehalten für die Sünder insgesamt, um Rache zu nehmen am furchtbaren Jüngsten Tage.

      11.

      Dies ist der böse Tag für die Sünder, vor welchem den Barmherzigen die Wohltätigkeit gegen die Armen und das Mitleid mit den Bedürftigen bewahrt. Ihn (den Barmherzigen) preist ja auch der Erlöser selber glücklich, wenn er sagt: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit finden71.“ Und: „Hocherhobenen Hauptes erntet die Barmherzigkeit Ruhm beim Gericht72.“ Und: „Bös und erbarmungslos ist das Gericht für den, der keine Barmherzigkeit übt73.“ Unbarmherzig sind seine Ankläger, unbarmherzig seine Pein, unbarmherzig der Brand des Feuerofens, unbarmherzig das Sengen und Brennen. Und all diese Peinen und furchtbaren Schmerzen sind ewig und ohne Milderung. Das ist das unbarmherzige Gericht für die Unbarmherzigen und die Qualen ohne Milde. Dieses erhielt auch der unbarmherzige Prasser74 (Reiche); nämlich das Sengen im schrecklichen Feuer und die Feuersglut ohne Linderung: dafür, weil er keine Barmherzigkeit geübt hat an den Armen, Nackten und Kranken; dafür ward ihm mit Unbarmherzigkeit vergolten.

      12.

      [Forts. v. ] Wenn wir jetzt dies alles hören, laßt uns nicht zögern, gegen die unglücklichen Armen barmherzig zu sein und noch mehr gegen die Krüppelhaften und Kranken, gegen die Waisen und Witwen und Betrübten, gegen die Fremden, gegen die Gäste und Greise und gegen alle Hilfsbedürftigen, die in drückender Not sind, damit dadurch (wodurch) ihre Arbeit und ihr Leben in der Welt erträglich wird. Willst du fromm sein, so sei sein Fürsorger und Leiter. Willst du deine Sünden entfernen, dann speise und kleide ihn, willst du mit Zuversicht im Antlitze vor Christus hintreten, so betrübe nicht das Antlitz des Betrübten und Hilflosen. Willst du in das Zelt und in die Wohnung der Heiligen eintreten und die unaussprechlichen Güter erben, dann sei du ein Wirt und Gastfreund der Fremden, der Hilflosen, der Kranken, der Betrübten, gib ihnen Ruhe und tröste sie in ihren irdischen Bedürfnissen, damit auch du zur Ruhe eingehst und genießest die geistliche Nahrung und die unvergänglichen Freuden. Denn darin besteht die Frömmigkeit, daß man mit gleicher Barmherzigkeit und Freigebigkeit für die Dürftigen und Betrübten sorgt. Denn ein solcher empfängt nicht nur wieder Barmherzigkeit, sondern er empfängt auch die Freuden der unvergänglichen Güter; und auch hienieden findet er viel Gutes, wenn er Gutes tut.

      13.

      Wenn es aber gar keine Armen auf Erden gäbe, wie könnte noch jemand seine Sündenlast leichter machen oder wie sich retten vor dem Sturm und Wogendrang der Ungerechtigkeiten! Doch die Barmherzigkeit gegen die Armen führt uns durch das schwankende und wogende Leben der Welt und führt uns in den Hafen des Friedens. Die Gebete der Bedrängten entfernen völlig die Dornen der Sünden, sie reinigen und läutern von dem Schmutz der Sünde und der Unreinigkeit, sie heilen und fördern die Gesundung der Wunden Satans, sie zerteilen und erleichtern die Schwere der Sündenschuld und schicken die Sündenfreien und Gerechtfertigten in den Himmel. So groß ist die Macht der Wohltätigkeit, daß sie aus den bitteren Fesseln und aus den Tiefen der Vergehen durch etwas wenig Geld an die Armen befreit.

      14.

      [Forts. v. ] Werde (also) nicht traurig, wenn du von deinem Reichtum verlierst, denn gleichzeitig damit verlierst du auch von deinen Sünden. Sobald du das Silber weggegeben hast, hast du auch deine Sünden weggeschafft und deine Werke geläutert vom Schmutze und Unrat, wie es heißt: „Tut Barmherzigkeit, dann ist euch alles rein75.“ Denn durch die Barmherzigkeit wird der Leib der Barmherzigen geläutert, auch seine Seele wird geläutert, sein Eigentum wird gesegnet und Glück ruht auf seinen Arbeiten, seine Herden mehren sich. Seine Schafzucht wird größer und seine Felder werden fruchtbar, wenn er Barmherzigkeit ganz nach Gottes Willen übt. Denn die Barmherzigkeit gegen die Armen liegt bei Gott auf Zinsen. Jedoch nicht nur das oben Erwähnte allein bildet die Vergeltung, (Gott) schenkt den Barmherzigen auch das Reich, errettet ihn vor den Schlingen des Feindes und rettet ihn aus den Klauen der Hölle. Obschon ja auch die Jungfräulichkeit einen hohen Grad der Heiligkeit besitzt, der Barmherzige steht doch höher in Ehren da. Obschon es etwas Großes ist um strenges Fasten und um viele hervorragende Tugenden, größer noch ist die Barmherzigkeit, Gott teuer und wohlgefällig. „Groß und ehrenwert ist der barmherzige Mann.“

      Wer aber keine Barmherzigkeit übt, den nennen die heiligen Schriften nicht Mensch, sondern Hund, Schwein und alleinfressendes Raubtier. Denn solche (Menschen) sind Leuchter ohne Licht, Augen ohne Sehkraft, Quellen ohne Wasser, verdorrte Bäume, welche nur noch den Namen haben, aber keinen Nutzen (stiften).

      15.

      Woran sollen wir überhaupt erkennen, daß der Unbarmherzige ein Mensch ist? Die Quelle hat ja ihren Namen Quelle vom Wasser, der Leuchter heißt so vom Lichte. So muß auch der Mensch an der Barmherzigkeit als Mensch erkannt werden; er muß immer sein Herz in Liebe und Mitleid zu den Armen herablassen (öffnen) und seine Hand bereit halten, den Dürftigen Almosen zu spenden, und in den hungernden Armen muß er Christus speisen. Denn die Aufnahme der Armen schätzt


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