Die Reden des Johannes Mandakuni. Группа авторов

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auch reichliche Wohltaten. Wer wenig hat, dessen Wohltaten sind wohlgefällig, wenn sie auch gering sind. So war auch für den Zeltstoff Gold und Ziegenhaare notwendig; solche nun, die Gold hatten und nur Ziegenhaare brachten, (deren Gaben) wurden nicht angenommen und waren unrein. Die Armen dagegen, die nur Ziegenhaare bringen konnten, wurden angenommen, waren Gott wohlgefällig und erhielten seinen Segen. Denn Gott schaut nicht auf das Maß der Gabe, sondern auf die Gesinnung des Gebers. Von dem Reichen nimmt er die reichliche Gabe als reich an, aber auch von dem Armen die geringe Gabe für eine reiche. Denn wer zehn Denare hat und davon einen als Almosen hergibt, und der Arme, der nur zehn Heller hat, und einen davon einem noch Ärmeren gibt, gelten vor Gott gleich viel. Ja bei dem Dürftigen ist es sogar noch bewunderungswürdiger, weil er in seiner Dürftigkeit nach dem Maße der Reichen gegeben hat. Darüber wunderte sich auch Jesus; als (nämlich) eine Witwe49, die nur zwei Heller hatte und diese als Almosen gab, da sprach Jesus: „Die Reichen haben von ihrem Überfluß an Reichtum gegeben, die arme Witwe aber hat all ihr Vermögen unter die Armen verteilt, denn diese zwei Heller allein waren ihr Vermögen.“

      3.

      [Forts. v. ] Darin täuscht für den Augenblick Satan auch den Reichen und Wohlhabenden, wenn er nicht nach ihrem Reichtum gibt und große Almosen spendet, sondern nur dürftig und gering wie die Armen, indem er sie glauben macht, das sei hinreichend zur Erlangung des Heils. Manche dagegen haben all ihr Vermögen unter die Armen verteilt und sich selber arm gemacht, denn sie sehnten sich nach unvergänglichen Reichtümern. Manche (wieder) gaben die Hälfte ihres Vermögens den Dürftigen und verteilten es gleicherweise für Geist und Leib wie an Brüder.

      4.

      Die Vorfahren aber brachten den Zehnten, gaben auch Früchte und brachten Opfergaben, brachten Brandopfer und gaben wegen der Sünden die Erstgeburt von Mensch und Tier, die Erstlinge des Feldes und der Kelter und aller Früchte.

      Auch viele Feste Gottes feierten sie jährlich, und feierten mit Opfergaben die Sabbate und die Neumonde. Außerdem linderten sie auch die Not der Armen, speisten zahllose Witwen und Waisen, trugen Sorge für die Scharen der Jungfrauen, heilten die Kranken, nahmen die Fremden auf, trösteten die Betrübten und suchten jegliche Not der Armen zu heben. Wenn aber Gott schon im Alten unvollkommenen Bunde all diese Wohltätigkeit und Gerechtigkeit forderte, um wieviel mehr wird er im Neuen und vollkommenen Bunde noch größere Werke der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit verlangen, als jene alle es waren; denn: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht vollkommener ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, dann geht ihr nicht ein in das Himmelreich50.“

      5.

      [Forts. v. ] Wie also werden wir gnädige Nachlassung erlangen, wenn wir nicht mehr Barmherzigkeit üben als die unvollkommene Barmherzigkeit der Alten und Juden, wir Christen, die wir im Neuen vollkommenen Bunde leben, die wir Christus zum Lehrer haben? Denn wenn wir nur die Gerechtigkeit üben wie die Juden, dann ist Christus für uns umsonst erschienen, falls wir die Juden nicht übertreffen an Heiligkeit, Früchten und Opfergaben und (Beobachtung) des Gebotes der Liebe. Denn im Neuen Bunde sind wir Arme und Reiche alle ein Leib in Christus51 und Glieder untereinander. Wenn du ein Diener Christi bist und sein Gebot beobachtest, dann mußt du auch für die Mitmenschen Sorge tragen wie für ein Glied von dir. „Denn wenn ein Glied krank ist,“ so sagt (die Schrift), „dann sind alle Glieder mit ihm krank52.“

      6.

      Wenn nun aber Christus das Haupt ist und wir der Leib Christi und Glieder seiner Glieder sind, dann müssen wir als Gemeingut der Glieder alle Gaben Christi betrachten, die er in die Hände der Reichen gelegt, und über die er sie als Vorsteher und Verwalter gesetzt hat, sie weise zu verwalten und darauf zu sehen, wer viel und wer wenig bedürfe. So war auch den Aposteln alle Habe gemeinsam und allen Gläubigen wie dem Glied einer Persönlichkeit, und niemand konnte etwas sein eigen nennen; vielmehr brachten sie (ihre Güter), verteilten sie und gaben dem Bittenden was er notwendig hatte. Das war Barmherzigkeit, die von Herzen kam, das war Gottesdienst und echte Nächstenliebe, wo die Leute mit solchem Mitleid (die Wohltaten) verteilten, daß sie der Dürftigkeit noch nachforschten. So ernstlich war die Sorge der Apostel um die Armen, daß sie nach dem Vorbild der Predigt Christi die Wohltätigkeit lehrten.

      Die Leute brachten viele Güter und legten sie zu Füßen der Apostel; diese setzten die Genossen des Stephanus als Verwalter darüber ein53. Diejenigen aber, die ihr Almosen nicht aus Mitleid gegen die Armen gaben, sondern gezwungen, waren des Todes — Ananias und Saphira54. Tabitha dagegen, die aus Mitleid und Besorgnis die Waisen und Witwen speiste, wurde auf das Gebet derselben von den Toten erweckt55. Auch Paulus spricht: „Das befahl man uns, daß wir darin der Armen eingedenk sein sollen, wie auch ich mich bestrebe, es zu tun56.“ Denn dieses Gebot ist die Erfüllung aller Schriften Gottes, wie Christus zu dem Reichen sagte: „Willst du vollkommen sein, so gehe und verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel finden57.“ Zu dem Geizigen aber sprach er58: „Leichter ist es einem Kamel, durch ein Nadelöhr zu gehen, als einem Reichen in das Gottesreich zu kommen.“ Denn die, welche hier Reichtümer ansammeln und keine Wohltaten spenden, gehen auch verdienstlos arm und leer aus dieser Welt und werden ins unbarmherzige und unerbittliche Feuer geworfen.

      7.

      [Forts. v. ] Bei der Belehrung hierüber sprach der Herr auch: „Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit er euch aufnehme in die ewigen Wohnungen59.“ Das gleiche sprach auch Paulus: „Wandelt nach der Liebe und erweiset eifrig den Armen Barmherzigkeit, damit auch ihr Barmherzigkeit findet bei Christus60.“ Und an einer andern Stelle sagt er: „Er verteilet und gibt den Armen, seine Gerechtigkeit währet in Ewigkeit61.“ Ja, Paulus vertraut dies nicht bloß dem (guten) Willen an, sondern er befiehlt und gebietet es sogar mit den Worten62: „Der Überfluß eures Reichtums gehört der Not der Armen und der Überfluß des Gebetes der Armen soll euch Nachlaß eurer Sünden erwirken.“ Nichts erleichtert so sehr die Sündenlast wie das Mitleid und die Barmherzigkeit mit den Armen. So belehrte ja auch der heilige Daniel Nabuchodonosor, als er in seinen Sünden krank darniederlag. Er fragte den Propheten, welche Mittel es gegen diese Wunden gäbe. Da trat Daniel vor als der Arzt und sprach63: „König, nicht Fasten, nicht Nachtwachen, nicht ein Bußkleid, nicht das Leben in der Einsamkeit kann dir etwas nützen; gehe vielmehr hin und sühne durch Werke der Barmherzigkeit deine Sünden und deine Ungerechtigkeit durch Mitleid gegen die Armen. Das ist das Lösegeld, das dich rechtfertigt, und der Weg, der dich zum ewigen Leben führt.“

      8.

      Siehst du, was für eine Macht die Barmherzigkeit darstellt und wie der Barmherzige mit vertrauensvollem Blick vor Gott hintreten kann, besonders jener, welcher von Herzen gern die Hungernden speist, wie auch Isaias64 sagt: „Erquicke von Herzen gern die Hungrigen und führe die obdachlosen Armen in dein Haus; wenn du einen unbekleidet siehst, dann kleide ihn, und wende dein Antlitz nicht weg von dem Armen deines Volkes, wenn du rufst, so hört Gott dich, ja noch ehe du flehst, spricht er: „Ich bin da.“ Auf so raschen Schwingen gelangt deine Mildtätigkeit zu Gottes Ohr, und eilig macht sie ihn geneigt, den Barmherzigen zu helfen. Aber nicht nur hienieden gewährt Gott den Barmherzigen Hilfe und Rettung, auch dann, wenn dies aufhört und wir versetzt werden ins andere Leben (Jenseits), dann vergilt er seine Barmherzigkeit mit vielfältiger Freigebigkeit. Denn der Herr selbst sagt: „Ich bin der Schuldner für die Wohltätigkeit gegen die Armen und ich bin es, der heimzahlt die Darlehen an sie.“ Denn wer an den Armen Barmherzigkeit übt, gibt Gott ein Darlehen, und das eine belohnt er hundertfältig65 mit unvergänglichen Gütern. Aber auch die Sünden löscht er aus und befreit vor den schrecklichen Qualen. „Glücklich der Mann, der an die Armen und Dürftigen denkt, am Tage der Qual wird der Herr ihn befreien66.“

      9.

      Aber was heißt es denn, an die Armen und Dürftigen denken? Folgendes will es heißen: beim


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