Die Reden des Johannes Mandakuni. Группа авторов

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erscheint sie lästig (schwer), hernach aber bringt die Anstrengung Freude, wird süß und begehrenswert. Wie beim Beginn des Abc und der Schrift, wer lernen will, sich nicht getraut, die geschriebenen Namen des Buches zu wiederholen, sondern die Namen verstümmelt und zerreißt, dann (nach und nach aber Buchstabe mit Buchstabe verbindet und mühelos die Silbe hervorbringt, so erlangt man auch bei der Buße Gnade durch das Bekenntnis, wenn man nur im Anfang die Geduld bewahrt, und durch die Gnade kommt dem Verstande die Erleuchtung; man fühlt die Furcht vor den Qualen und die Furcht rührt einen zu Tränen und zur Trauer; die Trauer lehrt das Fasten, das Fasten führt zum Gebet. Das Gebet aber ermuntert zur Barmherzigkeit, nach und nach steigt man immer höher von Stufe zu Stufe und gelangt leicht in den Himmel.

      10.

      [Forts. v. ] Doch wenn du willst, kannst du auch schon durch eines dieser Heiligungsmittel gerecht werden. Viele wurden schon durch ein richtiges Bekenntnis gerettet; viele wieder sind erlöst worden durch Trauer und Klage; viele haben nur in Sack und Asche Buße getan, manche haben sich mit Gott durch Tränen und Seufzer ausgesöhnt; manche haben Buße getan durch Fasten und Gebet; manche haben durch Werke der Barmherzigkeit bei Gott Barmherzigkeit gefunden; manche haben durch Menschenfreundlichkeit dadurch Verzeihung (Buße) gefunden, daß sie den Schwachen in liebevoller Weise Dienste erwiesen; manche haben durch Demut und Gehorsam Verzeihung der Sünden erlangt.

      Denn wie es verschiedene Sündenpfade gibt, so sind auch die Heilmittel der Buße verschieden, wodurch du von deinen Sündenkrankheiten vollständig geheilt werden kannst. Nicht durch eine Anzahl von Jahren, nicht durch die Lebenszeit, und wäre sie auch noch so lang, kannst du Rettung finden, sondern allein dadurch, daß du aufrichtig umkehrst und dich von Herzen vom Laster lossagst.

      11.

      Das wissen wir nun alles, darum wollen wir Buße tun für unsere Sünden und Sühne leisten! Denn die unreinen Sünden werden nicht nur am furchtbaren Tage uns verdammen, sondern hier schon quälen sie uns infolge der Lastertaten durch die Gewissensbisse, durch die Furcht vor den Menschen, die einen im Geheimen beschleicht, durch den Verdacht bei Bekannten, durch die Scham vor den Freunden, durch die Verachtung, bei den Feinden, durch die Drohungen der Richter, durch die Furcht vor den Fesseln und den Strafen, durch die Androhungen (den Tadel) der Gebote Gottes und durch den Schrecken vor den furchtbaren Peinen. Wer aber ist erst imstande, hinüberzugehen und dann die ewigen, unerbittlichen Leiden und Qualen zu schildern, die sie dort leiden durch Feuerqual während sie sich in Schmach und Schande verzehren.

      12.

      [Forts. v. ] Aber auch an den Früchten der Buße erfreust du nicht allein im Himmel, sondern erntest sie hienieden schon durch hundertfältige Freude, durch Freiheit von Sorgen, durch das Lob der Gesetze, durch die Freude eines guten Gewissens, weil du sein kannst ohne Scheu vor den Menschen, weil du nicht verdächtig wirst bei Bekannten, nicht getadelt von den Feinden, nicht beschämt vor den Freunden, weil du unerschrocken sein kannst auf öffentlichen Plätzen, ohne Furcht vor den Richtern, frei bist der Strafen, ist dir beschieden ein frohes Leben, ein süßer Tod, die Hoffnung auf die ewige und ersehnte Glückseligkeit. Wer aber wäre imstande, erst die Freuden der unaussprechlichen Wonne und Seligkeit dort oben zu schildern?

      13.

      Wohlan! Das ist der Lohn für die Gerechtigkeit, das ist die Frucht der Buße. Darum scheue dich nicht, dich Bußwerken zuzuwenden nach der Menge der Sünden! Zu Gott allein nimm deine Zuflucht. Er ist nicht Richter, sondern Arzt, nicht der tötende Henker, sondern der zärtliche Vater. Er kommt dir entgegen wie dem verschwenderischen Sohne. Er fällt dir um den Hals, der du dich zur Buße bekehrst. Augen und Mund küßt dir der himmlische Vater. Das erste Kleid der Unschuld läßt er dir anlegen, mit Schuhen rüstet er dich aus20 gegen ein zweites Gift des Feindes. Beim Opfer genießest du vom Leib des Gottessohnes; mit dir freuen sich beim Opfer die auserwählten Diener und alle Heiligen singen und jubeln, weil du von der Ausschweifung dich wieder abgewandt hast21. Darüber war das erste Volk, das mit Beschneidung berufene Volk ein wenig erstaunt, eiferte dagegen und wollte an dem Freudenopfer des Gottessohnes nicht teilnehmen, als bei ihm der wesenhafte Gott im Fleische erschien22, um den Juden, der an den Vater glaubte, zu ermahnen zum Glauben den bußfertigen Heiden zu rufen und sich zu freuen über die Rückkehr des verschwenderischen Bruders und so beide gemeinsam teilzuhaben am Opfer des Gottessohnes und erben den Genuß der ewigen Güter mit dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, dem Ruhm und Ehre sei in alle Ewigkeit.

      Unterweisung über die Tugendübung des Fastens.

      1.

      [Forts. v. ] Ratsam, nützlich und wichtig ist die Übung des Fastens und die Bewahrung vor Unmäßigkeit, ganz besonders, wenn man sich mit Freiheit und Überlegung dazu entschließt und richtig erkennt, welchen Gewinn die Beobachtung des Fastens bringt. Solche, welche dasselbe nicht beobachten, müssen aber aus den (sichtlichen) Dingen erkennen, wie rein die Mäßigkeit macht und wie verderblich die Überfüllung des Leibes wirkt. Man weiß (ja), daß, wie trockene Felder keine verschiedenartigen23 Pflanzen treiben, so auch der abgehärtete, ausgetrocknete Leib keine unreine Gedanken anregt. Wie aber die feuchte Erde allerlei Kräuter (mächtig) hervortreibt (und trägt), so erregt auch das Fleisch beständig unreine Gedanken, wenn es durch reichliche Speisen verzärtelt ist; ja, die feuchte Erde zeitigt Würmer, und ein gefräßiger Bauch die Laster der Unlauterkeit. (Denn) Wer an Leckerbissen sich ergötzt, läßt auch seinen Gedanken freien Lauf; wer sich dagegen mit etwas wenig Nahrung begnügt, der beherzigt die Qual des Hungers; ein fetter Leib bringt keine guten Gedanken hervor, dagegen das Fasten bedeckt die Sinne des Leibes mit einem Mantel (Hülle). Wer dem Bauche frönt, kann unmöglich ein treuer Diener Gottes sein. Solche dagegen, die durch Fasten sich vergeistigen (verfeinern) und sich läutern, diese läutern sich nicht allein von den Befleckungen und der Sündhaftigkeit, sondern führen den heiligen Gott selber in die Wohnung ihrer Seele ein.

      2.

      Das ist die Bedeutsamkeit des Fastens und der Tugend der Enthaltsamkeit, daß sie alle Glieder des Leibes zügelt und die ungeordneten Leidenschaften und die unreinen Gedanken bezähmt und gar häufig den Anschlag der bösen Feinde, die darauf ausgehen, die reinen Herzen zu verwirren (betören) und zu verunstalten, vertreibt. Wie mit eisernen Sehnen festigt das Fasten, erhält die Tugend und gute Sitte und die Kraft des Glaubens; ein fester Turm gegen den Feind ist es und eine sichere Burg gegen die Pfeile Satans. Weil die Tugend des Fastens (der Enthaltsamkeit) für unsere Natur so wichtig ist und viele Fehler durch demütiges Fasten gebessert werden, darum wappnete Gott gleich bei der Erschaffung des Menschen unsere Natur durch ein Fastengebot und gab so dem ersten Menschen als erstes Gebot das Gesetz des Fastens: (nämlich) nicht von dem Baume zu essen. Hätte er das Fastengebot beobachtet, dann wäre sein Anteil ein müheloses, unsterbliches, sündenloses Leben gewesen und im Himmel die Himmelsgüter. Und viele, die das Fasten treu beobachteten, blieben von manchen Heimsuchungen verschont.

      3.

      [Forts. v. ] Dank (dieses) dem gehorsamen Fasten blieb auch der große Daniel verschont von den Zähnen der Löwen; denn sogar die (Raub)tiernatur scheute sich, dem heiligen Leibe des Fastenden sich zu nahen. Dafür, daß er selbst sich hütete, dem Tische des Königs sich zu nahen, der durch unreine Opfer beschmutzt war, scheuten sich auch die wilden Tiere, dem heiligen Leibe des Fastenden sich zu nähern24. Auch die drei Jünglinge wurden durch das treue Fasten aus der lodernden Flamme errettet25; sie bezähmten das leidenschaftliche Verlangen nach Speise und begnügten sich mit ein wenig Linsen; während nun innen der erfrischende Tau die Fastenden labte, verstärkte sich außen die lodernde Flamme gegen die Ausschweifenden und tötete alle in der Umgebung von neunundvierzig Ellen.

      4.

      Gerade durch das Fasten wurde auch die reichbevölkerte Stadt der Niniviten gerettet26; denn sie ließen ab von aller Ungerechtigkeit und von den Wegen


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