Gottes Menschenfreundlichkeit und das Fest des Lebens. Helmut Schwier

Gottes Menschenfreundlichkeit und das Fest des Lebens - Helmut Schwier


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Impulse geschätzt. Ein Zeichen hierfür sind die Druckkostenzuschüsse seitens der EKD und aus den Landeskirchen, mit denen H. Schwier in besonderer Weise verbunden ist. Wir danken der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, der Evangelischen Kirche der Pfalz, der Evangelischen Landeskirche in Baden und der Evangelischen Kirche von Westfalen für ihre großzügige Unterstützung.

      Unser Dank gilt darüber hinaus all denen, die zum Erscheinen dieses Buches beigetragen haben. Verlage und Herausgeber der Erstpublikation haben ausnahmslos und gerne dem Wiederabdruck der Originalbeiträge zugestimmt – oftmals in Verbindung mit einem Ausdruck der besonderen Wertschätzung für den Jubilar.

      Die Fertigstellung des Manuskriptes für den Druck wäre ohne die Mithilfe und Unterstützung von Mathias Balzer, Dr. Christine Wenona Hoffmann, Annemarie Kaschub, Julia Nigmann und Helge Pönnighaus nicht möglich gewesen. Jessica Jaworski sei gedankt für die Hilfe bei der technischen Erstellung und Einrichtung des Druckmanuskriptes.

      Der Evangelische Verlangsanstalt danken wir für die umsichtige und sorgfältige Begleitung dieses Projekts. Namentlich gilt unser Dank in besonderer Weise dabei Dr. Annette Weidhas in der Verlagsleitung und Herrn Stefan Selbmann aus dem Lektorat.

      Mit dem Erscheinen dieses Buches verbinden wir die Hoffnung auf die Fortsetzung des Gesprächs und des Austauschs mit H. Schwier. Vor allem aber wünschen wir ihm Kraft und Leidenschaft diesen Weg noch viele Jahre weiterzugehen. Für den vorliegenden Sammelband hoffen wir auf eine große Leserschaft – nicht nur im akademisch-wissenschaftlichen Bereich, sondern auch im weiteren Kreis all jener, »unter der[en] Verantwortung und Beteiligung« in unserer Kirche Gottesdienst gefeiert wird.

      Hannover, Plankstadt, Mannheim und Mainz/Herborn im August 2019 Martin Hauger, Jürgen Kegler, Jantine Nierop und Angela Rinn

APraktische Theologie, Bibel, Hermeneutik

       Wer ist Jesus Christus für uns heute?

       Praktisch-theologische Wahrnehmungen und Reflexionen

      »Wer ist Jesus?« – diese Frage durchzieht und strukturiert schon das Markusevangelium,1 markiert durch dessen ersten Satz (Mk 1,1), weitergeführt durch die Himmelsstimme in Jesu Taufe (Mk 1,11), dann im Petrusbekenntnis (Mk 8,29) und durch die himmlische Stimme in der Verklärungsgeschichte (Mk 9,7), in den Leidensankündigungen (Mk 8,31; 9,31; 10,33 f.), in der Antwort Jesu vor dem Hohen Rat (Mk 14,61 f.), im Bekenntnis des Centurio unter dem Kreuz (Mk 15,39) und schließlich in der Botschaft des himmlischen Boten im leeren Grab (Mk 16,6 f.): narrativ konturierte Bekenntnisse mit christologischen Titeln (Christus, Sohn Gottes, Menschensohn), Aussagen über die Notwendigkeit des Leidens und Sterbens, teils als Geheimnis geschützt oder erzählend entfaltet, schließlich auf die Praxis der Nachfolge zielend (Mk 8,34) und je eigene Begegnungen mit dem gekreuzigten Auferweckten eröffnend, wenn man den abrupten Schluss dieses Evangeliums so deuten darf. Einem aufmerksamen Bibelleser werden diese Textsignale nicht entgehen und immer neu ins theologische Nachdenken führen und zur praktisch gelebten Christologie in der Nachfolge ermuntern.

      »Wer ist Jesus Christus für uns heute?« – diese durch Bonhoeffer präzisierte Frage reflektieren systematisch-theologische Entwürfe,2 sie drängt aber gleichzeitig zur praktisch-theologischen Bestandsaufnahme. Denn nicht nur die durch die Frage selbst markierten existentiellen und gegenwärtigen Aspekte, sondern schon die grundlegende christologische Basis prägt direkt und indirekt praktisch-theologische Handlungsfelder und ermöglicht theologische Theoriebildung. Beides wird hier in den jeweiligen Wechselbeziehungen skizziert und beschrieben.3

       1.Gottesdienst als Feier und Kommunikation des Evangeliums

      Im traditionskontinuierlichen Gottesdienst, der mit Agende, Bibel und Gesangbuch gefeiert wird und im Namen des dreieinigen Gottes beginnt, begegnet Jesus als der gegenwärtig wirksame Christus. Von ihm handeln die Choräle und Kirchenlieder, er wird als Kyrios/Herr und Agnus Dei/Lamm Gottes angerufen und als Sohn des Vaters im Credo bekannt, sein Evangelium wird gelesen, gehört und gepredigt, sein Gebet spricht die Gemeinde, durch ihn vollzieht sie Fürbitte, Doxologie und Akklamation. Vor allem die beiden Sakramente sind als seine Stiftung im Vollzug der Feier erkennbar und erfahrbar. Die Taufe folgt dem Taufbefehl und seiner Verheißung, das Abendmahl gestaltet als rituellen Kern die Handlungen der verba testamenti / Einsetzungsworte, die ihrerseits im Zentrum der Liturgie aus- und zugesprochen werden. Schon die reformatorischen Änderungen der Abendmahlsliturgie durch die textliche und rituelle Konzentration auf die biblisch bezeugten Bestandteile – in Luthers Deutscher Messe z. B. durch die ungewöhnliche Abfolge von Brotwort und sofortiger Austeilung, Kelchwort und Austeilung, in der reformierten Tradition durch die Verwendung von Brot statt Hostien – unddie Kritik am Canon Missae/Messkanon verdankten sich dem starken Impuls, die biblische Ursprungssituation aufzunehmen und den Bezug auf Jesus als den Herrn und Geber des Mahles zu gestalten.

      Der evangelische Kirchenraum bleibt bei aller Varianz auf das Kreuz und die Bibel ausgerichtet und markiert schon vor dem liturgischen Gebrauch, aber nicht unabhängig von ihm, die Heiligkeit des Raumes, seine Ausrichtung und Bezogenheit auf das Wort Gottes und das Heilsgeschehen.4 Die erstaunlichen Erfahrungen der zahlreichen Offenen Kirchen bestätigen die Sehnsucht vieler Menschen nach besonderen Räumen und ihren spirituellen Botschaften. Hieran knüpfen nicht wenige theologische Kirchenführungen an,5 die gerade in Zeiten, in denen vermehrt Kirchen entwidmet und verkauft werden, besonders notwendig sind.

      Das Kirchenjahr schließlich ist zur Hälfte Christusjahr. Von Advent bis Pfingsten wiederholt es feiernd die Heilsgeschichte und zielt auf die feiernde Partizipation als Teilhabe und Teilgabe, die der Gemeinde und dem Einzelnen gilt. Die besonders hohe Beteiligung, die Gottesdienste zur Christnacht und zur Osternacht vielerorts aufweisen, sind kaum mit einem Event- oder Happeningcharakter zu erklären; vielmehr begegnet man hier dem Heilsgeschehen, allerdings nicht nur in kognitiver Weise, sondern mit vielen Sinnen.6 Auch die großen, im Kirchenjahr verankerten Konzerte und Musikgottesdienste vom Weihnachtsoratorium zu den Passionen, vom Oster- und Himmelfahrtsoratorium zu den Kantaten bieten Raum für Christusbegegnung, der nicht nur, aber auch jenseits kirchlicher Milieus Zuspruch findet, wenn die ästhetische und die theologische Qualität stimmig sind.7

      Die sog. alternativen Gottesdienste gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen, z. B. in missionarisch-evangelistischer wie in kulturbezogener oder in gemeinschaftsintensiver Ausrichtung.8 In ihren Formen und Gestaltungen haben neue Musik, neue Medien, aber auch neue Rollen, wie z. B. die des Moderators am Bistrotisch, eine wichtige Funktion und legen gleichzeitig ein größeres Gewicht auf Partizipation und Leiblichkeit.9 Bei den Gestaltungen alternativer Gottesdienste muss besonders beachtet werden, wie der Christusbezug, den ja die liturgische Tradition auf unterschiedlichen Ebenen verwirklicht hat, in Wort und Feier sich ereignen kann und Form wie Inhalt prägt.

      Aus dieser kleinen Skizze geht bereits hervor, wie vielfältig im Gottesdienst Jesus als Christus begegnet bzw. kommuniziert und gefeiert wird. Das wechselseitige Kommunikationsgeschehen, das Luther in die Kurzformel von Wort und Antwort kondensierte,10 also unser Reden zu ihm als durch sein Reden zu uns ermöglicht darstellt, gewinnt im gottesdienstlichen Geschehen vielfache Darstellung. Deren systematische Pointe ist die Einsicht in die personale Gegenwart Christi.11 Als Person und nicht als formales höchstes Prinzip oder als Bewusstseinsinhalt redet er zur Gottesdienstgemeinde in vielfältigen Medien, und sie antwortet ihm. Als Person bleibt er ein unverfügbares, freies und unabhängiges Gegenüber, das »durch seine Gegenwart die Gegenwart Gottes für uns kommunikativ zugänglich«12 macht und trinitarisch erschließt.

      In der reformierten Lehre vom dreifachen Amt, die in neuester Fortschreibung nicht ein an Begriffen orientiertes Lehrsystem bietet, sondern das Wirken Christi mit den Seinen biblisch, systematisch und praktisch beschreibt, kann das munus sacerdotale Christi / priesterliche Amt Christi13 auch liturgietheologisch fruchtbar werden: In der ständigen Bezogenheit auf das


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