Das Schwarzkümmel-Heilbuch. Sylvia Luetjohann

Das Schwarzkümmel-Heilbuch - Sylvia Luetjohann


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schon vor über fünfzig Jahren in seiner dreibändigen Heilpflanzenkunde davon gesprochen, daß eine Pflanze plötzlich medizinisches und auch kommerzielles Interesse weckt, wenn durch chemische Analysen dieser oder jener einzelne Wirkstoff darin nachgewiesen werden kann. Im Unterschied zu diesen Ergebnissen aus der Suche nach einer oder auch mehreren isolierten Leitsubstanzen, wie sie selbst von der herkömmlichen „rationalen“ Phytotherapie betrieben wird, setzt sich allgemein immer mehr eine ganzheitliche Sichtweise von pflanzlichen Heilmitteln durch. Pflanzen bieten nun einmal natürliche Vielstoffgemische mit einer Fülle von Substanzen in unterschiedlicher Gewichtung, deren Wirkung sich meistens nicht auf einen Hauptinhaltsstoff reduzieren läßt. Auch beim Schwarzkümmel liegt ein komplexes Zusammenspiel teils bekannter, teils noch nicht identifizierter Inhaltsstoffe vor, und nur aufgrund dieser natürlichen Synergie kann sich die volle Wirkkraft entfalten.

      Schob Pelikan vermittelt uns auch, daß eine sich ausschließlich auf die Wirkstoffe stützende Betrachtungsweise die Zusammenhänge zwischen Heilpflanze und Mensch immer mehr aus den Augen verliert. Mögen wir daher lernen, die Helfer aus der Pflanzenwelt nicht nur unter Nützlichkeitserwägungen zu sehen, sondern ihnen voller Achtung zu begegnen und eine lebendige Anschauung von ihrem Wesen und ihrer Verbindung zu uns zurückzugewinnen.

       Nigella sativa

       Einführung

       Schwarzkümmel: ein wiederentdecktes Wundermittel?

      In den Mittelmeerländern und im Vorderen Orient gilt Schwarzkümmel seit Tausenden von Jahren als sagenhafte Heilpflanze und das Öl aus seinem Samen als „Wundermittel“. Der von dem Propheten Mohammed überlieferte Ausspruch Schwarzkümmel heilt jede Krankheit – außer dem Tod hat gewiß entscheidend dazu beigetragen, daß Schwarzkümmel in den meisten islamischen Ländern eine lebendige Tradition hat und bis heute als äußerst vielseitig einsetzbare „Medizin des Propheten“ in hohem Ansehen steht.

      Früher einmal war der Schwarzkümmel auch in unseren Breitengraden als Heil- und Gewürzpflanze unter dem botanischen Namen Nigella sativa sehr geschätzt, seit langem aber verschönert nur noch die Varietät mit dem botanischen Namen Nigella damascena als besonders attraktive „Jungfer im Grünen“ unsere Bauerngärten. In jüngster Zeit ist Schwarzkümmel jedoch auch bei uns als Heilpflanze wiederentdeckt worden, und die moderne Forschung sucht nun den wissenschaftlichen Nachweis für das zu erbringen, was bislang dem Bereich reiner Erfahrungsheilkunde zuzurechnen war. Das heißt: Seit wenigen Jahren geht man den Erfahrungen der alten assyrischen und ägyptischen Heilkundigen mit modernen medizinischen und biochemischen Forschungsmethoden auf den Grund.

      Da es sich bei Schwarzkümmel – wie bei vielen vergleichbaren Heilpflanzen – um ein ausgesprochenes Komplexmittel mit mehr als hundert Inhaltsstoffen handelt, die synergetisch zusammenwirken, sind die Forschungen noch längst nicht abgeschlossen. Etwa 6 % der Bestandteile des aus den Samen gepreßten wertvollen Öls sind noch nicht einmal genauer bekannt, gerade sie könnten hochwirksam sein. Trotzdem läßt sich schon jetzt sagen, daß das Ergebnis der bisherigen Studien in USA und Europa die Erwartungen bereits übertroffen hat. Dies betrifft vor allem die Wirkung von Schwarzkümmelöl auf das Immunsystem und damit zum Beispiel auf sonst fast als untherapierbar geltende Allergien. Allergiker benötigen eine erhöhte Zufuhr an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die in Schwarzkümmelöl in hoher Konzentration enthalten sind. Aus diesen als Grundbausteinen werden im Organismus bestimmte Gewebshormone (Prostaglandine) gebildet, die nicht nur entzündungshemmend und bronchienerweiternd wirken, sondern auch einen regulierenden und harmonisierenden Einfluß auf das Immunsystem haben. Außerdem ist eine herabgesetzte Körperabwehr nicht nur Ursache für eine erhöhte Infektanfälligkeit, sondern von einem geschwächten Immunsystem sind auch fast alle an chronischen Krankheiten leidenden Menschen betroffen.

      Durch schädliche Umwelteinflüsse und Stoffwechselstörungen aufgrund von Ernährungsfehlern ist unsere Immunabwehr starken Belastungen ausgesetzt und vor große Herausforderungen gestellt. Hier kann Schwarzkümmelöl als Nahrungsergänzung wertvolle Dienste leisten – auf natürliche Weise, ohne Nebenwirkungen oder Unverträglichkeit mit einer anderen medizinischen Behandlungsart. Sein Wirkungsspektrum ist damit noch lange nicht erschöpft: Verdauungsstörungen und Nierensteine, Prämenstruelles Syndrom und Beschwerden der Wechseljahre, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche sowie auch der Gebrauch als Hautpflegemittel und Küchengewürz sollen nur stellvertretend für die vielen Anwendungsmöglichkeiten genannt sein, die dem Schwarzkümmel seinen fast legendären Ruf als altes orientalisches „Wundermittel“ eingebracht haben.

      Dieses Buch folgt ganz bewußt der Grundidee, so viele Informationen wie möglich und derzeit verfügbar einzufangen und weiterzugeben. Es spannt daher einen Bogen von alter Volkstradition und überliefertem Heilwissen über neueste medizinische Erkenntnisse und gaschromatographische Analysen bis zu kosmetischen und kulinarischen Rezepten – ein Bogen, den diese „Pflanze für unsere Zeit“ offenbar gut auszuhalten vermag … Entscheiden Sie selbst, ob es sich bei diesem äußerlich eher bescheidenen Gewächs um die Wiederentdeckung einer Heilpflanze handelt, die Ihre Beachtung verdient. In Streifzügen durch Geschichte und Botanik, illustriert durch alte Rezepturen aus verschiedenen Überlieferungen der Volksmedizin, durch moderne Forschungsergebnisse und Weiterentwicklungen auf den gegenwärtigen Wissensstand gebracht und durch persönliche Erfahrungen und Fallgeschichten ergänzt, können Sie Bekanntschaft mit ihr schließen.

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       Wissenswertes aus der langen Tradition einer alten Heil- und Gewürzpflanze

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       Typische orientalische „Kräuter-Apotheke“

       Die orientalischen Wurzeln

      Schwarzkümmel, eine Pflanze aus der Familie der Hahnenfußgewächse, stammt aus dem Mittelmeerraum und ist in Ländern Nordafrikas, Vorderasiens und Südosteuropas heimisch. Die früheste Kultivierung und Verwendung läßt sich mehr als 3000 Jahre bis in das Reich der Assyrer (das heutige Syrien und Teile des Irak) und in das Alte Ägypten zurückverfolgen. Doch auch Indien wird bisweilen als Herkunftsland des legendären schwarzen Samens genannt.

      In einem assyrischen Kräuterbuch wird Schwarzkümmel oder „schwarzer Tin-Tir“ als Heilmittel genannt, dem bereits eine vielseitige Anwendung nachgesagt wird: innerlich für den Magen, äußerlich für die Behandlung von Augen, Ohren und Mund sowie von den unterschiedlichsten Hautproblemen, wie Juckreiz, Ausschläge, Geschwüre und Flechten. Auch die später noch bei Plinius aufgeführte Erste Hilfe, bei dem Biß von Schlangen bzw. dem Stich von Skorpionen eine Mischung aus zerstoßenem Schwarzkümmelsamen, Essig und Honig in die Wunde zu streichen, ist bereits seit altersher erprobt worden.

      Aus dem Reich der Pharaonen ist die Verwendung von Schwarzkümmel als Digestif nach üppigen Gelagen sowie als Heilmittel bei Entzündungen und bestimmten überempfindlichen Reaktionen des Körpers überliefert, für die wir heute den Begriff „Allergien“ verwenden. Der Nachweis für die Wirksamkeit bestimmter Substanzen bei entzündlichen und allergischen Prozessen ist durch moderne Forschungsergebnisse bereits erbracht worden. Außerdem wird der sprichwörtliche „Bronzeteint“ der alten Ägypter auf die pflegenden Eigenschaften des Schwarzkümmelöls zurückgeführt, die auch der wegen ihrer Schönheit gerühmten Königin Nofretete schon 1350 Jahre vor unserer Zeitrechnung bekannt gewesen sein dürften.

      Über den Fund eines Fläschchen Schwarzkümmelöls in der Grabkammer des Tut-enkh-amun


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