Ausgezeichneter Wohnungsbau 2020. Cornelia Dörries
jeweils 96 Quadratmeter umfassen und über einen Koch-, Ess- und Wohnbereich mit doppelter Raumhöhe verfügen.
Dachgeschoss
Hoffassade
Gerüststruktur der Hoffassade
Außenliegende Erschließung mit Treppen und Aufzug
Innenbereich
Blick in eine Maisonette
Fassadenansicht
Welche städtebaulichen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren waren für die Konzeption Ihres Vorhabens ausschlaggebend?
Da vor allem in Ballungszentren und Großstädten der Wohnraum zunehmend knapp wird, gilt es, jede noch so kleine Baulücke intelligent auszunutzen. Zur Straße hin vergrößert ein gewölbter Erker die Wohnungen, auf der Rückseite wurden das Treppenhaus und der Aufzug in den Hof hinein verschoben. Das schuf die größtmögliche Nutzfläche.
Soweit wie möglich wurden Holzfertigteile eingesetzt, um den Bauablauf zu beschleunigen und die Ausbauarbeiten gering zu halten. Großer Wert wurde auf einfache, möglichst lokal produzierte und gleichzeitig funktionale Materialien gelegt: Die Metallfassade wie auch die Gerüststruktur des Hofes nehmen Bezug auf das in Moabit historisch verankerte metallverarbeitende Gewerbe. Holzdecken, -stützen und -fassaden bestehen aus Fichtenholz, das aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern geliefert wurde.
Dank welcher architektonischen Mittel findet das Projekt Anschluss an seine Umgebung?
Durch seine homogene, klar gerasterte Fassade fügt sich die Straßenfassade harmonisch in ihre Umgebung ein. Die Fensterformate des Gebäudes wurden genau auf die Nachbarbebauung abgestimmt. Die Öffnungsflügel mit Fensterladen entsprechen den Formaten der Nachbargebäude. Durch die Perforation sind die tiefen Sitzfenster von innen größer als ihre Nachbarn von außen.
Warum haben Sie sich bei der Gartenfassade für eine offene Gerüststruktur entschieden?
Die offene Gerüststruktur trägt und umschließt den Treppenkern und Fahrstuhl sowie die lang gestreckten Balkone vor allen Wohnungen. Durch bodentiefe Fenster dringt die Sonne im Winter weit in die Räume ein, im Sommer schützt die durchgehende Gerüststruktur vor zu viel Sonneneinstrahlung, ohne die Blickverbindung zum hellen Innenhof mit altem Baumbestand zu beeinträchtigen. Die Stützenanordnung ist der abstrakten Interpretation von Baumverästelungen entsprungen.
„Wir legen großen Wert auf einfache, möglichst lokal produzierte, gleichzeitig funktionale und nachhaltige Materialien: Anstelle von Glas wurden die Balkonbrüstungen und Treppenläufe mit einfachen Edelstahlnetzen gesichert, der Fahrstuhl mit einer Streckmetallverkleidung versehen und leuchtend goldgelb lackiert. Statt aufwendiger Bodenbeläge haben alle Wohnungen schlichte Sichtestrichböden. Die Holzdecken aus Fichtenholz blieben ebenfalls unverkleidet und sind lediglich weiß geölt – perfekt abgestimmt auf die bodentiefen Holz-Aluminium-Fenster auf der Hofseite und die hölzernen ‚Sitzfenster‘ mit Blick auf die Straße.“
Urteil der Jury
Josef Schmid
„Der Eisberg“ füllt eine Baulücke in aktueller und ökologisch spannender Holz-Hybrid-Bauweise. Und er zeigt dabei zwei Gesichter. Zur Straße hin fügt sich der Baukörper auf den ersten Blick unauffällig, fast bescheiden ein. Interessant und besonders wirkt er dann auf den zweiten Blick durch den geschwungenen Erker und die klare Struktur der Fassade mit der flächenbündigen Außenhaut aus gewelltem Aluminiumblech. Kühl und doch freundlich: großstädtisch. Zum Hof hin bietet die außen liegende Erschließung in Form einer offenen Gerüststruktur ein ganz anderes Bild: kleinteilig, viel Licht und großzügige Balkone sowie ein Fahrstuhl. Durch bodentiefe Fenster dringt die Sonne im Winter weit in die Räume ein, im Sommer schützen die durchgehenden Balkonflächen vor zu viel Sonneneinstrahlung, ohne die Blickverbindung zum hellen Innenhof mit altem Baumbestand zu beeinträchtigen.
Elf barrierearme Miet(!)wohnungen im Niedrigenergiehaus (KfW 55) birgt der „Eisberg“. Vom Erdgeschoss bis zum 4. Obergeschoss ermöglicht die ungewöhnliche Geometrie komfortable durchgesteckte Grundrisse für neun 2-Zimmer-Mietwohnungen mit jeweils ca. 55 Quadratmetern Nutzfläche in loftartigen Koch-, Ess- und Wohnbereichen. In allen Wohnungen schließen die Bäder direkt an das Schlafzimmer an. Im fünften und sechsten Obergeschoss liegen zwei Maisonettemietwohnungen mit jeweils 96 Quadratmetern Nutzfläche. Hier öffnet sich der zum Hof hin orientierte Koch-, Ess- und Wohnbereich auf doppelte Raumhöhe. Attraktives Wohnen für Mieter!
Architekturbüro
Marc Dufour-Feronce, Andreas Reeg
Das junge Berliner Architekturbüro rundzwei, gegründet von Andreas Reeg und Marc Dufour-Feronce, steht für eine Architektur, die sich aus der Integration von Research und Design entwickelt. Die interdisziplinären Ansätze verknüpfen Raum, Materialität, Ressourcen, lokale Geschichte und natürliche Umgebung mit anspruchsvollem Design.
rundzwei Architekten Reeg & Dufour Part GmbB
Goethestraße 2–3
10623 Berlin
Anzahl der Wohneinheiten
11
Anzahl der Bewohner
22
Wohnfläche in m2
768
Grundstücksgröße in m2 1.800
Brutto-Grundfläche (BGF) in m2 2.000
Zusätzliche Nutzfläche in m2 890
Fertigstellung
Juni 2019
Bauweise
Holz-Hybrid-Bauweise
Energiestandard
KfW 55
Legeplan
Architekturfotografie
Gui Rebelo, Berlin
Querschnitt
Grundriss 6. Obergeschoss
Wohnung