Coaching für Selbstständige. Karin Heinrich
Dieses Hamsterrad ist außerdem noch ganz schön hinterhältig. Denn auch wenn wir es noch so schnell drehen, uns mit voller Power reinhängen, so treten wir doch immer auf der gleichen Stelle. Wir kommen keinen Schritt voran. Unsere Position bleibt unverändert. Weder wir selbst noch unser Unternehmen werden sich weiterentwickeln. So kommen viele Selbstständige zu uns, die das Gefühl haben, auf der Stelle zu treten. Sie strengen sich an, kommen aber nicht vorwärts. Die Folgen sind fast immer absehbar: fehlende Motivation, kein Antrieb, Ideenlosigkeit und/oder die Gesundheit gerät ins Wanken.
Beides ist ein Trugschluss: Sie müssen weder hart arbeiten, um erfolgreich zu sein, und es ist auch nicht notwendig, sich noch mehr anzustrengen, um größere Ziele zu erreichen! Ganz im Gegenteil. Wenn Sie das wirklich möchten, MÜSSEN Sie sogar komplett neue Wege gehen – alles andere führt früher oder später in die Unzufriedenheit oder in den Burn-out.
Um größere Ziele zu erreichen, MÜSSEN Sie komplett neue Wege gehen!
Denken Sie immer daran: Sie leben nicht, um zu arbeiten! Leider stellen wir immer wieder fest, dass es eine große Anzahl von UnternehmerInnen gibt, deren einziger Lebensinhalt die Firma ist. Was dabei auf der Strecke bleibt, wird vielen erst dann bewusst, wenn sie es verlieren: Gesundheit, Vitalität, Familie, Freunde, Kreativität, Liebe, Entspannung, Genuss und die Freude am Leben selbst. Aber selbst dann, wenn sie spüren, dass etwas in ihrem Leben fehlt oder sie gewisse Bereiche ausklammern, haben viele ganz einfach keine Lösung, um die Notbremse zu ziehen und aus dem Hamsterrad auszusteigen. Was hält nun so viele sehr erfolgreiche und intelligente Leute immer noch im Hamsterrad gefangen? Warum gelingt der Ausstieg nicht?
Bewusstmachen ist der erste Schritt
Schluss mit dem Unternehmertunnelblick
Um das gewohnte Hamsterrad aus Machen und Tun zu verlassen, ist es wichtig, dass Sie zuerst einmal erkennen, dass Sie da mittendrin stecken. Vielen Unternehmern ist das überhaupt nicht bewusst. Im hektischen Alltag fehlt vielen einfach die objektive Sicht auf das eigene Verhalten. Wer so beschäftigt damit ist, das Hamsterrad am Laufen zu halten, der funktioniert einfach. Auf die Idee, mal nach links oder rechts zu schauen, das eigene Tun wirklich mal zu hinterfragen, kommen nur wenige.
Deshalb ist der erste wichtige Schritt zur Veränderung und zum Ausstieg aus dem Hamsterrad ein ganz wesentlicher: genau hinzuschauen. Zu hinterfragen. Die eigenen eingefahrenen Muster, Rollen und Verhaltensweisen ganz kritisch zu betrachten – auch die, die uns total stimmig vorkommen und schon in Fleisch und Blut übergegangen sind!
Überhaupt einmal Bilanz zu ziehen und sich selbst einzugestehen, dass einige Dinge nicht so laufen, wie Sie das gerne hätten, ist wichtig. Denn nur wenn Sie erkennen, was Sie nicht (mehr) wollen, können Sie auch herausfinden, was Sie sich stattdessen wünschen. Nur diese Erkenntnis, dieses Anschauen des Problems oder Konflikts, kann Dreh- und Angelpunkt für Veränderung sein. Viel gefährlicher ist es, blind vor Aktionismus durch die Welt zu hetzen, bis Sie die Kräfte verlassen, um dann als Opfer der Umstände den Heldentod zu sterben.
Mit Umsicht zur Veränderung
Aber auch hier ist ein bisschen Fingerspitzengefühl gefragt. Denn viele UnternehmerInnen zäumen im Zuge der ersten Reflexionen das Pferd schnell von hinten auf. Hals über Kopf wird der gesamte Betriebsablauf umstrukturiert, neue Mitarbeiter eingestellt oder andere entlassen usw. Kurzum: Sie verlieren sich sehr schnell erneut im Handeln. Also wieder im Machen und Tun. Überstürzte Hauruck-Aktionen im Umfeld sind jedoch nur selten von Erfolg gekrönt, denn jede Veränderung beginnt immer mit uns selbst. Wir können noch so viel im Außen verändern, umstrukturieren und auf den Kopf stellen – wenn tief in uns, bei unseren Überzeugungen, Vorstellungen und Mustern, alles beim Alten bleibt, dann wird jede Veränderung im Außen über kurz oder lang scheitern oder wieder ins alte eingefahrene Hamsterrad-Muster zurückführen.
Lauschen Sie nach innen
Damit Veränderungen wirklich nachhaltig sind und Sie sich mit ihnen wirklich pudelwohl fühlen, sollten Sie immer zuerst bei sich selbst beginnen! Alles, was in Ihrem Leben passiert, ist die direkte Auswirkung von dem, was sich in Ihrem Inneren abspielt. „Wie innen, so außen“, heißt es. Und damit ist nicht nur unser Körper gemeint, sondern auch all das, was uns tagtäglich in unserem Leben passiert. Wenn Sie erst einmal erkannt haben, dass Sie durch aktive Arbeit und Investition in sich selbst und Ihre Weiterentwicklung die Macht haben, auf Ihr Leben direkt Einfluss zu nehmen – glauben Sie uns, dann werden Sie nicht mehr zurückwollen. Zugegeben, anfänglich mag das noch etwas befremdlich, ja vielleicht sogar Respekt einflößend sein, denn dann haben Sie nicht mehr die Möglichkeit, andere Menschen für Ihren Seelenfrieden verantwortlich zu machen oder mit Schuldzuweisungen um sich zu werfen. Aber Sie werden auch die unendliche Freiheit entdecken, die dahintersteht. Denn Sie haben alles in sich, was Sie brauchen! Sie können heute schon beginnen. Sie brauchen niemanden anderen um Hilfe oder Mitarbeit zu bitten. Allein in Ihrer Hand liegt es, wie Sie Ihr Leben gestalten!
Die Sache mit den Glaubenssätzen
Wenn Sie damit beginnen, sich mit Ihren Gedanken, Mustern, Prägungen und Verhaltensweisen auseinanderzusetzen, stoßen Sie unweigerlich auch auf Ihre Glaubenssätze. Was ist ein Glaubenssatz? Ein Glaubenssatz ist ein Gedanke, den Sie immer wieder denken. Glaubenssätze sind unbewusste Überzeugungen, die dafür verantwortlich sind, dass wir gewisse Situationen, Ereignisse oder auch Verhaltensweisen anderer in einer bestimmten Art und Weise beurteilen.
Glaubenssätze überprüfen
Solche Glaubenssätze eignen wir uns im Laufe unseres Lebens an. In unserer Kindheit sind wir in puncto Glaubenssätze noch ein unbeschriebenes Blatt. Wir denken, wir können alles tun, sein oder haben. Sehr schnell wirken aber unsere Eltern, Lehrer und noch mehr Bezugspersonen auf uns ein, die uns aufzeigen, dass wir eben nicht alles tun, sein oder haben dürfen. Ein typisches Beispiel für einen Glaubenssatz ist es, immer schön brav den Teller leer zu essen. Waren wir als Kind ein schlechter Esser, wurden wir belohnt, wenn wir unseren Teller brav leer gegessen hatten. Ein solcher Glaubenssatz kann uns im späteren Leben jedoch daran hindern, mit dem Essen aufzuhören, wenn wir längst satt sind, und folglich dafür sorgen, dass wir immer rundlicher werden. Genauso ist es mit Glaubenssätzen wie: „Ohne Fleiß kein Preis“, „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ oder auch „Müßiggang ist aller Laster Anfang“. Diese Überzeugungen gehören Ihnen. Sie können damit tun, was Sie möchten. Sie können Sie beibehalten, überprüfen, verändern, verstärken oder Sie einfach hinauswerfen. Das bleibt Ihnen überlassen. Wenn Sie sie beibehalten wollen und damit noch verstärken, bleiben Sie natürlich unweigerlich auch im Hamsterrad gefangen. Denn wenn Sie der unbewussten Überzeugung sind, dass Sie fleißig sein müssen, um erfolgreich zu sein, dann werden Sie auch dementsprechend handeln.
Das Tückische an den Glaubenssätzen ist, dass wir sie manchmal auf den ersten Blick gar nicht erkennen. Wir nehmen sie nicht bewusst wahr. Denn wären wir dazu in der Lage, könnten wir schnell erkennen, dass sie uns auf unserem Weg oft nicht sehr hilfreich sind.
Zuerst einmal geht es also darum, Glaubenssätze oder unbewusste Überzeugungen ausfindig zu machen. Wenn Sie also wieder mal mittendrin sind im Machen und Tun, sich umso wichtiger fühlen, je mehr Sie arbeiten, dann können Sie hier ganz bewusst einmal mittendrin die Stopp-Taste drücken. Setzen Sie sich hin und beobachten Sie Ihre Gedanken und Gefühle. Vielleicht entdecken Sie dann, dass es gar nicht die Situation ist, die Sie handeln lässt, sondern Ihre unbewusste Überzeugung, dass genau Sie die einzige Person sind, die jetzt sofort zur Stelle sein muss. Dass Sie unverzichtbar sind. Dass nur Sie allein und kein Mitarbeiter dies jetzt lösen kann. Wenn Sie noch tiefer eintauchen, bemerken Sie vielleicht sogar, dass Sie sich selbst wichtiger fühlen, je mehr Sie (scheinbar) gebraucht werden, oder dass Sie Ihren eigenen Selbstwert dadurch erhöhen, dass Sie sich aufopferungsvoll für andere einsetzen.
Natürlich muss das nicht bedeuten, dass Sie ab sofort für nichts und niemanden mehr da sein sollen. Es geht vielmehr um diese Glaubenssätze, die Sie ständig (oft sinnlos) im Hamsterrad gefangen halten. Bereits das Erkennen, dass es sich um einen Glaubenssatz und nicht um eine Tatsache handelt, hilft oft schon dabei, das