Ab heute singe ich unter der Dusche. Patricia Küll
Und der Weg lohnt sich auf jeden Fall. Sie müssen sich nur entscheiden und dann Schritt für Schritt gehen. Los … wagen Sie es! Schließlich sind wir doch auf der Welt, um glücklich zu sein. Oder etwa nicht?
Dieses Buch habe ich so konzipiert, dass Sie damit arbeiten können und sollen. Es liefert Ihnen Werkzeuge, wie Sie sich Ihre Lebensfreude selber »schreinern« können. Nehmen Sie es am besten immer mit. So können Sie im Bus oder im Wartezimmer über viele wichtige Fragen nachdenken und die Ergebnisse gleich aufschreiben. Wenn Sie nicht »arbeiten« wollen, dann lassen Sie sich von den Geschichten und Gedanken inspirieren. Nehmen Sie sich die Teile heraus, die Ihnen guttun. Jeder Weg zur Lebensfreude verläuft anders. Gestalten Sie Ihren Weg. Dieses Buch kann Ihnen dabei helfen.
Ich wünsche Ihnen ganz viel Erfolg und Freude auf Ihrem Weg.
Ihre
Patricia Küll
»Ich muss die Vokabeln des glücklichen Lebens lernen.«
Interview mit Professor Dr. Jörg Kühnapfel
Lebensfreude ist ein Gefühl. Es ist eher eine »Bauch-« als eine »Kopfsache«. Dennoch kann man Lebensfreude auch ganz sachlich betrachten. Das beweist Prof. Dr. Jörg Kühnapfel. Er hat an der Universität Ludwigshafen eine Professur für General Management, insbesondere Vertriebscontrolling. Der Wirtschaftswissenschaftler hat eine Abhandlung mit dem Titel »Lässt sich Glück managen?« geschrieben. Die Antwort auf diese Frage wird Sie bestimmt ermutigen, sich auf Ihren ganz persönlichen Lebensfreude-Weg zu begeben.
Patricia Küll: Herr Professor Kühnapfel, wie kommt denn ein Wirtschaftswissenschafter dazu, sich mit Glück zu beschäftigen?
Prof. Kühnapfel: Glücksmanagement ist nichts Aktuelles in der Ökonomie. Schon der Urvater Adam Smith, der im 18. Jahrhundert die Grundlagen der modernen Ökonomie gelegt hat, hat sich mit den Themen Glück, Zufriedenheit und Wohlempfinden beschäftigt. Viele andere danach auch.
Patricia Küll: Und wie kamen Sie persönlich dazu?
Prof. Kühnapfel: Über das Thema »Messen«. Von Haus aus mache ich Marketing und Vertrieb. Mein Steckenpferd ist das Messen von Marketing- und Vertriebserfolg. Die lassen sich nicht mit einem Zollstock oder einem Wiegeapparat so exakt messen, wie wir es gerne hätten. Genauso ist es auch beim Thema Glück oder der Qualität einer Partnerschaftsbeziehung. Wie glücklich sind Sie denn heute? 4, 93, 12 Kilogramm Glück? Das können Sie nicht beziffern. Wenn wir aber etwas nicht messen können, dann sind wir auch nicht in der Lage, es zu managen.
Patricia Küll: Kann man es denn messen?
Prof. Kühnapfel: Nein, wahrscheinlich ist es nicht möglich, das persönliche Glücksempfinden an einem objektiven Maßstab festzumachen. Was wir machen können, ist: Wir finden ein Ersatzmesssystem. Dann messen wir nicht das Glück selbst, sondern messen die Umstände, die uns glücklich machen. Das geht ja.
Patricia Küll: Was sind das für Dinge, die uns glücklich machen?
Disziplin ist die wichtigste Charaktereigenschaft, die man bei Menschen, die glücklich sind, feststellen kann
Prof. Kühnapfel: Das ist wohl erforscht. Auch der Wirtschaftsnobelpreisträger Angus Deaton hat einige Arbeiten zu dem Thema geschrieben. Also was macht mich persönlich glücklich? Das sind zum Beispiel die Qualität des Wohnraumes oder das Einkommen. Das macht glücklich. Die Beziehung zu meinem sozialen Umfeld. Habe ich Freunde, habe ich eine gute Beziehung zu meinen Nachbarn et cetera? Habe ich Zugang zu Bildung, habe ich Zugang zum Gesundheitswesen? All das sind Dinge, die mich glücklich machen. Diese kann ich individuell für mich, aber auch für eine Volkswirtschaft messen.
Patricia Küll: Gibt es Menschen, die von Natur aus glücklicher sind als andere?
Prof. Kühnapfel: Es gibt einige Voraussetzungen, die Menschen mitbringen, die glücklich sind. Nennen wir sie Tugenden. Diese sind gut erforscht, etwa durch die »positive Psychologie«, Seligman und Csíkszentmihályi, etablierte Wissenschaftler auf diesem Gebiet, die herausgearbeitet haben, was Menschen mitbringen müssen, damit sie glücklich sein können. Dazu zählen Extrovertiertheit, Resilienz, also die Fähigkeit, nach einem emotionalen Schock wieder in den Ausgangszustand zurückzukehren, Dankbarkeit, Demut und so weiter. Wir kommen zu einem Katalog von vielleicht fünfzehn Faktoren. Und die wichtigste Charaktereigenschaft von Menschen, die glücklich sind, ist … Was glauben Sie?
Patricia Küll: Sagen Sie es mir.
Prof. Kühnapfel: Disziplin! Ein sehr unbequemes Wort, wir wollen es gar nicht mehr in den Mund nehmen, es ist total unmodern, aber Disziplin ist die wichtigste Charaktereigenschaft, die wir bei Menschen, die glücklich sind, feststellen können.
Patricia Küll: Sie meinen Disziplin bei der Umsetzung dessen, was mich glücklich macht?
Prof. Kühnapfel: Ja, genau. Wenn Sie diszipliniert damit umgehen, was das Leben Ihnen geschenkt hat, dann werden Sie gut überlegen, inwieweit Sie Ihren Chef an sich heranlassen oder Ihren bösen Partner, die bösen Nachbarn oder wen auch immer. Sie werden bewusst schauen, wie Sie Ihren Tag verbringen. Sie werden auch Mühen, also Kosten, in Kauf nehmen, um langfristig Nutzen zu generieren, z. B. joggen oder Yoga machen. Das ist Disziplin! Nicht nur wünschen, sondern auch tun!
Patricia Küll: Es gibt Menschen, die haben alles, wovon Sie gesprochen haben, und sind trotzdem nicht zufrieden. Woran liegt das denn?
Prof. Kühnapfel: Viele Wissenschaftler vermuten, dass der unbewusste Umgang mit all diesen Segnungen des Alltags dazu führt, dass die Menschen ihr Glück gar nicht empfinden. Zum Beispiel erleben manche Menschen Gesundheit als etwas ganz Selbstverständliches. Erst dann, wenn wir eine chronische Krankheit bekommen, spüren wir den Wert von Gesundheit. Doch glückliche Menschen, das stellen wir immer wieder fest, sind in der Lage, den Wert von was auch immer schon festzustellen, bevor sie einen Mangel erleiden.
Man muss die Vokabeln des glücklichen Lebens lernen
Patricia Küll: Das heißt also, bewusst leben macht glücklich? Bewusst erleben?
Prof. Kühnapfel: Darauf können wir es reduzieren, ja. Es gibt nichts Schlechtes, außer man ist sich nicht bewusst, was man alles zur Verfügung hat. Ganz wichtig ist hierbei, dass man natürlich auch mit einem Mangel glücklich sein kann. Letztlich sind wir alle limitiert. Wenn wir uns der Grenzen bewusst sind, können wir damit umgehen.
Patricia Küll: Inwieweit kann man es denn lernen, sich selbst glücklich zu machen, wenn man diese Gabe nicht von Natur aus mitgebracht hat?
Prof. Kühnapfel: Also ich würde jetzt natürlich gerne sagen, dass wir lernen können, uns aus dem eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, wenn wir dieses oder jenes Buch lesen. Aber leider wird es wahrscheinlich so sein, und ich drücke mich jetzt deswegen so vorsichtig aus, weil die sozialwissenschaftliche Forschung dazu noch lange nicht am Ende ist, dass Glücklichwerden Arbeit ist. Der Weg von einem Menschen, der sich ständig bedroht fühlt, der von Schicksalsschlägen leicht umgeworfen wird, hin zu einem glücklichen, lebensbejahenden Menschen, der all das leichter verkraften kann, der ist lang und zäh. Das ist Arbeit. Ich vergleiche das mal mit einer Fremdsprache: Wie lernt man eine Fremdsprache? Indem man sich hinsetzt und sich Vokabel für Vokabel anschaut und Grammatikregel für Grammatikregel. Positiv und glücklich zu leben ist exakt das Gleiche. Ich muss die Vokabeln des glücklichen Lebens lernen, ich muss die grammatikalischen Regeln lernen et cetera.
Patricia Küll: Und wie geht man dabei am besten vor?
Prof. Kühnapfel: Die Ausgangsfrage ist, was macht Sie oder was macht mich glücklich? Wenn wir uns im Sessel zurücklehnen und darüber nachdenken, was uns wirklich glücklich macht, was ist es, das ich wirklich möchte,