Mut braucht eine Stimme. Peter Holzer

Mut braucht eine Stimme - Peter Holzer


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aber viel zu wenige Ressourcen, um das ganze Brot abzudecken. Wie viel sinnvoller wäre es, wenn Sie die Größe des Brotes Ihrer Buttermenge anpassten!

      Wenn Sie Ihre Butter auf ein zu großes Brot verstreichen, klagen Sie darüber, dass es so mühsam ist. In Wahrheit verstecken Sie sich. Sie verstecken sich vor der Verantwortung, sich zu entscheiden und Prioritäten zu setzen. Im Ergebnis sind Sie so zwar unglaublich beschäftigt, aber nicht wirklich wirkungsvoll. Kein guter Zustand!

      Warum nehmen Sie nicht nur die Hälfte des Brotes, also das, was Ihnen tatsächlich wichtig ist? Dazu müssten Sie den Mut haben, auszusondern. Also bestimmte Prioritäten zu setzen und den Rest bewusst abzuwählen. Dann reicht Ihre Butter, um diese Hälfte ordentlich zu bestreichen – Ihre Ressourcen und Ihre Energie passen zu Ihrer Aufgabe, die Sie sich gestellt haben. So sind Sie besonders wirkungsvoll. Und plötzlich werden Sie auch für andere sichtbar – und hörbar! Sie glänzen auf einmal, weil Sie bei wirklich wichtigen Dingen Erfolg haben. Dann dringt Ihre Stimme durch, weil Sie etwas zu sagen haben, was für Sie und für andere relevant ist.

      Wenn Sie erfolgreich werden wollen – egal, worin: viel Geld verdienen, ein Musikinstrument beherrschen, einen neuen Job erlernen –, dann müssen Sie zuerst die Größe des Brotes der Menge an Butter anpassen, die Sie zur Verfügung haben. Also ein kleines Stück Brot nehmen, aber das ordentlich mit Butter bestreichen. Das bedeutet, mit Ihren begrenzten Ressourcen einen super Job zu machen – ob privat oder im Büro –, richtig gute Qualität abzuliefern, richtig viel Wirkung zu produzieren. Wenn Sie das tun, werden Sie Schritt für Schritt besser. Sie können schwerere Musikstücke spielen oder flüssiger mit Ihrem britischen Nachbarn plaudern. Oder Kunden sind zufrieden und Sie bekommen Folgeaufträge oder Empfehlungen. So sind Sie auf dem Weg, dass Ihnen das Leben die Chance gibt, noch etwas mehr Butter zu bekommen, um damit auch größere Brotstücke zu bestreichen. So wächst Ihr Brotstück und Sie wachsen mit – Schritt für Schritt.

       Große Bilder können inspirieren, aber auch lähmen.

      Ein Paradoxon, das ich Ihnen nicht ersparen kann: Groß denken ist gut, denn es spornt Sie an, große Dinge in Ihrem Leben zu bewirken. Doch Vorsicht: Wenn Sie auf das Große blicken, könnte es Sie auch erschlagen! Mal angenommen, Ihre Frau wünscht sich schon lange, dass Sie mit ihr tanzen gehen, aber Sie haben noch nie tanzen können und sich immer nur wie ein Storch im Salat bewegt. Eines Abends schauen Sie ihr zuliebe zusammen »Dirty Dancing« an und machen das, was Sie da sehen, zu Ihrem Maßstab: »Oje, das kann ja nichts werden, dann lass ich’s gleich. So wie Patrick Swayze werde ich nie tanzen!« Große Bilder können inspirieren, aber auch lähmen.

      Deswegen: Denken Sie in großen Bildern, seien Sie anspruchsvoll. Aber wählen Sie das Stück Brot, das Sie bestreichen wollen, so, dass Sie es auch mit Butter abdecken können. Gehen Sie mit Ihrer Frau noch einmal in den Anfängerkurs. Und dann lassen Sie das Stück Brot und sich selbst langsam wachsen, gehen Sie nach und nach in die Fortgeschrittenenkurse, und irgendwann sehen Sie sich staunend auf dem Video einer Party und denken: »Wow, ich wusste gar nicht, dass ich so gut tanzen kann!« Sie werden sich reich fühlen – und Ihre Frau wird Sie dafür noch mehr lieben. Welch ein Luxus, dass Sie Ihre gemeinsame Zeit dafür genutzt haben!

       Die Zukunftsfähigkeit des Menschen

      Der Luxus der selbstbestimmt genutzten Zeit macht glücklich. Das unterscheidet ihn von materiellem Reichtum. Das klingt sehr klischeehaft, oder? Geld macht nicht glücklich – sagen das nicht alle, die Geld haben?

      Glauben Sie mir, ich spreche aus meiner eigenen Lebenserfahrung. Ich wollte damals unbedingt an der European Business School studieren. Eine Privatuniversität. Da meine Eltern nicht in Geld schwammen, habe ich mir das Studium per Kredit selbst finanziert. In den Semesterferien musste ich Geld verdienen, sodass ich sie mit Praktika verbrachte, anstatt in den Studentenkneipen zu versacken. Damals schwor ich mir: Wenn mehr Geld da ist, dann werde ich zufriedener sein! Dann werden alle Probleme verschwunden sein! Danach folgte die Zeit, in der sich das Geld auf dem Konto sammelte. Aber das führte nicht dazu, dass ich mich erfüllter fühlte, denn für dieses Geld arbeitete ich unglaublich viel. Ich verbrachte mehr Zeit in Hotels als zu Hause und war förmlich süchtig nach noch mehr Geld. Ich war zwar formal mein eigener Herr, kein Chef gab mir Anweisungen; doch es war das Geld, das mir indirekt immer neue Befehle gab. Hinzu kam in Zeiten der Börsenkrisen dann noch eine ganz neue Sorge: nämlich die Angst davor, das Geld wieder zu verlieren.

      Über diese Erfahrung bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass es im Leben nicht um die Frage geht, wie viel Geld ich habe. Klar ist es schön, sich Dinge leisten zu können. Aber wer viel Geld hat und sich viele Dinge leisten kann und trotzdem im Hamsterrad steckt, der ist deswegen noch lange nicht glücklich. Ich kenne zwei Multimillionäre, die könnten mit ihrem Geld ihr Leben zweibis dreimal erneut durchleben, ohne einen Schlag dafür zu tun – aber sie arbeiten immer noch wie ein Stier. Und beklagen sich auch noch darüber! Mein Rat: »Dann hör doch auf!« Sie antworten dann mit hervorragenden Geschichten, weswegen das jetzt noch nicht geht und sie weitermachen »müssen«.

       Der wahre Luxus ist nicht Geld – sondern frei gestaltbare Zeit!

      Der innere Druck hört nicht auf. Oder ist es die Gier? Der Besitz von Geld hat nun mal kein Limit. Ich habe noch niemanden gehört, der sagt: Es ist genug. Alle wollen immer mehr davon. Doch ich bin davon überzeugt, dass der wahre Luxus nicht Geld allein ist – sondern die frei gestaltbare Zeit. Nein, ich meine nicht einfach Freizeit. In der dröhnen sich viele Menschen mit Aktivitäten zu, die ebenfalls fremdbestimmt sind. Ich meine Zeit, über die Sie voll und ganz verfügen, weil Sie frei entscheiden können, was Sie damit tun. Der Zustand wirklich frei gestaltbarer Zeit ist für mich der Zustand von echter Unabhängigkeit und Glückseligkeit.

      Da ich hier von Luxus spreche, mögen Sie das auch für ein Luxusproblem halten. Eines, mit dem Sie sich gar nicht beschäftigen können vor lauter Arbeit. Stimmt schon, es ist unglaublich anstrengend, aus Gewohnheiten und Verflechtungen auszubrechen. Anstatt zu erklären, warum es bei Ihnen nicht klappt, stellen Sie sich bitte einmal eine andere Frage: Was müssten Sie in Ihrem Leben ändern, damit es funktionieren kann?

      Noch besser: Schauen Sie bei diesem Gedanken über Ihr eigenes Leben hinaus. Denn es geht hier nicht nur um Ihr persönliches Glück, sondern um die Zukunftsfähigkeit des Menschen.

      Denken Sie einmal ein paar Jahrzehnte voraus. Die Industrialisierung entwickelt sich weiter. Robotertechnologie und künstliche Intelligenz werden uns Menschen zunehmend die Arbeit abnehmen. Und immer mehr Leute werden ohne Beruf sein. Da wird sich Ihnen umso stärker die Frage stellen, wie Sie als Mensch wirkungsvoll und zukunftsfähig sein können. Wie sind Sie wertvoll für den Arbeitsmarkt? Wie sind Sie wertvoll für diese Gesellschaft? Nur wenn Sie wertvoll sind, verdienen Sie auch Geld. Wenn Sie nur irgendetwas tun, was niemand braucht, verdienen Sie damit gar nichts. Hinter der Frage also, wie Sie wirkungsvoll sein können, wie Sie Nutzen für andere stiften können, steckt auch die ganz pragmatische Frage: Wie, womit verdienen Sie Geld? Und zwar nachhaltig! Wenn Sie sich mit diesen Fragen nicht beschäftigen, dann wird die Gesellschaft statt Sie selbst die Richtung in Ihrem Leben bestimmen. Ein Gedanke, der mir persönlich genauso wenig gefällt wie Ihnen. Angenehmer ist es, wenn Sie diese Frage aktiv als Spieler statt passiv als Spielstein beantworten. Es wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben, als die Nutzung Ihrer Zeit selbst in die Hand zu nehmen. Das heißt: die Verantwortung für Ihre Zukunft zu übernehmen.

       Der harte Weg zum Glück

      Ich habe oft überlegt: Wenn ich einmal an meinem Lebensende stehe und mich fragen werde, ob ich ein gutes Leben geführt habe – welchen Maßstab lege ich dann an? Auch wenn mir Beruf und Karriere immer wichtig waren, wusste ich doch stets, dass dann nicht die entscheidende Frage sein wird, wie viel Geld ich verdient und angesammelt habe. Das letzte Hemd hat keine Taschen. Es werden andere Dinge bedeutsam sein. Nämlich die Frage, wie das Verhältnis zu meiner Frau, meiner Familie, zum engsten Kreis meiner Freunde war.

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