Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten. A. F. Morland

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      „Hör auf!“ Die harte Stimme unterbrach ihn, und Ellison zuckte zusammen. Seine Hände zitterten leicht.

      Sabato sah es mit Befriedigung. „Wir wollen gehen.“

      Ellison bewegte sich immer hilfloser. Ein Schwachsinniger, dachte Sabato angewidert. Ein hirnloser Schläger und Feigling.

      Ellison bückte sich und wollte die zerrissene Tüte aufheben. Ein paar Äpfel waren über den Fußboden gekollert.

      „Lass das jetzt liegen!“ Sabatos Stimme klang wie ein Peitschenhieb. Er stand mit einem Ruck auf. Mit einer flüchtigen Bewegung überzeugte er sich davon, dass die dünnen Lederhandschuhe fest saßen.

      „Also los, gehen wir endlich!“

      Er schob Ellison mit der Hand aus der Tür. Ellison ließ die Schultern hängen, aber er biss schon wieder auf dem Kaugummi herum, an dem er sich beim Betreten des Zimmers fast verschluckt hatte.

      Sie gingen rasch die Treppe hinunter. Sabato war immer einen halben Schritt hinter Ellison. Keiner sagte ein Wort. Ellison traute sich nicht, und Sabato hatte dem anderen nichts mehr zu sagen. Auf der Straße wandten sie sich nach links.

      „Wohin gehen wir?“, fragte Ellison mit einem schnellen Seitenblick in das steinerne Gesicht des Killers. Der schüttelte nur leicht den Kopf und deutete vorwärts.

      Es waren nur ein paar hundert Meter bis zu dem Schrottplatz, den Sabato ausgewählt hatte. Schon von Weitem hörten sie das Kreischen des Metalls. Die Schrottautos wurden in der riesigen Presse zu handlichen Paketen geformt.

      Sie betraten den Platz durch ein schmales Gittertor, das nicht abgeschlossen war. Das Schloss war verrostet. Niemand achtete auf sie. Ringsum standen dunkle Fabrikgebäude.

      „Was wollen wir hier?“, fragte Ellison erneut. Aber er bekam auch diesmal keine Antwort. Sabato stieß ihn leicht zwischen die Schulterblätter, und sie gingen weiter. Zu beiden Seiten einer schmalen Gasse türmten sich Autowracks in mehreren Etagen übereinander. Wieder ertönte das ohrenbetäubende Geräusch, als ein Wagen von der Presse zusammengedrückt wurde.

      Sabato streckte den Arm aus und packte Ellison an der Schulter. Sie blieben stehen. Ellison sah sich um. Dann verzerrten sich seine Züge entsetzt.

      Er stolperte und hob abwehrend die Arme. Sein Schrei wurde vom Kreischen der Presse übertönt – und auch das Donnern der 44er Magnum.

      Die Wucht des schweren Geschosses hob Ellison von den Füßen. Er wurde gegen ein Autowrack geschleudert, fiel in eine zersplitterte Scheibe, und ein dolchartiger Glassplitter bohrte sich in seinen Hals.

      Sabato senkte den Revolver. Ellison rutschte neben dem Hinterrad zu Boden. Die helle Jacke färbte sich dort dunkel, wo die Kugel ausgetreten war. Ellison rührte sich nicht mehr. Ein Schuss durchs Herz aus dieser Entfernung mit einer 44er Magnum überlebte niemand.

      Sabato steckte den Revolver ein, packte die Leiche unter den Achseln und zerrte sie bis zum Ende der Gasse. Er blickte um die Ecke und sah befriedigt die Reihe der Autowracks, die für die Presse vorgesehen waren. Es war kein Mensch in der Nähe. Die Autowracks wurden mit einem Elektromagneten in die Presse gehoben, und der Kranführer konnte diese Stelle nicht einsehen.

      Der Killer wusste das, denn er hatte hier bereits einmal einen Auftrag erledigt.

      Er öffnete den Kofferraum des letzten Wagens, hob den Toten hinein und schlug die Klappe wieder zu. In einigen Stunden würde Bill Ellison spurlos verschwunden sein, eingeschlossen in einem rechteckigen Block aus Metall, Glas und Kunststoff, bestimmt für einen heißen Schmelzofen.

      Sabato warf einen prüfenden Blick in die Runde. Er war immer noch allein. Langsam streifte er seine Handschuhe ab und schob sie in die Tasche. Dann drehte er sich ruckartig um und trat den Rückweg an. Auf seinem Gesicht stand ein schwaches Lächeln.

      ––––––––

      28.

      STEVE MCCOY SUCHTE gerade einen anderen Sender im Autoradio, als Harvey Atkins das Haus verließ. Steve blickte auf seine Uhr. Über zwei Stunden hatte er warten müssen, aber seine Geduld hatte sich schließlich bezahlt gemacht. Der Motor des Camaro sprang an.

      Atkins achtete nicht auf seine Umgebung, sondern strebte mit schnellen Schritten auf einen Taxistand zu, der etwa zweihundert Meter entfernt war, Steve McCoy folgte in einigem Abstand.

      Der Gangster stieg in ein Yellow Cab, und der Wagen scherte aus der Reihe. Steve hatte keine Schwierigkeiten, ihm zu folgen. Es ging ins südliche Manhattan, Richtung East River. Sie fuhren über die Bowery und bogen vor der Manhattan Bridge nach links ab.

      Zwei Querstraßen weiter hielt das Taxi. Steve sah, dass Atkins bezahlte, die Straße überquerte und auf der anderen Seite in einem Lokal verschwand.

      Steve brauchte ein paar Minuten, bis er eine Parklücke gefunden hatte. Dabei fragte er sich, wieso der Gangster nicht seinen eigenen Wagen benutzte, sondern Geld für ein teures Taxi ausgab. Aber vielleicht war das gar nicht so merkwürdig. Vielleicht hatte Atkins nur die Absicht, sich nach dem Besuch von Steve McCoy volllaufen zu lassen.

      Steve schloss seinen Wagen ab und ging ebenfalls über die Straße. Das Lokal hieß schlicht „The Saloon“ und unterschied sich von einer ehrlichen alten Westernkneipe wie ein Ackergaul von einem Rennpferd.

      Es war unmöglich, von außen hineinzusehen. Die zwei schmierigen Fenster wurden von dichten Vorhängen verhängt. Über dem Eingang flackerte ein rotes Neonlicht. Die Speisekarte neben der Tür war so verblichen, dass man fast kein Wort mehr erkennen konnte. Entschlossen drückte Steve die Tür auf. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er sich an die schlechten Lichtverhältnisse gewöhnt hatte. Er setzte sich an einen Tisch in einer Nische gleich neben dem Eingang.

      Der Grundriss des Raums war fast quadratisch. An der gegenüberliegenden Seite befand sich die Bar mit einigen wackligen Hockern, deren Polster völlig zerschlissen waren. Die Mitte des Raumes war frei, offenbar eine Tanzfläche.

      Eine relativ moderne Music-Box stand an der Seite, sie war jedoch nicht in Betrieb. An der Bar hockten zwei Männer. Harvey Atkins war nicht zu sehen. Entweder saß er in einer Nische, oder er hatte das Lokal bereits wieder verlassen. Vielleicht gab es einen Hinterausgang.

      Steve stand auf und schlenderte zu den Toiletten. Im Vorbeigehen bestellte er beim Barkeeper ein Bier.

      Vor Steve öffnete sich ein schmaler Gang, der bis unter die Decke mit leeren Kistenstapeln gefüllt war. Nur eine trübe Funzel brannte. Mehrere Türen gingen von dem Gang ab. Die Erste betraf Ladys, die Zweite Gents, und auf der Nächsten stand „Privat“. Dahinter befand sich noch eine weitere, auf der nichts stand.

      Steve öffnete sie. Es war ein Lagerraum, in dem es nach schalem Bier und alter Wäsche roch. Er rümpfte die Nase.

      Die letzte Tür führte auf einen Hof, war aber abgeschlossen. Atkins befand sich jedenfalls nicht hier.

      Steve überprüfte noch die Toilette. Aber auch dort befand sich außer monatealtem Dreck nichts Bemerkenswertes. Er ging zurück in den Gastraum. Sein Bier stand inzwischen auf dem Tisch. Er nahm einen kleinen Schluck und sah sich gründlich um.

      Jetzt erst entdeckte er die Treppe. Sie war schmal und leicht zu übersehen und führte an der linken Seite zwischen zwei hölzernen Nischen in den ersten Stock. Dort oben musste Atkins sein.

      Steve überlegte, ob er hinaufgehen sollte. Dann verwarf er diesen Gedanken. Denn er hätte kaum unauffällig verschwinden können, und der Barkeeper beobachtete ihn bereits aufmerksam. Fremde Gäste waren in solchen Etablissements immer suspekt.

      In diesem Augenblick kam ein neuer Gast herein. Er ging mit raschen Schritten durch den Raum auf die Treppe zu und verschwand nach oben. Steve sah ihn nur von hinten. Er war schlank und hochgewachsen und trug dunkle Handschuhe. Sein Anzug war vermutlich nicht von der Stange. Trotzdem


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