Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten. A. F. Morland

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      „Fassen wir zusammen“, sagte der Leiter der Mordkommission gerade. „Der Tote heißt Rico Manzini und wurde durch einen einzigen Schuss aus mittlerer Entfernung getötet. Die Tat geschah erst kürzlich. Er wurde getroffen, als er in seinen Wagen steigen wollte. Ansonsten haben wir weder einen Hinweis auf den Täter noch auf das Motiv. Oder gibt es irgendwelche Spuren?“

      „Keine Patronenhülsen oder weitere Einschüsse“, sagte einer der Polizisten. „Es muss sich um einen sehr guten Schützen handeln.“

      „Dann müssen wir die Ergebnisse des Labors abwarten. Fragen Sie jetzt die Leute in den benachbarten Häusern, ob sie den Schuss gehört oder sonst irgendetwas bemerkt haben.“

      „Das hat keinen Sinn“, sagte Steve zu Anderson. „Den Schuss hat mit Sicherheit niemand gehört. Ich war schließlich auch nicht weit weg und hätte bestimmt reagiert. Außerdem kann ich genau die Tatzeit bestimmen. Ich war höchstens eine Viertelstunde bei Carruthers.“

      Anderson winkte ab. „Verwirren Sie meinen Kollegen nicht mit Ihren Vermutungen. Er hat’s schon so schwer genug.“

      Steve verstand den Hinweis und lächelte leicht. Mit diesem dicken Polizisten ließ sich zusammenarbeiten.

      „Sind Sie der Mann, der den Toten gefunden hat?“

      Steve drehte sich um. Der Leiter der Mordkommission stand vor ihm und wippte auf den Fußspitzen. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt.

      „Ja, ich habe ihn gefunden.“

      „Ihren Namen und Ihre Anschrift bitte!“

      Steve sagte es ihm und zeigte seinen Ausweis.

      „Haben Sie etwas gesehen oder gehört, das uns weiterhilft?“

      Steve schüttelte den Kopf. „Nein, nichts. Ich war zu Besuch bei einem Bekannten – mein Wagen parkt noch vor der Tür – und sah den erleuchteten Wagen stehen. Ich bin darauf zugegangen und habe ihn gefunden.“

      Der Polizist betrachtete den Ausweis, als sei er ein gefährliches Insekt. Er hatte seinen Namen erneut genannt, aber Steve hatte ihn wieder nicht verstanden.

      „Haben Sie eine Waffe?“

      „Ja.“ Steve griff zum Holster und holte die Beretta heraus. Die Lizenz reichte er gleich nach.

      Der Beamte prüfte alles gründlich und musterte ihn misstrauisch.

      „Vielleicht ist es doch besser, wenn Sie mit auf’s Revier kommen“, sagte er schließlich.

      Anderson mischte sich ein. „Das ist sicher nicht notwendig. Ich kenne den Mann. Er wird morgen freiwillig zu Ihnen kommen, um seine Aussage zu Protokoll zu geben.“

      „Na gut. Auf Ihre Verantwortung.“ Er trat zurück und wandte sich wieder an seine Leute.

      „Danke“, sagte Steve und nickte Anderson zu.

      „Keine Ursache“, meinte der Lieutenant. „Sie werden sicher eine Gelegenheit bekommen, sich zu revanchieren.“ Er drehte sich auf dem Absatz um und marschierte zu seinem Wagen.

      Steve sah ihm ein paar Sekunden nach, ehe er ebenfalls zu seinem Camaro ging.

      Am Tatort waren die Scheinwerfer inzwischen wieder ausgeschaltet worden, und nur noch die Rotlichter flackerten.

      ––––––––

      25.

      SABATO ÖFFNETE DEN Verschluss und löste die Schraube, die den Ladeschlitten festhielt. Schließlich war die Waffe in ihre Einzelteile zerlegt. Mit Pinsel, Bürste und Waffenöl reinigte er die Pistole gründlich. Sie war fast neu und zu kostbar zum Wegwerfen. Er hatte sich an die präzise Waffe gewöhnt. Umso gründlicher musste er die Spuren des Schusses beseitigen.

      Zwar wusste er genau, dass die Polizei anhand des Geschosses jederzeit beweisen konnte, dass dies eine Mordwaffe war. Aber dazu mussten sie die Pistole erst einmal in die Hand bekommen und zweitens mussten sie den Verdacht haben, dass damit ein unbekannter Gauner irgendwo in New York erschossen worden war.

      Er trank einen Schluck Milch und hob anschließend den Lauf gegen das Licht. Zufrieden nickte er. Sein Handwerkszeug musste in Ordnung sein. Darauf legte er großen Wert. Er setzte die Pistole wieder zusammen und versteckte sie mit dem Zubehör in dem Geheimfach im Koffer.

      Es war schon spät. Er spürte, dass er plötzlich müde wurde.

      Er erstarrte und war hellwach, als das Telefon klingelte. Erst nach dem dritten Mal hob er ab. Er nannte seinen Namen nicht, aber er erkannte die Stimme sofort, die sich am anderen Ende meldete.

      „Hat alles geklappt? Die Polizei war hier und hat gefragt, ob ich etwas gehört oder gesehen habe. Das habe ich natürlich nicht. Meinen Glückwunsch.“

      „Sie sollen mich doch hier nicht anrufen, Mister“, sagte Sabato mit harter Stimme. „Das ist für uns beide viel zu gefährlich.“

      „Es ist ein weiterer Notfall eingetreten“, entgegnete der andere hastig. „In der Zeit, in der der Beobachter ausgeschaltet wurde, war ein richtiger Schnüffler bei mir zu Besuch. Er weiß für meinen Geschmack zu viel und muss aus dem Wege geräumt werden.“

      „Ich glaube, ich habe bald keine Lust mehr, für Sie zu arbeiten“, sagte Sabato. „Entweder sehen Sie Gespenster, oder die halbe Stadt weiß bereits, was Sie treiben.“

      „Hören Sie zu!“ Die Stimme wurde drängend. „Ich bezahle gut. Aber dieser Mann muss weg. Er ist gefährlich. Und ich habe den Eindruck, dass er die Wahrheit kennt.“

      „Ich bin an Ihrem Geld nicht mehr interessiert“, antwortete Sabato. „Sehen Sie doch selbst zu, wie Sie sich die Mitwisser vom Hals schaffen.“

      „Ich lasse Sie hochgehen“, drohte der andere. „Ich weiß genug über Sie, die Polizei wird sich über einen solchen Fang freuen. Sie wissen, dass ich in dieser Stadt eine Menge Beziehungen habe.“

      Sabato schwieg ein paar Sekunden, aber seine Augen hatten einen Ausdruck angenommen, bei dessen Anblick anderen ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen wäre.

      „Das würden Sie nicht wagen“, sagte er schließlich. „Sie hängen mit drin, wenn Sie gegen mich etwas unternehmen.“

      Sein Gesprächspartner am anderen Ende lachte.

      „Wer wird Ihnen glauben? Bei dem Job, den Sie haben? Ich bin in New York ein bekannter und wichtiger Mann. Ihr Wort gilt absolut nichts gegen meins. Also, tun Sie es oder nicht?“

      Sabato nagte an seiner Unterlippe. „Ja. Wie heißt der Mann?“

      „Er heißt Steve McCoy und ist irgendein Schnüffler. Die MacLarens müssten ihn kennen, vielleicht auch ihr Anwalt. Außerdem habe ich vom Fenster aus gesehen, wie er sich mit der Polizei unterhalten hat. Irgendjemand wird schon wissen, wie Sie ihn finden. Aber beeilen Sie sich, ehe er weitere Schritte unternehmen kann.“

      „Ich werde mich darum kümmern“, sagte Sabato und legte auf. Er ließ sich auf das Bett sinken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

      Der Auftrag wurde lästig wie ein Klumpfuß und der Kreis der Beteiligten immer größer. Damit wurde der Sicherheitsfaktor unberechenbar. Er befand sich in einer Situation, in der er nie zuvor gewesen war. Sein eigener Auftraggeber erpresste ihn. Und dagegen war Sabato allergisch.

      Es war höchste Zeit, eine Lösung zu finden, die ihn von allen Schwierigkeiten befreite.

      Er stand auf und öffnete den Koffer, der immer noch auf dem Tisch lag. Es roch leicht nach Waffenöl.

      ––––––––


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