Sammelband 6 Krimis: Der Killer in den Bergen und andere Krimis für Strand und Urlaub. Alfred Bekker

Sammelband 6 Krimis: Der Killer in den Bergen und andere Krimis für Strand und Urlaub - Alfred Bekker


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zu sammeln, um ein Verfahren gegen ihn zu eröffnen. Das mag auf Dauer frustrierend sein, aber lassen Sie sich zum Trost gesagt sein, dass unsere Kollegen von der Steuerfahndung bei Duarte bislang ebenso auf Granit gebissen haben wie die DEA."

      „Dann sollte sich das schleunigst ändern", knurrte Jay Kronburg.

      Mister McKee nickte und stimmte vehement zu. „Bitte, versuchen Sie Ihr Glück, Jay. Aber setzen Sie sich vorher mit Nat in Verbindung." Mister McKee blickte auf die Uhr an seinem Handgelenk. „Eigentlich sollte er längst hier sein. Wird wohl im Stau stecken geblieben sein."

      Unser Kollege Nat Norton war studierter Betriebswirt und ein Experte, wenn es darum ging, Geldströme zu verfolgen. Im Bereich des organisierten Verbrechens waren derartige betriebswirtschaftliche Kenntnisse oft genug die Voraussetzung, um Erfolge erzielen zu können.

      In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zu Mister McKees Besprechungszimmer.

      Es war Mandy, die Sekretärin unseres Chefs. Sie trug ein Tablett mit dampfenden Kaffeebechern herein. Nur Augenblicke später erfüllte der Duft ihres im gesamten Bundesgebäude berühmten Gebräus den Raum.

      „Tut mir leid, dass es heute etwas länger gedauert hat, aber ich musste erst noch frisches Kaffeepulver besorgen", entschuldigte sie sich.

      Allzu viel Zeit blieb uns allerdings nicht, um das unverwechselbare Aroma von Mandys Kaffee zu genießen.

      13

      Dolores wurde durch das Schrillen eines Handys geweckt. Nur nebelhaft erinnerte sie sich daran, wie der gestrige Abend zu Ende gegangen war. Wie Benny Duarte sie mit in seine Limousine genommen und zu seiner Luxus-Wohnung in der 114. Straße mitgenommen hatte.

      „Ein Tausender ist für dich drin, mi guapa!“, klangen ihr die Worte des Dicken noch in den Ohren.

      Die Erinnerung an den Sex mit Duarte hatte Dolores schon fast aus dem Bewusstsein verdrängt. Allein bei dem Gedanken an das, was in der letzten Nacht geschehen war, wurde ihr speiübel. Ihr Körper war übersät von blauen Flecken. „Ich mag es auf die harte Tour", hatte er gesagt. Wie hart es werden würde, war ihr da nicht klar gewesen.

      Tausend Dollar für eine Nacht mit Benny Duarte - sie hatte gedacht, dass das ein guter Preis und der Koloss im weißen Anzug ein großzügiger Mann wäre.

      Jetzt fand sie das nicht mehr.

      Duarte hatte ihr dafür das Letzte abverlangt.

      Na warte, dachte sie. Man sieht sich immer zweimal...

      Das Handy schrillte erneut.

      Dolores richtete sich auf. Sie war nackt. Das lange Haar fiel ihr über die schweren Brüste, als sie aufstand.

      Das Handy, das da unablässig schrillte, musste sich in Duartes Jackett befinden, das er achtlos auf den Boden geworfen hatte.

      Duarte war inzwischen auch wach geworden.

      „Gib mir die Jacke!“, ächzte er. Er schien plötzlich alarmiert und hellwach zu sein. „Na, los, mach schon!“

      Dolores gehorchte.

      Duarte deutete auf eine Kommode. „Mach die erste Schublade auf. Da findest du genug Schnee, um dich in gute Stimmung zu schnupfen“, sagte er. „Hey, es war eine tolle Nacht, ich weiß nicht, was du für ein Gesicht machst!“

      Für dich war es vielleicht eine tolle Nacht!, ging es ihr durch den Kopf und sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Ihr Lächeln wirkte jedoch ziemlich verkrampft.

      Duarte nahm das Handy ans Ohr und meldete sich. Es handelte sich um eines der zahlreichen Prepaid-Geräte, die der große Drogenboss in Gebrauch hatte. Je nach Priorität hatte er die Geräte mit verschiedenen Klingeltönen ausgestattet.

      „Duarte aquí! Hóla, que tál?“, meldete sich Duarte und sagte dann dreimal „Sí!“ mit jeweils einer kurzen Pause dazwischen. „Un momento, por favor", fuhr er dann fort, legte das Handy kurz ab und zog sich einen Frotteemantel über. Anschließend warf er einen kurzen Blick in Dolores' Richtung und ging mit dem Handy am Ohr durch die halb offen stehende Glastür, durch die man hinaus auf den großen Dachgarten gelangen konnte.

      Dolores hörte noch, wie er sagte: „Entschuldigen Sie, aber mein Spanisch ist nicht mehr das Beste. Schon meine Eltern beherrschten es nicht mehr perfekt, auch wenn sie großen Wert darauf gelegt haben, dass ich es lerne..." Erneut folgte eine Pause. Dolores näherte sich der Tür, um besser mithören zu können. Es ging um eine Lieferung von besonders hoher Qualität, so viel bekam sie mit. Sie nahm an, dass es dabei nur um Kokain gehen konnte.

      „Der Preis ist in Ordnung, aber ich möchte vorher eine Probe zur Analyse bekommen. Wir treffen uns übermorgen, sagen wir um genau 22.00 Uhr. Kennen Sie sich im Central Park aus? Es gibt da ein Waldstück, The Rumble genannt. Sie fahren die Transverse Road No. 1 von Osten und biegen nach ca. dreihundert Metern rechts in einen schmalen, unbefestigten Weg ein. Nach exakt dreihundert Metern stoppen Sie. Schauen Sie auf Ihren Tacho."

      Duarte unterbrach das Gespräch und wählte eine andere Nummer. „Ruf die Jungs zusammen. Ein Deal liegt übermorgen an und wir werden da noch einige Vorsichtsmaßnahmen treffen müssen..." In diesem Augenblick bekam Benny Duarte mit, dass Dolores in der Nähe der Tür stand. „Hey, was machst du da! Ist der Schnee nicht in Ordnung oder gibt es sonst was zu meckern?"

      Dolores entschloss sich, in die Offensive zu gehen und ganz die Ahnungslose zu spielen. Sie streckte ihre Arme aus und trat hinaus ins Freie. Der Straßenlärm drang aus der Tiefe der New Yorker Straßenschluchten hier herauf, in dieses kleine Paradies über den Dächern von New York.

      „Ich fühle mich großartig, Benny!"

      Das war nicht einmal gelogen. Nur hatte das einen ganz anderen Grund, als Benny Duarte glaubte. Mit der letzten Nacht hatte das jedenfalls nicht das Geringste zu tun. Eher schon mit dem, es sie so eben gehört hatte.

      Greg Tambino würde sich freuen, wenn sie ihm diese Neuigkeiten mitteilte.

      Einen Augenblick schien Benny Duarte Misstrauen geschöpft zu haben, aber der Blick auf ihre Brüste besänftigte ihn.

      „Wie heißt du eigentlich mit Nachnamen?“, fragte er.

      „Mantigo.“

      „Dolores Mantigo? Klingt hübsch. Soll ich dir was sagen? Im Buena Vista herumzuhopsen ist doch kein Job für dich.“

      „Und was wäre die Alternative?“

      Duarte grinste. „Kannst du dir das nicht denken?“

      14

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