Die Erforschung der Ostküste Nordamerikas. Samuel de Champlain
wir gesehen haben. Dies sind Menschen mit wohlgeformten Körpern. Ihre Waffen sind Piken, Keulen sowie Bogen und Pfeile, an deren Ende sie den Schwanz eines Fisches namens Signoc65 binden; andere benutzen dafür Knochen, und wieder andere machen sie ganz aus Holz. Sie pflügen und kultivieren den Boden, was wir zuvor noch nicht gesehen hatten. Anstelle eines Pfluges haben sie ein sehr hartes Werkzeug aus Holz in der Form eines Spatens. Dieser Fluss wird von den Landesbewohnern Chouacoet66 genannt.
Am folgenden Tag ging der Sieur de Monts an Land, um ihre Bodenbearbeitung am Flussufer zu besichtigen, und ich ging mit ihm. Wir sahen ihr Getreide, nämlich Mais. Sie bauen ihn in Gärten an, wobei sie drei oder vier Saatkörner auf einen Fleck säen, auf den sie dann mit den Schalen des erwähnten Signoc vermischte Erde häufeln; in drei Fuß Entfernung davon säen sie wieder so viel, und so weiter. Zwischen diesen Mais pflanzen sie bei jedem Häufchen drei oder vier brasilianische Bohnen, die in verschiedenen Farben keimen. Wenn sie groß sind, winden diese sich um die Maispflanzen, die fünf oder sechs Fuß hoch werden, und halten den Boden frei von Unkraut. Wir sahen dort auch viele Kürbisse, viel Squash und auch Tabak, den sie ebenfalls anpflanzen. Der Mais, den wir damals sahen, war zwei Fuß hoch, und manche Pflanzen auch drei. Die Bohnen ihrerseits begannen zu blühen, wie auch die Squashpflanzen und die Kürbisse. Sie säen ihren Mais im Mai und ernten ihn im September. Wir sahen dort große Mengen Nüsse; diese sind klein und haben mehrere Fächer. Auf den Bäumen waren keine mehr, aber unter ihnen fanden wir noch viele aus dem Vorjahr. Wir sahen auch eine Menge Weinreben, an denen sehr schöne Beeren hingen, aus welchen wir sehr guten Saft machten; solche hatten wir noch nicht gesehen außer auf dem Island of Bacchus, das von diesem Fluss fast zwei Meilen entfernt ist. Ihre feste Wohnstätte, die kultivierten Felder und die schönen Bäume veranlassten uns zu dem Urteil, dass das Klima dort gemäßigter ist und besser als an dem Ort, wo wir den Winter verbrachten oder als an den anderen Plätzen an dieser Küste. Aber ich glaube nicht, dass es dort nicht kalt wird, obwohl der Platz auf einer Breite von 43° 45' liegt. Die Wälder im Inneren sind sehr licht, aber trotzdem voller Eichen, Buchen, Eschen und Ulmen. Und an den feuchten Orten gibt es viele Weiden. Die Indianer bleiben immer an diesem Ort und haben eine große, von Palisaden umgebene Wohnhütte; die Palisaden bestehen aus ziemlich großen, aneinandergeschobenen Bäumen, hinter die sie sich zurückziehen, wenn ihre Feinde kommen, um Krieg gegen sie zu führen. Sie bedecken ihre Wohnhütte mit Eichenrinde. Dieser Platz ist sehr angenehm und ein so attraktiver Ort, wie man nur je einen antreffen könnte. Der von Wiesen gesäumte Fluss hat Fische im Überfluss. An seiner Mündung liegt eine kleine Insel, auf der man eine gute Festung bauen könnte, wodurch man in Sicherheit wäre.
Am Sonntag, dem 12. des Monats fuhren wir von dem Chouacoet [Saco] genannten Fluss ab. Die Küste entlang segelnd fuhren wir einige sechs oder sieben Meilen, als aufkommender Gegenwind uns veranlasste, vor Anker zu gehen. Wir gingen an Land, wo wir zwei Wiesen sahen, jede davon ungefähr eine Meile lang und eine halbe breit. Dort erblickten wir zwei Indianer, die wir zuerst für jene großen Vögel hielten, die in diesem Land »Outardes« [Trappen]67 genannt werden. Sobald sie uns gesehen hatten, entflohen sie in die Wälder und tauchten nicht wieder auf. Zwischen dem Chouacoet [Saco] und diesem Ort sahen wir kleine Vögel, die wie Amseln singen und schwarz sind außer an den Flügelspitzen, wo sie orangefarben sind. Es gibt dort auch eine Menge Weinreben und Nussbäume. Meistenorts ist diese Küste von Kennebec an sandig. An diesem Tag kehrten wir zwei oder drei Meilen in Richtung auf den Chouacoet [Saco] zurück bis zu einem Kap, welches wir Island Harbour68 nannten; dieser Hafen liegt zwischen drei Inseln und kann Schiffe von 100 Tonnen aufnehmen. Nach Nordost-Viertel-Nord fahrend, kommt man nahe diesem Ort in einen anderen Hafen69, der keine andere Einfahrt hat (obwohl er zwischen Inseln liegt), als die, durch die wir hineinfuhren. Dort befinden sich einige gefährliche Riffe. Auf diesen Inseln gibt es so viele rote Johannisbeeren, dass man meistens nichts anderes sieht, und eine Unzahl von Tauben, von denen wir eine gute Menge fingen. Dieser Island Harbour liegt auf einer Breite von 43° 25'.
Am 15. dieses Monats segelten wir zwölf Meilen. An der Küste entlangfahrend, bemerkten wir Rauch auf dem Ufer. Wir fuhren so nahe wir konnten heran, doch sahen wir keinen Indianer, was uns glauben ließ, dass sie geflohen waren. Die Sonne ging unter, und wir fanden keine Stelle, wo wir die Nacht verbringen konnten, denn die Küste war flach und sandig. Nach Süden steuernd, um von da wegzukommen und ankern zu können, bemerkten wir nach ungefähr zwei Meilen ein Kap auf dem Festland nach Süd-Viertel-Südost hin, in einer Entfernung von vielleicht sechs Meilen. Zwei Meilen nach Osten sahen wir drei oder vier ziemlich hohe Inseln, und nach Westen eine breite Bucht. Die Küste dieser Bucht, die bis zu dem Kap reicht, erstreckt sich von der Stelle an, wo wir waren, etwa vier Meilen ins Inland. Sie ist zwei Meilen breit von Norden nach Süden und drei dort, wo man in sie hineinfährt. Und da wir keine Stelle fanden zum Ankern, beschlossen wir, einen Teil der Nacht unter kleinem Segel zu dem oben erwähnten Kap fahrend zu verbringen; und dann ankerten wir in 16 Faden Wasser und erwarteten den Tag.
Am folgenden Tag segelten wir zu dem erwähnten Kap. Dort liegen drei Inseln nahe am Festland; sie sind mit Wäldern verschiedener Sorten bedeckt wie diejenigen beim Chouacoet [Saco] und an der ganzen Küste. Dort befindet sich eine andere flache Insel, an der sich die See bricht; sie reicht etwas weiter in das Meer hinein als die anderen; auf ihr gibt es keinen Wald. Wir nannten diesen Ort Island Cape70. Nahebei bemerkten wir ein Kanu mit fünf oder sechs Indianern, die auf uns zukamen; aber nachdem sie unserer Pinasse nahegekommen waren, zogen sie sich wieder zurück und tanzten auf dem Ufer. Der Sieur de Monts schickte mich an Land, um sie zu besuchen, und um jedem von ihnen ein Messer und Biskuits zu geben. Daraufhin tanzten sie noch besser als zuvor. Hiernach gab ich ihnen zu verstehen, so gut ich konnte, dass sie mir zeigen sollten, wie die Küste verläuft. Nachdem ich ihnen mit einem Kohlestift die Bucht und das Island Cape71, wo wir waren, gezeichnet hatte, skizzierten sie mir mit der gleichen Kohle eine andere Bucht72, die sie sehr groß darstellten. Sie legten sechs Kieselsteine in gleichen Abständen darauf, mir damit zu verstehen gebend, dass diese Markierungen für jeweils einen Häuptling und Stamm stünden. Dann skizzierten sie in die erwähnte Bucht einen Fluss, an dem wir vorbei gekommen waren, der sehr lang ist und voller Sandbänke.73 Wir fanden dort viele Weinreben, deren unreife Beeren etwas größer als Erbsen waren, und viele Nussbäume, deren Nüsse nicht größer als Büchsenkugeln waren. Diese Indianer sagten uns, dass alle Bewohner dieses Landes den Boden kultivierten und Samen aussäten wie diejenigen, die wir zuvor gesehen hatten. Dieser Ort liegt auf einer Breite von 43° und einigen Minuten. Nachdem wir eine halbe Meile weitergefahren waren, bemerkten wir auf der Spitze eines Felsens einige Indianer, welche tanzend die Küste entlang auf ihre Gefährten zuliefen, um diese von unserem Kommen zu unterrichten. Nachdem sie uns die Richtung zu ihrer Wohnstätte gezeigt hatten, machten sie Rauchzeichen, um uns deren Ort zu zeigen. Wir ankerten nahe einer kleinen Insel, zu der wir unser Kanu schickten, um den Indianern einige Messer und Biskuits zu bringen. Und wir bemerkten an ihrer Zahl, dass die Bevölkerung dieser Orte größer ist als diejenige der anderen, die wir gesehen hatten.74 Nachdem wir etwa zwei Stunden dort zugebracht hatten, um diese Menschen zu betrachten, deren Kanus aus Birkenrinde gemacht sind wie diejenigen der Kanadier, der Souriquois und der Etechemins, lichteten wir unseren Anker, und da das Wetter gut zu werden versprach, setzten wir die Segel. Unserem Weg nach West-Süd-West folgend, sahen wir mehrere Inseln auf der einen und der anderen Seite. Nach sieben oder acht Meilen ankerten wir nahe einer Insel75, wo wir viele Rauchsäulen entlang der Küste sahen und viele Indianer, die herbei eilten, um uns zu sehen. Der Sieur de Monts sandte zwei