Im Garten der Zeit. Jean-Claude Lin
auf von dannen und gehe nach Judäa, auf dass auch deine Jünger sehen die Werke, die du tust. Niemand tut etwas im Verborgenen und will doch frei offenbar sein. Tust du solches, so offenbare dich vor der Welt.»
Doch Jesus antwortet ihnen: «Meine Zeit ist noch nicht hier, eure Zeit aber ist allewege.»
Wie kann es sein, dass für die Menschen die Zeit immer gegeben ist zu handeln, für den Sohn Gottes aber gerade nicht?
Goethe sprach einmal tief befriedigt aus, als er in Italien die vom griechischen Geist inspirierten Kunstwerke betrachtete: «Hier ist Notwendigkeit, hier ist Gott!» Im siebten Kapitel des Johannesevangeliums ist offenbar diese Gottesnähe bei Jesus noch vorherrschend – noch ist er auf dem Weg zum Menschen, zum Menschwerden, noch herrscht Notwendigkeit: Er muss seine Zeit abwarten. Die Menschen aber können jederzeit tun oder lassen. Das ist unsere Freiheit dem Kosmos der Zeit und Gott gegenüber.
So beginne ich, den Weg des Christus zu verstehen, der die Freiheit erringt, um sie in das Reich der Notwendigkeit einzuführen. Und überall dort, wo wir Notwendiges erkennen und da heraus frei handeln, werden wir zu Weggefährten des Menschensohnes.
Der Mensch ist ein Kind der Sorge, der Göttin Cura, erzählt eine alte Fabel, die Martin Heidegger in Sein und Zeit aufgreift, und die Robert Harrison im ersten Kapitel seines Buches Gärten. Versuch über das Wesen der Menschen zitiert und weiterspinnt. «Homo» heißen Menschen, weil die Sorge sie aus «humus», Erde, formte. Und auf den Zusammenhang von Sorge, Zeit und Gärten macht Harrison aufmerksam: «Im allgemeinen erfahren die Menschen die Zeit … als die Entfaltung einer Sorge nach der anderen … Ein von Menschen angelegter Garten entsteht in der Zeit und durch sie. Er wird vom Gärtner im voraus geplant, dann wird er dementsprechend besät und bestellt, und zu gegebener Zeit bringt er seine Früchte oder den erhofften Genuss hervor. Unterdessen plagen den Gärtner tagein, tagaus neue Sorgen.»
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