Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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unbekannt ist, wird uns nicht mehr zu schaffen machen.«

      Der Einzelträumer schrillte:

      »Anima ist tot. Anima ist ausgeschaltet.«

      Die Traube beschloss, als nächstes Paar von Sprechern Thyss und Phynt zu den Ligriden zu schicken.

      Eine Phase der Ruhe begann.

      Die riesigen Fledermauswesen aus der Galaxis Chmacy-Pzan schwiegen und verbanden sich miteinander. Informationen und Gedanken wurden ausgetauscht und auf diese Weise zu Allgemeinwissen, über das jedes Individuum verfügen konnte.

      Die Ligriden zeigten zunehmend Spuren von Aufbegehren.

      Dies lag jedoch nicht in nachlassender Kontrolle, in einer Abschwächung der psychonarkotischen Beeinflussung. Die kriegerische Natur der Ligriden, die auch für die willkommene Zielstrebigkeit erwünscht und willkommen war, ließ kein anderes Verhalten zu.

      Der Erleuchtete?

      Diese Frage schien vorläufig gelöst zu sein; jedenfalls wollten die Hyptons vom Erleuchteten nichts mehr wissen. Mit ihm wollten sie nichts mehr zu tun haben.

      Die Ligriden waren darüber hinaus auch misstrauisch geworden. Sie vermuteten, dass es innerhalb des Neuen Konzils noch eine dritte Macht geben könnte. Einen Faktor, den die Ligriden nicht kannten. Eine schwerwiegende Überlegung, die nicht ohne Konsequenzen bleiben konnte.

      Thyss und Phynt bereiteten sich auf den nächsten Abschnitt der Konferenz vor.

      Es würde nicht einfach sein, die Ligriden davon zu überzeugen, dass mit den vorhandenen Mitteln das gewaltige Unternehmen weitergeführt werden musste.

      4.

      »Mancher, der glaubt, eine Führernatur zu sein«, sagte Fartuloon und bemerkte, dass sich das Haar seines kurz geschnittenen Bartes wieder zu kräuseln begann, »ist in Wirklichkeit nichts anderes als ein Leithammel.«

      Für die Hyptons und die Ligriden galt dies nicht. Sie wussten, was sie taten. Und sie hatten klar erkannt, dass Atlan ihr Gegner war. Fartuloon bedauerte, dass er keinerlei Informationen besaß. Er konnte nur hoffen, dass der Arkonide noch frei war, dass er, Fartuloon, ihn bald fand – und möglichst nicht in einem ligridischen Gefängnis.

      Sorgfältig beendete er seine Morgentoilette. Immer wieder beschäftigte er sich in Gedanken mit Atlan, mit den Zuständen in Manam-Turu zu jenen Tagen, an denen er sich noch nicht fluchtartig zurückgezogen hatte. Seine Ausrüstung, in langen Jahren der Abenteuer erprobt, war bereit. Er konnte, wenn er wollte, binnen einer Stunde aufbrechen.

      »Aber ich will noch nicht«, brummte er. »Wanderjahre kann man auch im Sitzen zurücklegen. Besonders bei einem ausgedehnten Frühstück mit Artamay.«

      Colemayn, »Beobachter der Kosmokraten«, echter Fartuloon im Reservekörper – vergiss es, Bauchaufschneider!, sagte er sich. Denke an die Zukunft!

      Er grinste breit.

      »Zunächst denke ich an Artamay.«

      Auch an den leeren Planeten Sandy Dala dachte er. Den Namen hatte jene Welt von ihm selbst. Vor einer kleinen oder mittelgroßen Ewigkeit hatte er ein Geländemerkmal dort geschaffen und einen Omirgos-Kristall hinterlassen.

      In seiner neuen, besonders widerstandsfähig gearbeiteten Kleidung und den Stiefeln, die er besser hier als auf Sandy Dala oder anderswo einlief, ging er zur Frühstücksecke und begrüßte auf übertrieben altmodische Art die junge Frau.

      »Es muss ein guter Morgen sein«, sagte er leise. »Denn es ist der vorletzte.«

      Artamay, die jede Stunde des Zusammenseins mit Fartuloon genossen hatte, senkte den Kopf. Sie hatte diese Mitteilung erwartet, gleichzeitig aber gehofft, der Abschied würde sich noch hinausschieben lassen.

      »Dein Entschluss steht fest?«

      »Ja. Immerhin hatten wir mehr als ein paar Handvoll bezaubernder, einzigartiger Tage miteinander verbracht.«

      »Wann?«

      »Morgen, nach einem ebenso ausschweifenden Frühstück.«

      »Ich verstehe. Atlan ruft. Wie viele Jahre werde ich wieder regungslos dort drüben schlafen?«

      »Wenn ich es wüsste, würde ich die Zeituhr schalten, Teuerste.«

      Sie nahmen das Essen in aller Ruhe ein, hörten Musik aus den Bandspeichern, tranken einen seltsam schmeckenden, uralten Alkohol und stiegen dann in einen Gleiter.

      Ein langsamer Rundflug schloss sich an; er brachte Artamay und Fartuloon an viele beachtenswerte Stellen dieser einzigartigen Welt. Fartuloon erzählte wohlgelaunt von dem offensichtlich geglückten Versuch der Calurier, hier einen Fluchtpunkt mit allen Raffinessen zu bauen und ihn so auszurüsten, dass jeder, der sich hierher zurückzog, auch überlebte. Von unterschiedlichen Welten waren Pflanzen und Tiere auf die namenlose Welt gebracht worden.

      »Ich sehe das alles nur in großen Abständen«, erklärte Fartuloon, trotz seiner Aufbruchsunruhe nicht ohne Melancholie. »Einige Tiere starben aus, desgleichen etliche Pflanzen. Andere wieder vermehrten sich. Die Ökologie scheint perfekt ausgewogen zu sein.«

      Sie sahen Vogelschwärme und Flugsaurier, wilde Rinder, Pferde und eine schwarze Kroker-Familie, kleine Beutesaurier und weiße Adler. Im Süden hob sich ein gewaltiger Gewitterturm aus weißen und schwarzen Wolken. Im See zuckten die Fische dicht unter der Wasseroberfläche dahin und flüchteten vor dem schwarzen Schatten der schwebenden Scheibe.

      »Immerhin«, versuchte Fartuloon seine Freundin zu trösten, »haben wir schöne, lange Unterhaltungen gehabt.«

      »In jeder Hinsicht«, lächelte sie.

      »Kein Zweiergespräch, das nichts als ein Monolog mit einem Zuhörer war«, setzte er hinzu. »Das hier ist herrliches, konserviertes Leben. Irgendwo dort draußen, außerhalb des Zeitverstecks, meiner ›Zeitgruft‹, sind die Gefahren real und unmittelbar. Nicht, dass ich sie herausfordern würde. Wenn es irgend geht, ziehe ich ein gemütliches Überleben vor. Es gibt darüber hinaus Verhaltensweisen, die gewisse Gefahren zu entschärfen in der Lage sind.

      Aber, du musst es verstehen, mir ist dieser Arkonide ans Herz gewachsen. Ich begleite ihn, seit er aus den ersten Schuhen herausgewachsen ist.«

      Der Gleiter beschrieb eine weite Kurve und näherte sich einem Gebirgstal, einer riesigen Klamm aus Felsen, Steinen, kleinen und großen Wasserfällen und dunkelgrünen Gewächsen aller Art. Vor der Kulisse des Gebirges und, auf der gegenüberliegenden Seite, aus Hügeln und einer Kette kleiner Seen, war dies einer der schönsten Teile der näheren Umgebung. Mitten im Gischt des Wasserlaufes stand ein wuchtiger Kroker und holte dicke Fische aus den Wellen.

      »Das weiß ich alles«, meinte sie. »Es war nie meine Absicht, dich zurückzuhalten.«

      Fartuloon streichelte ihren Nacken und murmelte gerührt:

      »Weiß ich, Arty, weiß ich.«

      Das Zeitversteck mit seinen vielfältigen, großzügigen Einrichtungen nahm Fartuloon und Artamay wieder auf. Der Rest des Tages und die Nacht verliefen in Harmonie. Kurz nach Sonnenaufgang hob Fartuloon mit ernstem Gesichtsausdruck das Glas und schwenkte den farblosen Inhalt.

      »Ich versuch's«, sagte er leise. »Und ich danke dir für alles.«

      Er trug den abgewetzten, fast blanken Brustharnisch und, an einem unauffälligen Gehänge, das Skarg. Immer wieder heftete Artamay ihren Blick auf die Klinge des kurzen Schwertes.

      Blickte die Frau auf den Griff, vermeinte sie im ersten Hinsehen eine silbernschimmernde Frauengestalt zu erkennen. Wenn sie versuchte, den Griff genauer in die Augen zu fassen, verschwamm diese Gestalt und wurde unscharf, schien sich aufzulösen oder ständig zu verwandeln.

      Verwirrt schüttelte sie den Kopf.

      »Dieses alte, immer wieder neu geschliffene Schwertchen«, meinte Fartuloon, leerte sein Glas und stand auf, »ist auch ein Mittel, manche Gefahren für meinen schönen,


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