Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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Erleuchtete«, plapperte ich nach. »Vergalo, Juwel.«

      »Was sagst du da?«

      »Nichts, Erleuchteter«, entgegnete ich brav. »Mir fiel das nur so ein. Ich weiß nicht, was es bedeuten könnte.«

      Er schwieg.

      »Warum bekomme ich kein Spielzeug?«, bohrte ich. »Ich habe Hunger. Ich will schlafen.«

      Er lachte.

      »Fragmente, Spuren deiner Bewusstseinsinhalte. Sie werden bald verblassen. Du wirst erkennen, dass du keine Nahrung und keinen Schlaf benötigst, keine Atemluft und kein Spielzeug. Du brauchst nur dich selbst und meine lenkende Hand. Du brauchst keinen Körper und kein Wissen. Du bist in dir selbst mehr als alles andere.«

      »Ich brauche einen Namen, Erleuchteter«, jammerte ich und dachte an bunte Bälle, an tanzende Seifenblasen, im Wind wehende Blumen und torkelnde Schmetterlinge.

      »Du trägst einen Namen.« Er lachte wieder in dieser überzeugend selbstgefälligen Art. Das beruhigte mich. Aber es verdrängte auch die schönen Bilder. »Du wirst deinen Namen in dir selbst erkennen. Du bist das Produkt einer einmaligen Entwicklung, einer Konstruktion, die ich erdacht und vollbracht habe. Du wirst alles in dir finden, was du wirklich brauchst.«

      »Ich heiße Vergalo«, riet ich.

      »Nein!« Das eine Wort wirkte wie ein Peitschenhieb. Ich wollte mich verkriechen, aber da war weder ein Versteck, noch ein Körper, den ich hätte verbergen können. Ich war nichts.

      Noch nichts!

      »Du bist alles.« Er versuchte mich zu beruhigen, und das gelang ihm schnell. »Du bist das Licht des Erleuchteten. Du bist mein Spiegel, mein Ebenbild. Und doch gehörst du mir allein.«

      »Allein«, antwortete ich. »Spielzeug. Roter Ball. Bunte Blume. Kleines Tier. Schmetterling. Kieselstein. Sonne. Freude. Wärme.«

      »Schweig!«

      »Waffe. Kampf.« Ich plauderte für mich allein weiter. »Knetmasse. Wind. Anima. Mondschein. Sonnenuntergang. Liebe. Vergalo. Sehnsucht. Hunger.«

      Er drosch mit etwas Unsichtbarem auf mich ein, so dass ich verstummen musste. Das ärgerte mich, aber ich ließ es den Erleuchteten nicht spüren.

      »Jetzt brav«, würgte ich hervor. »Bleib bei dir.«

      »Gut.« Seine Wut legte sich schnell. »Du wirst in dir selbst wachsen. Du wirst dich erkennen. Du wirst deine Aufgabe sehen und den Weisungen folgen, die ich dir eingepflanzt habe. Du wirst merken, dass du mehr und besser bist, als alles andere ...«

      Ich erzeugte in meinen Gedanken einen roten Ball und warf ihn in die Höhe. Als ich ihn auffangen wollte, stellte ich fest, dass ich keine Hände besaß.

      »... mich natürlich ausgenommen. Du wirst meine Feinde besiegen. Du wirst das Instrument der Macht sein, aber das Licht der Macht bin ich. Du wirst gehorchen, denn Ungehorsam ...«

      Ob er mit mir spielen würde? Ich warf ihm eine Frage zu, aber er ließ sie unbeachtet in den Abgrund fallen, wo sie an den Sternen zerschellte. Die Sterne waren schön. Es tat mir leid, dass ich sie versehentlich getroffen hatte.

      »... wird bestraft. Für dich würde das Verbannung bedeuten. Verbannung ist Qual. Qual führt zum Ende. Denk daran!«

      Ich suchte nach anderen Lichtern, nach bunten Flecken, nach warmen Quellen. Aber da war nur ein Licht, und das war er. Er überstrahlte alles.

      »Du wirst bald reisen«, dozierte er weiter. »Du wirst Manam-Turu durchforschen und dich dabei erkennen.«

      Da war doch noch ein Licht. Es war sehr klein, weit weg und ganz ungewöhnlich sympathisch. Es gefiel mir sofort besser als das Licht des Erleuchteten.

      Der Erleuchtete war mein Elter, aber sein Licht war kalt und unnahbar. Diese Kälte war schön und einfach. Ich verstand sie. Das andere Licht war schöner.

      »Mein Name ist Manam-Turu«, sagte ich.

      Er lachte wieder selbstgefällig und peitschte ein »Nein« auf mich nieder.

      Das andere Licht wurde schnell größer. Es war milchig weiß. Es kam rasch näher und strebte dabei auseinander. Es tastete sich an mich heran. Es berührte mich.

      Der Erleuchtete bemerkte das sehr wohl, aber er sagte nichts dazu. Für ihn schien alles in bester Ordnung zu sein. Meine Ängste kümmerten ihn nicht.

      »Du wirst erfahren«, erklärte er mir, »dass du eine einmalige Schöpfung bist, die keinen Vergleich kennt.«

      Ich verstand die Worte, aber nicht deren Sinn. Ein hellgelber Schmetterling mit roten Farbtupfen setzte sich auf einen bunten Kieselstein. Das war schön.

      »Du wirst erfahren, dass du die Macht verkörperst, die das Universum noch nicht kennt.«

      Ich wurde allmählich müde, denn seine Worte langweilten mich. Aber er gönnte mir keine Ruhe.

      »Man wird dich für gefährlich halten«, redete er weiter. »Aber du bist mehr. Du bist die Gefahr selbst.«

      Der Kieselstein löste sich auf. Er verschwand in der weißen Wolke, die aus dem freundlichen Licht entstanden war. Der gelbe Schmetterling flatterte davon. Die leuchtende Wolke legte sich enger um mich.

      »Macht und Waffe.« Es hörte sich an, als spräche er mit sich selbst. »Die Gefahr, die die Irren im Jenseits erzittern lässt, denn wir werden das Universum verändern. Du wirst dich nach meinem Plan entfalten. Der Plan ist in dir.«

      Mein Hunger war weg. Ich vergaß sogar, dass es dieses Wort gab.

      Meine Müdigkeit verwehte.

      Ich sah die weiße Wolke und erkannte, dass sie nur etwas repräsentierte, das kein wirkliches Aussehen besaß. Die Realität war anders, aber unbeschreiblich.

      Die Wolke!

      Das war ich!

      Ich hatte begonnen, mich zu erkennen.

      Mein Licht begann zu strahlen.

      Es verdrängte den Schein meiner Geburt. Es überdeckte die schimmernde Gegenwart des Erleuchteten.

      Ich war wirklich mehr, viel mehr.

      Ich wuchs, und mit mir wuchs das Band, das mich für ewig an den Elter fesseln würde. Ich liebte diese Fessel. Sie gab mir Halt. Sie wies mir den Weg in mein Dasein.

      Mein Licht war heller.

      Meine Körperwolke war größer.

      Ich war schöner und besser.

      Und ich wuchs immer weiter.

      »Elter, Juwel, Alkordoom«, plapperte ich vor mich hin. »Vergalo, Manam-Turu, Vergatsynn. Wie lautet mein Name?«

      »Du wirst dich erkennen«, antwortete er. »Und nun geh! Du kennst das Versteck, in dem wir uns wiedersehen. Deine Zeit ist begrenzt. Geh!«

      Ich ging.

      *

      Am Anfang meiner ersten Reise war das Licht.

      Vor diesem Anfang war nichts außer der Erinnerung an das Gespräch mit dem Erleuchteten.

      Das Licht war ich.

      Das Licht war hell.

      Alles in mir lebte. Ich erkannte von einem Gedanken zum anderen immer mehr. Ich registrierte die Sterne, die Nebel, die Leerräume, die an mir vorbeirasten, als ich ziellos dahinschwebte.

      Ich besaß noch kein Gefühl für die eigene Geschwindigkeit.

      Der Erleuchtete ließ mich gewähren. Er führte mich an einer langen Leine, an einem geistigen Band, das mir jede Eigenbewegung erlaubte. Seine Befehle waren verstummt. Er registrierte nur, was auf diesem Band von mir zu ihm eilte.

      Ich genoss diese Freiheit. Endlich konnte ich das suchen, was ich wollte, Blumen und Blüten, Steine und Schmetterlinge, Frieden und Freude,


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