Perry Rhodan 3064: Ferrol. Susan Schwartz

Perry Rhodan 3064: Ferrol - Susan Schwartz


Скачать книгу
Aufgabe, die Können und Durchhaltevermögen verlangte.

      »Wie kann ich dir helfen?«, fragte er.

      »Die Residentin erwartet uns im Besprechungsraum.« Sie unterbrach die Verbindung.

      Rhodan blickte auf und sah, wie sie aufstand und die wenigen Schritte zum Durchgang in das genannte Zimmer ging, der sich automatisch vor ihr öffnete. Er erhob sich ebenfalls.

      »Wir sehen uns, Franko.«

      »Äh ...«, hörte er noch, während er sich auf den Weg durch die Zentrale machte.

      *

      In dem kleinen Raum erwarteten ihn die beiden wohl mächtigsten Frauen der Liga – Kommandantin Ghizlane Madouni und Residentin Orfea Flaccu.

      Neben den beiden stand ein gesetzter Herr mit grauen Haaren, Falten um den Mund und einer gut genährten Statur, die man gerade noch als Bäuchlein bezeichnen konnte. Zumindest, wenn man seine Mitmenschen gnädig beurteilte und positive Blicke auf sie warf.

      Alle drei warteten vor einem wuchtigen, runden Schreibtisch und sahen ihm entgegen.

      »Darf ich vorstellen?«, sagte Orfea Flaccu. »Dies ist Nevio Torwesten.« Ein kurzes Zögern, dann ergänzte sie mit einem Wink zu dem Neuankömmling: »Und das hier ist Perry Rhodan.«

      »Das dachte ich mir«, meinte Torwesten. Der Blick seiner strahlend blauen Augen hatte fast etwas Hypnotisches. »Dein Gesicht ist wohlbekannt. Es hat deiner Popularität nicht geschadet, ein halbes Jahrtausend abwesend zu sein.«

      Rhodan hob die Schultern. »Das kann Segen und Fluch sein.«

      »Mein Vorschlag: Halten wir uns an den Segen.« Der grauhaarige Mann schmunzelte, und die Kerben um seinen Mund entpuppten sich als Lachfältchen. In seinen Augen schien die Sonne aufzugehen, doch nur für einen Augenblick, fast wie ein Schauspiel, dann kehrte der Ernst zurück. »Ich werde für Terra die diplomatischen Bemühungen auf dem Planeten der Yura leiten. Ist dir bereits das hiesige Sprichwort Da müssen wir wohl Neto fragen untergekommen?«

      »Nein«, sagte Rhodan, leicht verwirrt.

      »Es bezieht sich auf mich. Nevio Torwesten. Und das sage ich nicht, um anzugeben, sondern um dir klarzumachen, dass ich ebenfalls eine gewisse Popularität genieße. Zumindest in dieser Liga.«

      »Und das kann Segen und Fluch sein, nicht wahr?«, fragte Rhodan.

      Torwesten nickte. »Ich habe es mir nicht ausgesucht. Aber hart dafür gearbeitet.«

      Rhodan wusste diese Äußerung nicht recht einzuschätzen. Er schwankte noch, ob er dem Diplomaten ein gutes Selbstbewusstsein oder leichte Egomanie unterstellen sollte. Die Zukunft musste es zeigen. Wahrscheinlich würden sie eine Zeit lang eng zusammenarbeiten, während die Gespräche mit den Topsidern im Beteigeuzesystem liefen.

      »Nehmen wir erst einmal Platz«, schlug Ghizlane Madouni vor.

      Wenig später saßen sie einander am Tisch gegenüber. In der Tischmitte öffnete sich eine Klappe, vier Gläser und zwei Karaffen – eine mit Wasser, eine mit einem bläulichen Saft – fuhren auf einem Tablett in die Höhe. Niemand bediente sich.

      »Zur Gesamtlage«, sagte die Residentin. »Die Wega liegt mit 835 Lichtjahren Entfernung weit abseits des topsidischen Kerngebiets. Trotzdem hat das Sternengelege den neunten Planeten seit Langem für sich reklamiert. Was wir damals schmerzhaft spüren mussten, als wir das Wegasystem zum ersten Mal erreichten. Von der dortigen Patronatssonde wussten wir nichts, doch wenig später sind die Echsen über dem Mars aufgetaucht, um und zu verwarnen – der Ablauf der Dinge ist allseits bekannt. Es kam nicht zur Katastrophe, aber sie stand dicht bevor.

      Seitdem gab es über Jahrhunderte eine einzige Abfolge diplomatischer Bemühungen, um das Konfliktpotenzial zwischen unseren beiden Völkern gering zu halten. Die jüngste Blüte – wenn wir das Desaster so bezeichnen wollen – bildete der Kampf im Solsystem, der dank Perry Rhodans Einsatz beigelegt werden konnte.«

      Nevio Torwesten räusperte sich. »Derselbe Rhodan, übrigens, der durch sein Auftauchen überhaupt erst dafür gesorgt hat, dass es zu der Schlacht kam.«

      »Ernsthaft?«, fragte Ghizlane Madouni. »Ist dir dieses Argument nicht zu billig?«

      »Es ist weder billig noch teuer«, sagte der Diplomat gelassen. »Genau genommen, ist es nicht einmal ein Argument, sondern eine bloße Feststellung. Wirf mich nicht in einen Topf mit den Vanothen, Kommandantin! Denn das, entschuldige die Spitze, wäre nun wirklich billig. Diese Gruppierung mag aus einer solchen Tatsache diverse Schlussfolgerungen ziehen – manche ein wenig begründet, viele pure Phantasie. Aber ich begebe mich nicht auf dieses Niveau.«

      Reden und eine Situation messerscharf analysieren konnte er, das hatte er soeben eindrücklich bewiesen. Andererseits war das das tägliche Brot des Diplomaten.

      »Verstanden«, sagte Rhodan. »Ich fühle mich nicht angegriffen. Wir ziehen alle am selben Strang. Residentin, fahr bitte fort!«

      Orfea Flaccu warf einen Blick in die Runde, musterte jeden eine Zeit lang und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Die Lehne gab flexibel nach und quietschte etwas im Gelenk. »Ich habe auf dem Weg zur Verhandlung mit den Topsidern auf dem Planeten der Yura um einen Umweg gebeten. Eben den Besuch auf Ferrol, wo wir in wenigen Stunden ankommen werden. Bislang kennt nur die Kommandantin die Gründe. Ich freue mich über euer Vertrauen, dass ihr so lange gewartet habt. Und dir, Ghizlane, danke ich, dass du schnell und unkompliziert zugestimmt hast. Es geht nicht um große Geheimnisse, ich wollte lediglich von Angesicht zu Angesicht mit euch darüber reden. Aber zunächst etwas anderes: Rhodan, ein Team hat dich an Bord der ORATIO ANDOLFI begleitet.«

      Der fragende Tonfall bei den letzten Worten stellte klar, dass sie eine Vorstellung erwartete.

      Dieser unausgesprochenen Aufforderung kam er gerne nach. »Ich habe versucht, mit wenigen Leuten ein breites Bündel an Fähigkeiten um mich zu scharen. Neben euch ...« Er machte eine umfassende Handbewegung. »... und deiner Mannschaft, Kommandantin, begleiten mich deshalb vier Personen, denen ich vollständig vertraue – und das nicht nur, weil die Hälfte von ihnen zu meiner engeren Familie gehört. Sichu Dorksteiger, meine Ehefrau, war in der anderen Liga, also im Heimatuniversum, unsere Chefwissenschaftlerin. Farye Sepheroa ist meine Enkelin und sowohl in Militärfragen als auch als Pilotin in etlichen Einsätzen erprobt und bewährt. Mulholland verfügt über besondere Paragaben und kennt die Zerozone wie kein anderer. Der Vierte ist Donn Yaradua, ebenfalls ein Mutant, allerdings mit einer sehr spezifischen Fähigkeit. Kurz gefasst vermag er in die körperlichen Abläufe von Lebewesen einzugreifen und sie damit in begrenztem Maß zu manipulieren.«

      Dass darüber hinaus der Okrill Phylax ihn begleitete, verschwieg er ... man mochte ihn als exzentrisches und gefährliches Haustier einschätzen. Was er im Grunde genommen auch war. Ebenso wenig erwähnte Rhodan den Paau, jenen erstaunlichen Koffer von Zemina Paath, der weit mehr war als ein Möbelstück, aber für den unwissenden Betrachter als solches durchgehen konnte.

      »Danke«, sagte die Residentin. »Nun, zurück zum Wegasystem. Es gibt dort ein Problem, das die Verhandlungen mit den Topsidern erheblich erschweren könnte. Ich glaube an die prinzipielle Bereitschaft der Gelegemutter zu sinnvollen und zielführenden diplomatischen Gesprächen. Und ebenso an deine Fähigkeiten, Nevio. Aber wenn sich die Lage auf Ferrol entzündet, besteht die Gefahr, dass es von vorneherein alles sabotiert.«

      Torwesten beugte sich über den Tisch, griff ein Glas und schenkte es halb voll mit dem bläulichen Saft. Kohlensäure – oder etwas Ähnliches – perlte an den Rändern in die Höhe. Ein intensiv süßlicher Geruch ging davon aus.

      »Wir gehen also ins Wegasystem, um einen potenziellen Krisenherd prophylaktisch zu entschärfen?«, fragte Torwesten.

      Wie aufs Stichwort erschien ein Holo des Wegasystems, das Rhodan schmerzlich bekannt und doch fremd erschien. Es war die Wega und war sie nicht.

      »Genau das. Nach den anfänglichen Problemen in Sachen Patronatssonde haben die Topsider damals die Besiedlung von Ferrol nicht ernsthaft behindert. Das beurteilen


Скачать книгу