Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton

Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband) - Uwe Anton


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... 14:58:03 ... 14:58:02 ... 14:58:03 ...

      Er fuhr hoch. Diesmal war es keine Täuschung gewesen, da war er sich ganz sicher.

      Hier geschah etwas, das er eindeutig nicht verstand. Die Zeit ... Er reagierte sofort. »Auf neunzig Millionen Überlicht gehen! Energiezufuhr sicherstellen!«

      Fast alle Gesichter in der Zentrale fuhren zu ihm herum. Auch Zim Novembers Körper erstarrte. Das Gesicht des Emotionauten konnte er unter der SERT-Haube nicht sehen.

      Die anderen mochten seinen Befehl nicht verstehen, sich sogar dagegen sträuben, doch die Kommandostrukturen waren eindeutig. Zim beschleunigte die JOURNEE; Rhodan spürte es an den nun für jeden deutlich wahrnehmbaren Vibrationen im Schiffskörper, am Dröhnen der Triebwerke.

      »Biist duu siicheer, daass duu weeiißt, waas duu tuust?«, fragte Coa Sebastian. Die Kommandantin war die Einzige, die ihn noch immer betrachtete, die anderen widmeten sich wieder ihren Stationen.

      Coas Stimme klang seltsam verzerrt, die Vokale schienen nachzuhallen oder in die Länge gezogen zu werden. »Iiich biiin siiicheeer«, antwortete Rhodan und konnte seine eigenen Worte kaum verstehen.

      »Die Triebwerkslast wächst exorbitant, der zum Vortrieb nötige Energiebetrag steigt gegen Unendlich!«

      Rhodan schüttelte sich; Bruno Thomkins Stimme klang wieder ganz normal, als wäre der Spuk vorbei.

      Aber das war er nicht. Ein heftiger Schlag ließ das Schiff erzittern, und ein blaugrünes Irrlicht huschte aus Rhodans Konsole und raste über den Boden, genau zu Thomkins Station. Ein Blitz zuckte aus ihr hervor, und Rhodan stieg der Geruch von verschmortem Metall in die Nase. »Energieversorgung?«, fragte er.

      »Moment, Systemstörung, ich schalte um.«

      Der Resident wartete die Antwort gar nicht erst ab. »Die NUG-Schwarzschild-Reaktoren und die Fusionsmeiler zur Unterstützung hochfahren!«

      Thomkins Hände flogen über die Konsole; selbst aus dieser Entfernung sah Rhodan, dass Schweißtropfen auf der Stirn des Lunageborenen perlten.

      Es lag nicht nur an der Anspannung. In der Zentrale war es merklich wärmer geworden.

      »Hochgefahren! Aber ... das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein!«

      Das weiß ich selbst, dachte Rhodan. Aber welche Wahl bleibt uns?

      Abrupt wurde es heller in der Zentrale. Ein plötzlich materialisierender Energiebogen schlug in seine Konsole ein und verbreitete ein geisterhaftes, bläuliches Licht. Funken sprühten und wurden unnatürlich groß. Wie Elmsfeuer huschten sie weiter und bildeten einen zweiten Bogen, der in Coas Station schlug.

      »Achtung«, vernahm Rhodan die unnatürlich tiefe, lang gezogene Stimme Tess Qumishas. »Starke hyperphysikalische Ortung! Auf die JOURNEE überschlagende Energien!«

      Einen Augenblick lang geschah gar nichts. Rhodan hatte das Gefühl, zeitlich eingefroren zu sein. Er wollte den Kopf zum Hologlobus in der Mitte der Zentrale drehen, konnte sich aber nicht bewegen.

      Der Hologlobus zeigte die in Falschfarben dargestellte Grigoroff-Blase, die das Schiff umgab. Ihre Feldstruktur drohte zusammenzubrechen; Feldlinien wurden aufgebogen und an anderen Stellen eingebuchtet, und ihre Ausläufer schlugen als Blitze in die Zentrale über und bildeten weitere Lichtbögen. Rhodan stieg der scharfe Geruch von Ozon in die Nase.

      Dann ruckte, als hätte er kinetische Energie gespeichert, die nun abrupt freigesetzt wurde, sein Kopf so schnell herum, dass seine Halswirbel knackten.

      Der Globus brach zusammen. Ein Lichtbogen schoss aus ihm heraus und in Tess Qumishas Station. Funken stoben; kleine Roboter schwebten heran und löschten, was zu löschen war.

      Rhodan glaubte, statt des Hologlobus in der Mitte der Zentrale ein hellrotes Wabern zu sehen, Blasen, die einander überlagerten, sich verschoben und durchdrangen, als wären sie körperlich und gleichzeitig auch nicht. Ihre Bewegungen erstarrten abrupt, nur um dann wieder absonderlich schnell zu beschleunigen.

      Die Paralleluniversen des Multiversums, die in den Hyperraum eingebettet sind, dachte er.

      Und in alledem sah er einen winzigen schwarzen Punkt, und er wusste, dass es sich dabei um die JOURNEE handelte. Der Spürkreuzer versuchte vergeblich, sich in einem Medium zu bewegen, das sich von Sekunde zu Sekunde stärker verhärtete, das immer undurchdringlicher wurde.

      »Wir schaffen es nicht!«, hörte er wie aus weiter Ferne Zim Novembers Stimme. »Ich kann es nicht erklären, doch die Triebwerke laufen mit voller Kraft, bringen uns aber keinen Meter mehr voran. Wir hängen hier fest, und sobald unsere Energie erschöpft ist, werden wir erneut aus dem Hyperraum geworfen!«

      Benjameen da Jacinta sah hilflos von Rhodan zu Tess, und wieder zu Rhodan.

      Er war kein Hyperphysiker, aber er verstand, worum es ging. Er hatte keine Lösung parat; Zim November war als Emotionaut mit dem Schiff verbunden. So unwahrscheinlich seine Behauptung auch klang, Benjameen zweifelte keine Sekunde an ihrem Wahrheitsgehalt.

      Es ist vorbei, dachte er. Unsere Mission ist gescheitert.

      Er sah zu Rhodan hinüber. Vielmehr ... er wollte zu Rhodan hinübersehen.

      Plötzlich konnte er sich nicht mehr bewegen. Alles, er wie seine Umgebung, schien eingefroren, erstarrt zu sein. In seinen Ohren klingelte der Geruch verbrannten Synthoplasts, auf seiner Zunge lag ein hohes Kreischen, die Nervenenden in seinen Fingerkuppen sahen die Vibrationen, die die JOURNEE immer stärker schwingen ließen, und seine Augen schmeckten das Feuer und die Funken, die aus mehreren Konsolen sprossen.

      Er sah zum Bordchronometer. 14:59:12 ... 14:59:11 ... 14:59:10 ...

      Die Zeit läuft zurück, dachte er. Und nachdem das Universum seine größte Ausdehnung erreicht hat und sich wieder zusammenzieht, wird das der natürliche Zeitablauf sein, und ich werde aus meinem Grab auferstehen und mich von Tess verabschieden, und irgendwann, nach einem Leben voller Glück, zwanzig Jahre vor meiner Geburt, werde ich sie aus den Augen verlieren und mich allein darauf vorbereiten müssen, in meinen Mutterleib zurückzukehren ...

      Dann lief die Zeit wieder vorwärts, und er bekam es wirklich mit der Angst zu tun.

      »Die letzten Reserven von Triebwerken und Energie freisetzen«, befahl Rhodan.

      Er spielt Vabanque, dachte Benjameen. Die JOURNEE wird entweder den Widerstand überwinden, oder das Schiff wird zerbrechen.

      Er wollte eingreifen, als stellvertretender Missionsleiter Rhodan mit Rat und Tat zur Seite stehen, doch er wusste nicht, woher der Resident die Kraft nahm, noch Befehle zu erteilen. Er konnte nicht einmal sprechen, geschweige denn sich noch rühren.

      Er sah auf den Chronometer. 14:59:20 ... 14:59:20 ... 14:59:20 ...

      Jetzt spürte Benjameen es auch. Irgendwie. Er fragte sich, wieso Zim November nicht den Verstand verlor. Der Emotionaut war eins mit der JOURNEE und musste das Phänomen viel eindringlicher erleben als er.

      Zeitstopp, dachte er. Die Zeit läuft zurück. Die Zeit: Auf Gegenkurs. Ich bin nur eine Schachfigur im Zeitspiel. Wir warten auf das letzte Jahr und erleben Zeit ohne Grenzen, zeitlose Zeit, und Perry ist genauso hilflos wie ich, kann damit nicht umgehen, weiß nicht, was er tun soll ...

      »Es ist exakt fünfzehn Uhr Terrania-Standard«, vernahm er Rhodans Stimme. »Wir unternehmen den entscheidenden Durchbruchversuch. Zusatztriebwerk einschalten.«

      Überrascht schaute Benjameen erneut auf den Chronometer. In der Tat, die Zeit schien ruckartig vorwärts gesprungen zu sein: 15:00:00.

      Die Zeit, dachte Ben. Sie verläuft nicht mehr gleichmäßig. Sie springt vor und zurück, bleibt einfach stehen, macht dann einen Ruck ... einen Ruck wie die JOURNEE ...

      »Auf die separaten Hochleistungs-Gravitrafspeicher zurückgreifen!«, befahl Rhodan. »Die Energie für eine Etappe zurückhalten, die restliche in die Schiffssysteme leiten!«

      Die


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