Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton

Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband) - Uwe Anton


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dachte Benjameen. Was hat Rhodan vor?

      »Verstanden«, sagten Coa Sebastian und Bruno Thomkin gleichzeitig. Ihre Stimmen hallten, als wären sie von einem doppelten Echo unterlegt.

      Benjameen spürte, wie das Triebwerk hochfuhr. Ein Zittern lief durch die JOURNEE, und die Andruckabsorber sprangen kurz ein, um die zu erwartende Beschleunigung zu kompensieren.

      Doch diese Beschleunigung blieb aus. Benjameen hatte den Eindruck, dass das Schiff förmlich um jede Lichtsekunde im Hyperraum kämpfte, durch ein Medium, das immer zäher wurde und der JOURNEE immer mehr Widerstand entgegensetzte.

      Es gab keine wissenschaftliche Erklärung dafür. Und wenn doch, so beruhte sie auf Erkenntnissen, die sich der terranischen Physik noch entzogen.

      »Geschwindigkeit?«, fragte der Resident.

      »Konstant bei neunzig Millionen«, erwiderte Zim November. »Aber der Energieverbrauch steigt ins Unermessliche!«

      »Überlichtfaktor trotzdem auf zweihundert Millionen erhöhen! Notfalls weitere Bordsysteme abschalten.«

      »Zweihundert Millionen?«, vergewisserte sich Zim.

      »Höchstgeschwindigkeit!«, bestätigte Rhodan.

      Die Triebwerke dröhnten deutlich vernehmbar auf, als der Emotionaut die Anweisung befolgte. Ein heftiges Zittern lief durch die Zentrale; die JOURNEE schien zu bocken wie ein Wildpferd, das unbedingt einen lästigen Reiter abwerfen wollte. Benjameen musste sich an der Konsole festhalten, so stark waren die Erschütterungen.

      Der Lärm wurde ohrenbetäubend. Sämtliche Aggregate wurden bis zur obersten Belastungsgrenze hochgefahren. Sie mochten geräuschgedämpft errichtet worden sein, doch jetzt versagte jeder Schallschutz. Und die Resonanzerscheinungen schaukelten sich noch immer hoch. Ben musste an die gefürchtete schwingende Glocke denken, die angeblich schon so manche Raumfahrer um den Verstand gebracht hatte.

      Dann explodierte seine Konsole.

      Benjameen wurde zurückgeworfen, stürzte hart auf den Boden und blieb einen Moment lang benommen liegen. Seine Hände schmerzen fürchterlich. Er hob sie und sah rohes, rotes Fleisch, auf dem sich schon Blasen bildeten.

      Er versuchte sich aufzurichten, doch es gelang ihm nicht. Flüssiges Feuer schien durch die Ellbogen zu schießen, als er sie gegen den Boden drückte. Er schrie leise auf und ließ sich zurückfallen.

      Dichte Rauchschwaden nahmen ihm die Sicht. Dann hörte er unter dem Dröhnen der Antriebsaggregate andere Geräusche, ein leises, ziemlich hohes Surren und Summen.

      Ein Medorobot flog heran, setzte neben ihm auf und streckte Tentakel nach seinen Händen aus. Er hob die Arme, um es dem Helfer leichter zu machen, ihn medizinisch zu versorgen. Plötzlich umschwirrten ihn weitere Roboter.

      Der Rauch wurde dünner. Automatische Absaugvorrichtungen hatten eingesetzt und entfernten ihn aus der Zentrale. Überall prasselte und zischte es; Roboter löschten die Brände.

      So unglaublich es ihm vorkam, das Geräuschcrescendo wurde noch lauter. In der Tat schien der gesamte Zentralraum sich in eine Glocke zu verwandeln, deren Schwingungen mit jedem Schlag lauter wurden.

      Etwas löste sich krachend aus der Decke und stürzte dicht neben seinem Kopf auf den Boden, ein großer, schwerer Gegenstand. Benjameen wusste nicht, worum es sich handelte, nur, dass er erschlagen worden wäre, wenn das Ding ihn getroffen hätte. Er schrie auf und versuchte, sich auf den Bauch zu drehen, um irgendwie aus der Zentrale zu robben.

      Doch wohin? Wahrscheinlich herrschten überall im Schiff ähnliche Zustände.

      Die Vibrationen wurden noch stärker. Ben hatte den Eindruck, die JOURNEE würde jeden Augenblick auseinander brechen.

      Er gab den sinnlosen Versuch auf. Tess, dachte er, Tess, lebst du noch? Er wollte ihren Namen rufen, bekam jedoch keinen modulierten Ton über die rissigen, aufgesprungenen Lippen, nur hilflose, gutturale Schreie. Noch immer drang Rauch in seine Lungen, drohte ihn zu ersticken.

      Wärme steigt doch nach oben, dachte er. Wieso ist es hier auf dem Boden so unerträglich heiß?

      Dann hörte er gar nichts mehr, nur noch sein eigenes Gebrüll. Ich muss zu Tess, dachte er, ich muss zu ihr, ich muss ...

      Wie vor wenigen Augenblicken die Zeit erstarrt war, schienen nun seine Gedanken zu gefrieren. Etwas hatte sich verändert. Aber was?

      Der Rauch war noch da, war aber nun so dünn, dass er leichter atmen konnte. Es war noch immer heiß, aber nicht mehr ganz so unerträglich. Nein, es war ... es war ...

      In dem Augenblick, in dem er das Bewusstsein verlor, wurde es ihm klar.

      Es war still geworden, völlig still, totenstill, wie in einem Grab. Das Dröhnen der Aggregate, das Schwingen der Glocke hatte abrupt aufgehört.

      Etwas war geschehen.

      Aber was?

      Hatten sie es geschafft, oder war die JOURNEE tatsächlich nur noch ein Grab, in dem jedes Leben erlöschen würde, sobald der letzte Sauerstoff verbraucht war?

      Dann wurde es schwarz um ihn.

       Hathorjan, an Bord der KHOME TAZ

      Der Tod hatte reiche Beute gemacht. Takegath war sehr erfreut.

      Und die eigenen Verluste hatten sich mehr als nur in Grenzen gehalten. Die Gy Enäi hatten beim Angriff auf die primitive Kolonialwelt nur einen einzigen aus ihren Reihen verloren. Jeden Tag starben mehr Besatzungsmitglieder der KHOME TAZ, weil ihre körpereigenen Vitalenergiespeicher nicht aufgeladen wurden.

      Der Kommandant kannte nicht einmal den Namen des Opfers, das es durch eigene Schuld nicht zurück an Bord geschafft hatte. Der Überfall hatte die Bewohner des Planeten zwar völlig überrascht, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihre Gegenwehr vernünftig organisieren würden. Und der gefallene Gy Enäi hatte einfach zu lange an der zerstörten Kuppel ausgeharrt. Irgendwann waren gepanzerte Kampfgleiter gekommen, gegen die selbst ein Kopfjäger der KHOME TAZ keine Chance hatte.

      Selbstverständlich hatten sie ihren Gefährten geborgen. Aber nicht mehr rechtzeitig, wie AMBULANZ gerade feststellte.

      »Unbrauchbares Material«, sagte die Cyberklinik. »Zu schwere Schäden, um biotechnologische Hilfe zu leisten, von rein medizinischer ganz zu schweigen. Und ich kann nur noch ein paar nachrangige Ersatzteile für mich ausschlachten.« Ihre Stimme klang einerseits unbeteiligt, andererseits aber auch ein wenig ... enttäuscht.

      Wie immer, wenn Takegath AMBULANZ betreten musste, verspürte er Unbehagen. In all den Ewigkeiten hatte er nicht gelernt, mit der Cyberklinik umzugehen, und er würde es auch nie lernen, ganz gleich, wie lange er noch leben würde. Sein Unbehagen war sogar so groß, dass er die AMBULANZ der KHOME TAZ seit Jahrtausenden nicht mehr betreten hatte, jedenfalls nicht, um sich von ihr behandeln zu lassen. Er redete sich ein, er habe seine Idealform schon vor Jahrtausenden gefunden und könne sich damit zufrieden geben, doch wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, gestand er sich ein, dass es auch noch einen anderen Grund dafür gab.

      Am liebsten hätte er seine Emotionen einfach gänzlich ausgeschaltet, der Taktik-KI die Kontrolle über seinen Körper überlassen, doch er befürchtete, dass AMBULANZ dieses Manöver durchschauen und als Eingeständnis seiner Schwäche bewerten würde. AMBULANZ wusste natürlich, dass er neben seinem organischen Gehirn über diese leistungsstarke Rechnereinheit verfügte und die beiden Gehirne mit seinen beiden Gesichtshälften kreuzweise verschaltet waren. Wenn das biologische Gehirn die Oberhand hatte, bewegte sich nur der rechte, robotische Teil des Kopfes, und zwar mit fast übertrieben starker Mimik. Die linke Seite hingegen blieb vollkommen starr, wie eine Maske. Handelte jedoch die KI des Taktikhirns, blieb das rechte, mechanische Gesicht eingefroren, und nur die natürliche Hälfte regte sich – allerdings emotionslos ruckartig und puppenhaft.

      Manchmal fragte Takegath sich, ob AMBULANZ das absichtlich so eingerichtet hatte, um ihn besser durchschauen zu können. Andererseits hatte


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