Fettnäpfchenführer Neuseeland. Rudi Hofer

Fettnäpfchenführer Neuseeland - Rudi Hofer


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Die Schlusslichter sind:

       CEOs (Firmenbosse)

       Call centre staff (Telefonberater)

       Airport baggage handlers (Gepäckabfertiger)

       Journalists (Journalisten)

       Real estate agents (Immobilienmakler)

       Insurance salespeople (Versicherungsverkäufer)

       Politicians (Politiker)

       Sex workers (Prostituierte)

       Car salespeople (Autoverkäufer)

       Door-to-door salespeople (Drücker)

       Telemarketers (Telefonverkäufer)

      Natürlich standen auf Marks Ausstellungsgelände Autos aller Fabrikate und Typen, die Peter Oblands Herz höher schlagen ließen, und wieder waren es die europäischen Modelle, von denen er sich besonders angezogen fühlte. Er und Riqi liefen durch die langen Reihen der Fahrzeuge bis sie – rein theoretisch zumindest – Peters Traumfahrzeug gefunden hatten: einen schicken Mini Cooper, rot mit weißem Dach. Zwei große, leuchtend gelbe Banner über der Windschutzscheibe nannten einige verlockende Kaufargumente: Baujahr, Hubraum, Getriebe – das hieß: sechs Jahre alt, 1.600 Kubikzentimeter, Automatik. Peter zeigte sich irritiert: »Keine Kilometerangabe, keine PS-Zahl, keine Verbrauchsangabe, keine Aufstellung der Vorbesitzer, kein Wartungsprotokoll, kein Schätzbericht, kein Unfallausschluss, keine Ausstattungsübersicht, keine Liste mit den Extras – Riqi, das ist schon arg dürftig, so sehr mich das Auto auch anspricht – da bin ich mehr Details gewohnt.«

      Mark kam durch die langen Reihen der Fahrzeuge geeilt, blieb neben Peter, der gerade das Reifenprofil des Minis checkte, stehen und sagte: »Nur ein kleiner Tipp, den ich allen Kunden gebe, die neu im Lande sind: Falls du einen Wagen deutlich unter der 10.000 Dollar-Marke suchst, dann klammere besser mal die europäischen und amerikanischen Typen aus – du wirst dich sonst mit großer Wahrscheinlichkeit bald schon über die Kosten bei Wartung und Reparatur ärgern. Ich sage das übrigens nur, um meine persönliche Reputation hochzuhalten – gegen das miese Branchen-Ranking kann ich kaum etwas ausrichten.«

      Und schon entschwand der Händler wieder, weil seine Sekretärin mit schriller Stimme und hoch in die Luft gehaltenem Telefon quer über den Autohof gerufen hatte.

      Riqi sagte: »Jetzt weißt du, warum es gut ist, einen Autohändler des Vertrauens zu haben. Und jetzt schau mal auf den Preis des Mini!«

      Auf der Windschutzscheibe des roten Mini klebten die Zahlen in weißen Buchstaben, die so groß waren, dass man sie eigentlich nicht übersehen konnte: »Oops – 12.000 Dollar! Das ist weit über meinem Budget. Fünftausend Dollar sind maximal drin. Lass’ uns nach einem asiatischen Fabrikat Ausschau halten.«

      Schließlich fanden die beiden ein Auto, das gut in Peters, nunmehr von Vernunft geprägtes Auswahlschema passte. Der kleine kompakte hatchback (Hecktürmodell, Steilheck) war japanischen Ursprungs und hatte immerhin seine kirschrote Farbe als Gemeinsamkeit zum geplatzten Mini-Traum.

      Riqi mobilisierte seine Qualitäten als ehemals werdendem Automechaniker, schaute ausgiebig unter die Motorhaube, rüttelte an allen Anschlüssen, die er erreichen konnte, und nickte zufrieden. Der kleine rote Toyota stand als Billigauto wirklich gut da.

      Peter dankte Riqi für die überaus fachmännische Inspektion und ging mit ihm in das Containerbüro des Händlers. Mark sagte, dass er den Wagen – natürlich – besten Gewissens empfehlen könnte: »Du kannst so ein Auto auch sehr gut wieder verkaufen, wenn dein gap year (Urlaubsjahr, Sabbatjahr) zu Ende ist. Frag mich, wenn es soweit ist – vielleicht kaufe ich es sogar zurück.«

      Schließlich gab er noch einen kleinen, aber erfreulichen Preisnachlass und gewährte außerdem eine halbjährige Garantie auf mechanische Schäden. Peter kaufte den Wagen und war ein bisschen stolz darauf.

       Was man kritisieren könnte ...

       Auch am anderen Ende der Welt ist und bleibt das Auto des Deutschen liebstes Kind.

      Vorauszuschicken ist ein Kiwispruch, der auch in die Werbung Einzug gehalten hat: Driving is in our blood! – Das Autofahren liegt uns im Blut!

      Viele Neuseeländer haben zu Autos eine durchaus »menschliche« Beziehung: Sie sind vom Äußeren schnell begeistert, verlieben sich gern spontan, prüfen die inneren Qualitäten nur oberflächlich, fackeln nicht lange, das gute Stück an sich zu binden und benutzen es mit großer Freude – geraten aber bei der adäquaten Pflege schnell ins Hintertreffen. Irgendwann muss dann ein neues her, womit der Kreislauf von vorne beginnt. Soweit das (nicht völlig überzogene) Klischee.

      Die Fakten: Der Verkauf von Gebrauchtwagen übertrifft den von Neufahrzeugen um ein Vielfaches. Regelmäßig legen in Auckland, Tauranga oder Christchurch Schiffe voller Gebrauchter aus Japan und anderen Ländern Asiens an, die alle an den Kiwi gebracht werden wollen. Die Dampfer mit den Neuen sind wesentlich seltener zu sehen.

      Die Basis beim Kauf eines Gebrauchtwagens – von privat oder vom Händler – ist die Angabe von Baujahr, Hubraum, Getriebe und Preis. Mehr nicht!

      Hier die kuriosen Kiwikaufkriterien:

       Die PS-Zahl interessiert den Neuseeländer viel weniger als den Deutschen. Neuseeländer leiten die Motorleistung über den Hubraum ab und haben die daraus resultierenden Fahreigenschaften, wie zum Beispiel Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit, sehr gut im Gespür.

       Der neuseeländische Gebrauchtwagenkunde möchte natürlich wissen, ob das Auto auto(matic) oder manual ist, also ob es ein Automatik- oder Schaltgetriebe hat. Von Hand zu schalten, gilt hierzulande als betont sportlich, aber das überwiegende Gros der Autokäufer bevorzugt ein automatisches Getriebe.

       Trotz vieler Recherchen konnte bis dato nicht schlüssig ermittelt werden, warum den Neuseeländern die Kilometerzahl – für einen Europäer unvorstellbar – nur am Rande interessiert. Die Laufleistung wird meist nur dann pauschal mit low kilometers (niedriger Kilometerstand) angepriesen, wenn der Wagen unter 50.000 Kilometer auf dem Buckel seiner Haube hat. Da die Kiwis selten mehr als 15.000 Kilometer pro Jahr unterwegs sind, scheinen sie wohl diese Zahl als Daumenmaß zu nehmen.

       Der Preis als Entscheidungshilfe versteht sich von selbst. Es gibt in diesem Zusammenhang einen weiteren Kiwispruch, der genannt werden sollte: Cheap is best! – Das Billigste ist das Beste! Trotzdem feilschen die Neuseeländer selten; um die Kaufentscheidung zu erleichtern, gibt der Händler manchmal von sich aus noch zwei gute gebrauchte Reifen, ein paar Fußmatten oder einen Ölwechsel als Bonus dazu.

       Kraftstoffverbrauchswerte werden praktisch nie angegeben und selten erfragt. Neuseeländer wissen, dass Geländewagen sehr durstig sind und Kleinwagen sehr sparsam. Beide Fahrzeugkategorien (SUVs und city cars) sind hier im Land äußerst beliebt. Auf Händler-Webseiten werden allerdings gelegentlich die ungefähren Jahresspritkosten als fuel economy info angegeben.

       Die Anzahl der Vorbesitzer kann pauschal als »Dunkelziffer« bezeichnet werden, denn nur die Hände, durch die das Auto in Neuseeland ging, werden registriert. Es gibt auch keinen Kraftfahrzeugbrief, wie wir ihn kennen. Bei allen importierten Gebrauchten weiß normalerweise niemand, wie viele Besitzer ein Wagen in seinem Ursprungsland hatte.

       Wartungsprotokoll, Kundendienstnachweis oder Servicescheckheft gibt es sehr selten. Nur bei relativ neuen, hochwertigen Autos, die als Neufahrzeuge nach Neuseeland kamen, darf man von regelmäßig durchgeführten Inspektionen ausgehen.

       Damit erscheint es fast müßig, Dinge wie Schätzbericht, Unfallausschluss und Sonstiges mehr erwarten zu wollen – und so ist es auch: Etwaige Vorschäden entdeckt man meistens erst später, wenn man das Auto einmal gründlich reinigt und feststellt, dass schon einmal nachlackiert wurde.

      Es gibt allerdings eine Möglichkeit,


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