Fettnäpfchenführer Australien. Markus Lesweng
Dinge, die man getan haben muss
10 Handlungen, mit denen man sich blamiert
VORWORT
DER LESER STELLT EINE FRAGEUND BLÄTTERT UM
»Einen Fettnäpfchenführer über Australien? Braucht man so was überhaupt?«, fragt sich der Leser, als er den Fettnäpfchenführer Australien in die Hand nimmt.
»Aber natürlich!«, behauptet der Autor. Und beginnt zu erklären, weshalb.
Sicherlich stimmt die Beobachtung, Australien sei eine lockere Nation, die einem, zumindest zu einem gewissen Grad, Fehltritte nachsieht. Das Land ist schließlich nicht Heimat einer dieser Kulturen, in denen eine falsche Geste dafür sorgen kann, dass man samt allen Verwandten bis in die dritte Generation der Nachkommenschaft verdammt wird. Nein, viel wahrscheinlicher ist es, dass Ihnen der Australier vielleicht leise, vermutlich eher laut zu verstehen gibt, dass Sie sich gerade zum Ochsen machen. Oder sich und ihre Mitmenschen gefährden. Wer Erfahrungen dieser Art liebt, darf das Buch nun beiseitelegen; allen anderen sei das Schmökern empfohlen, denn die hier vorgestellten Fettnäpfchen sind äußerst praxisrelevant: Die meisten von ihnen sind so – oder so ähnlich – einem, äh, guten Freund von mir widerfahren, der Australien ausgiebig bereist hat.
Auch wenn Australier in der Tat ein sehr entspanntes Völkchen sind, heißt das nicht, dass sie keine Gefühle haben – down under gibt es Dos & Don’ts wie überall anders auch! Und die beziehen sich nicht nur auf die Gelegenheiten, bei denen man sich öffentlich die Blöße geben kann – nein, oft geht es schlicht und ergreifend um die Sicherheit. Nur weil das eigene Handeln im Ausland nicht gleich diplomatische Verwerfungen oder eine rituelle Stiefelung nach sich zieht, heißt das noch lange nicht, dass man sich auch angemessen verhalten hat. Oder wissen Sie auf Anhieb, welche Fallstricke auf einer einsamen Farm im Outback lauern?
Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es erstaunlich, wieso dermaßen viele Leute davon ausgehen, in Australien werde schon irgendwie alles glattgehen. Selbst wenn es um unsere Nachbarn geht, akzeptiert jeder, dass gewisse Dinge einfach anders laufen – sei es bei Ländern, die uns kulturell näher liegen (zum Beispiel Großbritannien), die direkte Nachbarn von uns sind (zum Beispiel Frankreich) oder die gar dieselbe Sprache teilen (zum Beispiel Deutschland vs. Schweiz). Eine Nation, die sich am anderen Ende der Welt weitestgehend unabhängig entwickelt hat, hat logischerweise auch ihre ganz eigene – und einzigartige – Kollektion an Fettnäpfchen. Und von diesen teils kuriosen Eigenarten handelt dieses Buch. Begleiten Sie unsere todesmutigen Hauptdarsteller Lena und Steffen, die das Abenteuer Australien wagen und dabei keine Gelegenheit auslassen, Land, Leute und Fettnäpfchen zu erkunden.
1
AM FLUGHAFEN
LENA STEIGT IN EIN FLUGZEUGUND SCHMÖKERT IN IHREM BUCH
Hauptsache, raus.
Die vergangenen Monate waren wirklich nicht einfach. Die letzten Prüfungen liegen endlich hinter Lena, und obwohl sie den Alltag an der Universität kein bisschen vermisst, fällt es ihr schwer, sich zu entspannen. Locker zu lassen. Einerseits hat sie immer noch die Sorge, jemand könnte ihr den Abschluss nachträglich aberkennen, wenn herauskommt, dass sie für eine unsägliche Jura-Klausur tatsächlich einen Spickzettel benutzt hat. Andererseits weiß sie gar nicht, wohin mit ihrer ganzen Freizeit: Es ist, als falle ihr die Decke auf den Kopf, als hätte sie sich an den verhassten Stress gewöhnt.
Zwei, drei Wochen macht Lena das Spielchen mit, bis sie sich entscheidet, die Zeit bis zum Einstieg ins Berufsleben sinnvoll zu nutzen und ganz nebenbei einen ihrer Kindheitsträume zu erfüllen: mit einer Reise durch Australien. Den ewigen Sommer erleben!
Eine Woche später sitzt sie am Flughafen, in der Hand ein Ticket nach Sydney. Und Lena fühlt sich wie im Traum. Zwar freut sie sich wie ein kleines Kind, dass es endlich losgeht, aber so recht begreifen kann sie es noch nicht. Erst als sie im Flieger sitzt, kann Lena entspannen. Eine gute Stunde nach Abflug hat sie Deutschland hinter sich gelassen, nach einer weiteren Stunde ist es bereits stockfinster. Aber müde ist Lena noch nicht. Eine gute Gelegenheit also, ein wenig im Reiseführer zu blättern.
»Na? Auch eine Tour durch Australien geplant?«, fragt der Typ, der neben ihr sitzt und bis eben mit sich selbst beschäftigt schien.
»Mh«, bestätigt Lena. Sie ist sich nicht sicher, ob sie jetzt Lust auf Konversation hat – oder doch endlich mal ein wenig ihre Reise planen sollte.
»Ist es dein erstes Mal in Australien?«, folgt alsbald die nächste Frage.
»Ja«, antwortet sie. Und, um nicht unnötig einsilbig daherzukommen, fügt sie hinzu: »Ich musste einfach mal raus. Und nach Australien wollte ich ohnehin schon immer mal.«
»Und was hast du für eine Route geplant?«
»Noch nichts Genaues … Vielleicht die Ostküste entlang«, sagt Lena und wedelt mit ihrem Reiseführer. »Ist ja auch nicht schlimm. Warm ist es schließlich immer und überall, und das ist die Hauptsache!«
Diese Ansicht scheint ihrem Mitreisenden fürs Erste zu genügen. Er erzählt, wie er für seine Firma ein paar Monate in Sydney arbeiten wird. Lena kann auf Unterlagen, die er vor sich liegen hat, erkennen, dass es um irgendwas Langweiliges mit Computern und Softwarelösungen geht. Typisch deutsch eben. Und sie ist umso dankbarer, als das Essen aufgetischt wird und sie wieder ihren Gedanken nachhängen kann.
Ein paar Stunden später, irgendwo über Russland, überkommt Lena dann die Müdigkeit. Sie fuchtelt ihre Kontaktlinsen heraus und macht es sich so bequem wie möglich.
BEWEISEN SIE WEITSICHTIGKEIT BEI KURZSICHTIGKEIT
Alle Kontaktlinsenträger sollten unbedingt erwägen, wenigstens eine Reservebrille mitzunehmen. Der Grund dafür: Je nachdem, wohin die Reise in Australien führt, ist es äußerst unangenehm, Kontaktlinsen zu tragen. Bei heißer Luft und starkem Wind fühlt man sich, als würde man den Kopf in den Backofen stecken, und zwar bei Umluft. Entsprechend schnell trocknen die Linsen aus, und das Tragen wird unkomfortabel, wenn nicht gar unmöglich.
Darüber hinaus sollten alle, die einen längeren Aufenthalt in Australien planen, einen ausreichenden Vorrat an Linsen mit sich tragen, denn Ersatz ist mitunter schwer zu beschaffen. Kontaktlinsen dürfen nicht »einfach so« verkauft werden, sondern bedürfen eines Rezeptes. Hat man das nicht, muss man erst einmal für viel Geld zum Optiker oder Augenarzt. Und selbst dann kosten die Linsen immer noch ein Vielfaches von dem, was man daheim dafür ausgeben muss. Notfalls kann man sich Ersatz aus der Heimat zuschicken lassen – doch das nimmt Zeit in Anspruch, da der australische Zoll derartige Päckchen ganz genau unter die Lupe nimmt!
Bloody hell! Was ist da schiefgelaufen?
Kann man schon ins erste Fettnäpfchen treten, bevor man das geliebte Heimatland überhaupt verlassen hat? Schwierig – aber wer es angeht wie Lena, der schafft eine hervorragende Basis dafür, dass der Australientrip in die Hose geht.
Das liegt vor allem an der unzureichenden Planung. Überraschend viele Reisende, die sich aufmachen, den fünften Kontinent zu besuchen, sind völlig unvorbereitet – und erwarten das Paradies auf Erden, in dem stets die Sonne scheint. So wie Lena. Doch die Reise ans ferne Ende der Welt nicht anders zu behandeln als die Pauschalreise nach Mallorca, rächt sich schnell. Daran schuld ist vor allem das australische