Knappgeschichten. Christian A Hirsch
Medizin und Elektrogeräte. Unmerklich steigerte sich sein Puls von Erkenntnis zu Erkenntnis.
Allmählich wandelte sich seine Nervosität in ein beklemmendes Gefühl, dessen Herkunft er sich nicht erklären konnte. Es wurde immer intensiver und legte sich um sein Herz wie eine zu enge Bandage. Sein schnell umherfliegender Blick hielt Ausschau nach einem Café oder einem Restaurant. Es verlangte ihn nach einem Schluck Wasser, nach einer Erfrischung. Nach Klärung seines Geistes.
Die Sonne brannte immer stärker und hatte bald ihren Zenit erreicht. Seine Beine trugen ihn immer schwankender, als ihm der Duft von frischem Brot in die Nase wehte und er die Bäckerei auf der anderen Straßenseite erkannte. Kuchen und Kaffeestückchen, Brot und andere Backwaren waren im Angebot. Erinnerungen an zu Hause wehten flüchtig durch sein Bewusstsein.
Sein Körper wankte und er lehnte sich an eine Wand. Schwindel übermannte ihn. Er wollte um Hilfe bitten, doch angesichts all dieser schwarzen Gesichter auf der Straße kam kein Wort über seine ausgetrockneten Lippen. Wo war nur sein Afrika?
Langsam gaben seine Knie nach und er glitt mit dem Rücken an der Wand entlang schleifend auf den Boden. Der Stadtplan rutschte ihm aus der nassen Hand und wurde von einem Windstoß, der keine Kühlung brachte, hinweg geweht. Sein Blick folgte dem verschwindenden Papier und verklärte sich.
Durch die Nebel erkannte er wulstige Lippen, die auf ihn einredeten. Schwarze Hände versuchten ihn zu stützen, ein Taschentuch trocknete seine feuchte Stirn. Doch er verstand keines der Worte, die an sein Ohr drangen. Alles um ihn herum entfernte sich. Schließlich verschwanden die Stimmen in der Leere, die sich mehr und mehr Raum verschaffte.
Panik ergriff ihn. Er fühlte Einsamkeit, die von Sekunde zu Sekunde an Intensität gewann, bis sie schier unendlich schien. Allein in dieser Traube von Menschen, allein in seinem Traumland, allein in seinem Afrika. Sein Herz raste, und er spürte, wie ihm das Bewusstsein schwand.
Ihm wurde schwarz vor Augen, bevor sie sich ein letztes Mal schlossen. So blieb seine Seele in jenem Land, welches er das Land seiner Träume genannt hatte und das doch so gar nicht seinen Erwartungen entsprach. Er starb mit der Einsicht, hier in einem Land zu sein, das selbstständig und stark, pulsierend und geschäftig war.
(Jahre später sollte sich dieses Land jedoch wandeln und sich weit von den Schilderungen in dieser Geschichte entfernen. Möge es eines Tages seinen eigenen, positiven Weg finden und in der Lage sein, alle seine Einwohner zu nähren und zu versorgen, in Friede und Freiheit.)
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