Sei Sonne, sonst bleibst du Fledermaus. Maulana Dschelaluddin Rumi

Sei Sonne, sonst bleibst du Fledermaus - Maulana Dschelaluddin Rumi


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Werd’ ich zernichtet, bin ich prompt geheilt

       Rumi als Dialektiker

       Yin und Yang im Zwiegesang

       Gesprächsmitschnitte

       Was ist Sufismus?

       Rumi beantwortet allerlei Fragen

       Ein plötzlich von der Zunge abgeschossenes Wort

       Rumi über Eskalation und Eigendynamik

       Sei offen, o Tor, für den, der das Tor sucht

       Rumi kommentiert Franz Kafkas Text »Vor dem Gesetz«

       Dieses Thema hat kein Ende

       Der weitschweifige, sich manchmal bremsende Rumi an seine Zuhörer

       Er steckte die Flöte in den Hintern

       Anekdoten und Witze von Rumi

       Schwanger von seinem Schrei

       Rumi an und über Schamsuddin

       Wer es als Spinnerei liest, ist selbst ein Spinner

       Rumi über seines Liedes Zauberteppich, das Mathnawi

       Ich bin der Sklave dessen, den ich nicht sehe

       Rumi über sich selbst

       III. STIMMEN ÜBER RUMI UND SCHAMSUDDIN

       Ein Magazin göttlicher Geheimnisse

       Stimmenkonzert über Maulana Dschellaluddin Rumi

       Niemand kannte seine Wirklichkeiten

       Stimmenkonzert über Schamsuddin

       IV. ANHANG

       Kommentierte Literaturempfehlungen

       Nach ungefährer Wichtigkeit sortiert

       Dank

I. EINLEITUNG VON ULRICH HOLBEIN

       Hier ist im Stroh ein Meer versteckt

       Die Lebensgeschichte Maulana Dschelaleddin Rumis (1207–1273)

      Sein Geburtsname lautet Muhammad Dschelaluddin (Celaleddin bzw. Djalal ud-Din) Walad.

      Türken nennen ihn meistens Mevlana, auf Persisch: Maulana, auf Deutsch: Meister. (Meister Eckhart hieße also Maulana Eckhart.) Die ganze westliche Welt nennt ihn bevorzugt Rumi. Geboren in Balch in Transoxanien (heutigem Afghanistan), der »Mutter aller Städte«, Kulturzentrum und Wiege des Zoroastrismus, wuchs Rumi in türkischer Sprache auf und lernte zudem Persisch. Alsbald wurde er ansässig in Konja, der iranisch, persisch-arabisch, griechischrömisch (daher Worte wie rumänisch und Rumi), kappadokisch, byzantinisch, kurdisch, kurz: polykulturell quirlenden Metropole des kleinasiatischen Rum- Seldschukenreichs, im heutigen Zentralanatolien, damals unter dem kunst- und gelehrsamkeitfördernden Sultan Ala’uddin Kaikobad.

      Rumi heiratete mit achtzehn Jahren, 1225, Dschauhar Khatun (Gevher Hatun, Gauhar Chatun). 1230 »habilitierte« sich der junge Prediger in Theologie, ohne in die mystischen Fußstapfen seines Vaters Baha’uddin Walad zu steigen, dessen verquer quasipantheistische Lehren er erst nach dessen Tod 1231 bei dessen Schüler Burhanuddin Muhaqqiq i-Tirmidhi (gestorben 1241) neun Jahre lang studierte, bis er dann doch noch hineinwuchs in gewisse Neigungen in Richtung Tassawuf (Sufismus).

      Der alsbald recht angesehene eingesessene Grammatiklehrer, Hudavendigar (Urteile Fällender) und Fatwaschreiber lehrte in vier Madresen von Konya vierhundert Schüler, ehe er sich 1244 von einem durchreisenden Fremdling, von dessen Ausstrahlung und Suada, unverhältnismäßig beeindrucken ließ.

      Vor diesem seltsamen abgerissenen, provokative Reden schwingenden Qalandar (Wanderderwisch), Schamsuddin al-Täbrizi, fühlte sich der beglückte Theologe unterlegen, neigte sein Haupt, atmete befreit auf, diskutierte mit ihm, trank, lachte, tanzte erst nächtelang, dann monatelang, erwählte den unverhofften Gast zum Leitstern, fühlte sich ihm verwandter als Mutter und Vater. Obwohl der Koran Sterndienst, Magie und Sabäertum als Götzendienerei abtat, mutierte der äußerst korankundige Maulana schier zum Schamsi (Sonnenanbeter). Ohnedies klang Rumis Maxime: »Werde Licht, und du hast nie wieder Angst vor der Finsternis!« eher zarathustrisch als islamisch, was Rumi nicht weiter aufzufallen oder zu stören schien. Abendgebete bekam er kaum noch zustande. Tag und Nacht kreiste er fortan als Spätzünder in pubertärer Überhitztheit um die alles überstrahlende Sonne (Schams) aus Täbriz. Anhimmelung mutierte zu Vergötterung. Rumi verübelte seinem Herzensfreund überhaupt nicht, daß der sich zwischen ihn und Allah hängte. Er zerbrach sein Schreibrohr, tauschte den Gebetsteppich mit dem Tanzboden, legte Gelehrtenturban und Juristenärmel ab (nicht aber die Juristenanrede »Maulana«), trug jetzt nur noch Lalischi-Turbane und ließ sich Schrittfolgen und Wirbeldrehungen beibringen. Wenn sie die Nacht durchtanzten, wünschte der herumwirbelnde Rumi mitten im rauschhaften Ablauf, daß heut Nacht der Schlüssel zum Tag nicht gefunden werden möge. Er versteckte sogar Schams’ Schuhe, damit der zu spät hierzulande Aufgetauchte nicht zu früh fortgehe.


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