Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman. Helga Torsten

Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman - Helga Torsten


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      Inhalt

       E-Book 1-10

       Der kleine Prinz von ­Degencamp

       Bleib bei uns, zärtliche Jasmine

       Das trotzige Prinzesschen

       Zwei Fürstenkinder brauchen Liebe

       Der Liebling von Schloss Hornburg

       Ein kleiner Prinz kehrt heim

       Wie in einem goldenen Käfig

       Bezaubernde neue Mutti

       Eine Mutti für Alexis

Fürstenkinder – Staffel 1 –
Der kleine Prinz von ­Degencamp

      Im sanften Schein der Abendsonne liegt Schloß Degencamp. Majestätisch erheben sich seine langgestreckten, trutzigen Mauern zu imposanter Größe.

      Die Strahlen der untergehenden Sonne brechen sich in den spiegelnden Scheiben der hohen gotischen Spitzbogenfenster. Von dem an den Campanile von Florenz erinnernden Uhrturm schlägt die Schloß­uhr sieben.

      Es ist Abendbrotzeit. Die lange Tafel im Speisesaal des Schlosses ist gedeckt. Kostbares Porzellan schimmert matt auf schneeweißem Damast, auf dem die goldenen Bestecke blitzen. Anmutig gebundene Blumenarrangements sind über die ganze Tafel verteilt.

      Aber es ist nur für eine einzige Person gedeckt.

      Fürst Hasso von Degencamp bewohnt das Schloß seiner Väter allein. Er ist ein gütiger Herr, ein sehr leutseliger Herr. Das Schloßgesinde liebt und verehrt ihn. Aber er führt ein sehr zurückgezogenes Leben, der junge Fürst von Degencamp. Seit dem Tode seiner Mutter, der alten Fürstin, hat es keine festlichen Bälle mehr auf Schloß Degencamp gegeben, auf denen sich früher, zu Lebzeiten der alten Fürstin, der gesamte Hochadel der Umgebung zu versammeln pflegte. Nur einmal im Jahr lädt der Fürst zur Hubertusjagd. Er ist passionierter Jäger, wie er auch ein leidenschaftlicher Reiter ist.

      Der Fürst führt kein müßiges Leben. Der Verwalter weiß ein Lied davon zu singen. Der Fürst sieht ihm sehr genau auf die Finger und schaut, wie die Ernte steht.

      Die Lakaien, die hinter dem Kopfende der großen Tafel im Speisesaal stehen, werden unruhig. Sie blicken zu der kostbaren astronomischen Uhr im Glasgehäuse auf dem Kaminsims hinüber. Es ist schon Viertel nach sieben. Der Fürst pflegt sonst seine Mahlzeiten auf die Minute genau einzunehmen.

      Irgend etwas muß geschehen sein…

      Fürst Hasso von Degencamp saß in diesem Augenblick in dem kleinen Boudoir seiner verstorbenen Mutter und starrte auf ein kleines Päckchen Briefe, das vor ihm auf der Platte des wertvollen Empireschreibtischs lag. Die männlich­schönen Züge des Fürsten waren von starker Erregung geprägt, die schmalen, energischen Lippen zu einem Strich aufeinandergepreßt.

      Er zog noch einmal das Schreiben heraus, das zuoberst in dem Päckchen gelegen hatte, und las es zum zweitenmal. Die feinen Schrift­züge riefen schmerzlich-sü­ße Erinnerungen in ihm wach. Wie oft hatte er die zarte Frauenhand, die sie geschrieben, an seine Lippen gezogen und zärtlich geküßt.

      »… und so halte ich es für meine Pflicht«, las der Fürst, »Ihrer Durchlaucht mitzuteilen, daß ich von einem gesunden Knaben entbunden worden bin, der seinem Vater sehr ähnlich ist. Könnte nicht vielleicht diese Tatsache mit dazu beitragen, das Herz Ihrer Durchlaucht zu rühren und dem Fürsten zu gestatten, seinen Sohn zu sehen?«

      Die Hand des Fürsten ballte sich zur Faust.

      Nein! Auch dieser demutsvolle Brief hatte das harte Herz seiner Mutter nicht rühren können. Sie hatte ihm nicht einmal gesagt, daß er einen Sohn hatte, und den Aufenthaltsort ihrer ehemaligen Gesellschafterin streng vor ihm geheimgehalten. Sie hatte ihm nur versprochen, daß sie für das Kind sorgen würde, das die junge Frau erwartete, als die Fürstin sie vom Schloß wies.

      Fürst Hasso sprang auf und schritt erregt im Zimmer hin und her.

      Wie hatte er sich damals bemüht, die Adresse der Geliebten ausfindig zu machen. Er hatte sogar einen Detektiv beauftragt. Aber es war alles vergeblich gewesen. Sie war aus seinem Leben verschwunden wie ein schöner Traum, an den man sich noch lange erinnert – weil seine Mutter es so gewollt hatte.

      Er stürzte wieder an den Schreibtisch zurück und nahm den Umschlag des Briefes hoch: da stand der Absender! Endlich hatte er die so lange gesuchte Adresse!

      Nun konnte ihn nichts mehr daran hindern, die Geliebte wiederzusehen. Sechs Jahre waren inzwischen vergangen. Vielleicht war sie längst an einen anderen Ort gezogen. Aber es konnte jetzt nicht mehr schwierig sein, das herauszufinden. Er würde noch heute abend fahren und sie vielleicht morgen schon in den Armen halten und seinen Sohn sehen, seinen Sohn! Er hatte einen Sohn!

      Bevor er das Zimmer verließ, legte er die Briefe wieder zurück in das kleine Geheimfach, das er durch einen bloßen Zufall entdeckt hatte.

      Die Lakaien im Speisezimmer warteten vergeblich. Fürst Hasso von Degencamp verließ wenig später in seinem schnellen Sportwagen das Schloß.

      *

      Die Gräfin Kingsbird legte das Modejournal, in dem sie geblättert hatte, aus der Hand und rekelte sich träge auf der brokatbespannten Couch. Sie warf einen Blick auf die kleine Barockuhr, die auf dem Kaminsims stand und gähnte.

      Es war fünf Uhr, Zeit zum Tee. Die Gräfin streckte die schmale, ringgeschmückte Hand aus und griff nach der silbernen Glocke, die auf dem kleinen Nußbaumtischchen stand, einer wertvollen Intarsienarbeit im Barockstil.

      Auf ihr Läuten erschien ein in eine graue Samtlivree gekleideter Diener und verbeugte sich stumm.

      »Ah, Jean. Ist meine Tochter schon vom Reiten zurück?«

      »Jawohl, Frau Gräfin. Die Komteß ist eben auf ihr Zimmer gegangen, um sich umzukleiden.«

      »Na schön. Dann servieren Sie jetzt den Tee und bitten meine Tochter zu mir herunter. Sagen Sie ihr, sie möchte sich beeilen. Ich habe mit ihr zu reden.«

      »Sehr wohl, Frau Gräfin.«

      Der Diener verbeugte sich devot und verließ das ganz in Altrosa und Silber gehaltene Boudoir ebenso lautlos, wie er gekommen war.

      Wenig später flog die weiß­lackierte Flügeltür mit einem Knall auf, ein junges Mädchen stürzte herein und warf sich in den der Couch zunächst stehenden Sessel.

      »Guten Tag, Mama. Ich habe einen schrecklichen Teedurst. Es ist so heiß heute, und das Reiten hat mich fast mehr angestrengt, als es mir Spaß gemacht hat.«

      Die Gräfin zog die Brauen hoch und betrachtete ihre Tochter mißbilligend.

      »Wie oft habe ich dir gesagt, daß man es sich nicht anmerken läßt, wenn einem heiß ist. Hättest du nicht erst ein Bad nehmen können, bevor du zu mir herunterkommst?«

      »Hätte ich – natürlich. Aber Jean sagte, ich solle mich beeilen, nun, und da habe ich mich eben umgezogen, so schnell es ging. Ich weiß ja, daß du nicht gern wartest.«

      Die Komteß senkte schuldbewußt den Kopf mit dem langen


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