Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman. Helga Torsten

Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman - Helga Torsten


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wie der Zauberhelm eines Märchenprinzen, und seine blauen Augen hatten Jasmine verzaubert.

      Wie von der Sonne beschienene Eiskristalle aus nordischen Eishöhlen.«

      Harald Brockdorff lachte manchmal, wenn Jasmine ihm das zuflüsterte.

      »Du bist ein verträumtes kleines Mädchen, Kollegin in spe! Und mit Träumen kommt man nicht weiter auf dieser Erde. Hat dir das noch keiner gesagt?«

      »Doch! Aber die Träume gehören zu unserem Leben!« hatte Jasmine zurückgeflüstert. »Wer schon kann ohne Träume leben?«

      »Nur tragen die Träume verschiedene Gesichter«, hatte der Mann zu bedenken gegeben.

      Jasmine schaute in dieser Sekunde nicht in die blauen Augen.

      Sie wußte auch nicht, daß Harald Brockdorff die Erfüllung seines Traumes allein im Berufserfolg sah.

      Nicht in der Liebe! Nicht im Gefühl, das sich dem anderen verschenkte.

      Im Traum Harald Brockdorffs gab es für andere keinen Platz. Er allein stand im Mittelpunkt.

      Jasmine hatte es nicht bemerkt. Ihr zärtliches junges Herz war aufgeblüht in diesen kurzen Wochen nach der entsetzlichen Sturmflut.

      Sie tanzte so gut wie niemals zuvor. Und selbst wenn sie Abschnitt für Abschnitt ihrer Doktorarbeit büffelte, summte sie vor sich hin.

      Ach, das Leben war schön!

      *

      Michail Fürst von Bassarow nutzte die Vorstellung, in der sich rings um ihn Kindergesichter erhitzten und Kinderaugen glühten, zu einem kleinen Schlaf.

      Stoffel und Vronli warfen sich im dämmrigen Zuschauerraum Blicke zu.

      Wirklich, sie hatten Glück! Frau Franzen hätte ganz gewiß den auf Stoffels Knien hochaufgerichteten Julius gesehen.

      Papa aber merkte nichts.

      Und Julius schien das Schauspiel auf der Bühne genauso zu genießen wie seine kleine Herrin. Hin und wieder rieb er seinen dicken Kopf mit den klugen grünen Augen an Stoffels Schulter, als wolle er ihm für das vermittelte Vergnügen danken.

      Bis dann auf einmal…

      Der Regisseur hatte sich als Verzauberung ein Winterbild ausgedacht, dessen Mittelpunkt eben jener Tanz der Schneekönigin mit ihren Schneeflocken bildete, dem auch Jasmine entgegenfieberte.

      Glitzernd tanzten Schneeflocken – ganz echt, wie Vronli mit strahlenden Augen feststellte – vom Bühnenhimmel herab. Das Kuchenhaus der Hexe glich einem glitzernden Winterparadies.

      Dieses Glitzern aber hatte es Julius angetan.

      Noch ehe es die entsetzten Kinder verhindern konnten, sprang er mit einem gewaltigen Satz von Stoffels Knien mitten auf die Bühne.

      Julius stellte sich auf die Hinterbeine.

      Seine Pfoten griffen spielend in die tanzenden Schneesterne.

      Ah – und nun glänzte es beinahe atemberaubend. Julius, dem grauen Kater, verschlug es beinahe ebenso den Atem wie Stoffel und Vronli, die sich auf ihren Sitzen vor Angst kaum zu bewegen wagten.

      Da tanzte Jasmine aus den Kulissen hervor, zart, silbern glänzend, zerbrechlich wie ein Porzellanfigürchen: die Schneekönigin.

      Jasmine hörte ihn raunzen und maunzen, den Kater Julius, dem sie einmal das Leben gerettet hatte.

      In diesem Augenblick aber galt es nicht Julius’ Leben, sondern eine ohnehin schon gefährdete Aufführung zu retten.

      »Julius!« lockte die dahinschwebende Jasmine.

      »Julius!«

      Der Kater kannte die Stimme, und mit der tänzerischen Anmut der Katzen folgte er der dahinschwebenden Jasmine.

      Es sah aus, als sei diese Szene eingeplant, und im Zuschauerraum war man begeistert.

      »Ein Kater, ein richtiger Kater!« jauchzten die Größeren.

      Na, wenn sie das daheim erzählten, würde es ihnen ja gar keiner glauben, daß tatsächlich ein richtiger Kater auf der Bühne auftreten war.

      Und wie er tanzte!

      In den Kulissen brach nicht nur dem Inspizienten der Angstschweiß aus.

      Einer nach dem anderen vom technischen Personal schaute sich diese ›Sondereinlage‹ mit Entsetzen an. Die Garderobieren schlugen ein Kreuz.

      Das war ja heute ein Tag!

      Ein Unglück kam eben selten allein!

      Dieser Satz stimmte hundertprozentig.

      Denn was konnte noch alles passieren bei diesem großen Tier, das sich der tanzenden Schneekönigin, die als Ersatz eingesprungen war, an die Fersen heftete.

      Dem Dirigenten des Orchesters wäre beinahe vor Entsetzen der Taktstock aus der Hand gefallen.

      Da aber lachten die Augen der zauberhaften Schneekönigin ihn von der Bühne her an. Solche Nerven möchte ich haben! dachte der weißhaarige Dirigent. Ja, die Jugend, die wird wirklich noch mit allem fertig!

      Jasmine aber wußte nicht, daß sie eiserne Nerven hatte, weil sie jung war.

      Sie wußte allein, daß sie diesen Kater Julius nun einmal in ihr Herz geschlossen hatte, schon wegen Stoffel und Vronli, die also heute im Theater sitzen mußten.

      Nach der Katastrophennacht hatte sie sie nicht wiedergesehen.

      Jasmine hatte ein sehr formelles Dankschreiben vom Vater der beiden Kinder erhalten, dazu eine wunderschöne Handtasche aus Krokodilleder. Einen persönlichen Kontakt hatte dieser ihr unbekannte Vater von Stoffel und Vronli nicht gesucht.

      In seinem Brief schrieb er von beruflicher Anspannung, gerade jetzt in den Vorweihnachtswochen.

      Nun – Jasmine achtete es, wenn andere in ihrem Beruf fleißig arbeiteten wie sie selbst.

      Nur die Kinder hätte sie gern einmal wiedergesehen.

      Und jetzt baute Julius ihr die Brücke dazu.

      Jasmines zartes, kleines Gesicht strahlte, ihre Augen sprühten vor inneren Glücksgefühls.

      Jetzt warf Jasmine dem Dirigenten einen Blick zu.

      Und während sie den Kater Julius hochhob, ihr zartes Gesicht in seinem weichen Fell verbarg, schloß das Orchester mit einem gewaltigen Akkord.

      In dem verdunkelten Zuschauerraum brauste jetzt Beifall auf, wie ihn das Opernhaus in seiner langen Theatergeschichte selten erlebt hatte.

      Auch Stoffel und Vronli klatschten, daß ihre Hände schmerzten.

      Davon wurde Michail von Bassarow aufgeschreckt.

      »Ist es zu Ende?« Er fand sich nur langsam in die Wirklichkeit zurück.

      »Papa! Papa! So sieh doch nur!«

      Vronli legte das Händchen aufmunternd auf des Vaters Arm.

      Stoffel beugte sich über das Vronli und zupfte den Vater sehr energisch am Ärmel.

      »Papa, das ist doch Jasmine, unsere Jasmine, weißt du, aus der Sturmnacht. Und unser Julius hat mit ihr getanzt. Und wie er das gemacht hat! Julius! Julius!« schrie Stoffel begeistert mit seiner lautstarken Bubenstimme.

      Von allen Seiten fiel das Echo ein:

      »Julius! Julius!«

      Die Kinder vom Parkett bis hinauf zu den obersten Rängen waren nicht mehr zu halten.

      »Schneekönigin! Julius!«

      Das Weiterspielen war einfach unmöglich.

      »Julius?« fragte Michail Bassarow langsam. »Julius? Ist das denn nicht euer Kater? Wie kommt der denn auf die Bühne?«

      »Oh, Papa!« Stoffel senkte ein wenig schuldbewußt den Kopf. »Ich


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