Intention. Lynne McTaggart

Intention - Lynne McTaggart


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indem sie über zeitweilig existierende oder „virtuelle“ Quanten Energie austauschen. Diese erscheinen, so glaubt man, aus dem Nichts, verbinden sich in einem einzigen Augenblick miteinander, heben sich gegenseitig auf und erzeugen dadurch zufällige Energieschwankungen ohne offensichtliche Ursache. Virtuelle Teilchen oder negative Energiezustände nehmen keine physische Form an, deshalb können wir sie nicht direkt beobachten. Selbst „nachweisbare“ Teilchen sind nicht mehr als kleine Energieknoten, die kurz auftauchen und dann wieder in das darunter liegende Energiefeld verschwinden.

      Dieses Hin und Her, das damit also einen gigantischen energetischen Grundpegel bildet, ist allgemein als Nullpunkt-Feld bekannt. Das Feld wird deshalb „Nullpunkt“ genannt, weil selbst am Temperaturnullpunkt, wenn theoretisch alle Materie ihre Bewegung einstellt, diese winzigen Fluktuationen noch nachweisbar sind. Selbst an der kältesten Stelle des Universums kommt die subatomare Materie niemals zur Ruhe, sondern setzt ihren kleinen „Energietango“ fort.16

      Die Energie, die bei jedem Hin und Her zwischen Teilchen entsteht, ist unvorstellbar gering – gerade mal ein halbes Photon. Doch zählte man alle Tauschvorgänge zwischen den subatomaren Teilchen im Universum zusammen, so ergäbe sich ein unerschöpflicher Energievorrat unermesslichen Ausmaßes, der die ganze Energie in der Materie um den Faktor 1040 (eine 1 gefolgt von 40 Nullen) übertrifft.17 Richard Feynman selbst bemerkte einmal, dass die Energie in einem Kubikmeter Raum ausreichen würde, um alle Ozeane der Erde zum Kochen zu bringen.18

      Nach Heisenbergs Entdeckungen zur Nullpunkt-Energie haben die meisten Mainstream-Physiker die Zahlen, die für die Nullpunkt-Energie stehen, aus ihren Gleichungen gestrichen. Sie nahmen an, dass das Nullpunkt-Feld nichts ändere und man daher gefahrlos „wieder zur Tagesordnung zurückkehren“ könne, da es in der Materie stets vorhanden und allgegenwärtig ist. Doch während der Ölkrise 1973, als man nach Alternativen zu fossilen Brennstoffen suchte, begann der amerikanische Physiker Hal Puthoff auszurechnen, wie man die reichlich vorhandene Energie des leeren Raumes für Transportzwecke auf der Erde und zu fernen Galaxien nutzen könne; inspiriert wurde er dabei von dem Russen Andrej Sacharow.

      Puthoff untersuchte das Nullpunkt-Feld über 30 Jahre lang. Mit einigen Kollegen hatte er nachgewiesen, dass dieser konstante Energieaustausch aller subatomaren Materie mit dem Nullpunkt-Feld für die Stabilität des Wasserstoffatoms verantwortlich ist – und damit folglich für die Stabilität aller Materie.19 Entfernte man das Nullpunkt-Feld, dann würde alle Materie in sich selbst zusammenfallen. Er zeigte auch, dass die Nullpunkt-Energie zwei Grundeigenschaften der Materie erklärt: Trägheit und Schwerkraft.20 Puthoff arbeitete auch an einem Projekt, das von Lockheed Martin und verschiedenen amerikanischen Universitäten mit vielen Millionen finanziert wurde; damit wollte man die Nullpunkt-Energie für die Raumfahrt nutzbar machen – ein Programm, das 2006 an die Öffentlichkeit gelangte.

      Viele merkwürdige Eigenschaften der Quantenwelt wie Unschärfe oder Verschränkung ließen sich erklären, wenn man das immer währende Wechselspiel aller Quanten mit dem Nullpunkt-Feld einkalkulierte. Nach Puthoffs wissenschaftlichem Verständnis gleicht die Verschränkung zwei Stangen, die am Rand des Ozeans in den Sand eingegraben sind und in Kürze von einer riesigen Welle getroffen werden. Wenn sie beide umstürzten und man nichts von der Welle wüsste, könnte man meinen, ein Stab wirke auf den anderen ein, und würde das als nicht-lokale Wirkung bezeichnen. Das ständige Wechselspiel der Quanten mit dem Nullpunkt-Feld könnte nicht-lokalen Wirkungen zwischen Teilchen zugrunde liegen, indem es einem Teilchen ermöglicht, mit jedem anderen in jedem Moment verbunden zu sein.21

      Benni Rezniks Arbeit in Israel mit dem Nullpunkt-Feld und der Verschränkung begann mathematisch mit der entscheidenden Frage: Was würde mit einem hypothetischen Paar Messfühler passieren, die mit dem Nullpunkt-Feld in Wechselwirkung stehen? Nach seinen Berechnungen würden die Messfühler, sobald sie mit dem Nullpunkt-Feld interagieren, beginnen miteinander zu reden und wären schließlich verschränkt.22

      Wenn alle Materie im Universum mit dem Nullpunkt-Feld interagiert, bedeutet das ganz einfach, dass alle Materie miteinander verbunden und potenziell durch Quantenwellen im ganzen Kosmos verschränkt ist.23 Und wenn wir und der ganze leere Raum eine einzige Verschränkung sind, dann müssen wir unsichtbare Verbindungen mit Dingen, die von uns entfernt sind, aufbauen. Wenn man die Existenz des Nullpunkt-Feldes und die Verschränkung annimmt, dann ergibt sich ein funktionierender Mechanismus, der erklärt, warum die Signale, die durch Gedankenkraft erzeugt werden, von jemand anderem viele Kilometer entfernt aufgenommen werden können.

      * * *

      Sai Ghosh hatte nachgewiesen, dass Nicht-Lokalität in großen Grundbausteinen der Materie existiert, und andere Wissenschaftler haben bewiesen, dass die ganze Materie im Universum in gewisser Weise ein Satellit eines großen zentralen Energiefeldes ist. Doch wie kann Materie durch diese Verbindung beeinflusst werden? Die zentrale Annahme der ganzen klassischen Physik besagt, dass große materielle Dinge im Universum feste Teile sind, vollendete Tatsachen, Ergebnisse eines Entstehungsprozesses. Wie lassen diese sich möglicherweise ändern?

      Vedral hatte die Gelegenheit, dieser Frage nachzugehen. Denn er wurde eingeladen, mit dem bekannten Quantenphysiker Anton Zeilinger zu arbeiten. Bei der bizarrsten Erforschung des Wesens von Quanteneigenschaften war dessen Labor am Institut für Experimentalphysik an der Universität von Wien ganz vorn mit dabei. Zeilinger selbst war zutiefst unzufrieden mit der gängigen wissenschaftlichen Erklärung der Natur und er hatte diese Unzufriedenheit und das Streben, sie zu überwinden, an seine Studenten weitergegeben.

      In einer extravaganten Aktion hatte Zeilinger mit seinem Team ein Paar Photonen unterhalb der Donau verschränkt. Sie hatten mittels einer Glasfaser einen Quantentunnel quer durch das Donauflussbett errichtet. In seinem Labor bezeichnete Zeilinger die einzelnen Photonen gern als Alice und Bob und gelegentlich als Carol oder Charlie, wenn er ein drittes Photon brauchte. Alice und Bob, die durch 600 Meter Fluss voneinander getrennt waren und sich nicht sehen konnten, erhielten eine nicht-lokale Verbindung aufrecht.24

      Zeilinger interessierte sich besonders für die Superposition und die Konsequenzen der Kopenhagener Interpretation – wonach subatomare Teilchen nur in einem Zustand des Potenzials existieren. Können Objekte und nicht einfach nur die subatomaren Teilchen, aus denen sie bestehen, in diesem „Spiegelsaal-Zustand“ existieren?, so fragte er sich. Um dieser Frage nachzugehen, benutzte Zeilinger eine Vorrichtung, die Talbot-Lau-Interferometer genannt wird; entwickelt hatten sie einige Kollegen am MIT und sie arbeitet mit einer Abwandlung des berühmten Doppelspaltexperiments von Thomas Young, einem britischen Physiker des 19. Jahrhunderts. Bei Youngs Experiment wird ein bloßer Lichtstrahl durch ein einzelnes Loch oder einen Spalt auf einen Schirm geschickt, dann durch eine zweite Wand mit zwei Löchern, bevor er schließlich auf einem dritten, weißen Schirm ankommt.

      Wenn zwei Wellen in Phase schwingen (das heißt, gleichzeitig ihre Wellenberge und -täler durchlaufen) und aufeinandertreffen – eine Situation, die technisch als „Interferenz“ bezeichnet wird –, dann ist die gemeinsame Welle größer als jede einzelne Amplitude. Das Signal verstärkt sich. Das läuft auf eine Einprägung oder einen Informationsaustausch hinaus, den man als „konstruktive Interferenz“ bezeichnet. Wenn Wellenberg und Wellental zweier Wellen nicht zeitgleich verlaufen, kommt es zu Auslöschungen; das bezeichnet man als „destruktive Interferenz“. Bei der konstruktiven Interferenz wird das Licht heller, wenn alle Wellen synchron schwingen, destruktive Interferenz löscht das Licht aus und führt zu völliger Dunkelheit.

      Bei dem Experiment bildet das Licht, das durch die zwei Spalten geschickt wird, ein Zebrastreifenmuster mit abwechselnd dunklen und hellen Streifen auf dem dritten weißen Schirm. Wenn Licht einfach nur eine Reihe von Teilchen wäre, würde man die zwei hellsten Flecken direkt hinter den zwei Spalten des zweiten Schirms sehen. Doch der hellste Abschnitt des Musters befindet sich auf halber Strecke zwischen den zwei Spalten und wird durch die gemeinsame Amplitude der Wellen hervorgerufen, die sich am stärksten addieren.

      Aufgrund dieses Musters erkannte Young als Erster, dass sich Licht, das durch die zwei Spalten fällt, in sich überlagernden Wellen ausbreitet.

      Eine moderne Variante dieses Experiments schießt einzelne Photonen durch den Doppelspalt.


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