Die Kraft der Präsenz. Richard Moss

Die Kraft der Präsenz - Richard Moss


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Spiel zu befreien. Widerstehen Sie also der gewohnheitsmäßigen Versuchung, sich selbst zu bestrafen, wenn Sie sich bei dem Gefühl ertappen, auf die eine oder andere Weise etwas Besonderes zu sein. Lernen Sie stattdessen, sanft über das zu lächeln, was Sie erkannt haben, und belohnen Sie sich für Ihr Gewahrsein.

      Sich selbst für Gewahrsein zu belohnen ist für die meisten Menschen eine ganz neue Vorstellung. Ich schlage immer Folgendes vor: Wenn Ihnen bewusst wird, dass Ihr Ego etwas Besonderes aus Ihnen macht – und sei es etwas, was Sie in der Regel verurteilen oder für das Sie sich schämen –, dann sagen Sie einfach „ja“ zu sich selbst, gefolgt von einem „Danke“ und einem „Es tut mir leid“.

      Mit dem Ja bekräftigen Sie, dass Sie wach geworden sind und das Besonderheitsspiel erkannt haben, während das Danke eine angedeutete Verbeugung vor Ihrem bewussten Selbst ist, das Sie aufmerksam gemacht hat. Das abschließende „Es tut mir leid“ erkennt an, dass die Geschichte, die Sie sich zu erzählen begonnen haben, Leiden und Unglück verursacht hat. Es ist eine an Sie selbst gerichtete Entschuldigung. Wenn Sie nun noch ein Lächeln hinzufügen, dann wird es nicht nur auf Ihrem Gesicht erscheinen, sondern im gesamten Körper spürbar sein. Versuchen Sie das einmal: Lassen Sie aus der Tiefe Ihres Inneren ein Lächeln aufsteigen. Erzwingen Sie es nicht, lassen Sie es einfach kommen. Spüren Sie, welches Gefühl dieses von innen kommende Lächeln in Ihnen verursacht – es ist eine spürbare Möglichkeit, sich selbst für Ihr Gewahrsein zu belohnen.

      Die heilende Kraft des Gewahrseins

      Wenn es darum geht, die günstigsten Voraussetzungen für Heilung zu schaffen, ist es sehr wichtig, Folgendes zu erkennen: Wenn Sie von den Gedanken und Emotionen gesteuert und kontrolliert werden, die aus Ihrem Gefühl der Besonderheit entspringen, können Sie mit der tieferen Weisheit des Lebens weniger in Resonanz gehen. Das ist so, als hätten Sie einen Radiosender gewählt, dessen aufhetzende Meinungen Angst, Wut, Schuldgefühle oder Verwirrung in Ihnen verbreiten, anstatt auf einen Kanal zu wechseln, dessen Meldungen Ihnen Einsichten, Klarheit und Weisheit vermitteln.

      Wenn Sie emotional hin und her gerissen sind zwischen Angst und Hoffnung oder zwischen Schuld und Vorwürfen, dann ist das anstrengend. Auch das Verteidigen Ihrer Position als etwas Besonderes kostet Kraft. Wenn die Macht des Ego, Sie ständig in emotionale Wechselbäder zu tauchen, nachlässt, können Sie wieder ungehindert in Resonanz mit dem grenzen- und zeitlosen Feld der Präsenz gehen. Dieses Feld wartet auf Sie und ist stets verfügbar, denn solange Ihr Ego es nicht überblendet, sind Sie immer ein Teil von ihm. Plötzlich fühlen Sie sich auf eine Art und Weise unterstützt, die für Ihr Ego völlig unvorstellbar ist.

      Aus diesem Grund ist es für einen Menschen, der das Gewahrsein des gegenwärtigen Moments übt und pflegt, wesentlich weniger schlimm, krank zu sein. Auch der Tod ist kein großes Drama mehr, denn Sterben ist letztendlich ein völlig natürliches Ereignis. Sie können sich nicht einerseits damit identifizieren, etwas Besonderes zu sein, und andererseits gleichzeitig präsent, entspannt und im Flow sein. Echtes Wohlbefinden und das Gefühl der Besonderheit schließen sich gegenseitig aus.

      Ihr Ego weiß einfach nicht, dass es Teil eines größeren Feldes aus Intelligenz, Liebe und Unterstützung ist. Es glaubt, ein eigenes Wesen zu sein, eine eigenständige Welt. Um diese Welt zu erhalten, muss es sorgfältig darauf achten, dass Sie in seinem Drama weiter mitspielen und sich entweder überproportional wichtig oder aber missachtet fühlen. Es muss (ihm unerwünschte) Veränderungen beklagen und Ängste vor dem Verfehlen der von ihm entworfenen Zukunft schüren. Es muss Ihnen sagen, dass Krankheit unfair sei, denn es kann weder Krankheit noch Tod als etwas Natürliches betrachten. Also muss es heroisch danach streben, wieder gesund zu werden, denn es versteht nicht, dass jede Konzentration auf diese Art von Geschichte ein emotionales Umfeld schafft, das Liebe verhindert – selbst dann, wenn der Austausch von Liebe Ihnen am meisten am Herzen liegt. In jedem Fall kann das Ego nicht erkennen, dass seine eigene, dem Verstand entsprungene emotionale Welt Sie in Ihrem Heilungsprozess keineswegs unterstützt.

      Aus Traum und Drama erwachen!

      Ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie mitten in der Nacht aufgewacht sind und sich Sorgen über etwas gemacht haben? Vielleicht über ein Problem bei der Arbeit oder über einen dummen Streit. Wahrscheinlich ist Ihr Verstand wie wild hin und her gesprungen, da jeder angstvolle Gedanke Sie an etwas erinnert hat, was wiederum einen neuen Anlass zur Sorge gab. Vielleicht haben Sie plötzlich über eine unangenehme Situation mit einem Verwandten nachgedacht oder Sie haben sich daran erinnert, wie abweisend ein Kollege bei der Arbeit zu Ihnen war, und nun fühlen Sie sich gekränkt und verärgert. Sicher haben Sie auch Gespräche in Ihrem Kopf immer wieder durchgespielt und es bedauert, bestimmte Dinge gesagt oder nicht gesagt zu haben, oder Sie haben sich innerlich Sätze zurechtgelegt, die Sie sagen wollen, wenn Sie das nächste Mal in eine solche Situation kommen … Fest steht in jedem Fall, dass die gedankliche Beschäftigung mit dem Thema Sie zusätzlich aufgewühlt hat.

      Vielleicht sind Sie auch aufgewacht und haben sich Sorgen über Geld gemacht, über die Rechnungen, die sich auf Ihrem Schreibtisch türmen. Wie wollen Sie das nur packen? Womöglich führte das auch zu Gedanken über andere Leute, die mehr Geld haben als Sie oder die sich um Geld keine Gedanken machen müssen. Hat das Gefühl des Neids bewirkt, dass Sie sich noch hilfloser oder wütender oder noch stärker als Opfer gefühlt haben?

      Da lagen Sie also und wälzten sich ruhelos im Bett herum, erschöpft von Ihren eigenen Gedanken und Emotionen. Außerdem war Ihnen bewusst, dass Sie am nächsten Tag so einiges zu erledigen hatten – und schon gesellte sich die Angst dazu, nicht mehr einschlafen zu können. Wie sollten Sie nur den nächsten Tag überstehen – ohne ausreichenden Schlaf? Und so entstand ein neuer Teufelskreis an Gedanken, der Sie in seine scheinbare Realität hineinzog …

      Wenn Ihnen das, was ich hier beschrieben habe, bekannt vorkommt, sollten Sie sich deswegen nicht schlecht fühlen. Es ist einfach eine typische Reaktion des Ego, die einsetzt, wann immer Sie sich in irgendeiner Weise bedroht oder unsicher fühlen, also beispielsweise speziell dann, wenn eine schwere Krankheit droht oder Sie sich inmitten in einer größeren Veränderung befinden. Das Ego weiß einfach nicht, wie es mit schwierigen Gefühlen (wie Verwundbarkeit oder Machtlosigkeit) umgehen soll. Wenn das Ego Regie führt, können Sie eine gewisse Dynamik beobachten: Ein Gedanke erzeugt eine Emotion, die zu einem weiteren Gedanken führt, der die nächste Emotion hervorruft … So drehen wir uns im Kreis, wie ein Hund, der seinem eigenen Schwanz nachjagt. Dabei werden wir immer nervöser und unglücklicher, auch wenn es uns ansonsten gerade gut geht und wir warm und sicher im Bett liegen. Das Interessante dabei ist, dass Sie das ursprüngliche Gefühl, dass diese ganze Gedankenlawine ausgelöst hat, nie wirklich erkennen; Sie bekommen es nicht zu Gesicht und können ihm nicht mit vollem Gewahrsein begegnen.

      Damit Sie dermaßen in Fahrt kommen, muss das Ego Sie gegenüber dem gegenwärtigen Moment blind machen, denn wenn Sie im Hier und Jetzt völlig präsent sind, gibt es keinen Raum für das Ego. Aus Selbsterhaltungstrieb zerrt das Ego Sie daher aus dem Jetzt und damit aus der Realität heraus – mit jedem Gedanken ein Stückchen weiter. Wenn Sie beginnen zu beobachten, was Ihr Ego da anstellt (und dazu kommen wir in Kürze), werden Sie feststellen, dass es Sie aus dem Jetzt nur an vier andere Orte bringen kann: in die Vergangenheit, in die Zukunft, in Geschichten über Sie selbst oder in Geschichten über andere.

      Die gute Nachricht ist, dass Sie dieses „Karussell“ verlassen können, sobald Sie bemerken, dass Sie nicht in der Gegenwart sind. Fragen Sie sich: „Was passiert jetzt in diesem Moment?“ Schauen Sie sich um, beobachten und lauschen Sie. Worin bestehen die Unterschiede zwischen Ihrer tatsächlichen Situation und Umgebung – Geräusche, Licht, Farben und so weiter – und der mentalen und emotionalen Welt, die von Ihren Gedanken erzeugt wird? Nehmen Sie Ihren Atem und Ihren Körper bewusst wahr. Entspannen Sie sich. Sie sind vielleicht krank, aber Sie werden nicht angegriffen – außer von Ihren eigenen Gedanken.

      Erkennen Sie, was Ihr Ego getan hat? Es hat Sie aus der Gegenwart herausgezerrt, hinein in die Welt der Erinnerungen und Erwartungen. Gedanken an die Vergangenheit haben zu Emotionen wie Schuld, Vorwürfen, Bedauern oder Nostalgie geführt, Gedanken an eine imaginäre Zukunft zu Angst und Furcht. Sie


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