Die Hormonrevolution. Michael E Platt

Die Hormonrevolution - Michael E Platt


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trockene Haut, brüchige Nägel, niedrige Körpertemperatur, Lustlosigkeit und Gedächtnisprobleme. Bei Frauen kommen noch zusätzlich schmerzhafte Menstruationsblutungen (mit Blutklumpen) dazu sowie Haarausfall. Schilddrüsenhormone haben einen Einfluss auf die Intensität unseres Stoffwechsels (Metabolismus). Dr. Atkins, der Erfinder der Atkins-Diät sagte, der wichtigste Grund für eine „metabolische Resistenz“ – so nennt er es, wenn der Körper nicht in der Lage ist, Fett zu verbrennen –, sei ein Mangel an Schilddrüsenhormonen.

      Das „falsche“ Schilddrüsenhormon

      Obwohl es die meisten Menschen nicht wissen, gibt es zwei Arten von Schilddrüsenhormonen, und zwar Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Die Schilddrüse produziert hauptsächlich T4, welches dann in der Leber zu T3 verstoffwechselt wird. Thyroxin (T4) ist das Schilddrüsenhormon mit der geringen Wirkung, denn es ist eigentlich ein Speicherhormon. Trijodthyronin (T3), die aktive Form des Hormons, ist notwendig für die meisten, jedoch nicht für alle Funktionen in unserem Körper. Ein T3-Mangel ruft Symptome einer Unterfunktion hervor.

      Wenn Ärzte heutzutage Schilddrüsenprobleme behandeln, untersuchen sie leider meistens nur T4 und halten es fälschlicherweise für den maßgeblichen Faktor, um den Stoffwechsel eines Menschen zu beurteilen. Sie verstehen nicht, dass manche Menschen einen vollkommen normalen T4-Spiegel haben können und dennoch hypothyreot (in der Unterfunktion) sind, weil ihr Körper nicht genügend T4 in T3 umwandeln kann. Solange der Körper dazu nicht in der Lage ist, wird immer ein nötiger Bestandteil für einen normal funktionierenden Stoffwechsel fehlen.

      Die am meisten verschriebenen Medikamente zur Behandlung von Schilddrüsenunterfunktion sind (in Deutschland, Anm. d. Übers.) reine T4-Medikamente wie L-Thyroxin®, L-Thryox®, Euthyrox®, Eferox®, Berlthyrox® usw. Das kann also im Einzelfall heißen, dass vielen Menschen, die unter einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, ein Medikament verabreicht wird, das ihre Probleme vielleicht nur unzureichend behebt. In meinem Beruf begegne ich immer wieder Patienten, die jahrelang Thyroxin eingenommen haben, ohne jemals eine Verbesserung ihrer Schilddrüsenfunktionsstörung zu erzielen. Die Ärzte verschreiben jedoch weiterhin T4-Medikamente – trotz ausbleibendem Erfolg, da die Blutproben ja normale T4-Spiegel zeigen und der T3-Wert häufig gar nicht untersucht wird. Wie bereits gesagt: Zu viele Ärzte behandeln Laborwerte statt Patienten. Es gibt zwar T3-Präparate, aber sie werden meistens von der Ärzteschaft ignoriert.

      Es gibt außerdem zahlreiche Medikamente, die den Schilddrüsenstoffwechsel stören und die Umwandlung von T4 in T3 verhindern oder verlangsamen. Das sind zum Beispiel Statine (CSE-Hemmer, Cholesterinsenker), wie Lipitor® und Zocor®. Sie senken den Coenzym-Q-10-Spiegel, der wichtig ist für die Umwandlung von T4 in T3. Ich werde nochmals in Kapitel 19 (vgl. S. 177) darauf zurückkommen, wenn ich über Medikamente schreibe, die eine erfolgreiche Gewichtsabnahme verhindern können.

      Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der häufigste Grund für einen erhöhten Cholesterinspiegel eine Unterfunktion der Schilddrüse ist. Das heißt, dass Patienten, die Statine gegen erhöhte Cholesterinwerte einnehmen, eigentlich die Schilddrüsenfunktion blockierende Medikamente einnehmen und so versuchen ein Leiden zu behandeln, das aber eigentlich durch die Unterfunktion der Schilddrüse hervorgerufen wurde. Wenn ich Menschen mit hohen Cholesterinwerten sehe, denke ich zuerst daran, dass sie eine latente Unterfunktion der Schilddrüse haben könnten. Früher bezeichnete man Cholesterin auch als „den Schilddrüsentest des armen Mannes“.

      Betablocker wie Atenolol®, Concor® oder Lopressor® blockieren ebenfalls die Umwandlung von T4 in T3. Kardiologen verschreiben diese Medikamente ihren Patienten, um die Beanspruchung des Herzens zu reduzieren. Jedoch ist beinahe immer damit eine Gewichtszunahme verbunden und diese wiederum ist der größte Risikofaktor für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße.

      TSH: Schilddrüsenstimulierendes Hormon

      Es tut mir leid, wenn diese Erörterung nun ein wenig lang und technisch wird, aber man darf die außerordentliche Rolle, die die Schilddrüsenfunktion spielt, nicht unterschätzen. Ich glaube, dass Millionen Menschen wegen einer Schilddrüsenunterfunktion falsch, unzureichend oder überhaupt nicht behandelt werden. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens hören viele Ärzte ihren Patienten nicht zu, zweitens werten viele Ärzte die Laborberichte nicht richtig aus.

      Die meisten Ärzte betrachten den TSH-Test (Thyroidea Stimulating Hormone, kurz: TSH) als den wichtigsten Schilddrüsentest; meist ist dies sogar die einzige Untersuchung, die angeordnet wird. Die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) reagiert auf ein Absinken des Schilddrüsenhormonspiegels mit der Ausschüttung des stimulierenden Stoffes TSH, um die Schilddrüse zur vermehrten Hormonbildung anzuregen. „Normale“ TSH-Werte fallen je nach Labor in einen Bereich zwischen etwa 0,3 und 4,2 (hierbei handelt es sich um die in Deutschland gängigen Laborparameter, in den USA reicht die Norm sogar bis 5,5; Anm. d. Übers.). Wenn Ihr TSH-Spiegel in diesem Bereich liegt, dann wird Ihr Arzt vermutlich sagen, dass Sie gesund sind und Ihnen keine Schilddrüsenmedikamente verordnen. Was viele Ärzte nicht wissen: Ein TSH-Spiegel, der höher als 1,0 ist, besagt bereits, dass Ihre Hirnanhangsdrüse Ihrer Schilddrüse das Signal gibt, mehr Schilddrüsenhormon zu produzieren. Dieser riesige Normbereich wurde nämlich willkürlich festgelegt, indem man einfach bei 100 Medizinstudenten den TSH-Wert bestimmte und daraus eine Bandbreite errechnete, ohne dabei die eigentliche Schilddrüsenfunktion zu berücksichtigen.

      Ärzte behandeln normalerweise erst ab einem deutlich erhöhten TSH-Wert von mehr als 4,2. Doch Patienten mit solch hohen Werten sind bereits in einer massiven Unterfunktion. Mein Bestreben ist es, den TSH-Wert so nahe wie möglich an die 0,3-Schwelle heranzubringen, denn dann kann ich sicher sein, dass die Patienten beinahe 100 Prozent des verabreichten Schilddrüsenhormons verwerten. Um dies zu erreichen, betrachte ich jedoch alle Parameter: T4 und T3 sowie TSH. Bei Patienten, die nur ein Thyroxin-Monopräparat (T4) einnehmen, kann ein niedriger TSH-Wert unter Umständen auch darauf hinweisen, dass er zu viel davon einnimmt.

      Was Sie tun können

      Die korrekte Bewertung einer Schilddrüsenfunktion beinhaltet immer die Krankengeschichte des Patienten und die Anordnung der richtigen Laboruntersuchungen. Zeichen und Symptome von Schilddrüsenunterfunktion, wie bereits erwähnt, sind u.a.: trockene Haut (der Patient verwendet in der Regel sehr viel Creme), brüchige oder weiche Nägel, kalte Füße, schmerzhafte Regelblutung mit Klumpen, niedrige Körpertemperatur, Müdigkeit, Gedächtnisstörungen, trockenes und brüchiges Haar, erhöhte Cholesterinwerte und Gewichtszunahme. Ein adäquater Schilddrüsentest muss beinhalten:

      – freies T4

      – freies T3

      – TSH

      Bitte beachten Sie: „Freies“ T4 und „freies“ T3 bedeutet leider nicht, dass keine Kosten entstehen. Das Wort „frei“ bezieht sich auf den Zustand des Schilddrüsenhormons, d.h. es ist nicht gebunden, liegt in biologisch aktiver Form im Körper vor und kann daher nicht beeinflusst werden von schilddrüsenhormonbindendem Eiweiß (Globulin).

      T3-Präparate

      Meiner Ansicht nach muss eine sinnvolle Schilddrüsenmedikation beide Schilddrüsenhormone beinhalten. Es sind verschiedene T3-Monopräparate (in Deutschland; Anm. d. Übers.) erhältlich, z.B. Thybon® und Trijodthyronin®. Außerdem gibt es Kombipräparate (in Deutschland; Anm. d. Übers.), die sowohl T4 als auch T3 beinhalten, z.B. Novothyral® und Prothyrid®.

      Ich verschreibe am liebsten Armour®, ein bioidentisches Kombinationspräparat (es enthält T3 und T4), das ein- oder zweimal täglich eingenommen wird. (Armour® ist in Deutschland nicht zugelassen, kann aber problemlos von einem Arzt verschrieben und über die internationale Apotheke bezogen werden; Anm. d. Übers.).

      Sinkt der fT3-Wert trotz ausreichender T4-Substitution in den unteren Normbereich oder gar darunter, muss immer an eine Konversionsstörung gedacht und zusätzlich T3 verschrieben werden, z.B. in einer Anfangsdosis von


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