Metabolic Typing. William L Wolcott
Woher ich das alles weiß? Nun, Metabolic Typing ist keine ganz neue Theorie und keine Modediät. Im Lauf der letzten Jahrzehnte wurde es von einigen zehntausend Menschen mit großem Erfolg angewendet. Die praktischen Erfahrungen sind überwältigend positiv. Trotzdem können Sie es natürlich nur selbst für sich ausprobieren und feststellen, wie gut es bei Ihnen wirkt.
Kapitel 1 Was nicht zu Ihnen passt, schadet Ihnen
Traditionelle Ernährungsformen haben ihre Berechtigung
Auch wenn es schwer zu glauben ist: Es gibt in entlegenen Gegenden dieser Welt durchaus noch alte, eingeborene Kulturen, in denen unsere modernen Epidemien – wie Übergewicht, Herzkrankheiten, Krebs, Diabetes, Kolitis, Bluthochdruck, Arthritis und Ähnliches – praktisch unbekannt sind.
Wissenschaftler haben immer wieder isoliert lebende Gemeinschaften untersucht, die wesentlich gesünder und fitter sind als wir mit unserer modernen Zivilisation. Und das, obwohl sie unter primitiven Bedingungen leben, ohne all die Annehmlichkeiten unserer modernen Gesellschaft – ohne Gerätemedizin, Wissenschaftler, Forschungseinrichtungen, Gesundheitsämter, Fitnesscenter oder Schlankheitsfarmen. Nur seltsam, dass ihre angestammten Ernährungsformen oft so ganz anders sind als alles, was wir für gesund halten.
Da gibt es zum Beispiel die traditionell lebenden Eskimos – deren Immunsystem ist stark und ihr Herz-Kreislauf-System ist gesund, obwohl sie Tag für Tag sehr viel Fett und Fleisch essen. Ihre tägliche Ernährung besteht vor allem aus Karibu, Algen, Lachs, Elch, Robben und Walfett. Oder: Noch heute leben Aborigines im abgelegenen australischen Outback, die so stark und fit wie Spitzensportler sind. Sie ernähren sich wie ihre Vorfahren: von Insekten, Käfern, Würmern, Maden, Beeren und dem Fleisch von Känguru und Wallaby.
Selbst in der Schweiz gab es bis vor kurzem noch abgelegene Bergdörfer, deren Bewohner eine ausgezeichnete Konstitution hatten, sehr alt wurden und sich einer robusten Gesundheit erfreuten, trotz einfacher Lebensbedingungen und langer, eisiger Wintermonate. Auch ihre Ernährung war sehr einfach, bestand vor allem aus Roggenbrot, viel fettreichem Käse, Sahne und roher Ziegenmilch, die durch etwas Wein und Fleisch ergänzt wurden.
Oder schauen Sie sich die Massai in Afrika an. Auch diese sind für ihre außergewöhnliche körperliche und geistige Stärke bekannt und leben seit Jahrhunderten vor allem von Milch, Fleisch und von Blut, dass sie regelmäßig und vorsichtig von ihren lebenden Rindern abzapfen.
Es lassen sich noch viele Beispiele von Angehörigen isoliert lebender Kulturen aufzählen – hoch in den Anden, tief im Regenwald des Amazonas, auf Inseln im Südpazifik –, die sich weiterhin wie ihre Vorfahren ernähren, die ähnlich stark, ausdauernd und frei von Krankheiten sind und oft über 100 Jahre alt werden. Doch Forscher beobachten auch immer wieder: Sobald eine dieser Kulturen unsere modernen Ernährungsgewohnheiten übernimmt, geht es mit ihrer Gesundheit bergab und sie fallen bald den gleichen Krankheiten zum Opfer wie wir.
Einer der Ersten, dem diese Zusammenhänge auffielen, war Weston Price. Er arbeitete Anfang des 20. Jahrhunderts als Zahnarzt in Ohio. Ihn interessierte, warum so viele Amerikaner schlechte Zähne hatten, warum ihre Zähne oft unterentwickelt waren oder eng und schief in zu kleinen Kiefern wuchsen. Er hatte gehört, dass es solche Probleme in „unterentwickelten“ Ländern nicht gab. Kariesbehandlungen, Kieferoperationen, Wurzelbehandlungen und Ähnliches waren dort einfach nicht nötig und er wollte die Gründe dafür wissen.
Also unternahm er ab 1934 mehrere Expeditionen, die ihn in die entlegensten Ecken der Welt führten. Er untersuchte die Zusammenhänge zwischen den Ernährungsgewohnheiten und der Gesundheit vieler traditionell lebender Kulturen in Afrika, Skandinavien, Kanada, Alaska, Australien und im Südpazifik. Dabei fand er immer wieder dasselbe: Krankheiten und Gebrechen, die in Amerika und anderen „zivilisierten“ Gesellschaften normal waren, traten dort nicht auf. Er sah aber auch, dass die Gesundheit schnell schlechter wurde, wenn die traditionellen Ernährungsgewohnheiten von unseren modernen abgelöst wurden.
Das Märchen von einer Ernährung, die für alle richtig ist
Im Laufe ihrer langen Entwicklungsgeschichte und durch die Besiedlung immer neuer Lebensräume mussten sich die Menschen immer wieder anpassen. Ihnen standen ganz unterschiedliche Nahrungsmittel zur Verfügung, je nachdem, wie das Klima und die geographischen Voraussetzungen waren und welche Tiere und Pflanzen in ihrer natürlichen Umwelt lebten.
Diese Anpassung hat dazu geführt, dass wir heute ganz unterschiedliche Ernährungsbedürfnisse vorfinden, vor allem auch was die grundlegenden Bausteine unserer Nahrungsmittel – Kohlenhydrate, Eiweiße und Fett – angeht. So brauchen zum Beispiel Menschen, die seit vielen Generationen in sehr heißen Klimazonen leben, aufgrund ihrer Erbanlagen eine Ernährung, die reich an Kohlenhydraten wie Gemüse, Früchten, Getreide und Hülsenfrüchten ist. Sie liefert ihnen die Energie, die sie für ein aktives Leben in diesen warmen und oft schwülen Regionen brauchen. Ihr Stoffwechsel ist einfach nicht darauf eingestellt, große Mengen tierisches Eiweiß oder viel Fett zu verarbeiten.
Auf der anderen Seite sind Menschen aus kalten, rauen Klimazonen aufgrund ihrer Erbanlagen nicht darauf eingerichtet, mit einer leichten vegetarischen Kost zu überleben. Sie verbrennen schneller Energie und brauchen daher eine schwerere Ernährung, um ihren Stoffwechsel in Gang zu halten. Ein anschauliches Beispiel bieten die Eskimos, die ohne Probleme viel Fett und Eiweiß essen und verstoffwechseln können. Vor dieser Ernährung müsste zum Beispiel das Verdauungssystem von Menschen aus dem Mittelmeerraum kapitulieren.
Eine Ernährung, die für einen Teil der Menschheit gesund ist, würde sich verheerend auf Menschen auswirken, die unter ganz anderen Bedingungen leben.
So hat zum Beispiel schon der bekannte Ernährungsexperte Nathan Pritikin darauf hingewiesen, dass die afrikanischen Bantu sich sehr fettarm ernähren, wie wir es in den USA und anderen industrialisierten Ländern als gesund ansehen. Deshalb sei es kein Wunder, dass unter den Bantu fast jeder gesunde Koronargefäße habe.
Doch Pritikin, seine Nachfolger und viele andere führende Gesundheitsexperten haben seit langem eine fettarme Ernährung für jeden empfohlen. Aber dieser für alle gleiche Ratschlag hat, obwohl er von vielen befolgt wurde, nicht dazu geführt, dass Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Probleme merklich zurückgegangen sind. Denn wie bei allen Empfehlungen, die angeblich für jeden gelten sollen, werden hierbei die großen Unterschiede der individuellen Stoffwechselabläufe und der körperlichen Anlagen übersehen.
Pritikins Empfehlungen gelten nicht für jeden
Schauen Sie sich zum Beispiel die Ernährungsbedürfnisse der Schotten, Waliser und Iren an, die das genaue Gegenteil von den Bedürfnissen der Bantu sind. In ihrer traditionellen Ernährung wurde schon immer viel fettreicher Fisch gegessen. Deshalb – und aus einigen anderen Gründen – brauchen sie mehr Fett als andere. Bemerkenswert ist dabei vor allem: Würden sie die fettarme Ernährung wählen, die bei den Bantu Herz-Kreislauf-Probleme verhindert, so würde sie bei ihnen diese Probleme gerade verursachen.
In der Natur findet man dieses Prinzip immer wieder: Der Ernährungsbedarf ist genetisch vorgegeben. Jede Tierart ist aufgrund ihrer genetischen Programmierung nur auf ganz was ihnen gerade mal schmeckt, und sie werden auch nicht durch moderne Werbestrategien manipuliert und auf etwas geeicht, was angeblich richtig für sie ist.
Im Gegensatz zum Menschen, der seinem freiem Willen bei der Auswahl seiner Ernährung die Zügel lässt, essen Tiere das, was ihnen ihr Instinkt und ihre Gene vorschreiben. Deshalb werden weder Insekten noch Reptilien, weder Fische noch Vögel oder Säugetiere (außer Haustiere des Menschen und er selbst) von degenerativen Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes, Arthritis, Allergien oder Multipler Sklerose geplagt – um nur ein paar typische Probleme zu nennen.
Kennen Sie Ihre Vorfahren?
In seinem Buch Happiness Is a Healthy Life schreibt der Arzt Lendon Smith: „Der Trick bei der Auswahl des richtigen Essens liegt darin, dass Sie herausfinden, wer Ihre Vorfahren waren,