Gespräche mit dem Planeten Erde. Ute Wimpff
machte ich auch brav. Aber irgendwann wuchsen für mich die Pflänzchen zu langsam und ich ging eines Morgens in aller Frühe in den Garten und zog sie heraus, um zu sehen, warum sie nicht schneller wuchsen. Als meine Großmutter das sah, schüttelte sie den Kopf, zog mich an meinen langen Haaren und meinte, dass sie ziehen könne, wie sie wolle, ich würde deshalb nicht schneller wachsen. Ich würde höchstens weinen, weil mir das wehtut und die Pflänzchen würden verdorren und es gäbe keine Blumen mehr.
Diese Lektion hatte ich verstanden, aber das Interesse am Wachstum meiner Blumen war vorbei. Was ich aber damals von meiner Großmutter gelernt habe, ich konnte mit Tieren und Pflanzen reden und bekam innerlich eine Antwort. Einmal klappte das sehr gut, ein anderes Mal weniger gut und deshalb legte ich diese Gabe als „nicht zuverlässig“ zur Seite. Heute weiß ich, Sensitivität muss trainiert werden, um damit verlässliche Ergebnisse zu erreichen.
In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde das Thema „außersinnliche Wahrnehmung“ stark diskutiert und über Freunde wurden wir auf das südamerikanische mediale Heilerehepaar Carmen und Jarbas Marinho aufmerksam. Ich hatte großes Interesse, das von ihnen angebotene Seminar zu besuchen, war aber unsicher, wie ich mit meiner Medialität in einer großen Gruppe zurechtkommen würde. Deshalb bat ich meinen Mann, mich zu begleiten. Und so besuchten wir als Paar im Sommer 1986 diesen Workshop.
Carmen und Jarbas waren kardizistisch[1] ausgerichtet und tief religiös. Carmen hatte die Fähigkeit nachzuprüfen, ob und inwieweit eine Medialität bei den Teilnehmern vorlag, und mit ihnen begann sie ihr mediales Training. Dabei wurde sie von ihrem Mann Carlos unterstützt. Der Sinn dieses Trainings war, Seelen, die beim Tod in <Zwischenwelten> stecken blieben, ins sogenannte <Licht> zu führen, d. h. sie über ihren Tod zu informieren, damit sie weitergehen konnten. Diese noch unbewussten Seelen wurden <leidende Seelen> genannt.
In diesem Seminar lernten wir, uns total zu entspannen, in eine Trance zu kommen und diese Seelen aufzunehmen, zu inkorporieren. Ein anderer Teilnehmer konnte dann mit diesen Seelen sprechen, sie über ihren Zustand aufklären und ermutigen, ins sogenannte <Licht> zu gehen. Jenseitige Helfer führten dann die bewusst gewordenen Seelen weiter.
Es zeigte sich, dass ungefähr die Hälfte der Teilnehmer sehr schnell in eine tiefe Trance kam. Dazu gehörte auch ich. Die andere Hälfte übernahm dann den Part, die inkorporierten Seelen anzusprechen, damit sie ihren Weg ins Licht fanden. Es gehörte ein großes Einfühlungsvermögen dazu, um mit diesen verstörten Seelen ins Gespräch zu kommen. Hier zeigte sich, dass Werner und ich als Paar gut zusammenarbeiten konnten. Seine ruhige Art half mir, innerlich loszulassen und mich seiner Führung anzuvertrauen.
Noch in diesem Workshop entschieden wir uns dafür, mit anderen Teilnehmern der Gruppe an unserem Wohnort kontinuierlich weiterzuarbeiten. Diese Treffen waren sehr interessant und wir lernten dabei viel über die geistige Welt. Doch nach längerer Zeit mussten wir uns eingestehen, dass uns Familie und Beruf wenig Raum für diese Gruppenarbeit ließen, und wir beendeten die Treffen.
Ich begann mit dem Automatischen Schreiben
Nach dem Training bei den Marinhos begann ich mit dem <Automatischen Schreiben>. Dabei wird die Hand von geistigen Lehrern geführt und Informationen aus dem Jenseits werden auf diese Weise übermittelt. Am Anfang war die Schrift undeutlich und der Inhalt mitunter unverständlich. Das verbesserte sich mit jeder Durchsage. Das Schreibtempo war von Anfang an sehr schnell. Bei dieser Art des Kontaktes habe ich gelernt, schützende Rituale zu entwickeln, damit die Durchsagen aus der geistigen Welt klar durchkamen. Diese Form des Schreibens führte ich durch, bis ich fähig war, die Informationen meiner geistigen Lehrer direkt zu sprechen und die Sitzung auf ein Diktiergerät aufzunehmen.
Der Beginn dieses Weges war für mich nicht einfach. Immer wieder gab es Rückschläge und es erforderte von mir viel Disziplin, nicht aufzugeben. Aber dieses Durchhaltevermögen hat sich für mich gelohnt, denn die Entwicklung meiner Medialität erweiterte sich immer mehr.
Über unseren Freundeskreis lernten wir ein englisches Medium kennen, das nach Deutschland zu einem Seminar eingeladen wurde. Auch diese Arbeit war von tiefer Religiosität geprägt. Durch dieses Medium kam ich zum Ausbildungszentrum der englischen Medien und Heiler, das Arthur Findlay College in Stansted, England. Viele der im College ausgebildeten Heiler arbeiten in Krankenhäusern in England. Der Sinn der medialen Ausbildung dort liegt darin, dass Medien lernen, Kontakte zur geistigen Welt herzustellen, um zu zeigen, dass es ein Jenseits und ein Weiterleben nach dem Tod gibt. Für diese Aufgaben werden Heiler und Medien viele Jahre intensiv trainiert.
Auch diese Art der Jenseitskontakte fand ich sehr interessant und wichtig, aber ich selbst wollte diese Arbeit nicht aufnehmen. Trotzdem habe ich viel bei den Trainings gelernt und ich wurde von der geistigen Welt intensiv darüber belehrt, wie für uns Menschen der Übergang in die jenseitige Welt stattfindet und warum es so wichtig ist, diesen Schritt bewusst zu vollziehen. Auch diese Aussagen habe ich protokolliert.
In den 90er Jahren hatte ich Zugang zu einem Seminar in Italien, in dem traditionelle afrikanische Heiler, Sangomas, ihr Wissen und Können zeigten. Diese Männer kannten die italienische Pflanzenwelt nicht. Und doch war es ihnen möglich, sich energetisch draußen in der Natur von Pflanzen anziehen zu lassen, die sie zur Behandlung und Heilung einer bestimmten Krankheit benötigten. Ein anwesender deutsch sprechender Biologe konnte uns erläutern, welche Inhaltsstoffe diese gefundenen Pflanzen enthielten, wie und in welcher Form sie in unserer heutigen wissenschaftlichen Medizin eingesetzt oder wie sie seit altersher in der Volksheilkunde angewendet wurden.
Es war für mich eine erstaunliche Erfahrung, die zeigte, welches Wissen heute noch traditionelle Kräuterkundige in bestimmten Ländern haben. Und sicherlich war es nur ein kleiner Teil der Erfahrung dieser Männer, die wir beobachten durften.
In dieser Zeit lernte ich Felicitas D. Goodman kennen (*1914 †2005). Sie war Kulturanthropologin, Tranceforscherin und Schriftstellerin, lehrte bis 1978 an der Denison University in Columbus (Ohio) Linguistik, Ethnologie und Kulturanthropologie. 1979 gründete sie das internationale Cuyamungue-Institut in New Mexico zur Erforschung und Lehre von rituellen Körperhaltungen und ekstatischer Trance.
In ihren Workshops kam ich mit dem Weltbild des Schamanismus in Berührung, das besagt, dass alles Lebendige auch eine geistige Entsprechung hat. Durch bestimmte Trommelrhythmen und Körperhaltungen, die sie vorgab, ermöglichte sie eine Trance, um uns mit diesen anderen Bewusstseinsebenen zu verbinden. Es war ein eindrückliches Erlebnis und es war bereichernd, die fröhliche und positive Ausstrahlung von Felicitas zu erleben.
Dann führte mich mein Weg zu Marko Pogacnik. Er kommt aus Slowenien, ist Bildhauer, Land-Art-Künstler, Geomant und Autor und entwickelt Steinskulpturen, die er als „Lithopunktur“ zur Heilung und Harmonisierung der Natur- und Stadtlandschaft einsetzt. Seine Steinsetzungen sind in unterschiedlichen Landschaften und Orten weltweit zu finden. Als sensitiver Künstler führt er Heilkreise zur Harmonisierung der Erde durch. In den 90er Jahren habe ich ihn, zusammen mit meiner Freundin Gerda, bei seinen Heilkreisen erlebt. Wir waren beide beeindruckt, wie sich Marko mit seiner Art der Wahrnehmung und seinen Steinsetzungen für die Heilung der Erde einsetzt.
Als ich 2018 an meinem Buch arbeitete, wollte ich sehen, wie sein Weg weitergegangen war. Zwischenzeitlich hat er viele Bücher mit unterschiedlichen Themen zu seiner Arbeit über die Erde herausgegeben, wobei die Kommunikation mit den sichtbaren und unsichtbaren Bewusstseinsebenen unseres Planeten im Vordergrund steht. Mit vielen Übungen und Meditationen regt er Menschen an, eine eigene Form der Wahrnehmung zu Erde, Natur und Kosmos zu finden. Er wurde Botschafter und Unesco-Künstler für den Frieden. Ich bin sehr froh und es ermutigt mich in meiner Arbeit, diesen Künstler und Wegbereiter für einen besseren Umgang mit unserem Planeten Erde kennengelernt zu haben.
Zusammengenommen waren das für mich alles außergewöhnliche Erfahrungen, sich mit der Energie der Erde und anderen Bewusstseinszuständen auseinanderzusetzen.
Die Erde – eine lebendige Wesenheit
Als sich meine medialen Fähigkeiten weiterentwickelten, wurde