AC/DC. Susan Masino

AC/DC - Susan Masino


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ein paar Lieder unter diesem Namen aufgenommen, aber nachdem der amerikanische Zweig von EMI Interesse bekundet hatte, wurde nun in Sydney ernsthafter an einer Langspielplatte gearbeitet. Dafür wurden Georges jüngere Brüder als zusätzliche Gitarristen angeheuert.

      „Das war die erste Sache, die Malcolm und Angus vor AC/DC machten“, erzählte George später dem altgedienten australischen Musikjournalisten Glenn A. Baker. „Wir nahmen das Ganze nicht so ernst, und deshalb ließen wir sie mitmachen. So konnten sie mal sehen, wie es in einem Aufnahmestudio so zugeht.“

      Die Arbeit mit George und Harry an Tales Of Old Granddaddy, heute übrigens ein begehrtes Sammlerstück, machte Malcolm klar, dass es mit dem Grundgedanken des Rock’n’Roll unvereinbar sei, alle Instru­mente getrennt aufzunehmen und die Tonspuren nachträglich zusam­menzumischen. Seine eigene Band würde das bestimmt nicht so ma­chen. Malcolm hatte schon recht klare Vorstellungen von der Gruppe, in der er spielen wollte.

      3 IT’S A LONG WAY TO THE TOP (IF YOU WANNA ROCK’N’ROLL)

      Aller Anfang ist schwer

      Während sein älterer Bruder Pläne für die Band seiner Träume schmie­dete, war Angus schon dabei, eine ihm eigene Bühnenshow zu entwic­keln. Später vertraute er der Zeitschrift Rip an, dass seine unkontrolliert wirkende, spasmische Körpersprache auf der Bühne ihn ganz unwillkürlich überkomme: „Immer wenn ich spiele, ist es irgendwie so, dass sich, während die meisten anderen nur einen Ton auf der Gitarre langziehen, bei mir der ganze Körper zieht. Ich bin eben ein kleiner Kerl. Und wenn ich einen Akkord runterschlage, dann geht mein Kör­per mit. Bei den anderen bewegen sich nur die Finger, bei mir der ganze Körper.“

      Angus’ spezieller Entengang, den er sich von Chuck Berry abge­guckt hatte, und der „Anfall“ auf dem Boden, die bis heute zu seinen Markenzeichen gehören, waren hilfreiche Mittel, die Aufmerksamkeit der betrunkenen Krawallmacher in den Spelunken der Vororte auf sich zu ziehen. Viele dieser Einlagen sind eher zufällig entstanden. Angus erzählt, dass die Band, in der er vor AC/DC spielte, eines Abends „beim Publikum überhaupt nicht gut ankam. Ich ging über die Bühne und stolperte über das Gitarrenkabel. Ich kam mir natürlich wie ein Idiot vor. Da wälzte ich mich auf dem Boden herum und ließ das Ganze aussehen wie einen Todeskampf; dazu ließ ich die Gitarre kreischen, dass es durch Mark und Bein ging. Das war der einzige Applaus, den wir den ganzen Abend über bekamen. Malcolm wollte eine neue Band gründen, und er sagte nur: ‚Komm und mach das bei uns.‘“

      Angus hatte zwar keine genauen Vorstellungen davon, was er im Leben anfangen sollte, aber er wusste recht genau, was er nicht tun wollte. „Ich würde nicht arbeiten gehen“, erzählte er der Zeitschrift Circus. „Darin war ich mir ziemlich sicher. Ich weiß noch, wie mein Vater sagte: ,Du und Malcolm in einer Band? Das kann nicht gutgehen!‘“ Wir lagen uns ständig in den Haaren.“ Ursprünglich wollte Malcolm in seiner noch namenlosen neuen Gruppe alleine Gitarre spielen, aber in letzter Minute entschloss er sich, statt eines Keyboarders Angus hinzu­zunehmen. Die Originalbesetzung von AC/DC umfasste neben Malcolm und Angus den Sänger Dave Evans, den gebürtigen Holländer Larry Van Knedt am Bass und den Schlagzeuger Colin Burgess, der davor bei den Masters Apprentices, einer recht beliebten Band aus Adelaide, die Felle gegerbt hatte.

      Der aus Newcastle stammende Frontmann Evans, den Malcolm während seiner Zeit bei Velvet Underground kennengelernt hatte, der Angus als „kleinen Hohlkopf“ verspottete – bis er ihn spielen hörte – und der von ebendiesem später als „kleiner Gary-Glitter-Fan“ entlassen werden sollte, war ein sich im Stile der Glamrocker kleidender Schön­ling auf Plateauabsätzen, dessen überzogene Possenreißerei auf der Bühne im Gegensatz zu dem eher bodenständigen Bild stand, das AC/DC später abgeben sollten. Evans war zwar kein besonders guter Sän­ger, aber er besaß eine Ausgefallenheit, die darin bestand, dass er sich an der Glamrock-Bewegung orientierte, für die Malcolm damals ein offenes Ohr hatte.

      Angus erklärt: „Als wir anfingen, war es uns egal, ob wir ins Radio kommen würden und was die Leute über uns sagten. Wir wussten nur, dass das, was wir machen wollten, der Musik damals fehlte. Wir gingen einfach auf die Bühne und spielten Rock.“

      Der erste Auftritt von AC/DC, damals noch ohne Namen, fand in der Silvesternacht 1973 in dem kleinen Sydneyer Klub Chequers statt. Das Quintett läutete das neue Jahr mit einem Programm ein, das zum größten Teil aus Stücken von Gruppen wie den Beatles, den Rolling Stones oder von Chuck Berry bestand. Die Band musste ihren wahren Stil erst noch finden. Dennoch sind sich die Zeugen darin einig, dass schon in dieser frühen Phase die Feuerkraft ihrer Musik beeindruckend war. „Wir waren ungefähr zwei Wochen zusammen gewesen“, erinner­te sich Angus später an jenen Abend. „Wir mussten raus auf die Bühne und losfetzen, das war klar. Vom ersten Moment an lief es wie am Schnürchen. Die Leute dachten, wir seien ein Haufen Verrückter. – ,Wo sind die Kleinen ausgebrochen?‘ und solche Sprüche.“

      Zu jener Zeit trug Angus schon sein Markenzeichen auf der Bühne, die Schuluniform. „Ich fing an, meinen Schuljungenanzug zu tragen“, erklärt er, „weil wir in meiner ersten Band immer gleich nach der Schule probten; ich hatte ihn also schon an. Die in meiner nächsten Gruppe fanden mich gut in dem Anzug, weil die Leute auf sie aufmerksam wurden, und als ich dann bei AC/DC war, erwartete man schon, mich so zu sehen.“

      Angus hat aber auch an anderer Stelle erklärt, dass sein Kostüm das Ergebnis eher praktischer Überlegungen war. „Ich trug Shorts, weil man sich in ihnen leichter bewegen kann als in Jeans. Wenn ich stark schwitzte, hingen sie an meinen Beinen wie festgeklebt. Ich dachte: ,Du machst es jetzt wie die Fußballer und trägst kurze Hosen.‘ Da kam meine Schwester und schlug vor: ,Zieh doch einfach deinen Schulanzug an.‘ Ich ging damals in Sydney zur Schule und hatte einen Blazer, denn die Schüler dort tragen Uniformen. Ich nahm eine alte Mütze, machte ein großes ,A‘ drauf, und das war’s. Am Anfang dachte ich: ,Du siehst ja verrückt aus in diesem Schul­jungenanzug und mit der ganzen Aufmachung, du musst noch was anderes bringen. Du kannst nicht einfach auf die Bühne gehen und erwarten, dass alles von selbst geschieht.‘ Und so habe ich dann immer neue Sachen in die Show eingebaut, und sie wurde immer ausgefalle­ner. Aber der Entengang und das Herumhüpfen waren schon immer. Wenn ich auf einem Fleck stehen muss, kann ich einfach nicht spielen, und solange ich zurückdenken kann, gehe ich mit dem Kopf mit, wenn ich Musik höre.“

      Wo die Ursprünge von Angus’ wahnsinniger Bühnenshow auch liegen mögen, sie gab der relativ einfachen Darbietung der frühen AC/DC eine selbstdarstellerische Note, die bis ins Groteske hineinspielte, und symbolisierte auf durchschlagende, wenn auch recht seltsame Weise die Auflehnungshaltung der Gruppe gegenüber der Gesellschaft. In den frühen Tagen jedoch war der Anblick des zwergenhaften Gitar­renhelden eher dazu geeignet, das Kneipenpublikum zu verwirren. „Es war wie ein Sprung ins kalte Wasser“, erklärt Angus. „Die Leute fragten sich: ,Soll das ein Witz sein?‘ und fingen an zu lachen. Malcolm sagte zu mir: ,Stopf ihnen das Maul! Zeig ihnen, dass du spielen kannst!‘ Das Gute daran war, dass sie uns nicht mehr vergaßen, denn da war der Kleine in den kurzen Hosen, der sich aufführt wie bei einem epileptischen Anfall.“

      Manchen Berichten zufolge war der Name „AC/DC“ ein Vorschlag von Schwester Margaret. Sie soll die Abkürzung bei den Benutzerhinweisen auf ihrer Nähmaschine bemerkt haben. Angus hat einmal gesagt, er habe sie zuerst auf Mamas Staubsauger entdeckt. Die Young-Brüder haben immer wieder hartnäckig darauf verwiesen, dass der Bandname aus dem Bereich der Elektrizität stammt. Dass darin im Slanggebrauch auch eine Anspielung auf gewisse sexuelle Neigungen enthalten ist, behauptete man, nicht gewusst zu haben.

      Obwohl die Gruppe den Bezug der Bisexualität, den ihr Name anklingen ließ, fortwährend heftig bestritt, sagte Malcolm in einem Interview mit der australischen Rockzeitschrift Go-Set im Jahre 1974: „Wenn die Leute denken wollen, dass wir fünf Schwuchteln sind, dann können sie das von mir aus.“ Die Unklarheit über den Namen „AC/DC“ nahm solche Züge an, dass die fünf oft sogar auf Schwulenveranstaltungen spielen sollten; weil die Gruppe immer heiß auf Konzerte war, wurde nichts abgelehnt.

      Bis April 1974 war die Rhythmussektion der Originalbesetzung durch den Bassisten Rob Bailey und den Schlagzeuger Peter Clack (nach einem kurzen Zwischenspiel der Drummer Ron Carpenter und Rüssel


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